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nur ein Geschenk an meine Kinder, sondern auch an mich selbst. Ich bin rasant gewachsen, nicht nur in der Mutterrolle, sondern auch als Mensch.

      JENNIFER,

      Mutter von vier Kindern im Alter von fünfzehn, zwölf, neun und sechs

      Dieses Buch ist aus der Arbeit mit Tausenden von Eltern über die Aha! Parenting-Website und privatem Coaching entstanden. Ich bin Klinische Psychologin, spezialisiert auf Kindesentwicklung und Erziehung. Tagtäglich überlege ich, was Kindern beim Aufwachsen hilft und arbeite mit Eltern, um sie dabei zu unterstützen, dass ihre Kinder zu zufriedenen, emotional gesunden und ausgeglichenen Menschen heranwachsen.

      Je mehr Eltern ich begegne, umso überzeugter bin ich, dass alle das Beste für ihre Kinder tun. Aber statt hilfreicher Information hören sie viele kontraproduktive und sogar schädliche Ratschläge, die das Elterndasein schließlich zu einem Kampf machen:

      »Wie will sie lernen, sich selbst zu beruhigen,

      wenn du sie nicht schreien lässt?«

      »Lobe ihn und sage ihm so oft wie möglich,

      was für ein braver Junge er ist!«

      »Oh, sie regt sich auf, … schnell, lenke sie ab!«

      »Wie man am schnellsten einen Trotzanfall im Supermarkt

      beendet? Sag ihm, du fährst nach Hause und geh einfach.

      Was glaubst du, wie schnell er dir folgt!«

      »Sie manipuliert dich bloß.«

      Wie ich noch erklären werde, sorgen viele der heute üblichen Erziehungspraktiken für unnötige Kämpfe zwischen Eltern und Kindern. Man sagt uns, wir sollen das Verhalten unserer Kinder kontrollieren, aber wie? Zwang funktioniert nur bei kleinen Kindern, und wenn wir nicht auf die Bedürfnisse und Emotionen eingehen, die dieses Verhalten antreiben, dann verschlimmern sich die Probleme. Unterdessen sabotieren wir unwillentlich die gesunde emotionale Entwicklung, die wir alle für unsere Kinder wollen. Schlimmer noch, kann das die Empathie für unser Kind untergraben, denn anstatt unserer Intuition zu folgen, die uns instinktiv auf die Bedürfnisse unserer Kleinen eingehen lässt, verhärten wir unser Herz. Ich höre von Eltern immer wieder, dass sie sich wünschen, sie hätten die Prinzipien dieses Buches bereits verinnerlicht, als ihr Kind geboren wurde. Gelassene Eltern, zufriedene Kinder ist dafür gedacht, dir dabei zu helfen, mit deinem Kind eine außergewöhnliche Beziehung aufzubauen und dabei einen zufriedenen, selbstbeherrschten und emotional gesunden Menschen ins Leben zu begleiten.

      Ob du nach wissenschaftlichen Ergebnissen suchst, um dich bei elterlichen Entscheidungen leiten zu lassen, dich fragst, wie du mit einer bestimmten Herausforderung umgehen sollst, oder dir am liebsten die Haare raufen würdest, hier bist du richtig. Keiner verhält sich die ganze Zeit über friedlich oder wir wären alle schon erleuchtet. Jedes Mal, wenn du dich dafür entscheidest, dich selbst und dein Kind mit mehr Mitgefühl zu behandeln, gehst du einen Schritt in Richtung innerem Frieden und größerem Glück.

      Vergiss beim Verinnerlichen dieses Buches nicht, dir jeden kleinen Fortschritt bewusst anzurechnen. Veränderung geschieht Schritt für Schritt. Das Leben besteht einfach aus der allmählichen Ansammlung von Augenblicken, und jeder Augenblick gibt uns eine neue Gelegenheit zum Richtungswechsel. Selbst wenn wir heute nur auf einige wenige Dinge anders reagieren, bewegen wir uns in eine neue Richtung. Ehe wir es uns versehen, befinden wir uns in einer ganz neuen Landschaft.

      Wir alle wollen Kinder auf eine Weise ins Leben begleiten, dass sie eng mit uns verbunden bleiben, uns über alles lieben und unser Vermächtnis der Liebe an die nächste Generation weitergeben. Wir wollen, dass unsere erwachsenen Kinder mit den Wurzeln und Flügeln, die wir ihnen verliehen haben, gedeihen, auf eine Kindheit voller Liebe und Lachen zurückschauen und auf Eltern, die ihnen ein so gutes Selbstgefühl vermittelt haben, dass alles möglich scheint. Du erschaffst diese Zukunft an jedem Tag der Kindheit deiner Söhne und Töchter.

      Es gibt keine perfekten Eltern und keine perfekten Kinder. Aber es gibt viele Familien, die in der Umarmung großer Liebe leben. Dieses Buch widmet sich Wegen, die eine solche Familie hervorbringen.

