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Sätze, aber keiner schien erregt zu sein. Jeder blickte hin und wieder zu Tarzan hinüber oder nickte in seine Richtung, woraus zu entnehmen war, dass sich ihre Unterhaltung bis zu einem bestimmten Grade auch auf ihn bezog.

      Daraufhin gingen sie wieder aufeinander zu, bis sie dicht zusammenstanden. Nun wiederholte sich noch einmal die kurze Zeremonie der Verbundenheit, die bereits vorher die Feindschaft zwischen Tarzan und dem Schwarzen beendet hatte. Endlich kamen beide zu dem Affenmenschen und sprachen in ernstem Ton zu ihm, als ob sie eine Botschaft von besonderer Wichtigkeit zu übermitteln hätten. Sie gaben ihre hoffnungslose Aufgabe jedoch sehr schnell auf und bedienten sich der Zeichensprache. Diesmal bedeuteten sie Tarzan, dass sie ihren Weg gemeinsam fortsetzen wollten und dass er sie begleiten solle.

      Tarzan hatte die angegebene Richtung noch nicht erforscht und war daher sofort bereit, ihnen zu folgen. Er hatte sich vorgenommen, das unbekannte Land zu durchstreifen, bevor er seine Suche nach Lady Jane, die dort sein konnte, aufgab.

      Tagelang führte ihr Weg sie über die Hügel, die sich unter den ragenden Gipfeln des Gebirges entlangzogen. Oft wurden sie von den wilden Tieren dieser entfernten Weiten bedroht. Von Zeit zu Zeit erspähte Tarzan die gigantischen Ausmaße seltsamer Tiere in dem Schatten der Nacht.

      Am dritten Tag kamen sie zu einer großen natürlichen Höhle gegenüber einer abfälligen Klippe, zu deren Füßen einer der zahlreichen Gebirgsbäche floss, von denen die Ebene unter ihnen und die Sümpfe in den Niederungen an der Grenze des Landes gespeist wurden. Hier nahmen die drei vorläufig Wohnung und Tarzans Unterricht in der Sprache seiner Gefährten machte nun bessere Fortschritte als während ihres Marsches.

      Spuren in der Höhle deuteten darauf hin, dass sie in grauer Urzeit von anderen menschenähnlichen Geschöpfen bewohnt worden war. Überreste einer in den Fels geschlagenen Feuerstätte waren noch vorhanden. Wände und Decke waren schwarz von dem Rauch vieler Feuer. An manchen Stellen konnte man durch den Ruß in dem darunter liegenden Fels eingegrabene Hieroglyphen und Zeichnungen erkennen. Es waren die Umrisse von Tieren, Vögeln und Reptilien, welche an die ausgestorbenen Kreaturen der Kreidezeit erinnerten. Einige der Hieroglyphen waren jedoch neueren Ursprungs. Tarzans Gefährten lasen diese sehr aufmerksam und machten ihre Bemerkungen dazu. Mit den Spitzen ihrer Messer trugen auch sie zu dem wahrscheinlich Jahrhunderte alten Bericht auf den geschwärzten Wänden bei.

      Tarzans Neugier war geweckt. Aber die einzige Erklärung, die ihm in den Sinn kam, ließ darauf schließen, dass dies vielleicht das primitivste Gästebuch der Welt war. Wenigstens verstand er nun etwas mehr von der Entwicklung der seltsamen Kreaturen, mit denen ihn das Schicksal zusammengeführt hatte. Hier gab es Menschen mit Affenschwänzen, einer von ihnen behaart wie irgendein anderes Pelztier der niederen Klassen, und trotzdem besaßen beide augenscheinlich nicht nur eine Sprache, sondern auch eine primitive Schrift. Die erstere begann er langsam zu meistern. Dieser neue Beweis einer erstaunlichen Zivilisation bei Geschöpfen, die so zahlreiche tierische Merkmale aufwiesen, stachelte Tarzans Wissbegier nur noch mehr an. Sein Wunsch, ihre Sprache möglichst bald völlig zu beherrschen, verstärkte sich, so dass er sich mit noch größerem Eifer auf die vor ihm liegende Aufgabe stürzte. Er kannte bereits die Namen seiner Gefährten und die gewöhnlichen Bezeichnungen für Tiere und Pflanzen, mit denen sie in Berührung gekommen waren.

      Ta-den, der Haarlose mit der weißen Haut, hatte die Rolle des Erziehers übernommen und führte seine Aufgabe mit einem Eifer durch, der seinen Niederschlag in den schnellen Fortschritten seines fleißigen Schülers fand. Om-at, der haarige Schwarze, schien zu fühlen, dass auch auf seiner Schulter ein Teil der Verantwortung für Tarzans Erziehung ruhte. Deshalb bemühte auch er sich, Tarzan mancherlei beizubringen. Das Ergebnis war überaus erfreulich: Bevor einer von ihnen sich dessen recht bewusst werden konnte, war die mündliche Verständigung eine vollendete Tatsache. Tarzan erklärte seinen Gefährten den Zweck seiner Expedition, aber keiner von ihnen konnte ihm den leisesten Hoffnungsschimmer auf Erfüllung seiner Sehnsucht geben. In ihrem Land hatte es niemals eine Frau gegeben, die seiner Beschreibung entsprach, überhaupt hatten sie vor dem Zusammentreffen mit ihm jemals einen Menschen ohne Schwanz gesehen.

