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ist das 3. Jahrh.) war ein Optimist von Seltenheitswert. Er meinte, am Ende werde die ganze Menschheit von einem unendlich gnädigen Gott erlöst werden. Später griff Hieronymus ihn an; er war entsetzt über die Aussicht, dass Prostituierte im Himmel landen könnten, auf Tuchfühlung mit der Jungfrau Maria … Das Fünfte Ökumenische Konzil verdammte Origenes 553 in Konstantinopel in Bausch und Bogen, entzog ihm den offiziellen Status der Heiligkeit und versetzte ihn in die Hölle, an die er nicht glaubte. Gott, sagte das Konzil, prädestiniert Sünder nicht für den Himmel … Nach 533 wagte niemand die Tatsache zu hinterfragen, dass Gottes Öfen, wie die Sonne, für immer brannten.“39

      Wenn die späteren Kirchenlehrer, nach der Zeit von Origenes, denen auch Hieronymus angehörte, eine Hölle predigten, in der gehörnte Spießgesellen die Aufgabe wahrnehmen das Feuer zu schüren um Seelen ewig zu peinigen, dann stimme ich Orignes zu, dass eine solche Hölle nicht existent ist.

      Hölle ist der Zustand von Seelen, die in ihrem verdrehten Wesen sich jeglicher weiteren positiven Entwicklung zum Guten entziehen und sich mit Gleichgesinnten umgeben.

      Wenn ein notorischer Lügner freiwillig wie auch unfreiwillig umgeben ist von Gleichgesinnten, so ist das für ihn Hölle, denn so wie er belügt, so wird er belogen.

      Wenn eine Seele verzehrt von Hass und Zorn auf solche trifft, die ihm gleich gesinnt sind, dann fachen diese den Hass weiter an und schüren das „Feuer im Ofen des Zorns“. Man kann dann sagen, er ist umgeben von Hölle und ein für Gott, solange der Zustand anhält, verlorener Sohn.

      Die Dunkelheit der Hölle ist das fehlende Licht, das Licht der Liebe Gottes, das nicht einzudringen vermag. Sie sind verschlossen in ihrem selbst geschaffenen dunklen Zustand. Ein streitsüchtiger Mensch zieht sich zurück, wenn er die Erde auf den Kopf gestellt hat, überlässt die verbrannte Erde sich selbst und empfindet Freude an seinem Tun. Wenn eine solche Seele sich plötzlich in der anderen Dimension findet, dann ist sie umgeben von gleich gesinnten Streitsüchtigen. Derjenige, der die Hölle brachte, dem wird dann die Hölle dargereicht! Die einzelne Seele kann sich Anderen nicht ohne weiteres entziehen und es kommt keine Freude auf über ihre Werke. Sie wird in dem selbst geschaffenen Zustand sehen und wenn sie will auch lernen, was es bedeutet, wenn man den Frieden merklich und dauernd gestört hat. Entweder bleibt sie dann eine lange Zeit in einer Art lähmendem Stillstand oder sie bereut ihre vorherige Art und erlebt die göttliche Liebe in der Hilfe. Verbleibt die Seele in ihrem geschaffenen Zustand, wer will dann behaupten, der Satan halte sie in ewigerer Pein gefangen, wenn die Seele beseelt von ihrer Eigenliebe und verzehrt im Hass und Zorn Böses wirken will und dann selber ein Teufel ist; und wie viele Teufel sind zur Zeit hier, und wie viele Teufel sind in der anderen Dimension? Ich kann mir gut vorstellen, dass die Menge der Teufel hier auf dieser Erde ihr Unwesen treiben.

      Sind wir nicht alle gefallene Engel, die als der verlorene Sohn auf dem Heimweg sind, wenn wir wollen? Manche sind in ihrer Entwicklung schon sehr nahe am Vaterhaus angelangt, und andere werden hierfür noch lange Zeiten in immer wiederkehrenden Entwicklungsprozessen benötigen.

      Kurt Eggenstein sagt, der griechische Urtext für das deutsche Wort ewig ist „aionios“. Dieses Wort ist verschieden deutbar. Im Begriffslexikon zum Neuen Testament 1971 ist zum Begriff „a i o n i o s“ gesagt: „Lange Zeit, Zeitdauer, womit sowohl eine genau begrenzte als auch eine unbegrenzte Zeit gemeint sein kann.“40

      Also kein Widerspruch, keine ewige Verdammnis, kein ewiges schwarzes brennendes Loch, denn der Vater im Himmel ist kein grausamer Gott; er sehnt sich nach seinen verloren gegangenen Kindern.

