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weiß, für uns wird‘s so bleiben

      (Aus: Mark Forster, Wir sind groß)

       © 2020 by Stefan Koenig

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      Vorbemerkung

      Blühende Zeiten und blühende Landschaften. Die Zeit zwischen 1989 und 1994. Ich hatte mir vorgenommen, jene fünf Jahre in diesem Band zu vereinen. Diese Vereinigung ging schief. Im Laufe des Recherchefortschritts wurde mir zusehends klar, dass alleine das Jahr 1989 mit so vielen Ereignissen vollgepackt war, dass die vorliegenden 432 Seiten leicht zu füllen wären, ginge ich auf alle spannenden Einzelheiten ein. In der Mitte meiner Arbeit angelangt, wurde mir bewusst, dass ich das Vereinigungsjahr 1990 zwar beginnen, aber sicherlich nicht beenden könnte – es sei denn, ich weitete den Seitenumfang aus. Das aber wollte ich nicht.

      1989, das historische Jahr. Viele Überraschungen, Enttäuschungen, Hoffnungen. Politikerworte, leere Worte, falsche Versprechungen, Hohlbirnen und Birne als Kanzler. Raffgier, Goldgräberstimmung, Besatzermentalität, die Heilsarmee der Wessis. Die blauäugigen, angeblich lebensunerfahrenen Ossis. Das Millionengrab im Osten und der blutende Westen. Verlockung und Verheißung und der Weg in die neue Abhängigkeit. Die Chance auf ein neues Deutschland und die vertanen Möglichkeiten. Alte Politik in neuen Schläuchen. Blendung und Erblindung.

      Der Stichworte sind es viele, die uns einfallen, wenn wir über die Wendezeit und die Wendehälse nachdenken. Wollen wir heute noch viele Worte über all die Enttäuschungen verlieren? Ja, wir wollen. Und: Yes we can. We can change if we want! Aber wollen wir zurück in die Zeit von damals? Nicht wirklich. Jedoch in Gedanken. In Gedanken müssen wir zurück, müssen uns an jene Umbruchzeit erinnern, wenn wir aus Fehlern lernen wollen. Und wollen wir lernen? Na klar, wir wollen.

      Geschichte ist nicht zum Umschreiben da, auch wenn es nach Orwellscher Vision Mächte gibt, die genau davon leben. Erinnerung dient vielmehr der humanen Vorausschau. Ohne einen realistischen Blick zurück, gibt es keinen realistischen Blick in eine lebenswerte, humane und ökologische Zukunft. Meine Zeitreise führt noch einmal quer durch jene Zeiten, die dem damals nahenden neuen Jahrtausend alte Probleme mit auf den Weg gaben. Probleme der Besitzverhältnisse und der sozialen Teilhabe. Probleme der Umwelt und der Mitmenschlichkeit. Probleme des Friedens, der Abrüstung und der Kriegführung der Eliten. Die Eliten selbst zogen dabei nicht in den Krieg, auch nicht ihre Söhne und Töchter. Die modernen Eliten lassen das einfache Volk ziehen, lassen die Bürger „mehr Verantwortung übernehmen“ – wie Krieg führen heutzutage genannt wird.

      Viel geschah in den fünf Jahren nach der Wende und stellte die Weichen für die Zukunft. Viele Weichen führten ins Abseits. Einige Weichen weichten das Anliegen der DDR-Bürgerrechtsbewegung vollständig auf. Hardcore-Kapitalismus machte sich breit und die Gewerkschaften machten sich klein. Oder sie wurden klein gemacht. Hier entscheidet der Blickwinkel.

      Verschiedene Blickwinkel erleichtern die Beurteilung der Lage. Manchmal dient die Vielfalt der Blickwinkel jedoch der Vernebelung. Lassen Sie, liebe Leserschaft, sich nicht verwirren. Sie haben ihren eigenen Kompass. Behalten Sie ihn im Auge.

      Wenn ich mich erinnere und meine zahlreichen Dokumente aus jenen Zeiten zur Hand nehme und sichte, habe ich meinen ganz persönlichen Blick auf die Geschehnisse. Das ist normal und legitim. Niemals würde ich deshalb aber in Anspruch nehmen, den einzig richtigen Blickwinkel eingenommen zu haben. Als Autor stehe ich hingegen in der Pflicht, den Blick auf die historischen Begebenheiten so umfassend wie möglich frei zu geben.

