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sie haben nichts gelernt, versuchen es in der zweiten Halbzeit weiterhin mit der Brechstange, was wieder zu einem Freistoß in Tornähe führt. Der Schiedsrichter wird als parteiisch beschimpft und geschuppst, wodurch er strauchelt und hinfällt. Bruchsals Kapitän muss vom Platz. Auch das wird nicht hingenommen. Der Schiedsrichter appelliert an ihren Sportsgeist und droht mit Spielabbruch. Zähneknirschend wird versucht, mit viel Wut im Bauch, das Spiel noch zu drehen. Die Gastgeber halten sich zurück, üben das Abspielen. Bei einem weiteren Freistoß für Zoratom steht die Mauer gemischt. Ein Bruchsaler gibt Richards bestem Mann auf die Außenseite des rechten Knies einen Pferdekuss. Der knickt zusammen. Zu dumm für die Gäste, der Schiedsrichter hat‘s gesehen, beide müssen vom Platz, der Verletzte darf ersetz werden. Richard schießt voll auf die Mauer, einer seiner Männer lässt sich fallen, der Ball landet im Netz.

      Was am meisten erstaunt ist, das die rabiaten Gäste mit neun Mann weiterspielen. Selbst Richard hat damit gerechnet, dass sie nun hinschmeißen, sich lieber volllaufen lassen und auf dem Zeltplatz noch gebührend Ärger veranstalten. Sie wollten lernen, behaupten sie unter der Dusche, nach dem das Spiel zwölf zu eins geendet hat. Die Spieler gehen nach dem duschen erst einmal einen Trinken. Derweil wird das Sportheim für den bunten Abend und die Pokalverleihung gerüstet.

      Während der Dämmerung streben Kind und Kegel dem Festplatz zu. Im Sportheim spielt eine Kapelle Tanzmusik. Die sich unterhalten, trinken und essen wollen, sitzen draußen, mit Krügen vor sich auf den Tischen. Die Gastmannschaften haben Lebensmittel mitgebracht, die nun gekocht, gegrillt und ausgeschenkt werden.

      Gerade als der Chefkoch sagt: „So langsam könnten die Bruchsaler ihr Bier herbringen“, kommt ein Jugendlicher angerannt und ruft: „Die Bruchsaler sind abgehauen.“ Natürlich mit ihrem Bier. Die Empörung ist groß, die Sieger fühlen sich geprellt.

      Immer wieder Pilze

      Während alle mit der Vorbereitung des Festes beschäftigt waren, haben die schlechten Verlierer ihre Zelte abgebaut und ihre Wagen beladen. Beim Einsetzten der Musik rumpelten sie davon und ließen viele durstige Kehlen zurück, die nach dem seltenen Bier verlangten. Das ist ein klarer Verstoß gegen die Abmachung. Wenn es das Bier nicht gäbe, wären viele gar nicht gekommen, hätte das Turnier vermutlich gar nicht stattgefunden.

      Der durstigste ist Grissly. „Das ist Verrat an den guten Sitten.“

      „Red nicht, die kriegen wir an der zweiten Brücke“, behauptet Richard. „Zu den Pferden“, und rennt schon in Richtung Grisslys Hof.

      Unterwegs ruft er einige Namen, aus der Menge lösen sich junge Männer, die schneller sind als der alte Grissly. Auch Carlina erkennt um was es geht, startet durch und schnappt sich unterwegs ein Beil. Die Pferde staunen nicht schlecht, als ihnen nur die Halfter angelegt werden und die Reiter sich, ohne zu satteln, auf ihre Rücken schwingen.

      Beide Pontonbrücken befinden sich an Stellen, wo die Erdspalten nur zehn, zwölf Meter breit sind. Die innere Brücke befindet sich bei Ringsheim. Um zu ihr zu kommen, müssen die Zechpreller den Weg über den Heuberg nehmen. Nach der Brücke führt der Weg nach Mahlberg. Die zweite Erdspalte geht an dem Basaltfels vorbei, auf dem das Schloss steht. In diesem Ort befindet sich die äußere Brücke. Die Reiter unter Grisslys Leitung galoppieren aber strikt nach Ettenheim, durch die Stadt hindurch nach Altdorf. Was der kürzere Weg wäre, wenn die innere Erdspalte nicht gäbe. Doch bei Altdorf gibt es eine Stelle die häufig von Wildtieren benutzt wird. Dort sind die Kanten abgetreten. Auf einer Art Rampe geht es hinab ins Wasser und drüben wieder hinauf.

      Auf diese Stelle traben die Verfolger zu, stürzen sich, trotz Dunkelheit, auf dem Pferderücken sitzend hinab ins Wasser und treiben gegenüber ihre Reittiere wieder hinauf. Nach dem unfreiwilligen Bad reiten sie frisch nach Mahlberg. Dort verfallen sie in Schritt, im Ort geht es nur langsam vorwärts. Der kleine Trupp muss sich durch Büsche und Schlingpflanzen winden. Die Brücke vor sich, sehen sie im Licht des Vollmondes die Bruchsaler mit ihren Wagen von links heranpreschen. Doch die Verfolger sind zuerst auf dem Übergang. Auf der anderen Seite binden sie die Pferde an und stellen sich den Flüchtenden in den Weg.

