Скачать книгу

Betrieb war für die Reinigung von Flüssigkeitsbehältern (Kannen, Fässer, Hobbocks etc.) gedacht. Der Betrieb war in Düsseldorf-Reisholz in der Nürnberger Straße angesiedelt. Dort wurden diese Emballagen für zum Beispiel Lackfabriken gereinigt (eine frühe Art des Recycling).

      Diese gereinigten Emballagen waren so sauber, dass sie anschließend sogar für Lebensmittel-Bevorratung genutzt werden konnten.

      Da Opa zuvor ja Ingenieur bei der Firma »Sommer, Maschinen- und Anlagenbau« war, hatte er die Reinigungsmaschinen selbst entworfen und unter seiner Regie bauen lassen.

      Sechs Fässer konnten in einer Maschine gleichzeitig gereinigt werden. Jedes Fass wurde mit einer Laugenfüllung versehen und mit einer dicken Gliederkette bestückt. Elektrisch drehte sich dann jedes Fass um seine eigene Achse und gleichzeitig alle Fässer zusammen auch vertikal. Wenn die Maschine im Einsatz war, konnte man neben dieser Anlage allerdings sein eigenes Wort nicht mehr verstehen.

      Aber es war ja insgesamt gut für das Leben unserer Familien, dass mein Opa diese Firma überhaupt hatte und Richard dort auch arbeiten konnte.

      Einen positiven Nebeneffekt hatte das Ganze auch noch, es war ein toller Spielplatz für mich. Ich fuhr gerne mit meinem Opa in die Firma. Circa 2.200 Quadratmeter Grundstück hatte das Gelände, eine Halle von 120 Metern Länge stand darauf, auch ein Pförtnerhaus und ein Eisenbahn-Anschluss für den Emballagen-Versand.

      Aber was für mich noch wichtiger war: es gab noch viel freie Erde für mich zum Buddeln. Eines Tages war ich mal wieder mit meinem Opa mitgefahren, hatte schön in der Erde gebuddelt und mir allerhand Werkzeug aus der ganzen Firma zusammen geholt, was anschließend in der Firma vermisst wurde. Danach hatte ich den ersten und einzigen Ärger mit meinem Opa. Ich kam dann nichts ahnend an der Halle entlang und hatte meinen Opa gar nicht gesehen. Auf einmal wurde ich »von einem Erdbeben« erschüttert. Da hatte es mindestens einen Satz rote Ohren, oder »zwei Satz« gegeben.

      Da war mein Opa aber ganz schön sauer. Später war aber wieder alles gut, dafür hat auch schon mein Ömchen gesorgt.

      Im April des Jahres 1950 wurde ich in der »Bernburger Schule« (Volksschule) in Düsseldorf-Eller eingeschult. Die Schule war circa 1.500 Meter von meinen Großeltern entfernt, wo wir ja auch wohnten. Das war von jetzt an meine tägliche Außenwelt. Mutti brachte mich in den ersten Tagen noch selbst dort hin. Danach musste ich alleine laufen.

      Zu Beginn des Schuljahres gab es auch eine Schultüte und von Onkel Gerhard und Tante Gerda einen Tornister. Gefüllt wurde der allmählich mit: Tafel, Kreide, Schwämmchen, Stiften etc. und einer Blechtasse, die für Quäkerspeise gedacht war.

      Die Quäkerspeise wurde im westlichen Deutschland von Quäkern als Schulspeisung für Kinder spendiert.

      Jedes Kind musste eben einen kleinen Topf mit Henkel in die Schule mitbringen, der dann mit einer warmen Mahlzeit gefüllt wurde. Die Mahlzeit gab’s in Form eines Suppeneintopfs, Hafer- oder Grießbrei und bei besonderen Anlässen gab es zusätzlich noch einen Schokoladenriegel. Ich war jetzt erst einmal ganz stolz auf mich, dass für mich das Lernen begann.

      Im Laufe der Zeit war aber die Begeisterung nicht mehr so groß. Zum Einen lag das an den Mitschülern. Die hänselten mich immer wegen meines Vornamens »Dolf« und riefen stattdessen »dooof«. Manchmal wurde ich dann nach dem Schulunterricht auch noch verhauen und kam mit Tränen in den Augen nach Hause.

      Als das eines Tages wieder so war, drohten mir Opa und Richard zusätzliche Schläge an, wenn ich mir das wieder gefallen ließe. Ich sei doch schon groß und stark genug um mich zu wehren. Ja, da musste ich drüber nachdenken.

      Am 07. 08. 1950 kam mein Stiefbruder Reinhard in Düsseldorf auf die Welt.

      Als Mutti dann nach der Niederkunft wieder zu meinen Großeltern nach Hause kam, war ich ganz verstört, dass da noch jemand mitkam. »Bleibt der jetzt immer hier?«, soll ich meine Großeltern gefragt haben.