      TEIL EINS

      Selbstregulation

       Eines der Puzzleteile, die Sie beigesteuert haben und die anscheinend vorher gefehlt hatten, war, dass ich mir selbst ebenso beistehen und Vergebung und Geduld schenken muss, wie ich es bei meiner Tochter versuchte. Und ich musste lernen, wirklich zu verinnerlichen, dass ihr Verrückt-Spielen nicht ein Spiegelbild meiner Person oder meines Erziehungsstils war (jedenfalls meistens nicht), sondern Ausdruck dessen, wie sie sich gerade fühlte und was sie in diesem Moment brauchte.

      ALENE,

      Mutter zweier Kinder unter vier Jahren

      1

      Bei gelassenen Eltern wachsen zufriedene Kinder heran

      Es gibt ein altes Sprichwort: Kinder ins Leben zu begleiten ist die schwerste Arbeit überhaupt. Aber weshalb ist das so? Stelle ich diese Frage vor Publikum, schlagen die Eltern meistens zwei Gründe vor. Erstens stehe so viel auf dem Spiel. Und zweitens gäbe es keine klaren Antworten, wie man zu »guten« Eltern wird.

      Eine Antwort stimmt und eine stimmt nicht so ganz. Natürlich steht viel auf dem Spiel. Aber wir wissen tatsächlich eine ganze Menge darüber, wie man ein zufriedenes, rücksichtsvolles, emotional gesundes und ausgeglichenes Kind ins Leben begleitet. Es gibt zu diesem allerwichtigsten Thema ziemlich viel wertvolle Forschung, und die Eltern werden erfreut sein, zu erfahren, wie praktikabel sie ist. Studien zeigen immer wieder, dass Eltern, die sich auf die spezifischen Bedürfnisse ihres Kindes warm und respektvoll einstimmen, wunderbare Kinder ins Leben begleiten. Wie alle Eltern wissen, besteht der schwierigste Teil darin, unsere eigenen emotionalen Trigger zu regulieren, damit dieses Ideal zumindest manchmal Wirklichkeit wird.

      Unabhängig von den besonderen Herausforderungen deines Kindes kannst du also auch an dir selbst arbeiten, wenn du als Elternteil gute Arbeit leisten willst. Ein Kind verursacht nicht den Ärger oder die Angst, die dazu führt, dass wir uns in Machtkämpfe verstricken; diese entstehen aus unseren eigenen Ängsten und Zweifeln. Unsere eigenen Kindheitserfahrungen, unsere frühen Traumata – größere und kleinere – sind ein Teil von uns. Überdies sind sie derjenige Teil, der die Führung übernimmt, sobald wir emotional erregt sind; Kinder haben ein Talent dafür, unglückliche Gefühle aus unserer eigenen Kindheit auszulösen. Daher können wir nur dann zu gelassenen Eltern werden, wenn wir achtsam verhindern, dass alte Gefühle neue Probleme verursachen.

      Genau genommen hängt das, was wir für unsere Kinder am meisten wollen, von unserer eigenen inneren Arbeit ab. Wir alle wollen zufriedene Menschen heranwachsen lassen, die von anderen geliebt werden und glückliche Beziehungen haben. Wenn wir unsere eigenen frühen Kindheitsbeziehungen reflektieren und lernen, für uns selbst gut zu sorgen, können wir – du kannst das! – unserem Kind die sichere Verbindung geben, die ihm lebenslang die Basis für liebevolle Beziehungen bietet. Wir haben es nicht in der Hand, was im Leben unseres Kindes geschieht. Aber wir können es wahrscheinlicher machen, dass er oder sie sich mit Menschen umgibt, die ihn oder sie gut behandeln und dabei unterstützen, dem eigenen Leben einen tieferen Sinn zu verleihen.

      Auch wollen wir Kinder so ins Leben begleiten, dass sie ihr Verhalten steuern können; einmal, weil es dann einfacher ist, mit ihnen zusammenzuleben, und zum Zweiten, weil das unsere elterliche Aufgabe ist. Wir wissen auch, wie das geht. Wenn wir die eigenen Emotionen regulieren, lernen auch unsere Kinder ihre Emotionen zu regulieren. Das wiederum erlaubt es ihnen, ihr Verhalten zu regulieren, vorausgesetzt, sie sind gut genug mit uns verbunden, um das auch zu wollen.

      Letztlich wollen wir, dass unsere Kinder ihren Weg im Leben finden. Nicht unbedingt in dem Sinne, dass sie sich die Belohnungen verdienen, die die Gesellschaft für Leistungen anbietet, sondern in dem Sinn, dass sie lebenslang ihre einzigartigen Gaben entdecken, verfeinern und teilen. Auch hier wissen wir, was wir für unsere Kinder tun können. Es hat viel damit zu tun, wie gut wir

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