      Bedenken Sie bitte bei alledem, dass ich einen Roman schreibe. Einen hoffentlich lesbaren, unterhaltsamen, aufschlussreichen und spannenden Roman über jene Epoche. Wenn er Ihnen gefällt, bin ich für eine Weiterempfehlung dankbar. Schenken Sie zu den Geburtstagen ruhig wieder einmal ein Buch. Bücher sind in Existenznot. Zumal, wenn es Bücher sind, die dem Mainstream nicht nach dem Mund plappern. Die Verflachung der Buchthemen ist für mich ein Graus.

      Ich bin so glücklich, wenn ich in unserer Gegenwartsliteratur hin und wieder einen Autor oder eine Autorin mit einem kritischen Blick entdecke. Noch besser, wenn dabei ein kritischer Text herauskommt. Völlig entgeistert bin und bleibe ich, wenn ich wieder einmal feststellen muss, wie unsäglich scheintot sich unsere Intellektuellen stellen oder wie mundtot sie sich machen ließen.

      Wo gibt es noch große kritische Geister, die sich dem Wahnsinn der Aufrüstung und der katastrophalen sozialen Ungleichheit öffentlich entgegenstellen? Früher haben die bundesdeutschen Intellektuellen, Schriftsteller wie Wissenschaftler, Lehrende wie Künstler, die Friedensbewegung mitgetragen und mit befeuert. Früher sind sie aufgestanden. Früher haben sie sich gerührt.

      Und heute? Wo sind sie geblieben?

      Warum sind sie eingeschlafen?

      Wer hat ihnen Schlafmittel verabreicht?

      Früher, ja, früher war alles besser, oder? Nein, war es nicht. Damals war alles anders. Vieles war besser, vieles schlechter. Und was bewegte uns damals noch, neben den gravierenden Fragen der Menschheitsgeschichte?

      Heino feierte sein erstes Comeback, nachdem er eine Zeitlang nicht mehr in den neuen Zeitgeist gepasst und „hoch überm Tale“ seine Zelte aufgeschlagen hatte. Schwarz-braun war zwar die Haselnuss, aber die schwarz-braune Zeit war endgültig passé. Dachte man.

      Tausende blutjunger Mädchen litten unter unsterblichem Liebeskummer. Die Boygroup »Take That« machte sie wild. Massenhysterie drohte, wo die »Kelly Family« auftauchte. Nichts mehr ging ohne Claudia Schiffer. Trendy in den 1990er Jahren: der Walker, die Modedroge Ecstasy sowie Volvic und San Pellegrino.

      -Die Klatschjournaille ließ sich über Harald Juhnkes Alkohol-Problem aus. Und während man früher im Smoking in die Oper ging, taten es nun auch Jeans und Pulli. Immer noch jagte Arnold Schwarzenegger als Terminator seine gegnerischen Kriegsmaschinen durch Gitter und Wände. Der Computer hatte das Kino erobert.

      Und heute? Unsere Herrschaftseliten, die in Wahrheit keine wirklichen Eliten sind, haben mit ihren Medien die Gehirne der Menschen erobert.

      Ist alles verloren? Nein!

      Viel Lesespaß wünscht Ihnen

      Stefan Koenig

      Post Scriptum:

      Wir haben Corona-Zeiten – und natürlich schreibe und sammle ich Informationen hierzu mit der Absicht, zu gegebener Zeit einen zeitgerechten Roman hierüber zu verfassen. Zeitgerecht, das heißt, der Zeit, in der wir heute leben, gerecht zu werden. Eine so zerrissene Zeit, solch zerrissene Umstände und eine solch zerrissene Gesellschaft hab‘ ich mein Lebtag nicht erlebt, würde Onkel Podger sagen … und er hatte wahrlich einige Jahre auf dem Buckel. Aber er hat die Gegenwart nicht mehr erlebt.

      Darf ich Ihnen die Wahrheit sagen? Ja? Nun gut, mir hat noch nie so viel vorm Schreiben gegraut, wie vor diesem Thema. Wenn ich 2020 in Schriftform hinter mir habe, habe ich das Schlimmste geschafft … denke ich heute.

      Wenn Sie dieses Buch lesen, müsste das Urteil im unmenschlichen und menschenrechtswidrigen Auslieferungsverfahren gegen den leidenden Helden Julian Assange gefallen sein. Ich drücke ihm die Daumen. Er verteidigt für uns alle die demokratischen Freiheitsrechte. Und bezahlt mit seiner Gesundheit – und hoffentlich nicht noch mit seinem Leben. Ihm widme ich den Text ganz am Ende dieses Buches.

      Dieses Buch ist den ost- und westdeutschen

      Oppositionellen aus der Wendezeit gewidmet.

      Es ist jenen gewidmet,

      die

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