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der Gravitation) oder biologische Ordnungen (z. B. Gesetze der Genetik) charakterisieren die Existenz alles Geschaffenen. Und so offenbaren die biblischen Propheten JHWH nicht nur als Schöpfer (Ursprung der Schöpfung), sondern auch als Gesetzgeber (Fortbestand der Schöpfung) (siehe Abb. 19).

      Aufgrund dieser normativen Rahmenbedingungen ist es möglich, dass Kühe Gras essen können, Blätter Sauerstoff erzeugen, Vögel ihre Brutplätze finden, der Regen den Erdboden fruchtbar macht und Menschen sich mittels Sprache verständigen können. Das Zusammenleben der gesamten Schöpfung ist durch Gottes Gesetzgebung möglich und garantiert. JHWHs Gesetze als Rahmen für die Erhaltung der Schöpfung sind allumfassend. Sie betreffen die räumlichen, energetischen, biotischen, psychischen, logischen, historischen, linguistischen, ökonomischen und ästhetischen Seins-Aspekte des geschaffenen Lebens:

      Die obige Tabelle stellt die verschiedenen Seins-Aspekte mit ihren charakteristischen Gesetzen dar. Die Tabelle wird nicht als definitiv verstanden, sondern als experimentell. Auch wenn man darüber diskutieren kann, inwiefern der ein oder andere Seins-Aspekt fehlt, so sind die dargestellten 15 Aspekte eine gute Ausgangsbasis für die weitere Reflexion. Dass jeder der genannten Aspekte einen Gegenstand für sich darstellt, wird durch die wissenschaftliche Disziplinenvielfalt bestätigt. Um jeden einzelnen Aspekt herum hat sich eine fachspezifische Wissenschaft geformt, die die spezifischen Gesetze analysiert.

      Im Alltagsdenkmodus ist man sich dieser Seins-Aspekte nicht bewusst, da sie organisch miteinander verwoben sind. Sie werden erst im mikroskopischen Denkmodus sichtbar, wo sie aus dem organischen Zusammenhang abstrahiert werden. Zur Erinnerung: Im Alltagsdenken wird zwischen Dingen und Phänomen, nicht aber zwischen Seins-Aspekten unterschieden. Beispielsweise wird zwischen Mann und Frau unterschieden und wird dabei nicht der chemische Seins-Aspekt hervorgehoben, der sie charakterisiert.

      Die Reihenfolge der verschiedenen Seins-Aspekte ist nicht willkürlich. Es sind ganz bestimmte Abhängigkeitsverhältnisse zwischen den Aspekten, die eine solche Sequenz entstehen lassen. In Reflexionsabschnitt 5.3 wird ein kleiner Einblick in diese Aspektzusammenhänge gegeben.

      Es ist wichtig festzuhalten, dass die Bibel keine detaillierte Beschreibung spezifischer Naturgesetze und ihrer Verhältnisse untereinander enthält. Dies liegt an der Tatsache, dass die biblischen Propheten ihre Weisheiten im Alltagsdenkmodus niedergeschrieben haben. Die biblischen Texte ermutigen aber jeden denkenden Menschen, sich beim wissenschaftlichen und philosophischen Nachdenken von der biblischen Darstellung der Wirklichkeit beeinflussen zu lassen.

      Wie würde die Welt wissenschaftlich-philosophisch beschrieben werden können, wenn sie von den prophetischen Texten aus gedacht würde? Das soll hier versucht werden. Dabei sind folgende biblische Prinzipien grundlegend:

      1. Es gibt eine allumfassende von JHWH gegebene Gesetzgebung, durch die alle geschaffenen Dinge existieren und funktionieren. Gesetze sind gegeben und damit nicht identisch mit Gott.

      2. Nichts Geschaffenes kann isoliert bestehen, sondern nur im Zusammenhang mit anderem Geschaffenen. So hat JHWH die Welt geschaffen. Am Beispiel der Menschenschöpfung hat sich verdeutlicht, wie der eine nur mit dem anderen im Zusammenhang leben kann.

      3. Nichts Geschaffenes kann sich zum Schöpfer eines anderen Geschaffenen erheben. JHWH allein bleibt Schöpfer und Erhalter alles Geschaffenen.

      Der Alltagsdenkmodus ändert sich in den mikroskopischen Denkmodus (Theoriedenkmodus): Es kann gesagt werden, dass Gott seine Gesetze jedem Seins-Aspekt des Lebens gibt. Konsequenterweise sind beispielsweise die Gesetzmäßigkeiten des biotischen Seins-Aspektes nicht als Schöpfung oder Folge von Gesetzmäßigkeiten des energetischen Seins-Aspektes zu verstehen (rechte Grafik), sondern finden ihren Ursprung direkt bei JHWH (untere Grafik). Weder ein Wesen (z. B. die Sonne) noch ein Seins-Aspekt kann sich zum Ursprung des Lebens erklären lassen. JHWH allein entspricht der Gottes- und Schöpfer-Rolle für jedes existierende Wesen und jeden Seins-Aspekt. JHWH ist der radikale Anfang von allem (siehe Abb. 20).