      Die Familie hatte mir dann erklärt, dass er mein Bruder sei und ich den lieb haben sollte. Na ja?! Grummel, Grummel!

      Am 07. 10. 1950 hatte ich mal wieder Geburtstag. Von all dem, was ich mir gewünscht hatte, war nichts bei den Geschenken dabei. Stattdessen lag da eine alte Geige im Kasten, ein Familien-Erbstück. »Was soll ich denn damit?« habe ich in die Runde gefragt. Meine Oma hat dann gesagt, dass ich jetzt Geigen-Unterricht bekäme und der Lehrer würde sogar zu uns ins Haus kommen. Und das sei doch wohl schön! Oder?

      Da mein Ömchen für mich ja mein Schatz war, habe ich auch nicht mehr widersprochen.

      Aber, was in den nächsten Jahren da so alles auf mich zu kam, war schon hart. Das kann auch nur einer wirklich nachvollziehen, der selbst Geige spielt.

      Auf den meisten Instrumenten sind verschiedene Töne einfach fertig und hören sich gut an. Nicht aber auf einer Geige. Da quietscht’s schon, wenn man eine Saite nur anguckt oder bzw. berührt oder streicht.

      Dann kam der Tag, an dem mein Geigenlehrer »Herr Arnold« aufkreuzte. Er war mit seiner »Maschine«, wie er immer sagte, gekommen. Diese Maschine war ein Fahrrad mit Hilfsmotor. Jedes Mal hat er mir dann Geschichten erzählt, die ihm mit dieser Maschine wieder passiert waren. Zum Beispiel, dass er wieder eine »BMW« (Motorrad mit zwei Zylindern) überholt hatte oder dass man ihm seine Maschine klauen wollte, die aber zu schwer gewesen war etc, und so weiter.

      Dann begann der Unterricht. Erst wurde die Geige erklärt: Aufbau des Geigenkörpers, der Steg, die vier Saiten, das Stimmen und so weiter.

      Dann kam die Praxis: Wie hält man die Geige und wie den Bogen?

      Dann musste ich die leeren Saiten streiche(l)n. An der Stelle war meine Lust schon gänzlich vorbei.

      Das musste ich jetzt immer üben? Es begann eine schwere Zeit für mich!

      Jetzt aber wieder zu unserer Familie.

      Das Zusammenleben aller fünf Familienmitglieder im Haus meiner Großeltern wurde immer schwieriger. Deshalb besorgten sich Hilde und Richard eine eigene Wohnung in Düsseldorf-Flingern in der Lindenstraße. Diese Wohnung war ein Altbau mit zwei hohen Zimmern, eine Küche und ein Klo. Sie zogen mit meinem kleinen Bruder Reinhard, zunächst noch ohne mich, aber mit meinen Sachen, dorthin.

       3.Mein 3. Umzug 1952 zur Lindenstraße

      Am Morgen des Umzugs stand der Möbelwagen schon früh vor der Haustüre.

      Wer jetzt denkt, dass der Möbelwagen ein schwerer LKW war, der ist schief gewickelt.

      Vor der Türe stand ein Einspänner-Pferdewagen mit einem Kaltblut-Pferd davor. Die Ladefläche hatte ein Plangestell mit Plane. Manchmal lieferte dieses Gespann auch Bier in Düsseldorf aus.

      Für unsere Möbelmenge war der Pferdewagen allerdings groß genug; auch meine Sachen waren ja schon dabei, bis auf Kleidung zum Wechseln, die brauchte ich ja noch bei meinen Großeltern. Dort sollte ich ja bis zum Ende des 2. Schuljahres so bleiben.

      Die Fahrt mit dem Pferdewagen ging dann von Düsseldorf-Eller über Düsseldorf-Lierenfeld nach Düsseldorf-Flingern und dauerte etwas über ein Stunde.

      Wie gesagt, meine Sachen waren schon mit auf dem Möbelwagen, obwohl ich erst noch weiter bei meinen Großeltern wohnte. Morgens fuhr ich mit der Straßenbahn oder dem Fahrrad nach Düsseldorf-Flingern in die Schule.

      Mit meinem kleinen Bruder Reinhard gab es ständig Probleme. Er war viel krank: mit Ausschlag, Windpocken, Neurodermitis etc. Einmal musste er sogar einige Monate in einer Klinik bleiben.

      Er war aber auch sonst ein Kind, was sich nur schlecht anpassen konnte. Er bemühte sich auch immer, nur das zu tun, was er wollte. Ihm war es auch egal, wenn er von seinem Vater Prügel bekam. Er ließ sich auch die tollsten Besonderheiten einfallen, wie zum Beispiel die folgenden Geschichten:

      Als meine Mutter eines Tages wieder zur Abendmesse in der Kirche war und Reinhard eigentlich schon im Bett liegen sollte, sie hatte ihn ja vorher hingelegt, da wurde unsere Mutter

Скачать книгу