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Zentralschweizer Kantone, das eine Schule mit den Abteilungen Technik und Architektur, Wirtschaft, Soziale Arbeit, Design & Kunst sowie Musik ins Leben rief. Besonders gefragt waren in der Folge die Studienrichtungen Technik, Informatik und Wirtschaft, auf die 2014 rund zwei Drittel der Studierenden entfielen. Bis es zur Universität kam scheiterten hingegen mehrere Anläufe, ein erster schon 1647, der letzte 1978, als das Luzerner Volk eine entsprechende Vorlage ablehnte. Im Mai 2000 fand dann aber das Projekt einer Universität mit einer theologischen, einer geisteswissenschaftlichen und einer rechtswissenschaftlichen Fakultät die Zustimmung von 72 % der Stimmenden. Als grosser Renner erwies sich in der Folge die Rechtsfakultät, die rund die Hälfte der Studierenden anzieht. Sowohl an der Fachhochschule wie an der Universität stehen wichtige Neuerungen bevor. An der Universität wurde 2016 als vierte Fakultät jene für Wirtschaftswissenschaft eröffnet. Ebenfalls 2016 bezog das Departement Design & Kunst der Fachhochschule neue Anlagen auf dem ehemaligen Fabrikgelände der Viscose in Emmen, und 2019 steht in Rotkreuz ein neuer Informatik- und Finanzcampus zur Eröffnung bereit. Auch das Departement Musik kann 2019 einen Neubau im sogenannten «Südpol» (Arsenalstr. 28) beziehen, mit dem Luzern zeigt, dass man für ganz verschiedene Kulturformen offen ist.

      Verändert hat sich nach 2010 in wenigen Jahren auch die Physiognomie von Luzern. Seit 2012 ragen im nördlichen Teil der Grünzone Allmend neben dem neuen Fussballstadion zwei Wohn-Hochhäuser 88 und 77 Meter hoch in den Himmel, und setzen neue Akzente in die Luzerner Skyline. Neben die Fussballarena kam auch ein Sportgebäude mit Hallenbad, Turnhallen und Fitnesspark zu stehen, während der früher auf der Allmend häufige Schiesslärm dank einer neuen Schiesssporthalle völlig verschwand. Auch das neben dem Stadion liegende Messegelände wurde zwischen 2009 und 2013 gründlich modernisiert, womit Luzern als Platz für Messen, Gross-Events und Kongresse bedeutend aufgewertet wurde. Schon im Jahr der Neueröffnung zog es über 3000 Aussteller und gegen 400 000 Besucher an. Das ganze Sport- und Messegelände wird seit November 2012 durch die Zentralbahn mit eigener unterirdischer Haltestelle «Allmend/Messe» erschlossen.

       Statt Schiesslärm prägen heute zwei Wohntürme und das neue Stadion die Allmend.

      Markant veränderte sich das Stadtbild auch um den Bahnhof, mit dem Bau des KKL (Nr. 76) und dem Umbau des ehemaligen Postbetriebsgebäudes in den Sitz der Universität (Nr. 77). Aber langsam begann um 1950 auch eine Veränderung ganz anderer Art. Damals kam es zu lebhaften Protesten, als 1949 die gotische Gebäudegruppe des Freienhofs neben der Jesuitenkirche, und 1959 das 300 Jahre alte stattliche Balthasarhaus an der Reussbrücke abgerissen werden sollten. Als die Stadt 1978 ihr 800-jähriges Bestehen feierte, vertiefte sich zweifellos die Einsicht, dass mit der historischen Bausubstanz sorgsamer umgegangen werden musste, wollte Luzern seinen alten Reiz bewahren.

       Die Haltestelle Allmend/Messe ist der vorerst einzige «Tiefbahnhof» der Stadt Luzern.

       Luzern erleben

       Einer Stadt auf der Spur

      Eine Stadt lässt sich auf vielerlei Art erleben. Einige möchten sie erkunden und sorgfältig ihren Geschichten und Schätzen nachspüren, wie wir das mit den nachfolgenden Rundgängen empfehlen. Andere lassen sich lieber treiben und werden dabei in Luzern ganz bestimmt auch auf ihre Rechnung kommen; da die Sehenswürdigkeiten gut beschriftet sind, gelangt – wer des Deutschen mächtig ist – ohne Mühe zu wichtigen Informationen. Man kann es aber auch umgekehrt anpacken und ganz einfach von einem der Cafés aus das Leben an sich vorüberziehen lassen. Und hat man einmal Lust, dem eiligen Treiben zu entfliehen, sucht man sich die stillen Winkel aus, zum Beispiel die Münzgasse (Nr. 30) mit dem zauberhaften Blick auf die vor dem Torbogen vorüberziehende Reuss, oder – auf der anderen Flussseite – die malerische Häusergruppe im Zöpfli (Nr. 28) oder an der Rössligasse den Süesswinkel (Nr. 7), der zu seinem Spottnamen kam, weil früher hier der Mist aus den umliegenden Ställen lagerte. Etwas aber sollte niemand verpassen: die Stadt auch von oben, also zum Beispiel von der Museggmauer (Nr. 38) oder von der Gütsch-Terrasse (Nr. 114), zu sehen. Das verschafft Übersicht und ist in Luzern besonders reizvoll, weil der Ausblick – je nachdem, ob man von Norden oder von Süden her schaut – sehr stilvoll vom Kranz der Berge oder jenem der Museggtürme beschlossen wird.

