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mitten im Beton funktionieren? Das Ergebnis sah so aus, dass nach Zuschalten der elektrischen Fußbodenheizung vierzehn Tage lang nichts passierte. Zumindest nicht in der Wohnung. Dafür war die Kellerdecke richtig handwarm. Frank-Peter kontrollierte jeden Tag die Zählerstände, trug die Daten in den Computer ein wenn er an den Wochenenden zu Hause war und errechnete, dass die größte der so entstandenen Wohnungen pro Monat bei voller Heizung über fünfhundert Euro Stromkosten verbraucht. Da ist noch keine Lampe an, kein Liter Wasser zum Duschen erwärmt und kein elektrisches Gerät angeschaltet. Erst sehr viel später, als Frank-Peter nicht mehr auf dieser Baustelle war, soll die Kellerdecke isoliert worden sein. Eines Tages wurden Kupferbleche geliefert. Werner Adler und Sven Bachmann machten eine alte Blechbiegemaschine wieder flott und bauten aus den Kupferblechen eine Wanne, die mittig zwischen zwei Dächer als Dachrinne eingebaut wurde. Sven Bachmanns Fachkenntnisse beim Löten reichten nur, um das Blei-Zinn-Gemisch flüssig zu machen und es auf die Kupferbleche laufen zu lassen. Mit Löten hatte das nichts zu tun. So verwunderte es nicht, dass das erste Regenwasser einen Weg durch die verunstalteten Kupferbleche direkt in die darunter liegenden Wohnungen fand. Im Ergebnis dieses niederschmetternden Resultats wurde Dachpappe auf die Kupferbleche geklebt! Man hätte so auch verzinktes Blech nehmen und dieses mit Euroscheinen bekleben können. Das hätte die gleichen Kosten verursacht, wäre aber schneller gegangen.

       Vom „Spezialisten“ gelötet

      Das riesige Grundstück diente zwischendurch als Müllhalde für allerlei Sachen. Darunter auch für ausrangierte Bleiakkus, die aus einer demontierten Notbeleuchtungsanlage aus Bad Elbis-Solbach stammten. Sie wurden vom LKW einfach abgekippt und erhielten dadurch Risse in den Gehäusen. Ein halbes Jahr später war die Akkusäure weg. Wo diese Akkus letztlich abgeblieben sind, konnte Frank-Peter auch nicht in Erfahrung bringen.

       Im freien gelagerte defekte Bleiakkus

      Eine Überraschung erlebte Frank-Peter trotzdem mit „seiner“ Elektrik. Ab und zu hatten ihm Kollegen, auch Sven Bachmann schon einmal zur Hand gehen müssen. Sven Bachmann wurde mit seinen „Gynäkologenhänden“ gebraucht, wenn Kabel in den Wänden des Trockenbaus gesucht werden musste. Er konnte seine Arme bis zu den Ellenbogen in die ausgesägten Löcher stecken, wo Frank-Peter nicht einmal mit der Hand hinein kam. Frank-Peter und der Fliesenleger sollten ganz schnell mal für drei Tage nach Leipzig, wo eine ehemalige Apotheke in einem von Friedrich Rübners Häusern zu einer Tierarztpraxis umgebaut werden sollte. Aus diesen drei Tagen wurden geschlagene drei Monate. Sven Bachmann sollte in dieser Zeit die Elektrokabel für die Beleuchtung des mit 80 m2 größten Wohnzimmers in die Decke einbringen, damit die Trockenbauarbeiten abgeschlossen werden können. Frank-Peter gab dazu die erforderlichen Eckdaten und schärfte Sven Bachmann ein, die Lampenauslässe sinnvoll anzuordnen, wie er es von einer eigenen Wohnung auch erwarten würde. Als Frank-Peter nach drei Monaten wieder auf dieser Baustelle aufkreuzte, sah er die Bescherung. Sven Bachmann hatte das absolute Maximum der abgesprochenen Eckdaten installiert: zweiundzwanzig Lampenauslässe mit einundzwanzig verschiedenen Schaltmöglichkeiten! Und das in einem Wohnzimmer. Die Aufregung war natürlich groß. Die Beschaffenheit der Decke ließ keine Entfernung von Kabeln zu. Stundenlang saß Frank-Peter am Computer, den er inzwischen mit in sein Quartier genommen hatte, um eine sinnvolle Zusammenstellung der mit jeweils einem Schalter zu steuernden Lampen zu finden und auch in der Perspektive Änderungen zuzulassen. Im Ergebnis dieser Überlegungen musste Frank-Peter eine weitere Unterverteilung einbauen, die ausschließlich für die Verwaltung der Wohnzimmerbeleuchtung zuständig war. Welch Aufwand durch die Fehleinschätzung des „gesunden Menschenverstandes“ von Sven Bachmann durch Frank-Peter. Übrigens gab es für die Arbeit an der Tierarztpraxis in Leipzig bei den in den alten Bundesländern angestellten Bauarbeitern keine Auslöse. Die kostenlose Verpflegung und Unterkunft, die als Bestandteil des relativ niedrigen Lohnes vereinbart war, fiel ebenso weg. Nur Frank-Peter profitierte von kürzeren Fahrwegen, der Fliesenleger, der einige Kilometer hinter Halle wohnte, hatte durch die täglichen Fahrten sogar mehr Fahrkilometer pro Woche als mit den Fahrten auf die Baustelle in den alten Bundesländern.