      »Ich bin von A-lur schon so lange fort wie Bu, der Mond, braucht, um siebenmal zu essen«, sagte Ta-den. »Viele Dinge können in siebenmal achtundzwanzig Tagen geschehen. Aber ich bezweifle, dass deine Frau durch die schrecklichen Sümpfe in unser Land kommen konnte, die selbst du kaum zu bezwingen vermochtest. Und selbst wenn es ihr gelungen wäre, hätte sie die Gefahren überleben können, denen du begegnet bist, ganz zu schweigen von denen, die du noch kennenlernen musst? Nicht einmal unsere Frauen wagen sich in die Wildnis außerhalb der Städte.«

      A-lur, Lichtstadt, Stadt des Lichtes, sann Tarzan, indem er das Wort in seine eigene Sprache übersetzte. »Und wo liegt A-lur?«, fragte er. »Ist es deine Stadt, Ta-den und die von Om-at?«

      »Es ist meine«, erwiderte Ta-den, der Haarlose. »Aber nicht die Stadt Om-ats. Die Waz-don haben keine Städte - sie leben in den Bäumen des Waldes und den Höhlen der Berge - nicht wahr, schwarzer Mann?«, sagte er und wandte sich an den haarigen Riesen neben ihm.

      »Ja«, gab Om-at zurück. »Wir Waz-don sind frei - nur die Ho-don sperren sich selbst in Städte ein. Ich möchte kein weißer Mann sein!«

      Tarzan lächelte. Sogar hier gab es den Rassenunterschied weiß und schwarz - Ho-don und Waz-don. Auch nicht die Tatsache, dass sie in ihrer Entwicklung und ihren Fähigkeiten ebenbürtig waren, machte einen Unterschied - der eine war weiß, der andere schwarz, und es war nicht schwer zu erraten, dass sich der Weiße dem anderen überlegen fühlte - man konnte es in seinem ruhigen Lächeln lesen.

      »Wo liegt A-lur?«, fragte Tarzan nochmals. »Du kehrst dorthin zurück?«

      »Sie liegt jenseits der Berge«, erwiderte Ta-den. »Ich kehre nicht zurück - noch nicht. Ich kehre zurück, wenn Ko-tan nicht mehr ist.«

      »Wer ist Ko-tan?«, fragte Tarzan.

      »Ko-tan ist König««, erklärte ihm der weiße Urmensch. »Er regiert das Land. Ich war einer seiner Krieger. Ich lebte im Palast Ko-tans und traf dort seine Tochter Sonnenlicht. Wir liebten uns, Sonnenlicht und ich. Aber Ko-tan wollte mich nicht haben. Er schickte mich fort, um mit den Männern eines Dorfes im Dschungel zu kämpfen, die ihm den Tribut als König verweigerten. Er hoffte, dass ich dabei getötet würde. Es gab harte Kämpfe, aber ich wurde nicht getötet. Siegreich kehrten wir zurück und brachten den Anführer der Aufständischen selbst als Gefangenen mit. Aber Ko-tan war nicht zufrieden, denn er sah, dass Sonnenlicht mich nun noch mehr liebte als zuvor. Mein Vater, Ja-don, der Löwenmensch, ist mächtig. Er ist der Häuptling des größten Dorfes außerhalb von A-lur. Ko-tan wagte nicht, ihn zu beleidigen. Daher konnte er nicht anders, er musste mich meiner Verdienste wegen loben, obgleich er es nur mit einem zwiespältigen Lächeln tat. Aber du verstehst nicht! Wir nennen es ein Lächeln, das nur die Muskeln des Gesichtes bewegt und kein Licht in die Augen bringt - es bedeutet Heuchelei und Doppelzüngigkeit. Ich musste gelobt und belohnt werden. Wie hätte er mich besser belohnen können, als mit der Hand von Sonnenlicht seiner Tochter? Aber nein, er hebt Sonnenlicht für Bu-lot auf, den Sohn von Mo-sar, dem Häuptling, dessen Urgroßvater König war. Dieser bildet sich ein, er müsste von Rechts wegen König sein. So hoffte Ko-tan, Mo-sar zu besänftigen und auch die Freundschaft derer zu gewinnen, die wie Mo-sar selbst durchsetzen wollten, dass Mo-sar König wurde.

      Aber welche Belohnung sollte Ko-tan mir für meine treuen Dienste aussprechen? Wir verehren unsere Priester sehr. Im Tempel beugen sich die Häuptlinge und sogar der König vor ihnen. Keine größere Ehre konnte Ko-tan einem Untertan erweisen - denn die meisten wünschen nichts mehr, als Priester zu werden, aber ich nicht. Alle Priester, der höchste Priester ausgenommen, müssen Eunuchen werden, da sie nicht heiraten dürfen.

      Sonnenlicht selbst warnte mich zur rechten Zeit. Der Befehl ihres Vaters sollte den Beginn der Tempelzeremonien veranlassen. Ein Bote war bereits unterwegs, um mich zu Ko-tan zu rufen. War die Priesterwürde erst einmal vom König angeboten, so wäre ihre Zurückweisung eine Beleidigung des Tempels und der Götter gewesen, die meinen Tod bedeutet hätte. Da ich jedoch nicht vor Ko-tan erschien, brauchte ich daher nichts zurückzuweisen. Es war besser, mit einer geringen Hoffnung im Herzen zu fliehen, als zu bleiben und mit der Priesterschaft die letzte Hoffnung

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