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      Horst Bosetzky

      Der Lustmörder

      Kappes sechster Fall

      Kriminalroman

      Jaron Verlag

      Horst Bosetzky alias -ky lebt in Berlin und gilt als «Denkmal der deutschen Kriminalliteratur». Mit einer mehrteiligen Familiensaga sowie zeitgeschichtlichen Spannungsromanen avancierte er zu einem der erfolgreichsten Autoren der Gegenwart. Zuletzt erschienen im Jaron Verlag von ihm die biographischen Romane «Kempinski erobert Berlin» (2010) und «Der König vom Feuerland. August Borsigs Aufstieg in Berlin» (2011) sowie die ersten Bände seiner Romanserie «Wie Berlin und Brandenburg wurden, was sie sind: Unglaubliche Geschichten aus dem Mittelalter» (ab 2011). Zu der Krimireihe «Es geschah in Berlin» trug er bereits mehrere Bände bei, zuletzt «Unterm Fallbeil» (2012).

      Originalausgabe

      2. Auflage 2012

      © 2008 Jaron Verlag GmbH, Berlin

      1.digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH

      Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt.

      Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.

       www.jaron-verlag.de

      Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin

      Satz: LVD GmbH, Berlin

      ISBN 9783955520052

      Inhaltsverzeichnis

       Cover

       Titelseite

       Impressum

       EINS

       ZWEI

       DREI

       VIER

       FÜNF

       SECHS

       SIEBEN

       ACHT

       NEUN

       ZEHN

       ELF

       ZWÖLF

       DREIZEHN

       VIERZEHN

       FÜNFZEHN

       SECHZEHN

       SIEBZEHN

       ACHTZEHN

       NACHWORT

       Es geschah in Berlin …

      «PASS GUT AUF DICH AUF», sagte Erna Priepert zu ihrem Mann, als der sich aufmachte, mit ihrem Hund die abendliche Runde zu drehen.

      «Wer soll mir schon was tun?» Erich Priepert war kräftig gebaut und keineswegs ein Feigling. «Im Gegenteil, das Kroppzeug soll nur aufpassen, dass ich ihm nichts tue!»

      Vor einiger Zeit war in seinen Kolonialwarenladen in Tegel eingebrochen worden, und er hatte einen der Diebe so verprügelt, dass der ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Der andere allerdings war ihm entkommen.

      «Rüpel, los, ab die Post!» Priepert nahm seinen Dackel an die Leine. «Und wenn mich einer anfällt, dann beißt du ihm ein Bein ab.»

      «Und stolpere nicht wieder über die Äste, Erich!»

      «Nein, Erna, ich kenne hier jeden Zentimeter.»

      «Trotzdem, du weißt ja.»

      Am 12. Januar 1920 hatten in Berlin orkanartige Stürme gewütet und an vielen Stellen erhebliche Schäden verursacht. Strom- und Telefonleitungen waren von den Masten gerissen und Bäume entwurzelt worden. Abgerissene Äste blockierten die Wege. Auch zwei Tage später waren die Aufräumarbeiten noch nicht abgeschlossen, denn Berlin war von einer gewaltigen Grippewelle erfasst worden, und überall fehlten die Arbeitskräfte.

      Priepert liebte seine abendlichen Spaziergänge. Darauf freute er sich schon seit dem Mittag. Wenn man den ganzen Tag im Laden stehen musste, war Bewegung das A und O, wollte man nicht vorzeitig auf dem Friedhof landen. Ach, wer den Krieg überlebt hatte, der hatte Glück. Doch noch schien nicht alles vorbei zu sein, überall rumorte es. Gestern bei der Demonstration vor dem Reichstagsgebäude wegen der Änderungen im Betriebsrätegesetz hatte die Reichstagswache in die Menge geschossen, 42 Menschen getötet und über 100 verletzt. Schrecklich. Andererseits hatte Berlin auch wieder seinen Opernball gefeiert. Das ließ auf bessere Zeiten hoffen. Ohne Lebensmittelkarten und mit Kunden, die wieder Geld in den Taschen hatten. Erich Priepert überlegte allerdings, ob er nicht ein neues Schild über seinem Laden brauchte. Das Wort «Kolonialwaren» erschien ihm absurd, da Deutschland nun keine Kolonien mehr hatte. Kamerun, Togo, Deutsch-Südwestafrika und Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Neuguinea, Samoa - alles war den Bach runter. Schade.

      Das und vieles andere ging Priepert durch den Kopf, als er mit Rüpel die Forststraße entlangging, den südlichsten Ausläufer Hermsdorfs. Links von ihm lag das Fließtal im silbernen Licht des Mondes, dort schlängelte sich das Tegeler Fließ - mal sich zu einem kleinen See erweiternd, mal nur ein etwas breiterer Bach - von Lübars kommend durch Waidmannslust hindurch und an Hermsdorf vorbei nach Tegel.

      Über ein Straßenstück, das den Namen Schöne Aussicht trug, erreichte Priepert die Bismarckstraße, die später den Namen Hermsdorfer Damm tragen sollte. Drüben ging ein Soldat. Mit schnellen Schritten strebte er in Richtung Tegel. Hoffentlich ging das nicht schon wieder los mit dem Bürgerkrieg. Es wurde ja so manches gemunkelt. Dass viele Soldaten es nicht hinnehmen wollten, nutzlos zu sein.

      Priepert überlegte kurz, welchen Weg er nun einschlagen sollte. Zum Fließ hinunter? Nein, da war es zu morastig. Links gegenüber in den Wald hinein?

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