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von 1894. Gekostet hat die Straße, die eine Reaktion auf die Goldfunde in der Cariboo Region war und ausschließlich mit der Hand, Hacke und Schaufel gebaut wurde, 1,25 Millionen Dollar, eine Menge Geld in den Jahren 1862 bis 1864.

      Uns führt die „99“ 2000 von Lillooet zunächst weiter entlang am Cayoosh Creek, dann in zahlreichen Kurven hinab in eine sehr trockene, sonnige und heiße Region, die im Regenschatten der Küstengebirge liegt. Die eigenartigen, zahlreichen runden Felsen sehen aus wie riesige, säuberlich gebürstete Maulwurfhügel, nur besser und feiner zugespitzt. Pavilion Lake und Marble Canyon Provincial Park sind letzte Etappen, ehe die „99“ ein Dutzend Kilometer nördlich von Cache Creek auf die „97“ Richtung Clinton trifft. Dieser, von mehreren Parks flankierte Ort, verdankt seine Entstehung dem 75-Mile-House, das ohne jeden Nagel gebaut wurde und am Neujahrstag 1861 an der Kreuzung der Cariboo Wagon Road mit der von Yale kommenden Wagenstraße seine Pforten eröffnete. Später wurde das Meilenhaus auf den Namen des damaligen Colonial-Sekretärs Lord Henry Clinton umgetauft und zum Grundstein der heutigen Ortschaft. Nicht nur in seiner Hauptstraße blieb das Western-Flair erhalten, auch viele Gäste-Ranches bieten in der Nähe ihre Dienste an. Von diesen ist die bei Jesmond im Herzen des Cattle Country liegende Big Bar Gäste Ranch ganzjährig geöffnet und hat den Marble Range Provincial Park mit dem Mount Brownan (2.243 Meter) an seiner Seite. In wunderschöner Natur kann hier der Gast bei Brian und Amber Golat reiten, mountainbiken, wandern oder ganz einfach nur schöne Tage auf der Ranch am Campfeuer genießen. Zweiunddreißig Kilometer nördlich von Clinton präsentiert sich am Highway mit dem 70 Mile House ein original Cariboo Roadhouse. Hier holt auch die luxuriöse Siwash Lake Ranch ihre Gäste ab, während der nahe Green Lake ebenfalls als ein äußerst populäres Erholungsgebiet gilt. Der im Osten liegende Watch Lake ist vor allem Heimat für Fisch- und Seeadler, Haubentaucher, Enten, Regenbogenforellen und, wie auch der „Green“, Ziel von Reittouren.

      Am 93 Mile House biegt mit der „24“ der „Fishing Highway“ nach Osten ab. Er führt in eine sanfte Gegend, in der es mehr Seen als Anglerlatein gibt, doch dazu später. Im Ort 100 Mile House ist man im Zentrum der Süd-Cariboo Gegend. Als Postkutschenstopp, 100 Meilen entfernt von Lillooet, datiert er zurück auf 1862, und am Nordende des Städtchens erinnert auch noch eine der berühmten und restaurierten Postkutschen des Barnar Express (BX Coatches) an die harten und schweren Tage der Pionierzeit. Der Rest ist modern. Mit typischem Einkaufskomplex, Motel, Bauernmarkt, Wohnmobil-Park, Shows, Rodeos, Festivals, Konzerten, Tennis- und Golf Clubs. Andere Abwechslungen bieten das Marsh Wildlife Sanctuary, der Centenial Park, die Westernwoche im Mai, der Zehn-Tage-Cariboo-Ritt drei Monate später, der Hors Lake mit seinen Resorts, oder der westlich liegende Moose Valley Provinzpark, in dem eine 12er-Seenkette Kanus, Elche und Kraniche gleichzeitig anspricht. Im Winter sind Hundeschlitten, zweihundert Kilometer gespurte Langlaufpisten, der Cariboo-Skimarathon oder Snowmobile bevorzugte Attraktionen. Und somit fehlt am Visitor Information Center auch nicht das passende Wahrzeichen, die „längsten Skier der Welt“, die ihre Spitzen elf Meter nach oben recken. Drei Kilometer nördlich führt eine schöne Fahrt zum östlich gelegenem, und in Berge und Wald eingebettetem Canim Lake. Das vierzig Kilometer lange blaue Wasser bringt ganz besonders Angler, Kanuten und Wasserskier zum schwärmen, doch sind in seiner Umgebung auch Mountainbiker, Wanderer und Reiter unterwegs, während Resorts, Lodges oder B&B Häuser Sommer wie Winter ihren Service anbieten.