       Die vier schönsten Jahreszeiten

      Das Bild Luzerns ändert sich wie die Jahreszeiten. In den Sommermonaten erscheint die Stadt mit ihrem Musik-Festival international und weltoffen. Touristenscharen schlendern durch die Gassen und Strassenmusikanten beleben die Plätze. In den Ufercafés bedienen Angestellte aus vielen Ländern Gäste aus aller Welt, und an den Reussufern übt man sich im süssen Nichtstun.

      In den Herbstmonaten wird es ruhiger in Luzern. Die Nebel über dem Wasser lösen sich oft erst gegen Mittag auf. Dann aber zeigen sich die fernen Berge nicht selten in einem wunderbar klaren Licht. Auf den Hügeln über der Stadt verfärben sich die Bäume, und das tiefe Herbstblau des Himmels zieht viele Einheimische noch einmal hinauf in die Berge oder an die Seepromenaden. Im Winter versinkt Luzern, wie es einmal jemand umschrieb, «in biedermeierlich kleinstädtischer Ruhe». Das Leben zieht sich zurück in die Behaglichkeit vertrauter Gemeinschaften. In der früh dunkelnden Nacht streift man den Lichtern der Schaufenster nach; im Advent schaukeln die Sterne und weihnächtlichen Lichterketten über Gassen und Brücken. Diesem winterlichen Schlaf der Stadt bereitet dann die Fasnacht, dieser anarchisch-orgiastische Frühlingsausbruch, mit Getöse ein Ende. Und wenn der laue Föhn im März den Schnee von den Bergen holt und das Grün langsam wieder die Voralpen hinanklettert, dann weiss man: Bald werden in den Luzerner Gasthäusern wieder die Tische und Stühle auf die Quais und Plätze hinausgestellt – und die ersten wärmehungrigen Gäste aus aller Welt, aber auch Einheimische sich der Sonne entgegenrecken.

       Ein gemütlicher Abend mit einem Hauch von Italianità am Weinmarkt.

       Über den Häusern erscheint der Pilatus oft «so nahe, dass man glauben möchte, er werde über die Häuser herabstürzen» (Karl G. Küttner 1778). Stich um 1840.

       Markttage – die wöchentliche Versuchung

      Zweimal in der Woche – am Dienstag- und am Samstagmorgen – wird die Stadt von lebhaftem Markttreiben erfüllt. An der Reuss werden Gemüse und Obst, Früchte und Blumen, Honig und Eingemachtes, Eier, Käse und Brot und Unter der Egg auch Fische angeboten. Über den Markt zu schlendern bereitet doppelten Spass. Die frische Pracht des Angebotenen ist eine wahre Augenweide; dazu kommt das Vergnügen, Bekannte zu treffen, mit denen man ein paar Worte wechselt, und den Fremden mit ihren Sprachen aus aller Welt zuzuhören. Manche Anbieter sind wie von alters her Bauern und Bäuerinnen aus dem Luzernischen, nicht zuletzt von Weggis und Vitznau, der Luzerner Sonnenstube am See. Der Dienstagsmarkt wird seit 750 Jahren abgehalten! Der älteste Marktbereich erstreckte sich von der Reussbrücke über die Kramgasse Richtung Weinmarkt, den damaligen Fischmarkt. Hauptsächliche Produkte auf dem Luzerner Markt waren Wein, Getreide, Hülsenfrüchte, Salz, Fisch sowie Vieh von Schafen über Schweine bis zu Pferden und Rindern. Der Lebensmittelmarkt mit Butter, Eiern, Obst, Nüssen, Gemüse und andern bäuerlichen Produkten wurde aber schon früh unter die Egg verlagert, wo die Bauern von ennet dem See mit ihren Booten direkt anlanden konnten.

       Marktvergnügen an der Reuss: Schlendern, schauen und sich plaudernd mit Köstlichkeiten eindecken.

      Neben den beiden Wochenmärkten gibt es heute noch mehrere attraktive Spezialmärkte. So findet jeden ersten Mittwoch

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