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Stirnrunzeln verdunkelte seine Brauen. Wer war es, der hier wagte, in Tarzans geheiligte Waldgründe einzudringen und ruchlos sein Volk zu töten?

      Tarzan stellte fest, dass die Fährte vor zwei Tagen gemacht war, und ging eilig an die Verfolgung des Täters. Für ihn stand es zweifellos fest, dass Mord vorlag, denn er kannte die Charakterzüge seiner Mangani gut genug, um sicher zu sein, dass keiner von ihnen einen Angriff mutwillig herausforderte, wenn er nicht dazu getrieben war.

      Tarzan wanderte gegen den Wind und erfasste etwa eine halbe Stunde nach der Auffindung des toten Affen mit seinen scharfen Geruchsorganen die Witterung von dessen Stammesgenossen. Da er die Schreckhaftigkeit dieser sonst so grimmen Dschungelbewohner kannte, bewegte er sich nunmehr mit größter Sorgfalt vorwärts, damit sie nicht von seiner Annäherung Kenntnis bekommen und davonflüchten sollten, ehe sie seine Persönlichkeit erkannt hatten. Er bekam sie zwar nicht oft zu sehen, aber er wusste, dass doch stets einige unter ihnen waren, die ihn wiedererkannten, und durch deren Vermittlung er freundliche Beziehungen zu den übrigen Mitgliedern des Stammes aufnehmen konnte.

      Wegen der Undurchdringlichkeit des Unterholzes wählte sich Tarzan den Weg auf halber Höhe der Bäume und kam, hier sich frei und rasch durch die belaubten Zweige dahinschwingend, bald in die nächste Nähe der riesigen Menschenaffen. Die Horde bestand aus etwa zwanzig Mitgliedern, die sich eben auf einer kleinen von der Natur geschaffenen Lichtung herumtrieben.

      Ein schwaches Lächeln zog über das Gesicht des Affenmenschen, als er auf einem großen Zweig anhielt, der ihn mit seinem dichten Laubwerk verbarg, während er die kleine Horde unten beobachtete. Jedes Tun, jede Bewegung der Riesenaffen rief Tarzan lebhaft die langen Jahre seiner Kindheit zurück, in denen er noch unter dem Schutze der grimmigen Mutterliebe Kalas, der Äffin, der Dschungel mit Kerschaks Stamm durchwandert hatte. In den herumtollenden Jungen fand er Neeta und die anderen Spielgefährten seiner Kindheit wieder, und unter den erwachsenen Männchen sah er all die riesigen, wilden Bestien, die er in der Jugend gefürchtet und als Mann bezwungen hatte.

      Er beachtete sie einige Minuten lang schweigend. Wie sie sich freuen würden, ihn zu sehen, wenn sie erst seine Person richtig erkannt hatten! Denn Tarzan war im Dschungel weit und breit als Freund und Beschützer der Mangani bekannt. Erst würden sie ihn anknurren und bedrohen, denn sie würden sich nicht lediglich auf Augen und Ohren verlassen, um seine Identität festzustellen. Nicht eher, als bis er die Lichtung betreten hatte, auf der die Bullen mit gesträubten Haaren und gebleckten Fangzähnen steifbeinig um ihn herumgehen würden, nicht ehe sie nahe genug gekommen waren, um mit dem Geruch die Feststellung ihrer Augen und Ohren zu bekräftigen, würden sie ihn anerkennen. Dann würde einige Minuten lang freudige Erregung herrschen, bis den Instinkten des Affenhirns gemäß ihre Aufmerksamkeit von ihm durch ein daher wehendes Blatt, eine Raupe oder das Ei eines Vogels abgelenkt wurde; dann würden sie sich wieder an ihre Beschäftigung begeben und von ihm nicht mehr Notiz als von jedem anderen Mitglied des Stammes nehmen. Aber das würde erst der Fall sein, wenn ihn jeder einzelne berochen und vielleicht mit den schwieligen Pfoten seine Muskeln betastet hatte.

      Tarzan gab jetzt einen freundschaftlichen Laut als Begrüßung von sich und trat aus seinem Versteck in volle Sicht vor, als die Affen emporsahen. »Ich bin Affentarzan«, sagte er, der mächtige Kämpfer, der Freund der Mangani. Tarzan kommt in Freundschaft zu seinem Volk.« Mit diesen Worten ließ er sich federnd auf das saftige Gras der Lichtung herab.

      Im Nu entstand ein wildes Durcheinander. Kreischende Warnrufe erschollen, die Weibchen rasten mit ihren Kleinen nach der entgegengesetzten Seite der Lichtung, während die Bullen sich, die Haare sträubend und knurrend, dem Eindringling entgegenstellten.

