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ein Turmbauwerk Münchens prägt sich so typisch für allezeit dem Auge des Betrachters ein wie der kantige Turm der Peterskirche.

      Und die acht Uhren! Wie war das doch gleich?

      Der Turm von St. Peter hat acht Uhren, damit zweimal vier Münchner von vier Seiten gleichzeitig doppelt nachschauen können, wann es denn achtmal vierseitig einmal zwölfmal Zwölfe schlägt…

      Valentin lässt grüßen, so teuflisch ist das. Teuflisch?

      Dereinst, da wollte Luzifer höchstpersönlich, weil er über die geistige Macht an diesem Kraftort sehr verärgert war, unserer geliebten Peterskirche recht übel zusetzen. Und er hat es auch fast geschafft…

      Nun ist der Vergleich vielleicht doch etwas weit hergeholt. Denn erstens ist München weniger fromm als bierselig und zweitens: Auf was hätten diese Schwurfinger denn schwören sollen? So oder so, es hatte seine Ordnung mit diesen beiden Türmen, und ihr Glockenhall drang weit über die damalige Stadtgrenze hinaus.

      Wie kann dem Teufel so etwas schmecken?

      Den kennen wir ja inzwischen. kaum steht etwas da zum Lobe des Herren und der Schöpfung, schon wird der (alte) höllische Neidhammel fuchsteufelswild. Und wenn’s hoch hergehen soll in München, dann ist immer der Föhn recht.

      Das ist ein teuflisch aufgedrehter Fallwind, dem es von Zeit zu Zeit einfällt, ebendann, wenn’s dem Teufel gefällt, den Münchnern das teuflisch verdrehte Denken zu lehren.

      Oh, was gibt es alles zu beobachten, wenn »Föhn« herrscht! Manche Münchner meinen dann gar, es ginge ihnen besonders gut, und sie wähnen sich in Champagner-Laune, wie sie das so nennen. Doch denke dran: Hochmut kommt vor dem Fall!

      Auch hier, wenn föhniger Hochmut das Zepter schwingt, ist immer ein schlaues Teuferl am Werk, das nichts anderes vorhat, als dem wackeren, aber allzu gut gelaunten Erdenbürger ein Bein zu stellen.

      Nun hat damals der Teufel einen ganz besonders sauberen Föhn blasen lassen, hat damit gewichtige Gewitterwolken über die Münchner Stadt und über die Peterskirche geschoben – und dann einen gewaltigen, krachenden Blitz in die Doppeltürme des Gotteshauses hineinfahren lassen: zackbum!

      Mein Gott, hat das geschnalzt, geknallt und gescheppert! Der Blitz war so teuflisch heiß, dass sogleich die Glokken geschmolzen sind und die Türme bis zum Kirchendach heruntergebrannt.

      (Die Kraftfeld-Expertin Ingrid Sand weist darauf hin: dieser »männliche« und bereits römische Kultplatz war dem Jupiter geweiht und zieht zugleich Wasser und Blitz an. – In: Münchner Palette, Winter 2000, 42. Jhrg., S. 46)

      Weiter hat der feuerspeiende Widersacher an das dem lieben Gott geweihte Haus nicht herankönnen und diesem schaden, sonst hätte er sich gleich selber ganz sauber die Finger verbrannt.

      Was hilft besser gegen teuflische Hektik und Panik, sogar dann, wenn »Feuer auf dem Dach« ist, was hilft da besser denn Gelassenheit?

      Die Münchner jedenfalls haben sich durch den Teufelsstreich keineswegs irr machen lassen gemäß dem Spruch: »Was die Bosheit niederreißt, das baut der gute Wille doppelt so gut wieder auf!«

      Jeder hat für den Neubau gestiftet und seinen »Peterspfennig« abgegeben, diesmal aber nicht für den römischen Stuhl Petri, sondern für den Münchner Dachstuhl der Peterskirche und deren Türme.

      Man kann es gar nicht glauben, wenn man sich die Münchner so anschaut, dass sie einmal derart zu loben gewesen wären, aber das Buch, in dem das drinsteht, ist auch schon recht alt. So gesehen. Weil in der neuesten Zeit sind die Münchner nur noch gegen alles, und jeder ist gegen jeden, und heraus kommt lange überhaupt nichts. Siehe Fußballstadion-Neubau …

      Damals aber haben diejenigen Münchner, die sich eben nicht vom Teufel dreinreden ließen, etwas Gutes auch als etwas Gutes empfunden.

