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Und anderes fiel auf Felsboden, wo es nicht viel Erde hatte, und sofort ging es auf, weil es keine tiefe Erde hatte. (6) Und als die Sonne aufging, verbrannte es und, weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es.

      (7) Und anderes fiel unter die Dornen, und die Dornen wuchsen empor und erstickten es, und es gab keine Frucht.

      (8) Und anderes fiel in die gute Erde und gab Frucht, indem es aufging und wuchs, und trug dreißig- und sechzig- und hundertfach.«

      (9) Und er sagte: »Wer Ohren hat zu hören, der höre!«

      (10) Und als er allein war, fragten ihn die um ihn waren mit den Zwölfen nach den Gleichnissen. (11) Und er sagte ihnen: »Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben. Jenen aber draußen geschieht alles in Gleichnissen,

      (12) damit sie sehend sehen und doch nicht sehen

       und hörend hören und doch nicht verstehen,

       damit sie nicht umkehren und ihnen vergeben werde.«

      [Jes 6,9-10]

      (13) Und er sagt ihnen: »Ihr versteht dieses Gleichnis nicht, und wie werdet ihr alle Gleichnisse verstehen?

      (14) Der Sämann sät das Wort.

      (15) Diese sind die auf dem Weg. Wo das Wort gesät wird und wenn sie hören, kommt gleich der Satan und nimmt das Wort, das in sie gesät wurde, weg.

      (16) Und diese sind die auf den Fels Gesäten, die, wenn sie das Wort hören, es sofort mit Freude aufnehmen (17) und keine Wurzel in sich haben, sondern Augenblicksmenschen sind. Erhebt sich Drangsal oder Verfolgung um des Wortes willen, nehmen sie Anstoß.

      (18) Und andere sind die in die Dornen Gesäten. Diese sind die das Wort Hörenden, (19) und die Sorgen der Welt und der Betrug des Reichtums und die auf das andere bezogenen Begierden gehen in sie hinein und ersticken das Wort, und es wird fruchtlos.

      (20) Und jene sind die auf die gute Erde Gesäten, die das Wort hören und aufnehmen und Frucht bringen, dreißig- und sechzig- und hundertfach.«

       Redaktion

      Mk hatte in 1,15 den Inhalt der Predigt Jesu vorab zusammengefasst – Reich Gottes, Umkehrforderung, Aufruf zum Glauben – und die Lehre Jesu betont (1,21-22.27; 2,13). Darauf zurückgreifend führt er nun Jesu Lehre in Gleichnissen als Teil seiner Verkündigung ein (4,1-2) und nennt mehrfach das Reich Gottes (4,11.26.30).

      V. 1-2 gehen ganz auf Mk zurück; z.B. knüpft das jetzt als Seekanzel wichtig werdende Boot aus V. 1 an 3,9 an.

      V. 3-8: Die redaktionellen Eingriffe sind geringfügig. Der Aufruf zum Hören am Anfang (V. 3) bezieht sich nicht auf das Gleichnis, sondern auf dessen Deutung (s. weiter unten).

      V. 9: Der Weckruf ist zwar traditionell, gehört aber wohl nicht ursprünglich zum Gleichnis, da er an viele verschiedene Stoffe angeschlossen werden konnte (vgl. nur Mk 4,23). Er wurde hier wahrscheinlich von Mk selbst hinzugefügt.

      V. 10: Die Frage der Jünger nach der Deutung der Gleichnisse im allgemeinen kommt überraschend, da Jesus doch nur ein Gleichnis vorgetragen hat. Der Plural »Gleichnisse« leitet zu V. 11-12 über und geht auf Mk zurück. Von Mk stammt auch die nachklappende Erwähnung der Zwölf.

      V. 11-12, ein „sehr altertümliches Logion“ (J. Jeremias, 11), man vgl. in V. 11 nur den antithetischen Parallelismus, hat der zweite Evangelist in die Tradition eingefügt. Lediglich die Anreihungsformel »Und er sagte ihnen« stammt von ihm. Zu V. 12 vgl. Jes 6,10.

      V. 11–12 sind im Rahmen des MkEv israelkritisch. Man vgl. den Tötungsbeschluß der Pharisäer und Herodianer in Mk 3,6, die Zeichenforderung der Pharisäer (8,11), die Vollmachtsfrage durch die Hohenpriester und Schriftgelehrten (11,27-33) und die betont herausgestellte Tatsache, daß wegen der Tötung des Sohnes der Weinberg (nämlich durch die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70) von Israel genommen werde (Mk 12,1-12). Dagegen kommt die Deutung von »jene(n) draußen« auf die Verwandten Jesu (vgl. 3,31: sie warten draußen) schwerlich in Frage. Denn die Verwandten sind ja bei der Gleichnisrede und beim späteren Wirken Jesu nicht anwesend. Es bleibt also dabei, daß »jene draußen« die Juden bezeichnet, die Jesus Botschaft ablehnen.

