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dass sie von der Polizei ist, dachte Michel.

      Er schloss die Augen und dachte an seine ehemalige Mitschüle­rin und an ihr wildes rotes Haar. Falls sie nicht verheiratet ist, ob sie dann vielleicht … immerhin hat sie ja sofort von einem Treffen gesprochen. Doch sicher nicht nur, um Erinnerungen über die Meyerhofer auszutauschen. Es ging leider alles so schnell, dieser blöde Schneider! Er konnte sich gar nicht an ihren Körper erinnern. Doch, sie war schlank und hat sich sehr geschmeidig bewegt …

      Michel erschrak. Die Autotür wurde aufgerissen. Lena setzte sich laut atmend auf den Sitz.

      Er ist im Spital. Er hat sich das Bein gebrochen. Im Stadtspital. Chirurgie.

      Michel startete sofort den Motor.

      Erzählen Sie. Wie haben Sie das herausgefunden?

      Ich konnte ihn nirgends sehen, da habe ich einfach gefragt. Die wollten gar nicht wissen, warum ich ihn suche, so musste ich nichts erfinden.

      Was hätten Sie denn erfunden?

      Sie ignorierte seine Frage.

      Jetzt bin ich gespannt, wann er sein Bein gebrochen hat.

      Michel nickte.

      Oh ja.

      Bis zum Spital hing jeder seinen eigenen Gedanken nach.

      An der Pforte erhielten sie Auskunft über Stockwerk und Zimmernummer. Der Stationspflegeleiterin zeigten sie ihre Marken und erfuhren, dass Bekim Berisha vor drei Tagen eingeliefert wur­de. Gestern sei er operiert worden. Er sei gerade allein in seinem Zimmer, da der andere Patient in der Röntgenabteilung war.

      Hat er was verbrochen?

      Wir brauchen nur ein paar Auskünfte. Mehr können wir Ihnen nicht sagen.

      Michel klopfte an die Zimmertür und trat ein.

      Berisha lag im Bett am Fenster, hatte lange schwarze Haare und war unrasiert. Seine dunklen Augen schauten die Hereinkommen­den erschrocken an. Sein Bein war dick eingepackt und an mehre­ren Stellen an einer Schiene aufgehängt, die überm Bett hing.

      Guten Morgen, Herr Berisha.

      Michel stellte Lena und sich selber vor und dass sie beide von der Polizei seien. Die Mordkommission erwähnte er noch nicht.

      Der junge Mann kam Michel auf den ersten Blick wie traumatisiert vor. Oder waren es vielleicht die Nachwehen der Operation? Dem Mann war etwas Fürchterliches zugestoßen. Aber was?

      Sie nahmen sich zwei Stühle.

      Und? Ist die Operation gut verlaufen?

      Er antwortete unwillig.

      Ja, die Ärzte haben es gesagt. Aber Sie kommen sicher nicht, um mich nach meinem Zustand zu befragen.

      Er versuchte angriffig zu wirken, was ihm aber nicht so richtig gelang. Michel blieb die Ruhe selbst.

      Beantworten Sie einfach unsere Fragen. Wie und wann ist das passiert?

      Er deutete auf das Bein.

      Freitagnacht, also gegen Morgen. Ich war mit Kollegen aus und ziemlich betrunken. Die Jungs brachten mich nach Hause. Ich ging allein die Treppe hoch und bin dann rückwärts runtergefallen. Ich habe um Hilfe geschrien, und Nachbarn haben den Krankenwagen bestellt. Hier am Kopf habe ich auch noch einen Bluterguss.

      Da haben Sie aber Glück gehabt. Sie hätten sich auch das Genick brechen können.

      Das erste Mal antwortete er relativ freundlich.

      Ja, das stimmt. An den Fall selbst habe ich keine Erinnerung, wie ein Filmriss. Ich kann mich erst wieder an die Fahrt im Krankenwagen erinnern.

      Vorhin haben Sie gesagt, dass Sie um Hilfe geschrien haben.

      Das nehme ich an, erinnern kann ich mich nicht.