      5.3 Die Du-Natur von Gesetzen

      Die obige Abbildung soll verdeutlichen, dass Reduktion aus einer biblischen Perspektive nicht möglich ist. Nun dürfen die Gesetzmäßigkeiten der verschiedenen Seins-Aspekte nicht als isoliert betrachtet werden. Es erklärt sich von selbst, dass die Gesetze des Raumes (räumlicher Seins-Aspekt, z. B. a2+b2=c2) mit den Gesetzen der Bewegung (kinematischer Seins-Aspekt, z. B. Gesetz der Wellenbewegung) und den Gesetzen der Energie (z. B. Thermodynamik) in engem Zusammenhang stehen. Die Natur dieses Zusammenhangs ist identisch mit der Natur der Schöpfung an sich! Wie bereits in Reflexion 4 gezeigt wurde, besteht der Mensch immer nur im Kontext des Mitmenschlichen. Außerhalb dieser Beziehung existiert er nicht. Zwar könnte man abstrakt über die Existenz des einen Individuums reden, aber in der konkreten Wirklichkeit besteht das eine Individuum immer erst im Kontext der Mitmenschlichkeit. Ganz gleich verhält es sich dabei mit den Gesetzen der verschiedenen Seins-Aspekte. Zwar kann man sie isoliert beschreiben, aber die biotischen Gesetzmäßigkeiten bestehen immer nur im Kontext der energetischen, räumlichen und anderen Gesetzmäßigkeiten. Man könnte sagen, dass jeder Seins-Aspekt immer nur in der »Du-Begegnung« mit anderen Seins-Aspekten besteht. So wie Eva erst mit Adam existiert, aber ihren Ursprung nicht in Adam, sondern in JHWH findet, können biotische Gesetze nicht ohne energetische Gesetze (Chemie) existieren. Dabei sind sie nicht reduzierbar auf chemische Prozesse (JHWH ist radikaler Anfang von allem!). Da keine Gesetzmäßigkeit eines Seins-Aspekts auf die Gesetzmäßigkeit anderer Seins-Aspekte reduzierbar ist, sprechen einige Philosophen von »Sphären-Souveränität«. Damit wollen sie betonen, dass jeder Seins-Aspekt des geschaffenen Lebens seine eigene unableitbare Sphäre hat. Diese Sphäre existiert zwar nur im Zusammenhang mit den anderen Sphären, hat aber ihre ganz eigene Gesetzesidentität, die nur von Gott und nicht von einem anderen Seins-Aspekt her abzuleiten ist.

      Aus einer biblischen Perspektive wird versucht, die in Reflexion 3 erwähnten Seins-Aspekte in einen unableitbaren Zusammenhang zu stellen (siehe Abb. 21).

      → »Zusammenhang« heißt: Keine Gesetzmäßigkeit eines Seins-Aspekts existiert isoliert von den Gesetzmäßigkeiten anderer Seins-Aspekte. Die Existenz des einen Seins-Aspekts ist damit Voraussetzung (nicht Ursache!) für die Existenz eines anderen Seins-Aspekts.

      → »Unableitbar« heißt: Keine Gesetzmäßigkeit eines Seins-Aspekts ist reduzierbar auf die Gesetzmäßigkeit eines anderen Seins-Aspekts. Die Gesetze des Raumes produzieren nicht die Gesetze der Bewegung. Jeder Seins-Aspekt hat seine eigene »Sphären-Souveränität«, die er von JHWH (Ursache!) erhalten hat.

      Das Phänomen des unableitbaren Zusammenhangs soll konkret betrachtet werden. Dabei wird die Du-Natur der Seins-Aspekte deutlich werden. Als erstes wird der Zusammenhang zwischen den ersten beiden Seins-Aspekten betrachtet:

      Die Abb. 22 zeigt, wie der räumliche Aspekt mit seinen Gesetzen den quantitativen Aspekt mit seinen Gesetzen voraussetzt. Der räumliche Aspekt weist damit zurück auf den quantitativen Aspekt. Allerdings verweist der quantitative Aspekt ebenso auf den räumlichen Aspekt und muss diesen voraussetzen, denn Zahlen werden räumlich gedacht und organisiert (1 - 2-3 als Linie; 1 vor 3; 3 neben 2). Man kann darum nicht behaupten, dass der quantitative den räumlichen Aspekt oder der räumliche den quantitativen Aspekt verursacht. Klar ist aber, dass beide Aspekte einander ermöglichen und bedingen.

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