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als auch denjenigen, der geliebt wird, verändern. Ähnlich ist es auch beim Beten: Beten verändert den Menschen immer – wenn er „richtig“ betet; es verändert nämlich sein Verhältnis zu Gott, und darauf kommt es wesentlich an. Und wenn Beten, wie gesagt, dazu führt, dass unser Verhältnis zu Gott intensiviert wird, dann ist unser Gebet immer schon erhört, selbst wenn die an Gott herangetragene Bitte nicht erfüllt ist. In diesem Sinne kann man also die Frage „Hilft beten?“ mit Ja beantworten. Aber dieses Ja ist erst möglich, nachdem die philosophische Erhellung viele mögliche Missverständnisse aus dem Weg geräumt hat. Und dieses Ja ist kein eindeutiges Ja im Sinne einer Mittel-Zweck-Relation, sondern ein dialektisches oder paradoxes Ja.

      Nur Fundamentalisten und naive Biblizisten werden die Frage der Gebetserhörung eindimensional sehen und im Falle, dass ein Gebet nicht erhört wird, das womöglich noch dem Beter selbst anlasten. Ein richtiges Gebetsverständnis ist aber von einer solchen Deutung weit entfernt, denn es lässt Gott Gott sein, das heißt, es verrechnet Gott nicht kalkulatorisch, verzweckt ihn nie.104 Gott bleibt letztlich Mysterium, genauerhin mysterium tremendum et fascinosum, wie Rudolf Otto es ausgedrückt hat.105 In dieser Kontrastharmonie von Erschrecken und Anziehung bewegt sich das religiöse Leben. Und diese Spannung gilt es auszuhalten, auch in Bezug auf die Gebetsproblematik. Das erinnert in gewisser Weise auch an die Situation Hiobs.106 Paul Ricœur (1913-2005) sieht die entscheidende Einsicht des Hiobbuches bekanntlich im „völligen Verzicht auf die Klage“,107 und dieser Standpunkt leuchtet am Ende des Hiobbuchs auf, wenn es dort heißt, „dass es Hiob gelungen sei, Gott ohne Grund zu lieben“.108

      Nach diesem Durchgang durch das Dickicht philosophischer Fragen und Probleme sind wir zwar wieder dort angelangt, wo wir unseren Ausgang genommen haben, aber unser Blick hat sich durch die philosophische Vertiefung geweitet. Beten, so können wir jetzt – gegen Kant – formulieren, ist kein abergläubischer Wahn, sondern der Grundakt des Glaubens, der Gott gegenwärtig macht. Als Akt des menschlichen Geistes ist das Gebet aber flüchtig. „Es ist eine momentane, instantane Zuwendung zu Gott“, schreibt Frankl ganz in diesem Sinne. „Aber so, wie ein Kristall selber Kristallisationspunkt wird, an dem sich immer wieder neue Kristalle apponieren, so kristallisiert sich aus dem Akt des Betens das Symbol aus. Das Gebet vergeht – das Symbol bleibt bestehen, und am Symbol kann sich der Akt der Präsentation Gottes immer wieder erneuern und verjüngen. Was das Gebet leistet, das ist die Intimität der Transzendenz; was das Symbol meistert, das ist die Vergänglichkeit der Vergegenwärtigung.“109 Zum Begriff des religiösen Symbols wäre sicherlich viel zu sagen, aber das wäre ein eigenes Thema.110

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