      Positiv entspricht das Logion V. 11-12 dem Messiasbekenntnis des Petrus (Mk 8,29) und dem Bekenntnis des Hauptmanns unter dem Kreuz, Jesus sei der Sohn Gottes gewesen (Mk 15,39).

      V. 13-20 sind von Mk praktisch unverändert wiedergegeben worden (lediglich V. 13b geht auf ihn zurück). Im Zusammenhang des Gleichniskapitels Mk 4 betont Mk durch die Hinzufügung der Gleichnisdeutung V. 13-20 den paränetischen Aspekt – die Hörer von V. 13-20 sollen ihre eigene Rolle als Glaubende überprüfen – und baut ihn später (vgl. V. 24-25) noch aus.

       Tradition

      V. 3-8.14-20: Hier liegt die Tradition einer Parabel (V. 3-8) vor, die schon auf der vormarkinischen Stufe mit einer Auslegung ausgestattet worden war. Diese Deutung ist sekundär: Erstens enthält sie christliche Terminologie. So wird z.B. »das Wort« als Fachausdruck für das Evangelium verwendet (vgl. den Fettdruck für »Wort« in der Übersetzung). Dies ist erst nach Ostern denkbar: vgl. Gal 6,6; 1Thess 1,6 u.ö.

      Zweitens finden sich in der Deutung Begriffe, die in den neutestamentlichen Evangelien nicht erscheinen, dafür aber in der Briefliteratur: »säen« bildlich für »verkündigen« (1Kor 9,11), »Wurzel« bildlich für Standhaftigkeit (Eph 3,17; Kol 2,7).

      Drittens hat die Deutung des Gleichnisses keine futurische Ausrichtung mehr, sondern richtet sich an der Psychologie der Konvertiten aus. Sie sollen sich daraufhin prüfen, ob sie weiter Christen sein wollen.

      Viertens bestätigt das ThEv (s. sofort), daß das Gleichnis ursprünglich ohne Deutung umlief.

      Ertrag: Die Interpretation des Gleichnisses vom Sämann stammt nicht von Jesus, sondern aus der christlichen Gemeinde, die es interpretiert und ihm in den Mund gelegt hat. In der Deutung bezeichnen vier verschiedene Ackertypen Menschen, die ein unterschiedliches Verhältnis zum Wort Gottes entwickelt haben.

      Als älteste Tradition schälen sich V. 3-8 heraus, eine Tradition, die eine enge Parallele in Th 9 hat (s. unten, S. 526f). Dort heißt es:

      »Jesus sagte: ›Siehe, ein Sämann zog aus, füllte seine Hand und warf die Samen. Einige fielen auf den Weg; die Vögel kamen, sie pickten es auf. Andere fielen auf den Felsen, und sie schlugen keine Wurzeln in der Erde und brachten keine Ähren herauf gen Himmel. Und andere fielen auf die Dornen; sie erstickten die Saat, und der Wurm fraß sie. Und andere fielen auf die gute Erde, und sie gab eine gute Frucht gen Himmel; sie brachte 60 des Maßes und 120 des Maßes‹.«

      Der Vergleich zwischen Mk- und Th-Fassung ergibt, daß eine weitgehende Übereinstimmung besteht, mit zwei Ausnahmen: Erstens weicht der Schluß darin ab, daß Mk von dreißigfacher und sechzigfacher und hundertfacher Frucht spricht, Th dagegen von sechzig und hundertzwanzig Maßen. Zweitens schreibt Mk bei der Erwähnung des felsigen Bodens, daß die Saat zunächst sofort aufgegangen sei und daß die aufgehende Sonne zur Verwelkung beigetragen habe (Mk 4,6), während Th hierzu schweigt. Im ganzen wird man die Fassung des ThEv für älter als die des MkEv halten, weil es sich bei ihr um eine schlichtere Form handelt.

      V. 10*.13a: Der von Mk vorgefundene Text lautete: »Und als er allein war, fragten ihn die, die um ihn waren, nach dem Gleichnis. Und er sagt ihnen: Versteht ihr dieses Gleichnis nicht?« (Darauf folgte die Deutung des Gleichnisses in V. 14-20.)

      Das Wort V. 11-12 spiegelt eine Gemeindesituation wider, die apokalyptische Gedanken aufgenommen hat und von einem elitären Bewußtsein getragen ist (Gnilka, Mk I, 167). Ein Jesuswort ist es auf keinen Fall, denn es charakterisiert die Gleichnisse als Rätsel, während Jesu Worte auf Verständigung und Verständnis zielten. Der Widerspruch von V. 11-12 zu Jesu Absicht könnte nicht größer sein. Während

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