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und wie der Betreffende seinen Gott sucht und auch findet und den Teufel links liegen lässt.

      Oh armer Teufel du!

      So sehr hat er ihm gestunken über die hübsche neue Haube der Peterskirche, dass er schier einen teuflischen Koller gekriegt hat. Jetzt wollt er’s wirklich wissen und ist wie von Sinnen mit all seinen Sturmwinden hin zur Peterskirche gefahren. Oben der Türmer, das war damals der Glassl Sepp.

      Der steht eines Tages frohgemut auf dem Turm und wundert sich noch, dass alles so ruhig ist. Ruhig?

      Das war es! Die Ruhe vor dem Sturm!

      Der Mond ist klar und freundlich am Himmel gestanden, kaum aber hat’s Mitternacht geschlagen, oh weh!

      Da packt den wackeren Türmer ein Windstoss am Bart, und wie er sich’s versieht, hat er es mit dem fuchsteufelswildesten Höllenfürsten zu tun.

      Aus war’s mit dem freundlichen mildhellen Mondlicht, nun herrschte schwarze Finsternis. Dafür gab es ein widerliches Gaulswiehern und Ziegengemecker, dürre, baumlange Arme haben sich wie böse Spinnenglieder nach ihm gestreckt, höllische Fratzen ihn angebleckt, und ein schwarzes Gewurl war das in der Luft wie in einem Forellenteich bei der Fütterung.

      Aber der tapfere Türmer, der hat schnell das Kruzifix aus der Stube geholt und dann mit dem Satan mitsamt dem seinen windigen Spießgesellen einen tollen Streit angefangen.

      Und unterkriegen lassen wollte er sich schon überhaupt nicht.

      »Schleich di, Deifi!«

      »I schmeiß di mitsamt deim Ang’nagelten aufn Rindermarkt obi!«

      »Du hab mi doch gern, du…!«

      Nun sind Ausdrücke gefallen, die, wiewohl historisch, in diesem seriösen Bande niemals wiedergegeben werden können. Denn da standen sich schlichtweg zwei Bodenständige gegenüber. Und Höflichkeit spielte zu der nächtlichen Zeit auf dem hohen Turme eh keine Rolle.

      Der Teufel, der ist bei diesem hagelbuchenen Türmer und Christenmenschen eben gerade an den Richtigen gekommen, und zuallerletzt hat der Glassl dem Höllenfürsten das eiskalte Kruzifix in den glühend heißen Teufelsbauch gerammt.

      Der hat gequietscht wie ein junges Schwein und laut »Ja pfui Deifi!« geschrien, so kalt ist ihm bei der unverhofften Berührung mit dem Heiland geworden.

      Wenn es dem Teufel graust, dann schreit er immer »pfui Deifi!«. Daher kommt auch der Ausdruck.

      Aber lockergelassen hat der sture Höllenfürst nicht. Und er war schließlich in der Überzahl mit all seinen Hilfsteufeln. Die haben am Glassl gezerrt, gezogen und geschoben, und jetzt wollte der hinterlistige Oberteufel den Türmer vom Rücken her packen!

      Der aber druckt sich mit dem Rücken an die Turm-wand, da reissen die Sturmteufel ihm die Füße unterm Leib weg – er strauchelt und fällt – sie wollen ihn übers Geländer zerren…!

      »Hilf, Heiland!«

      Da schlägt die Uhr eins.

      Die Luft um den Turm rum wird ruhig, der Vollmond steht wieder beschaulich am Himmel, und der Turm steht so still da, wie ein Turm nur dastehen kann.

      Die Turmhaube allerdings zeigte etwas schief in den Münchner Himmel. Abgebrochen war sie nicht, denn dumm, wie die Teufel sind, hat jeder von denen von einer anderen Seite gedrückt, geschoben oder gezogen.

      Wie können auch Kreaturen, die ständig Streit und Zerwürfnis in der Welt säen, selbst fähig sein, sich abzusprechen und »an einem Strang zu ziehen«.

      Das Böse bestraft sich immer selbst.

