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selber schauen, beruhigt in der Gewissheit, dass Jad-ben-Otho mächtig genug ist, alle diese Fragen selbst zu entscheiden.

      »Ja!«, stimmte Om-at zu. »Aber...«

      »Kein Aber, Om-at«, forderte Tarzan.

      Der zottige Schwarze zuckte die Schultern und lächelte. »Wollen wir in das Tal hinuntersteigen?«, fragte er. »Die Schlucht zu unseren Füßen ist unbewohnt, in der zur Linken sind die Höhlen meines Volkes. Ich möchte Dunkle Blume noch einmal sehen. Ta-den möchte seinen Vater unten im Tal besuchen und Tarzan will nach A-lur, um seine Frau zu suchen, die besser tot als in den Klauen der Ho-don-Priester von Jad-ben-Otho wäre. Was sollen wir also tun?«

      »Wir wollen so lange wie möglich zusammenbleiben«, schlug Ta-den vor. »Du, Om-at, musst Dunkle Blume leise bei Nacht besuchen, denn drei, selbst wir drei, können nicht hoffen, Es-sat und alle seine Krieger besiegen zu können. Das Dorf, in dem mein Vater Häuptling ist, steht uns jedoch jederzeit offen, und Ja-don wird die Freunde seines Sohnes immer willkommen heißen. Wie Tarzan nach A-lur kommt, ist eine andere Sache. Aber auch da gibt es einen Weg, und Tarzan ist mutig genug, ihn zu wagen. - Hört, und kommt dicht zu mir, denn unser Gott Jad-ben-Otho hat scharfe Ohren, und dies hier braucht er nicht zu hören.«

      Seine Lippen pressten sich dicht an die Ohren seiner Gefährten, als Ta-den seinen kühnen Plan entwarf. Etwa hundert Meilen entfernt bewegte sich zur gleichen Zeit eine schlanke Gestalt, unbekleidet außer dem Lendentuch und den Waffen, über eine dornenbedeckte, wasserlose Steppe, die scharfen Augen und die empfindliche Nase verfolgten eine Spur auf dem Boden vor ihm.

      Die Nacht hatte sich über das .Land des Menschen« gesenkt. Tief im Westen stand ein fahler Mond und tauchte das weiße Antlitz der ihm zugewandten Kalkklippen in einen warmen, überirdischen Glanz.

      Schwarze Schatten lagen über dem Rachen des Löwen, wo der gleichnamige Stamm unter Es-sat, seinem Häuptling, hauste. Aus einer Öffnung, dicht unter dem Gipfel der steilen, hohen Klippe trat eine haarige Gestalt, die mit scharfen Augen nach allen Seiten suchend über die Klippe blickte.

      Es war Es-sat, der Häuptling. Er schaute sich rechts und links um, als ob er sich vergewissern wollte, dass ihn niemand beobachtete. Aber keine andere Gestalt bewegte sich auf der Klippe, und es kam auch kein anderer haariger Körper aus einer der zahlreichen Höhlen, die unterhalb der Wohnung des Häuptlings lagen und die den niederen Mitgliedern des Stammes vorbehalten waren. Dann trat Es-sat vor und erschien vor der nackten Fläche der weißen Kalkwand. Im Dämmerlicht des Neumondes schien es, als ob sich der schwere, zottige Körper wie durch ein Wunder an der senkrechten Wand entlang bewegte. Eine nähere Untersuchung hätte jedoch die starken Haken gezeigt, die so groß waren wie das Handgelenk eines Mannes und aus den Löchern der Klippe ragten, in die sie eingeschlagen waren. Es-sats sehr bewegliche Glieder und vor allem sein langer muskulöser Schwanz machten es ihm leicht, sich mit müheloser Geschicklichkeit nach jeder Richtung hin zu bewegen. Er glich einer gigantischen Ratte an einer mächtigen Wand. Während er seinen Weg suchte, vermied er die Öffnungen der Höhlen, an denen er vorüber musste, indem er entweder über oder unter ihnen vorbeikletterte.

      Von außen sahen die Höhlen beinahe gleich aus. Öffnungen, die zwischen acht bis zwanzig Fuß lang, etwa acht Fuß hoch und vier bis sechs Fuß tief in den Fels gegraben waren. Hinter diesen großen Öffnungen, die man wohl als Vorplatz beschreiben konnte, lag dann eine andere Öffnung. Diese, ungefähr drei Fuß breit und sechs Fuß hoch, bildete den Eingang zu der inneren Wohnung, den eigentlichen Wohnräumen. Zu beiden Seiten des Einganges waren kleinere Löcher angebracht, welche sehr leicht als Fenster zu erkennen waren, durch die Licht und Luft Zugang zu den Bewohnern fanden. Ähnliche Fenster, welche sich über die ganze Oberfläche der Klippe erstreckten, verrieten, dass der ganze Felsen derartige Wohnungen hergegeben hatte. Von einigen dieser Öffnungen tropften kleinere Rinnsale die Böschung hinunter, während die Wand über anderen von Ruß geschwärzt war. An den Stellen, wo das Wasser tropfte, war die Wand ein paar Zoll tief ausgehöhlt. Man konnte so erkennen, dass einige dieser winzigen Bäche schon seit unerdenklichen Zeiten auf den grünen Pflanzenteppich am Fuß der Klippe hinunter - flossen.

