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sind. Mehr wohl in der Unendlichkeit – im Ursprung.

      Beim Malen des Ölbildes »Sonnengesang« erfasste mich eine große Liebe. Meine Gedanken weilten wieder in Assisi, in Umbrien.

      Wenn ich heute vor dem Bild stehe, finde ich auch mich – das Wunder der Natur ist mir nah.

       Wie schmeckt Blau?

      »Blau« ist für mich nicht nur eine Farbe, auf die Mischung kommt es an, im Leben, Arbeiten und besonders in der Malerei.

      Farbig ist und war mein Leben – geprägt durch die Aufenthalte in der Provence, mit viel Licht und Schatten, ich schmecke das Blau.

      Die Malerin in der Provence

       »Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …«

      Worte von Hermann Hesse.

      Bezaubernd sind und waren meine Erlebnisse in der Provence, mit Künstlern vieler Nationen.

      Von der Kunst besessen sein, ein Miteinander im Geist, kämpfen um jedes Werk ohne Rücksicht auf eigene Befindlichkeiten.

      Diskussionen zu ertragen, wenn die Mitmenschen anderer Meinung über die Arbeiten sind. Höhen und Tiefen annehmen, sich jedoch treu bleiben, auch wenn es einmal schwierig in der Gemeinschaft ist.

      Gemeinschaft im Atelier, auch das ist es, warum ich seit 35 Jahren immer wieder nach Séguret reise. Sich einfügen, allein sein können, wenn man möchte, dabei immer auf die Stimme der Seele hören. Durch einige Schicksalsschläge konnte ich zwei Jahre nicht im Atelier in der Provence leben und arbeiten. Mein Heimweh nach diesem kleinen Paradies war riesig.

      Endlich – ich sitze wieder auf der Terrasse und schaue in die Ebene von Séguret. Vor wenigen Stunden ging die Sonne als orange-roter Feuerball unter.

      Zuerst war es stockdunkel, doch nun ist der Himmel mit Sternen übersät und der abnehmende Mond beleuchtet silbrig die vor mir liegende Landschaft.

      Ein traumhafter Juli-Himmel, lauer Wind wiegt Zweige und Sträucher in den Gärten an der Stadtmauer. Es duftet süßlich, schwer von Früchten, die an Pfirsich- und Aprikosenbäumen vergessen überreif leuchten.

      Von der Terrasse aus sehe ich in Richtung Sablet und zu den Ouvèzefelsen. Viele Lichter blinzeln im Dunkel der Nacht. Eine unendliche Weite breitet sich aus. Die Lichter vom Flughafen Orange sind zu sehen.

      Heute bin ich allein hier, entsinne mich, dass es nicht das erste Mal ist, dass Künstler absagten.

      Vieles hat sich seit 1981, als ich den ersten Studienaufenthalt für einen Monat hatte, geändert. Meine Gedanken gehen zurück zum Anfang, als Herr Arthur Langlet mich am Bahnhof in Orange abholte. Er hielt ein Passbild von mir in der Hand und fragte nach meinem Namen.

      Als wir das Gepäck aus der Aufbewahrung holen wollten, war es noch nicht da. Herr Langlet tröstete mich mit den Worten: »Dafür zeige ich Ihnen den ›Arc de Triomphe‹ in Orange.« Und das am Morgen um sieben Uhr.

      Der Künstler Arthur Langlet hat das Atelier im Jahr 1957 für Künstleraufenthalte gegründet. Künstler aus vielen Nationen konnte auch ich kennenlernen. Immer Stipendiaten aus Japan und zweimal im Jahr aus Münster, Letztere waren sehr gute Graphiker.

      Oft konnte ich zweimal im Jahr kommen, für mich ist Séguret zur zweiten Heimat geworden, mein kleines Paradies.

      Dabei fällt mir folgende Sage ein:

       »Als Gott alle Erdteile mit Mensch, Tier, Pflanzen, Bergen, Wüste, Meer und Flüssen geschaffen hatte, blieb von jedem etwas übrig.

       Gott dachte nicht lange nach und gab alle Reste in das Stück Land, das wir die Provence nennen. Er rief erfreut aus, das soll mein Paradies auf Erden sein!«

      Der Ort Séguret ist eines der schönsten Dörfer Frankreichs, in der Provence. Es ist umgeben von Weinfeldern, Zypressenhecken, Pinien und kleinen Gärten an der Stadtmauer.