      Der Türmer aber hat tags drauf seine Geschichte den Leuten erzählt.

      Ist sie wahr?

      Wieviel Bier der Fromme um Mitternacht getrunken hat, das weiß kein Mensch.

      Aber etwas schief sitzt die oberste Haube vom Petersturm heute noch da droben…, geh nur gleich hin und schau nach!

       In der Residenz geht etwas Schwarzes um!

      Die Residenz ist nun wirklich nicht zu übersehen. Im Sommer 1992 beherbergte sie gar den »Weltwirtschaftsgipfel«, ein Spit-zenpolitiker-Treffen der gesamten politischen Weltelite von solch hoher Wichtigkeit, dass keinerlei Kosten noch Mühen gescheut wurden und die Residenz samt aller einliegenden Geschäfte für den Rest der Welt, die normalsterblichen Münchner also, gesperrt blieb. Aus Sicherheitsgründen.

      Wenn die Verantwortlichen vom »Schwarzen Pudel« gewusst hätten, der dort umherspukt…!

      Von Europa? Uns genügt schon die höfische Kultur in München. Alljährlich treffen sich die »Großkopferten« zu den stehimbissseligen Neujahrsempfängen und schütteln dem jeweiligen Minis terpräsidenten und sich gegenseitig selber tüchtig die Hand. Dies geschieht zumeist im Antiquarium, dem größten profanen Rennaissancebau des Nordens oder aber im Kaiser- beziehungsweise Vierschimmelsaal.

      Doch die Protokollbeamten sehen tüchtig zu, dass »vor Zwölf« ein jeder draußen ist und jeder Dienstwagen seine ichsüchtige Fracht weggekarrt hat.

      Mit gutem Grund:

      Denn um Mitternacht, da geht in der Residenz ein grauenerregendes Gespenst um!

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       »… In der Residenz geht etwas Schwarzes um …« Die nun benachbarte Staatskanzlei hat daran nichts geändert. (Ansicht der kurfürstlichen Residenz von der Seite des Hofgartens, Kupferstich von Johann August Corvinus, Anfang 18. Jahrhundert); 3

      Das ist so schwarz wie der Teufel selbst und fürchtet sich vor den vielen »Schwarzen«, die sonst so die Residenz beleben, kein bisschen. Bei einem schwarzen Pudel, da ist stets der Teufel mit im Spiel, das weiß man ja. Siehe des »Pudels Kern« bei Meister Faust!

      Die schauderliche Vorgeschichte des Residenz-Pudels ist diese: Einstmals wurde München von den Österreichern besetzt. Heute wird es von Touristen aus der ganzen Welt besetzt, die Münchner ihrerseits besetzen die österreichischen Seen und Skiberge. So ändern sich die Zeiten.

      Damals jedenfalls, zur Zeit der Besetzung durch die Österreicher, da hat ein habgieriger Diener das Versteck der Schätze des Kurfürsten an die Feinde verraten.

      Das war recht unfein und gegen jegliche Ethik eines treuen Dieners seines Herrn, noch dazu, weil in Kriegszeiten Schätze um so wertvoller sind, um »Rüstungsausgaben« bezahlen zu helfen. Oder Lösegelder. Oder einfach, um den Landesherrn persönlich zu bereichern.

      Der Verräter hatte nicht viel Freude am Goldlohn seines Verrats, er ward erkannt, überführt und hingerichtet. Und man möchte meinen, nun habe die arme Seele ihre Ruhe gehabt.

      Aber nichts da.

      Der Verrat des Dieners muss tatsächlich aus sehr niedrigen Motiven heraus geschehen sein, denn dem Unglücklichen ward nach seinem gewaltsamen Ableben keine ewige Ruhe gegönnt.

      Er musste in der Hölle, in die er augenblicklich gestürzt ward, den Lohn des Verrats, nämlich das viele Gold, eingeschmolzen und glühend heiß in sich hineinfressen.

      So gierig und hastig, wie er zu Lebzeiten danach gegriffen

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