      In diese urzeitliche Umgebung fügte sich der Urmensch harmonisch ein. Er war ebenso ein Teil davon wie die Bäume, die auf dem Gipfel der Klippe wuchsen, oder wie die, deren Wurzeln sich unter den wuchernden Farnen am Boden der Schlucht erstreckten.

      Jetzt hielt Es-sat, der Häuptling, vor einer der Höhlenöffnungen an und lauschte. Dann verschwand er geräuschlos im Schatten des äußeren Vorplatzes. In dem Gang, der zum Innern führte, hielt er wieder an und lauschte abermals. Leise schob er das schwere Fell zur Seite, welches die Öffnung bedeckte und trat in eine große Höhle, die aus dem Stein gehauen war. Vom anderen Ende drangen trübe Lichtstrahlen aus dem nächsten Gang. Mit äußerster Behutsamkeit schlich er weiter. Seine nackten Füße verursachten nicht das leiseste Geräusch. Nun löste er die wuchtige Keule, die an einem Riemen über seinem Rücken gehangen hatte und packte sie mit der linken Hand.

      Jenseits der zweiten Öffnung lief ein Gang parallel zur Vorderseite des Felsens. In diesem Gang waren drei andere Öffnungen, jeweils eine an jedem Ende und eine dritte beinahe derjenigen gegenüber, in welcher Es-sat stand. Das Licht fiel aus einer Höhle am Ende des Ganges zu seiner Linken. Eine flackernde Flamme hob und senkte sich in einem schmalen Steingefäß, welches auf einem Tisch, oder einer Bank, ebenfalls aus Stein gehauen, stand. Die Bank hob sich massiv aus dem Boden, und war mit dem Felsen fest verbunden, also zur gleichen Zeit, als die Höhle entstand, ausgehauen worden.

      Hinter dem Tisch war in einer Ecke ein etwa vier Fuß breiter und acht Fuß langer Sitz ausgehauen. Darauf hatte man zahlreiche Felle gestapelt, von denen der Pelz noch nicht entfernt worden war. Am Rande dieses Sitzes hatte sich eine junge Frau niedergelassen. In einer Hand hielt sie ein dünnes Stückchen Metall, offenbar gehämmertes Gold, mit gezackten Spitzen, in der anderen eine kurze steife Bürste. Mit diesen Gegenständen bearbeitete sie gerade ihr weiches, schimmerndes Haar, das eine verblüffende Ähnlichkeit mit einer wohlgepflegten Seehund-Haut hatte. Die ebenmäßigen Linien ihres Körpers enthüllten Umrisse voller Harmonie und Schönheit, denn obgleich sie schwarz und völlig mit Haaren bedeckt war, ließ sich ihre Schönheit nicht leugnen.

      Es-sat betrat die Höhle. Die junge Frau schaute sofort hoch. Jäh füllten sich ihre Augen mit Entsetzen.

      »Was willst du?«, flüsterte sie, obwohl sie es nur zu gut wusste.

      »Dunkle Blume«, sagte er, »dein Häuptling ist zu dir gekommen.«

      »Darum also hast du meinen Vater und meine Brüder fortgeschickt. Ich will dich nicht sehen. Verlasse die Höhle meiner Ahnen!«

      Es-sat lächelte. Es war das Lächeln eines starken, aber schlechten Mannes, der sich seiner Macht bewusst war - es war kein angenehmes Lächeln. »Ich werde gehen, Dunkle Blume«, sagte er. »Aber du wirst mit mir gehen - zu der Höhle Es-sats, des Häuptlings, um von allen anderen Frauen im Tal des Menschen beneidet zu werden. Komm!«

      »Niemals!«, rief Dunkle Blume. »Ich hasse dich. Eher noch würde ich mich mit einem Ho-don verbinden als mit dir, du Teufel der Frauen und Mörder der Kinder!«

      Eine schreckliche Wut entstellte die Züge des Häuptlings. »Ich werde dich zähmen!«, schrie er. »Ich werde dich zerbrechen! Es-sat, der Häuptling, nimmt sich, was er begehrt. Derjenige, der sein Recht bezweifelt, oder sich seinen Wünschen widersetzt, wird gezwungen und dann so zerbrochen werden, wie ich dies zerbreche. Er nahm eine Steinschale vom Tisch und zerbrach sie mit seinen kräftigen Händen. Du hättest die Erste aller Frauen in der Ahnenhöhle Es-sats sein können. Nun aber wirst du die Letzte und Geringste sein, und wenn ich mit dir fertig bin, sollst du allen Männern in der Höhle Es-sats gehören. So wird es allen ergehen, welche die Liebe ihres Häuptlings abweisen!«

      Rasch trat er näher, um sie zu packen. Aber als er mit roher Hand nach ihr griff, schlug sie ihm mit ihren goldenen Brustplatten hart gegen die Schläfen. Lautlos sank Es-sat, der Häuptling, auf den Boden der Höhle. Dunkle Blume beugte sich über ihn, ihre behelfsmäßige Waffe zum Schlag erhoben, falls er das Bewusstsein wieder erlangen sollte. Unter

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