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die ersten Bomben waren auf Düsseldorf gefallen. Allerdings mit noch geringen Schäden im Stadtteil Flingern, rund um die Dorotheenstraße und den Hermannplatz (wo meine spätere Schule war). Das beunruhigte die Düsseldorfer noch wenig.

      Die Dezembersonne lachte in die Straßen von Düsseldorf, als Hildegard wieder mit der Straßenbahn von der Arbeit nach Hause fahren wollte.

      Zur selben Zeit stand Leutnant Adolf Klette an der Straßenbahnhaltestelle. Er war auf Besuch in Düsseldorf.

      Ein freundliches Lächeln, ein Vorlassen beim Einstieg und durch die folgenden interessanten Gespräche waren die Zwei sich schnell näher gekommen.

      In den nächsten Tagen trafen die beiden sich fast jeden Tag. Dadurch war Hildegard immer später zu Hause, als das sonst üblich war. Das fiel den Eltern natürlich sofort auf.

      Die daraus folgenden Fragen nahmen kein Ende. »Warum kommst du jetzt erst? Sonst bist du doch immer früher nach Hause gekommen? Kam wieder keine Straßenbahn?« …

      Das machte Hildegard aber nichts aus, die »Liebe war eben auch bei ihr stärker als alles Andere auf der Welt«.

      Adolf, ihr neuer Bekannter, hatte studiert und war Dipl.-Kaufmann und Doktor der Handelswissenschaften. Er fand jetzt immer mehr Möglichkeiten, öfters nach Düsseldorf zu kommen.

      Am 30. 04. 1941 sprach Hildegard ihrem Arbeitgeber der Firma Dyballa die Kündigung aus. Sie wollte jetzt auch einmal Zeit haben in Adolfs Heimat nach Bodenbach im Sudetenland zu fahren, im heutigen Tschechien.

      Bodenbach war eine bedeutende Industriestadt im Elbtal. In Bodenbach wird man durch einen hoch aufragenden, bewaldeten Felsen »die Schäferwand« begrüßt. Hier bietet sich eine einmalige unvergleichliche Aussicht über Stadt und Land.

      Von dort führt auch die 239 m lange Kettenbrücke über die Elbe zur Stadt Tetschen.

      Auch die Stadt Tetschen auf der gegenüberliegenden Seite der Elbe hat eine Sehenswürdigkeit: das Schloss Tetschen. Es enthält Kunstsammlungen der Besitzerfamilie Thun und eine große Bibliothek.

      In dem zugehörigen Schlossgarten flanierten Hilde und Adolf, wann immer es möglich war. So lernte sie auch viele Schönheiten aus Adolfs Heimat kennen und war davon schwer begeistert.

      Da seine Eltern einen Taxibetrieb hatten, konnten die beiden auch öfters ein Auto benutzen. Das machte dann auch das Entdecken des weiteren Umlands möglich, z. B. auch die schöne »Böhmische Schweiz«, die Stadt Warnsdorf, die uralte Stadt »Böhmisch Kamnitz«, die Großstadt Reichenberg als ein Handels-, Kunst- und Kulturzentrum, das Riesengebirge, Dresden und natürlich auch Wien; dort hatte Adolf ja studiert.

      In Tetschen-Bodenbach lernte Hildegard nun auch Adolfs Familie kennen.

      Aus Adolfs Eltern und seinem Bruder »Franz« bestand die ganze Familie. Hildegard wurde mit offenen Armen empfangen und es wurde dann erst einmal nur viel erzählt.

      Hier in Tetschen hatten Hilde und Adolf dann endlich auch einmal Zeit für sich, ohne dass jemand auf die Uhr sah, wann sie nach Hause kamen. Diesbezüglich waren Adolfs Eltern viel großzügiger als Hildegards Eltern.

      Die Liebe zueinander wurde immer stärker. Es dauerte dann auch nicht lange, bis Adolf und Hildegard sich einig waren, für immer zusammen zu bleiben.

      Als Adolf im Frühjahr 1942 das nächste Mal in Düsseldorf war, hat er sich bei Hildegards Eltern vorgestellt und um die Hand von Hildegard angehalten. Das hatte er sich aber nicht so schlimm vorgestellt. Zunächst musste er erst mal ein klares »Nein« verdauen. Denn er war nicht katholisch! Er war nur gottgläubig! Ja, du meine Güte, bis Hildegards Eltern endlich einwilligten, waren noch viele und auch sehr lange, teils unerfreuliche Gespräche, erforderlich.

      Monate waren mittlerweile schon wieder vergangen, bis die Eltern letztlich dann doch einwilligten. Danach hat sich aber alles zum Guten gewendet.

      Adolf nahm wieder Urlaub und heiratete seine Hildegard am 31. 12. 1942 vor dem Standesamt in Düsseldorf-Eller am Gertrudisplatz.