      Die bei Meile 108 erreichbare Ranch hat zwar nichts mehr mit Viehtrieb zu tun, und das Örtchen selbst zählt mit zweitausend Einwohnern sogar mehr Köpfe als das wichtigere 100-Mile-House, doch blieb auch hier historisches Flair erhalten. Dabei geht es aber weniger um einige der alten Blockhäuser als Zeitzeugen, sondern die eigentliche Attraktion ist der völlig neu restaurierte, massive „Log-Barn“, den Captain Watson 1908 für seine über zweihundert Clydesdaler gebaut hat. Pferde gibt es hier inzwischen nicht mehr, sondern Tanzlustige, um bei Bluegras Musik und Country Rock den Tag ausklingen zu lassen. Ganz in der Nähe bietet die Spring Lake Ranch, deren Blockhütten direkt am See stehen, umfangreichen Programme, das Best Western Resort lockt mit seinem 18-Loch Golfplatz, und das vogelreiche Walker Valley hat ebenfalls seine Pluspunkte. Die „bessere Story“ hat jedoch die 108 Mile Ranch, deren Parkplatz durch einen Tunnel unter dem Highway erreicht wird. Zunächst spielte sie in der Goldrauschzeit, als Minenarbeiter und Trapper auf der 642 Kilometer langen Cariboo Wagenroad unterwegs waren, eine wichtige Rolle in der Entwicklung dieses Gebietes, wurde 1867 zum Post-House und ging 1875 an Agnus und Jim McVeen, die es zum Hotel umfunktionierten. Und wenn die Geschichtsschreiber die Wahrheit überlieferten, dann hatten es die neuen Besitzer nur auf erfolgreiche Goldgräber abgesehen, von denen sie etwa fünfzig töteten und in Seen versenkten. Als sie entdeckt wurden nahm sich Agnus im Gefängnis das Leben, und die Ranch wechselte erneut ihre Besitzer. 1880 war William Walker an der Reihe, der ein Ice House, Telegraphenbüro und eine Schmiede baute, während sein Nachfolger, Steven Tingley, weitere Gebäude hinzufügte. Zu den zehn, die der Nachwelt erhalten blieben, gehören Einraumschule, Schmiede, Post, BX Stage Coach Schuppen und der Clydesdale Barn.

      Kurz darauf, nach dreihundertvierzig Tageskilometern, sind auch wir für heute am Ziel und ziehen am Lac La Hache den Zündschlüssel aus dem Schloss. Vor zwei Jahren hatten wir den etwas südlicher auf der anderen Straßenseite liegenden KOA-Platz gewählt, doch heute campen wir direkt am See mit „Full-Hook-Up“. Die obligatorische kleine 0,3-Bierdose wird sofort geöffnet, dann ist die Dusche an der Reihe, und vor einem Spaziergang am See der Grill, der zwei ordentliche Steaks zu bewältigen hat. Dieses Gewässer, dessen Forellen und Kokanee Lachse weithin bekannt sind, ist mit Badestränden und diverser Wassersportarten der Mittelpunkt eines großen Freizeitzentrums mit Urlaubs-Ressorts, Lodges, Gäste-Ranches und Motels. An seinem Ufer, auf dem Campground des Kokanee Bay Motels, werden wir auch acht Jahre später wieder eine Nacht verbringen. Heute, auf der Reise 2002, genießen wir den Rest des Abends am Lagerfeuer im Campingstuhl, strecken die Beine aus, lassen uns zwei Longdrinks munden und schauen dem Treiben auf dem Wasser zu.

      Dieser Landstrich im Zentrum der Provinz British Columbia gehört zur „Cariboo-Chilcotin-Coast Region“. Im Osten werden diese 12,6 Millionen Hektar von den Cariboo Bergen, im Westen vom Pazifik begrenzt, so dass die Freizeitmöglichkeiten zahlreich sind: Wälder mit Bären und Elchen, die Goldgräbergeschichte des Cariboo, Flüsse, Seen, Rancherland und Berge im Chilcotin, Buchten und zerklüftete Fjorde an der Zentralküste. Es ist auch ein Land der „Rs“, Riding, Roping, Rodeoing, Rafting und Relaxing. Hier kann man einen Trail erwandern und dabei Stunden, Tage oder auch Wochen unterwegs sein, die Natur im Sattel genießen oder seine Urlaubstage in Gäste-Ranches und Lodges verbringen, die von rustikal bis Luxus alles bieten, Guides und Outfitters eingeschlossen. Mehr als achttausend Seen, siebzehntausend Kilometer Flüsse und Bäche, und fünfzehntausend Kilometern Küste bedeuten nicht nur für Angler und Wassersportler ein Paradies. Die Suche nach Gold startete einst das Abenteuer, und heute reisen die Touristen noch immer auf dem Gold Rush Trail mit Stopps zu Lillooet oder Barkerville. Sie waschen hier und da auch noch Gold, oder möchten die Zeit und Atmosphäre jener Tage schnuppern, wenn sie ihren Fuß auf alte Indianerpfade, Reste der Wagon Road, in Restauriertes oder halb Verfallenes aus jenen Pioniertagen setzen. Ganz gezielt oder rein zufällig. Aber jene Zeit war auch sehr hart, und, für Mensch und Tier, wohl auch brutal. Aber sie bot auch Chancen für die Zukunft. Für uns, die im klimatisierten Supermarkt täglich alles und jedes aus aller Welt einkaufen und per Auto, Zustellservice oder Internet beschaffen können, ist es schwer vorstellbar, dass Waren mindestens sechs Monate vorher bestellt, hunderte Pfund Seife aus Rinderfett hergestellt oder zehn Kinder in einer kleinen Blockhütte geboren werden mussten.

      In ihrem Buch „Pioneer People und Places“ gibt Irene Stangoe weiter, was ihr eine Tochter von James Wiggins, Mabel Kinvig, über jene Zeiten erzählte, als ihre Eltern 1906 in Miocene, zwischen Williams Lake und Horsefly gelegen, siedelten: Zweimal im Jahr erhielten sie aus Vancouver alles was sie brauchten, doch musste ihr Vater die Waren im 300 Kilometer entfernten Ashcroft abholen. Diese gleichen Kilometer wurden auch die Rinder zur Bahnstation getrieben, wenn sie verkauft wurden. Der Ceylon Tee war in großen Behältern aus Leinentuch verpackt, das ein Holzrahmen in der gewünschten Form hielt. Der Chinareis kam in 25-Kilo-Säcken an, und Streichholzblöcke wurden in Kanistern von 15 Litern verschickt. Die Frau des Hauses musste Kühe melken, Hühner und Schweine füttern, Garten- und Feldarbeit erledigen, aber eigentlich war sie Lehrerin. Viel Land, insgesamt siebenhundert Hektar, waren

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