      »Kommt«, rief Affentarzan, »kennt ihr mich nicht mehr? Ich bin Affentarzan, Freund der Mangani, Sohn der Kala und König von Kerschaks Stamm.«

      »Wir kennen dich«, knurrte einer der alten Bullen, »gestern sahen wir, wie du Gobu tötetest. Scher dich fort, sonst töten wir dich.«

      »Ich tötete Gobu nicht«, erwiderte der Affenmensch. »Ich fand gestern seinen toten Körper und folgte der Spur seines Mörders, als ich euch traf.«

      »Wir sahen dich«, wiederholte der alte Bulle. Verschwinde – oder wir töten dich. Du bist nicht länger der Freund der Mangani.

      Der Affenmensch stand mit gedankenvoll zusammengezogenen Brauen da. Es war augenscheinlich, dass die Affen wirklich glaubten, ihn bei der Tötung ihres Genossen gesehen zu haben. Was war die Erklärung dafür? Wie ließ sich das zusammenreimen? Hatte die nackte Fußspur des großen weißen Mannes, den er verfolgt hatte, mehr zu bedeuten, als er ahnte? Tarzan wunderte sich. Er hob den Blick und wendete sich wieder an die Bullen.

      »Es ist nicht meine Person gewesen, die Gobu tötete«, erklärte er eindringlich. »Viele von euch haben mich ihr ganzes Leben lang gekannt. Ihr wisst, dass ich einen Mangani nie anders als im ehrlichen Kampfe getötet habe. Ihr wisst, dass von allem Dschungelvolk die Manganis meine besten Freunde sind, dass Tarzan der beste Freund ist, den die Mangani haben. Wie sollte ich denn darum einen von meinem eigenen Volk töten?«

      »Wir wissen nur«, erwiderte der alte Bulle, »dass du Gobu getötet hast. Mit eigenen Augen sahen wir es. Darum geh deiner Wege, sonst töten wir dich. Affentarzan ist ein mächtiger Kämpfer, aber mächtiger als selbst er sind die großen Bullen von Pagth, wenn sie zusammenhelfen. Ich bin Pagth, König des Stammes von Pagth. Verschwinde, ehe wir dich töten.«

      Tarzan versuchte, ihnen Vernunft beizubringen, aber sie wollten ihn nicht anhören, so überzeugt waren sie, gesehen zu haben, wie er ihren Gefährten tötete. Um nicht einen Streit heraufzubeschwören, in dem einige von ihnen unvermeidlich getötet worden wären, ging er schließlich traurig davon. Aber jetzt war er noch mehr entschlossen, Gobus Mörder ausfindig zu machen, um von dem Manne Rechenschaft zu verlangen, der es wagte, in solcher Weise in seine lebenslange Domäne einzudringen.

      Tarzan verfolgte die Spur, bis sie sich mit den Fährten vieler Leute, größtenteils barfüßiger Schwarzer, vermischte. Aber unter ihnen waren auch die Fußspuren beschuhter Weißer und einmal sah er die Fußtapfen einer Frau oder eines Kindes, genau konnte er das nicht erkennen.

      Er vergaß im Augenblick sein eigentliches Ziel und war nur noch vom wilden Verlangen beseelt, von diesen Eindringlingen Rechenschaft über ihre Anwesenheit im Dschungel zu fordern und dem Mörder Gobus sein verdientes Geschick zu bereiten. Tarzan eilte auf der neuen, breiten Fährte der zahlreichen Abteilung entlang, die sich um diese Zeit höchstens noch einen halben Tagesmarsch vor ihm befinden konnte, das heißt, sie mussten sich nunmehr bereits am Rande des Tals von Opar befinden, falls dies ihr endgültiges Ziel war. Was sie weiter Vorhaben konnten, wusste sich Tarzan nicht auszudenken.

      Die Lage von Opar hatte er immer für sich behalten. Er konnte sich, außer Jane und Korak, keine weiße Person denken, der etwas von der Lage jener vergessenen Stadt der alten Atlantis bekannt gewesen wäre. Aber was sonst konnte diese Weißen mit einem so großen Gefolge in die grimmige, unerforschte Wildnis hineingelockt haben?

      Tarzans Gedanken waren voll mit diesen Erwägungen beschäftigt, während er rasch der Fährte folgte, die geradewegs nach Opar führte. Die Dunkelheit brach herein, aber die Spur war so frisch, dass ihr der Affenmensch noch mit dem Gerüche folgen konnte, als er die Fußeindrücke auf dem Boden nicht mehr zu sehen vermochte, und bald, erblickte er in der Ferne den Feuerschein eines Lagers.

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