Скачать книгу

      „Man weiß, dass es wehtut, obwohl es einen persönlich nichts angeht. Es tut hier weh“, sagte Sonja und zeigte auf ihr Herz. Keine Anmaßung, keine eingebildete Wichtigkeit. Untergeordnet. Trauer.

      Da war sie wieder, meine emotionale Sonja. Aber genau diese Emotionalität liebte ich ja so an ihr. Ihre Menschlichkeit. Es war klar. Gerds Rationalität stand ihrem Weltbild konträr gegenüber. Womöglich machte ihn das für sie attraktiv. Ich beobachtete die beiden, wie sie sich gegenübersaßen und ihre Weltanschauungen aufeinander prallten.

      Brauchte es Masochismus, um sich gedanklich in Situationen zu versetzen, die uns Menschen an unsere Grenzen führen konnten? Jeder hatte sicher schon mal einen Kriegsfilm gesehen, in dem Menschen starben. Das gehörte zum Krieg dazu, da wird gestorben. Krieg ist hässlich, da erwartet keiner Menschlichkeit. Wir waren nicht im Krieg, wir waren im Urlaub. Zumindest waren wir es bis vor einigen Stunden gewesen. Und wir waren jetzt in einer Grenzsituation, in der unser Mitfühlen als Menschen und unsere Tatkraft gefordert waren.

      So wie man es im Krieg lernt, wie schmerzhaft und dreckig der Krieg ist, wurde es uns jetzt beigebracht, wie es ist, wenn man völlig Fremden dabei hilft, ein vermisstes Kind zu suchen. Man denkt nicht nach, man handelt. War es daher müßig, es sich vorzustellen, weil man es sich nicht vorstellen konnte? Das Denken kommt erst später, dachte ich. Aber verhielten wir uns richtig? Gab es Regeln? Interessante Frage.

      „Gibt es Regeln?“ fragte ich in die Runde, „Ich meine, gibt es Regeln, wie man sich verhalten soll, in so einer Situation?“

      „Was meinst du?“ fragte Simona. Alle schauten mich an.

      „Ich meine, verhalten wir uns richtig. Tun wir, was zu tun ist?“, erklärte ich meine Gedanken.

      „Ich denke, wir tun alles, was man von uns erwartet hat. Was sollte man mehr tun? Wir haben gefeiert, wir haben Karten gespielt, wir haben getrunken, wir waren oder wir sind betrunken, man hat uns völlig überrascht und wir haben das Kind gesucht. Was hätte man mehr tun können? Wir haben es nicht gefunden, aber das liegt nicht in unserer Macht“, sagte Sonja mit mehreren Pausen dazwischen.

      „Und wir sind emotional sehr beteiligt und das alles geht uns mächtig an die Nieren. Ich kann das natürlich nur für mich sagen. Ist so.“

      Sie saß mit zusammengekniffenen Knien auf ihrem Campingstuhl, die Arme auf die Schenkel gelegt, hielt ihre Hände darüber gefaltet. Die Fußspitzen zeigten zueinander. In ihren Augen waren Tränen zu sehen. Sie bemerkte es und wischte sie sich mit einer Hand weg. Simona stand auf und kam zu ihr herüber und nahm sie in den Arm. Sonjas Gesicht verschwand hinter ihren Locken und sie begrub ihre Tränen in Simonas Schulter.

      Gerd schaute zu mir herüber und hielt mir die Flasche Cola hin. Ich nahm sie und trank einen großen Schluck. Das Gespräch war beendet. Für jetzt. Ich stand auf und ging zum Toilettenhaus herüber. Der Gang war sicherer, nicht mehr schwankend wie zu Beginn der Suche. Nüchtern war ich noch nicht. Ich schaltete kein Licht an. Das Mondlicht reichte aus, um das Innere des Hauses zu beleuchten. Ich stand sicher eine ziemliche Weile dort und schaute aus dem Fenster. Sonja. Sie trat im Moment in meinen Gedanken hinter Nora zurück.

      Nora. War die Kleine noch am Leben? Ich konnte es für mich beantworten: ja, und man konnte sich um jemanden ängstigen, den man noch nicht einmal kannte. Ja, das konnte man.

      Ich ging zurück mit dem Vorsatz, meine negativen Gedanken vertreiben zu wollen. Nora war noch am Leben und wir mussten sie nur finden.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCA07CWADASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwDpZ55F mYBsAVF9pl/vmi5/17fWoq9enThyLQ8mpUkpPUl+0y/3zR9pl/vmoqKv2cOxHtJ9yX7TL/fNH2mX ++aioo9nDsHtJ9yX7TL/AHzR9pl/vmoqKPZw7B7Sfcl+0y/3zR9pl/vmoqKPZw7B7Sfcl+0y/wB8 0faZf75qKij2cOwe0n3JftMv980faZf75qKij2cOwe0n3JftMv8AfNH2mX++aioo9nDsHtJ9yX7T L/fNH2mX++aioo9nDsHtJ9yX7TL/AHzR9pl/vmoqKPZw7B7Sfcl+0y/3zR9pl/vmoqKPZw7B7Sfc l+0y/wB80faZf75qKij2cOwe0n3JftMv980faZf75qKij2cOwe0n3JftMv8AfNH2mX++aioo9nDs HtJ9yX7TL/fNH2mX++aioo9nDsHtJ9yX7TL/AHzR9pl/vmoqKPZw7B7Sfcl+0y/3zR9pl/vmoqKP Zw7B7Sfcl+0y/wB80faZf75qKij2cOwe0n3JftMv980faZf75qKij2cOwe0n3JftMv8AfNH2mX++ aioo9nDsHtJ9yX7TL/fNH2mX++aioo9nDsHtJ9yX7TL/AHzR9pl/vmoqKPZw7B7Sfcl+0y/3zR9p l/vmoqKPZw7B7Sfcl+0y/wB80faZf75qKij2cOwe0n3JftMv980faZf75qKij2cOwe0n3JftMv8A fNH2mX++aioo9nDsHtJ9yX7TL/fNH2mX++aioo9nDsHtJ9yX7TL/AHzR9pl/vmoqKPZw7B7Sfcl+ 0y/3zR9pl/vmoqKPZw7B7Sfcl+0y/wB80faZf75qKij2cOwe0n3JftMv980faZf75qKij2cOwe0n 3JftMv8AfNH2mX++aioo9nDsHtJ9yX7TL/fNH2mX++aioo9nDsHtJ9yX7TL/AHzR9pl/vmoqKPZw 7B7Sfcl+0y/3zR9pl/vmoqKPZw7B7Sfcl+0y/wB80faZf75qKij2cOwe0n3JftMv980faZf75qKi j2cOwe0n3JftMv8AfNH2mX++aioo9nDsHtJ9yX7TL/fNH2mX++aioo9nDsHtJ9yX7TL/AHzR9pl/ vmoqKPZw7B7Sfcl+0y/3zR9pl/vmoqKPZw7B7Sfcl+0y/wB80faZf75qKij2cOwe0n3JftMv980f aZf75qKij2cOwe0n3JftMv8AfNH2mX++aioo9nDsHtJ9yX7TL/fNH2mX++aioo9nDsHtJ9yX7TL/ AHzR9pl/vmoqKPZw7B7Sfcl+0y/3zR9pl/vmoqKPZw7B7Sfcl+0y/wB80faZf75qKij2cOwe0n3J ftMv980faZf75qKij

Скачать книгу