      Einige Bruchsaler reiten heran, einige steigen von den Wagen und betreten die Brücke. Sie sind in mehrfacher Überzahl. Wenn sie der Anstand endgültig verlässt, können sie den Übergang mit Gewalt erzwingen.

      „Ihr habt die Bezahlung vergessen“, tönt Grissly hinüber. Neben ihm steht Carlina mit dem Beil in der Hand. Jeder fragt sich, weshalb sie sowas unpraktisches mitschleppt. Die Bruchsaler haben bestimmt die eine oder andere Schusswaffe dabei. Schon alleine deshalb, um auf dem Heimweg einen Braten schießen zu können.

      „Ihr seid richtig schlechte Verlierer“, meint Richard.

      Carlina versucht es mit Logik. „Wenn ihr nicht mehr haltet was ihr versprecht, könnt ihr in Zukunft auch keine Patienten mehr bringen.“

      „Das Spiel war nicht fair. Der Schiedsrichter war gegen uns“, behauptet der Älteste.

      „Ihr habt uns beschissen“, geifert die Bulldogge vom vorderen Wagen. „Deshalb steht euch auch keine Bezahlung zu.“

      Grissly und Richard erkennen, dass es besser ist wenn Carlina redet, weil Männer einen Konflikt schnell eskalieren lassen. Sie geht einige Schritte auf die Bierbrauer zu. Immer noch mit dem Beil in der Hand. Die Bulldogge lächelt verächtlich.

      „Überlegt doch mal. Wann haben wir jemals betrogen?“, versucht sie es wieder. „Das hatten wir nie nötig. Es war von vornherein ausgemacht, dass ihr für das Turnier das Bier liefert. Aber ihr habt alle enttäuscht. Auch wirft es auf euch ein schlechtes Licht, wenn ihr euch durchfuttert und dann die Gastfreundschaft missbraucht.“

      „Wenn es nach mir geht“, meint der Alte, „werdet ihr von uns nie mehr wieder etwas hören und sehen.“

      „Ihr könntet bei uns manchmal trainieren“, versucht Carlina die Stimmung zu verbessern. „Richard würde euch bestimmt einige Tricks zeigen und eure Spielweise verbessern.“

      Richard nickt.

      Die Bruchsaler sind voll der Meinung, ihr geht es um das Bier. Dabei will sie nur vermeiden, dass Feindschaften entstehen.

      Die Bulldogge brüllt: „Ab dem heutigen Tag sind wir geschiedene Welten….“

      „Der Sinn des menschlichen Daseins ist doch, dass man sich gegenseitig unterstützt“, fällt Carlina ihm ins Wort. „Die einen liefern Motoren, die anderen Solarzellen, wieder andere Bier und wir behandeln die Patienten. Kluge Menschen leben miteinander und nicht gegeneinander.“

      Die Männer schauen sich an. Carlinas milde Sprache hat Eindruck hinterlassen. Sie flüstern. Dann: „Aber nicht zu euren Bedingungen“, sagt der Alte fest. „Und jetzt macht die Brücke frei oder wir prügeln euch herunter.“

      „Die vollen Fässer lasst ihr aber hier“, entgegnet Carlina und hackt mit ihrem Beil donnernd auf einem Tank herum, der als Ponton die Brücke stabilisiert. Keiner begreift was sie macht. Nach wenigen Schlägen schwimmt der Tank davon, die Brücke bekommt Schlagseite. Sie hat die Halteseile durchtrennt. Bevor jemand eingreifen kann, schwimmt ein zweiter davon, die Brücke liegt jetzt schief auf dem Wasser. Sofort ist jedem klar, schwere Wagen kommen nun nicht mehr hinüber, würden ins Wasser rutschen.

      Während die eigenen Männer noch über die geniale Aktion staunen und die Brauer sich über Carlinas famosen Durchblick ärgern, begibt sie sich hinter ihre Männer. Pferdegetrampel kommt näher. Grisslys Gruppe bekommt Verstärkung.

      „Jetzt kommt schon, seid nicht so und feiert mit uns“, sagt Grissly in gutmütigen Ton. „Morgen reparieren wir die Brücke und ihr könnt nach Hause.“

      An diesem Tag ein zweites Mal hoch verloren zu haben, bricht den Willen der Bruchsaler. Sie müssen umdrehen.

      Die Feier dauerte bis Sonnenaufgang. Im Sportheim gibt es kein Frühstück, in der Kirche keine Besinnung, im Hospital keine Patienten. Schnapsleichen liegen bislang unerkannt in den Zelten und auf dem Gelände herum.

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