       Qualitätsarbeit auch bei ungewollten Zusatzkomponenten

       Verstärker und Verteiler für Kabelfernsehen

      Frank-Peter hatte auf dieser Baustelle die Planung und Installation der gesamten elektrischen Anlage, für die Telefonvorbereitung und das Kabelfernsehen übernommen, eigenverantwortlich über den mit Friedrich Rübner befreundeten Elektromeister Rolf Teubner das Material bestellt und die Anlagen fertig gestellt. Als ein Fachmann des örtlichen Betreibers der Kabelfernsehanlage wegen der geplanten Zuschaltung des Fernsehsignals die Anlage inspizierte, war er begeistert. „Mit wem muss ich reden, wenn wir diese Anlage käuflich übernehmen wollen?“, wurde Frank-Peter von dem Angestellten gefragt.

      Nachdem Frank-Peter nach Erfüllung seiner Aufgaben entlassen worden war, rief ihm Woitek abends an. „Du, der Rolf Teubner war bei Friedrich Rübner, er hat deine Arbeit in höchsten Tönen gelobt!“ Rolf Teubner war ein guter Freund von Friedrich Rübner und Elektromeister. Über Rolf Teubner wurden sämtliche Elektromaterialien bestellt, auch schon die der Seniorenheime. Für diesen ein gutes Einkommen zum Nulltarif. Die lobenden Worte indes müssen bei Friedrich Rübner einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, denn Jahre später rief er bei Frank-Peter an und bot ihm Arbeit bei der Sanierung eines seiner Leipziger Häuser an. Da hatte Frank-Peter aber bereits wieder eine feste Arbeitsstelle und lehnte dankend ab.

      Durch die Zeitarbeitsfirma in Teuma wurde er an eine Elektrofirma vermietet, die in der ehemaligen EHfL, jetzt Kunstakademie, umfangreiche Installationsarbeiten zu bewältigen hatte. Pünktlich traf er früh an der mit dem nächsten Arbeitgeber vereinbarten Stelle einen Monteur, der fast gleichaltrig wie Frank-Peter war. Thilo Eckert ließ sich vom Firmenfahrzeug bringen, das aber gleich darauf zur nächsten Baustelle fuhr. Thilo Eckert war sympathisch und erklärte genau, was zu tun sei. Die Arbeit war angenehm, erforderte Genauigkeit und branchenübergreifende Kenntnisse. So musste Frank-Peter als erstes einen Anschlussschutzkasten einbetonieren. Anschließend wurden Funktionskontrollen an Seilzuganlagen für Lampen in einer riesigen Halle, der Soltauhalle, durchgeführt. Die Halle war komplett eingerüstet, Thilo war auf der Rüstung in einer eingezogenen Arbeitsebene unter der Decke und Frank-Peter unten an einem dicken Strang Kabel. Man rief sich die zu prüfenden Kabelnummern zu. Nicht immer erfolgreich bei den Geräuschen der anderen Gewerke, wie etwa die zwei Meter nebenan arbeitende Mischmaschine. In diesem Augenblick kam der Chef und holte, als er das sah, aus dem Auto zwei Handfunkgeräte. Eine wesentliche Arbeitserleichterung. Das erste Mal seit Wochen war pünktlich Feierabend. Auch der folgende Tag war angenehm. Obwohl bei der Wärme wieder Kabel gezogen wurden, war das Arbeitsklima nicht von der Hektik geprägt, die Frank-Peter auf anderen Baustellen stets kennen gelernt hatte. Thilo Eckert erzählte seine Lebensgeschichte. Sein Sohn, jetzt 33, sei schon mit 18 aus dem Haus gegangen. Er hatte wie er Elektriker gelernt und ging danach zur Bundeswehr, wo er jetzt noch beschäftigt ist. Einzig die verschiedenen Standorte mit den langen Heimfahrten am Wochenende zu Frau und Kind waren ein Problem. Sein Sohn wohnte im Nachbarhaus von Thilo Eckert, der seit sieben Monaten stolzer Opa war. Thilo Eckert war früher Elektriker in der Landwirtschaft. Er hatte Berufsausbildung mit Abitur gemacht, wollte auch studieren, war aber nach dem Militärdienst der Meinung, dass er zu lange aus dem Lernbetrieb heraus war. Dafür baute er sich ein Häuschen auf Bodenreformland. „Und war der frühere Eigentümer da und wollte das Land wieder haben?“, fragte Frank-Peter. „Natürlich, aber an das bereits vergebene Bodenreformland kam der nicht mehr ran, nur an das, was noch im Besitz der Kommune war“. Thilo Eckert erzählte von seinem früheren Arbeitgeber,

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