      Michel zückte sein Notizbuch und einen Stift und gab beides Lena.

      Wo waren Sie denn an diesem besagten Freitagabend? Und wer waren ihre Kollegen, die mit Ihnen zusammen waren?

      Berisha versuchte, sich hochzustemmen, schaffte es aber nicht.

      Verdammt, warum wollen Sie das alles wissen? Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Ich werde Ihnen gar nichts sagen.

      Michel griff in seine Manteltasche und holte das Messer hervor, das in einem schmalen Plastiketui lag. Er nahm es aus dem Etui und hielt es gegen das Licht.

      Kennen Sie dieses Messer?

      Berishas Augen weiteten sich.

      Was wollen Sie mir unterstellen? Ich habe nichts getan, und dieses Messer sehe ich zum ersten Mal, glauben Sie mir.

      Michel blieb auch jetzt ruhig.

      Wir wollen Ihnen gar nichts unterstellen. Wir wollen Sie nur befragen. Auf diesem Griff hat man Spuren ihrer DNA gefunden. Bleiben Sie dabei, dass Sie das Messer noch nie gesehen haben?

      Michel drehte das Messer. Das Licht aus dem Fenster ließ die Klinge aufblitzen.

      Berisha schaute Michel gequält an.

      Glauben Sie mir, ich sehe dieses Messer das erste Mal.

      Kennen Sie diese Art Messer?

      Nein, aber es sieht sehr teuer aus.

      An was erkennen Sie das so schnell?

      Es ist Damaszenerstahl, das sieht ja ein Blinder, und der ist nun mal teuer. Sie müssen gar nicht so schauen. Ich mache eine technische Lehre und da hat man auch Stahlkunde. Ich habe sogar schon mal selbst geschmiedet.

      Michel nickte.

      Sie wissen auch, was DNA bedeutet?

      Er nickte verzweifelt.

      Das muss sich um einen Irrtum handeln. Ich kenne das Messer nicht, und ich hatte es nie in der Hand.

      Michel schwieg.

      Warum fragen Sie nicht, was es mit dem Messer auf sich hat?

      Weil ich nichts damit zu tun habe. Deswegen frage ich nicht.

      Michel stand auf.

      Ich sage es Ihnen trotzdem, damit Sie den Ernst der Situation erkennen. Es ist jemand damit erstochen worden. Sie sind also in einer prekären Situation, denn wie gesagt: Ihre DNA wurde zweifelsfrei auf diesem Griff gefunden.

      Nun passierte eine erstaunliche Wandlung mit Berisha. Bis jetzt hatte er versucht, cool oder angriffig zu wirken, was ihm aber nicht ganz gelungen war. Jetzt schlug er mit beiden Armen immer wieder und wieder aufs Bett und begann zu weinen.

      Was geht denn hier vor?

      Unbemerkt von allen war ein Mann ins Zimmer gekommen. Er trug einen hellbeigen Regenmantel und hielt eine abgeschabte Ledermappe in der Hand.

      Michel wandte sich an ihn, stellte sich und Lena vor und hielt seine Marke in der Hand.

      Und wer sind Sie?

      Moser. Ich bin der gesetzliche Beistand von Herrn Berisha. Was geht hier vor?

      Herr Moser, ich bitte Sie, draußen zu warten. Es handelt sich um eine Vernehmung. Ich werde Sie nachher informieren, soweit ich das darf.

      Widerwillig verließ Moser den Raum.

      Währenddessen hatte sich Berisha etwas beruhigt.

      Michel setzte sich ans Bett.

      Herr Berisha, normalerweise müsste ich Sie bei so einem schwe­ren Tatverdacht in Untersuchungshaft nehmen. Da sie jetzt aber in diesem Zustand sind, lassen wir Sie hier. Wir werden aber jemanden vor die Tür stellen. Sie werden jetzt meiner Assistentin sämtliche Angaben diktieren, die sie von Ihnen verlangen wird. Wir überprüfen alles und dann sehen wir weiter.

      Zu Lena gewandt.

      Ich spreche währenddessen mit Moser draußen. Einverstanden?

      Lena nickte und Michel ging

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