      „Der Kirchenlehrer Hieronymus (gest. 420) der der Sekretär des Papstes Damasus war, schrieb in seiner Erklärung des Propheten Isaias, die Verdammten würden später reichlicher Tröstungen teilhaftig, aber das müsse geheim gehalten werden, damit die Gläubigen aus Furcht vor den ewigen Höllenstrafen nicht sündigen (Is 14,2). Dieses pädagogische Motiv war sicher einer der Gründe, weshalb kirchliche Kreise die Lehre des Apokatastasis des Origenes bekämpft und verurteilt haben. Auch Petrus Chrysologus, Bischof von Ravenna (gest. 450) hatte wie andere Bischöfe die Überzeugung, dass die Höllenstrafen nicht ewig dauern … Vor dem 2. Vatikanum konnte man in der katholischen – mit dem Imprimaturvermerk versehenen – Literatur für die Rechtfertigung dieser Lehre die absonderlichsten Begründungen finden … „Zeitliche Belohnung oder Strafe“, schreibt z. B. Josef Staudinger (1950), „allein wäre unwirksam. Daher muss die göttliche Sanktion im Ewigen liegen.“41

      Jesus hat für jeden von uns, aber auch für die gesamte Menschheit das Gleichnis von dem verlorenen Sohn erzählt. Lukas 15 : 11 – 32: „Und er sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngste unter ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir Vater, das Teil der Güter, das mir gehört. Und er teilte ihnen das Gut. Und nicht lange danach sammelte der jüngste Sohn alles zusammen und zog fern über Land; und daselbst brachte er sein Gut um mit Prassen. Da er nun all das Seine verzehrt hatte, ward eine große Teuerung durch dasselbe ganze Land, und er fing an zu darben. Und ging hin und hängte sich an einen Bürger des Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit Trebern, die die Säue aßen; und niemand gab sie ihm. Da schlug er in sich und sprach: Wie viel Tagelöhner hat mein Vater, die Brot die Fülle haben, und ich verderbe im Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir und bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße, mache mich zu einem deiner Tagelöhner! Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Da er aber noch ferne von dannen war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn, lief und fiel ihm um seinen Hals und küsste ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringet das beste Kleid hervor und tut es ihm an, und gebet ihm einen Fingerreif an seine Hand und Schuhe an seine Füße, und bringet ein gemästet Kalb her und schlachtet’s; lasset uns essen und fröhlich sein! denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an fröhlich zu sein …“

      Die Engel im Himmel freuen sich über jeden Sünder der Buße tut, und den die Liebe des Vaters in sein Haus zieht. Wo ist eine ewige Verdammnis, die nicht auflösbar wäre? Im Text vor diesem Gleichnis sagt Jesus: „Ich sage euch: Also wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, vor neunundneunzig Gerechten, die der Buße nicht bedürfen.“ (Lukas 15 : 7) Dann spricht er weiter von der Frau, die zehn Groschen hat und wenn sie einen verliert, dann wird sie ein Licht anzünden und sucht mit Fleiß, bis sie ihn wieder gefunden hat. Wenn sie den Groschen findet, dann ruft sie überglücklich: „Freuet euch, denn ich habe wieder gefunden, was verloren schien.“ Weiter folgt dann der oben angeführte Text von der Freude der Engel über einen Sünder der Buße tut.

      Die Dunkelheit der Hölle ist das fehlende Licht, das Licht aus der Liebe Gottes, das nicht einzudringen vermag! Wenn man das Licht der allumfassenden Liebe begehrt, dann ist man auf dem Heimweg ins Vaterhaus. Die Dunkelheit aber ist das Ego des universalen Seins, verriegelt in Blockaden der Eigenliebe, die eigene Schuld nicht zulässt und zerfließt in Selbstmitleid. Die Werte der vielseitigen Liebe sind im Nebel verhüllt.

      „In seiner Schrift contra Celsus 92 – 97 setzt Origenes den Adam gleich mit der Ur-Einheit der Menschennatur, die urzeitlich als Ganzes vom Himmel gestürzt ist. Origenes nimmt Bezug auf den Ausspruch des Propheten Josua: „Gar viel ist meine Seele gewandert“ (Buch Josua) und fährt fort: „Begreife also, wenn du es vermagst, welches diese Wanderungen der Seele sind, in denen wandern zu müssen sie mit Seufzen und Klagen betrauert. Freilich, solange sie noch wandert, stockt die Einsicht dieser Dinge und ist verhüllt, erst wenn sie zu ihrem Vaterland, ihrer Ruhe, dem Paradies gelangt sein wird, wird sie wahrer darüber belehrt werden und es klarer einsehen, welches der Wegsinn ihrer Wanderung gewesen ist.“42

      „Plötzlich“, so schreibt hierzu der katholische Theologe und angesehene Schriftsteller Hans Urs von Balthasar in seiner Schrift Origenes – Geist und Feuer, „brechen Einsichten wie Blitze durch, die zu den unverlierbarsten und doch vergessensten der christlichen Denkgeschichte gehören … In der Schrift der hl. Hildegard von Bingen Scivas („Wisse der Wege“) schimmert die Lehre von der Apokatastasis noch einmal

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