      Und bei der Peterskirche hat man daraufhin die zwei übriggebliebenen Turmstümpfe schräg abgeplattet und eingedeckt und dazwischen überm Hauptportal einen ganz extrigen Turm – an zwei Seiten breit, an zweien schmal – aufgesetzt. Diesem Turm haben die Münchner zwei steile Spitzhauben nebeneinander gegeben.

      Oben hinauf kam ein Rundgang für den Wächter und, was inzwischen wieder gute Weihnachtstradition ist, eine Plattform für die Turmbläser.

      Der Wächter oben droben, der hat aber diesmal ganz extrem aufpassen müssen, ob nicht eine Feuersbrunst oder gar der Sparifankerl selber haben Hand anlegen wollen an unsere geliebte Münchner Stadt.

      Der Teufel hat einige Höllenminuten gewartet (das sind in unserer Zeitrechnung etliche hundert Jahre) und schon war er wieder da!

      Zeit hat er ja.

      Diesmal hat er mit Feuer und Blitz die beiden Turmhauben zerfetzt.

      Aber wie haben die stets gelassenen Münchner reagiert: »Ist schon recht so. Die Dinger waren eh nicht besonders hübsch!« Diese Gelassenheit fehlt heute ganz. Man denke nur an den Denkmalschutz.

      Verdammt! – Der Teufel war außer sich vor Zorn. Nach Pech und Schwefel hat er ihm gestunken und geraucht. Nach irdischer Zeitrechnung schrieb man das Jahr 1607, und der Alte Peter hat halt ein neumodischeres Häubchen bekommen.

      Was macht der Teufel, wenn er ihm so recht stinkt?

      Er denkt nach, was er wieder anstellen könnte, um all das Menschenwerk, das dasteht zum Lobe des Herrn, kaputt zu kriegen! Oh, was ist der Teufel eigentlich für ein armer Teufel! Dauernd muss er niedrig sein, missgünstig, berechnend, seelenfängerisch und, vor allem: eifersüchtig!

      Weiß er doch nur zu genau, dass er nur der Abklatsch der Schöpfung ist, dass der liebe Gott lange vor ihm da war, dass der Weltenschöpfer ihn, den aufmüpfigen und tief gefallenen Lichtbringer, sogar mit erschaffen hat und ihm nun, da er als aufrührerischer Erzengel von seinem großen Schöpfer und Gönner abgefallen ist, sogar die Freiheit lässt, so grandios herumzuspinnen auf der Welt und all die Wirrnis anzustiften, die jeder von uns Menschen kennt und die uns, unseren Ahnen und unseren Nachkommen das Leben so schwer macht, gemacht hat und machen wird.

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       Fast hätten fürchterliche Windböen, die Spießgesellen des Teufels, den tapferen Türmer in die Tiefe gerissen! (Historische Ansicht des Alten Peter Richtung Südosten); 2

      Aber der Teufel muss auch täglich zuschauen, wie Menschen, die dann doch nicht so blöd sind, wie er geglaubt hat und die das Zaubermittel »Demut«, den Weg des Herzens entdeckt haben, sich zu Gott bekennen, ein Vaterunser beten oder irgendetwas Schöpferisches tun. Etwa einen Turm wieder aufbauen. Da grämt er sich so, dass er sich tagelang in der Hölle vergräbt, und nicht einmal die Liste der verführten Seelen interessiert ihn mehr. Für einige Tage.

      Und die Menschen, die sich von ihm so bereitwillig verführen lassen, das sind die Hochmütigen, die Stolzen, Raffgierigen und Furchtsamen. In einer so miserabligen Gesellschaft von Menschen muss er existieren und durch Tricks, Kniffe und Schliche auch die Rechtschaffenen zu verblenden suchen, damit er sie dann, zumeist geschieht es über den teuflischen Fliegenfänger »Hochmut«, in seine abgründigen Gefilde lockt.

      Was aber tut er, wenn ein Mensch echt bereut?

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