      Hier entstand Anfang des 20. Jahrhunderts das im neugotischen Stil erbaute Rathaus, das mit der Gertrudiskirche zusammen 1901 bezogen wurde. Nach der Hochzeitsfeier sind die beiden dann wieder nach Tetschen gefahren, waren nur glücklich und sind wieder durch das schöne Sudetenland gereist.

      Doch dieses Glück hielt leider nicht lange. In dem Urlaub wurde er vorzeitig wieder einberufen und musste zurück an die Front. Er musste ja dieser Aufforderung folgen!

      Leider ist er aber nicht mehr zurückgekommen, da er am 24. 05. 1943 südlich von Leningrad, östlicher Kriegsschauplatz, gefallen war. Ihn traf ein Artillerie-Volltreffer, der das Glück für alle Zeiten beendete. Seine Schwadron hat ihn auf dem Heldenfriedhof in Sablino zur letzten Ruhe gebettet.

      Trostlosigkeit, Trauer, Elend und Ratlosigkeit machten sich breit, als Hildegard diese Nachricht erhielt. Sie war ja zudem schon mit mir in anderen Umständen.

      Der Krieg war mittlerweile europaweit ausgeufert. Das Elend war überall zu spüren.

      Plötzlich kam ein Brief von Verwandten aus Altenhundem im Sauerland.

      Die wussten ja auch, dass der Mann von Hildegard schon gefallen war. Deshalb meinten sie, dass es besser wäre, Hildegard käme für die Zeit bis zur Niederkunft zu ihnen. Der Krieg hätte ja dort noch nicht solche Ausmaße angenommen wie in Düsseldorf. Und da sie ja jetzt schon ohne Mann wäre, könnte man sich auch vor Ort ja auch viel besser um sie kümmern.

      Es war der 03. 10. 1943, Hildegard fühlte den Zeitpunkt gekommen, dass ich auf die Welt wollte. Am 06. 10. 1943 ging der Zug, den sie nutzen musste, voll mit Soldaten von Düsseldorf in Richtung Sauerland. Gott sei Dank! ist sie auch heil in Altenhundem angekommen.

      Aber sie hatte nicht mal das Bett dort richtig angewärmt, da musste sie schon ins Krankenhaus, ins »St. Josefs-Hospital« in Altenhundem.

      Im Morgengrauen des 7. Oktober 1943 kam ich dann als gesunder »Wonneproppen« mit ca. fünf kg Eigengewicht zur Welt; was für ein Segen. Leider hatte mein Vater das nicht mehr erleben können. Meine Mutter hat mir dann aber seinen Namen »Adolf« gegeben. Da der Name aber mittlerweile nicht mehr sonderlich »aufbauend« war, nannte man mich einfach »Dolf«. Letztlich gab sie mir auch noch den Namen Dieter dazu, für den Fall, dass mir Adolf nun gar nicht gefallen würde.

      Mutter und ich wurden am 20. 10. 43 aus dem St. Josefs-Hospital in Altenhundem endlich wieder entlassen. Kurz danach fuhr Mutti mit mir nach Düsseldorf zu ihren Eltern zurück bzw. meinen Großeltern.

      So, von da an war Düsseldorf auch meine Heimat! Nicht »Altenhundem«!

      Später ist mir dann auch bewusst geworden, dass ich ein »Düsseldorfer« bin.

      Aber Altenhundem war nun mal der Ort der Niederkunft. Na ja! Was soll’s?

      Erst die großen Angriffe 1943, 1944 und der Artilleriebeschuss vor Ende des Krieges brachten viel Leid in die Stadt Düsseldorf. Es waren bis Kriegsende mehr als 1.160.000 Bomben auf Düsseldorf gefallen und etwa 6.000 Düsseldorfer getötet worden.

      Der Krieg war ja leider noch nicht vorbei, als sich 1944 der nächste Bombenangriff auf Düsseldorf ankündigte. Da wurden wir zwei, meine Mutter und ich, von anderen Verwandten eingeladen, zu ihnen nach Netphen im Siegerland zu kommen.

       Mit meiner Mutter

      In Netphen war ja mein Ömchen Clara geboren. Eine Schwester von ihr, die jüngste, war Regine, die lebte ja dort. Sie hat dann auch organisiert, dass Mutti und ich im Bauernhof von anderen Verwandten, nämlich von Werthenbachs, in Netphen-Brauersdorf wunderbar leben konnten.

      Brauersdorf war ein Ortsteil von Netphen und die Häuser und Bauernhöfe konnte man mit zwei Händen zählen. So klein war der Ort. Der lag aber schön, zwischen zwei Berghängen und einem langgezogenen Tal.

      Dort befand sich der kleine Hof von Werthenbachs. Mutti konnte

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