      Die Burg, Häuser und die Stadtmauer wurden im zwölften Jahrhundert erbaut. Der seit Römerzeiten erbaute Ort liegt in 250 Metern Höhe über dem Rhônetal. Séguret wird von der einen Seite durch das Massiv der Dentelles de Montmirail und von der anderen Seite vom Mont Ventoux beschützt. Seit meinem ersten Aufenthalt hat sich im Ort vieles geändert.

      Es gab zum Beispiel einen Laden für Brot, allerlei Lebensmittel, Schreibwaren, Kosmetikartikel, Seifenzeug, Wurstwaren und vieles mehr. Bei uns in Deutschland Tante-Emma-Laden genannt.

      In diesem Lädchen holten die Einwohner und auch wir Künstler auf Zeit am Morgen das Brot und alles, was gebraucht wurde. Als dieser Laden vor einigen Jahren geschlossen wurde, übernahm das örtliche Bistro den Verkauf.

      Im Bistro gab es fast alles zu unterschiedlichen Zeiten. Wie in Frankreich üblich, immer am Morgen frisches Baguette und Croissants. Lustig, in der Nacht die Einkäufe zu tätigen und Milch oder Seifenzeug zu kaufen, wenn es fehlte.

      Doch nun hat dieser Besitzer gewechselt. Es gibt im Ort seither keine Möglichkeit zum Einkaufen.

      Ein weiteres Restaurant und der Salon de Thé laden Touristen und die Künstler ein.

      Der Geheimtipp seit Jahren: In der Ebene von Séguret besitzt Madame Monique ein Lebensmittellädchen und das Hotelchen.

      In sieben Kilometern Entfernung liegt der Ort Vaison-la-Romaine. Dort sind die römischen Ausgrabungen zu besichtigen und an jedem Dienstag in der Woche ist Markt.

      Der Markt ist seit vielen Jahren der schönste und älteste Markt in der Provence. Darauf freue ich mich Jahr für Jahr, auch wenn ich nichts einkaufen möchte. Auf die herrlichen Düfte, Geräusche, Blumen, Obst, Gemüse, exotischen Speisefischen, dazu Menschen, Musik und Leben in allen Gassen.

      Nichts als Malerei

      Nichts als Malerei war mein größter Wunsch, seit ich denken kann. Vorerst begnügte ich mich mit der Gestaltung in allen Variationen, denn es dauerte noch viele Jahre, bevor ich mit der Malerei und Bildhauerei beginnen konnte.

      Die Ausbildung in der Gutenbergschule Leipzig zur Schriftsetzerin brachte mir erste Erfolge mit der Schrift, Gestaltung und im Umgang mit Farben, dem Zeichnen und Entwerfen.

      Das Kennenlernen verschiedener Papiersorten war und ist auch in der Malerei von Vorteil. Ich liebe Papiere und habe immer einen größeren Vorrat im Atelier.

      1979 – Nicht mehr ganz jung, um noch einmal ein neues Leben zu beginnen, wagte ich den Sprung einer Neuorientierung. Endlich konnte mein Traum von der Malerei und Graphik Wirklichkeit werden. Im Kurs an der Volkshochschule in Braunschweig arbeitete ich an einer Mappe für die Bewerbung zur Kunsthochschule.

      1980 empfahl mir ein Lehrer, nach Frankreich in das ›Atelier Artistique International de Séguret‹ zu fahren. Er kannte den Künstler von seinen Provencereisen.

      Da ich Bedenken hatte, angenommen zu werden, schrieb Herr Hinrichs an den Künstler Arthur Langlet und empfahl mich.

      Ich wurde aufgefordert, Fotos meiner Arbeiten und meinen Lebenslauf zu schicken.

      Im Januar 1981 kam der Brief mit der Bestätigung für den ersten Studienaufenthalt im Atelier.

      Seit dem ersten Aufenthalt war ich fast jedes Jahr in der Provence, in Séguret. Heute kann ich mit Gewissheit sagen, es hat meine gesamte künstlerische Laufbahn, mein Leben überhaupt, beeinflusst. Dort konnte ich viele interessante, bekannte und auch unbekannte Künstlerinnen und Künstler aus anderen Ländern treffen, durch das Schauen lernen.

      Zurück in Deutschland habe ich immer großes Heimweh nach Séguret, nach der Provence überhaupt. Nicht ohne Grund malten viele der bekannten Impressionisten und Expressionisten, Künstlerinnen und Künstler aus vielen Ländern in der Provence.

      Der Hauptgrund ist das Licht.

      Matisse schrieb einmal:

       »Als mir klar wurde, dass ich jeden Morgen dieses Licht wiedersehen

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