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sodass die Manipulation therapeutisch zur Entfernung von Druck, beim Hervorrufen von Stimulation und Hemmung im Nervensystem dient. Eines ihrer fundamentalen Prinzipien besteht zudem in der Tatsache, dass im Hinblick sowohl auf den gesunden wie auch auf den kranken Körper keine äußerliche Medikation erforderlich ist. Ausnahmen hiervon bilden die natürliche Ernährung, die erfahrungsgemäß als wesentlich für die Selbsterhaltung und die Regeneration existierender Gewebe sowie für die Gewebeneubildung im Kontext allgemeiner Desintegration und Auflösung des körperlichen Bioplasmas angesehen wird. Die Ernährung stellt in einem gesunden und kräftigen System die wesentliche Stoffwechselbasis dar. Gute, abwechslungsreiche Nahrung in hinreichender Menge, nicht im Übermaß, Übung der Muskeln und normale Atmung: So lautet die schlichte Theorie in punkto Ernährung und Bewegung.

      Die wesentlichen Prinzipien der Osteopathie sind folgende:

      (1)Gesundheit ist natürlich. Krankheit und Tod zwischen der Geburt und dem hohen Alter sind unnatürlich.

      (2)Alle körperlichen Störungen stellen das Ergebnis einer mechanischen Behinderung des freien Kreislaufs der vitalen Flüssigkeiten und Kräfte sowie der Kontinuität der Nervenkraft dar.

      (3)Behinderungen im Weg der freien Flüssigkeitszirkulation und der ununterbrochenen Nervenkraft werden in knöchernen Dislozierungen, kontrahierten Muskeln, gerissenen Ligamenten, zusammengezogenen oder dilatierten Gefäßen, hypertrophischer Gewebesubstanz oder Stauungszuständen der Gewebe festgestellt.

      (4)Diese anomalen Zustände stellen nicht nur die Veränderung in der Struktur oder der Funktion in der Rolle besonderer Anteile des Organismus dar, sondern sie rufen auch eine physiologische Desorganisation der Lebenskräfte des Körpers hervor. Sie bewirken darüber hinaus Irritationen in Form von Über- bzw. Unterstimulierung oder Hemmung, was zu übermäßiger, unvollständiger oder fehlender Aktivität der Lebenskräfte und Prozesse führt.

      (5)Die Wiederherstellung des Normalzustandes durch operative Manipulation zielt auf eine Koordination der Lebenskräfte ab, um so die Harmonien in den vitalen Funktionen wiederherzustellen und auf diese Weise der Natur bei der Beseitigung und Eindämmung der Krankheitszustände zu helfen. Bei der Diagnose, die auf einem genauen Wissen über Struktur, Funktion und Aktivitäten der Gewebe und Organe des Körpers beruht, wird die Störung aufgrund oder mit der Hilfe der Symptome bzw. der sekundären Zustände auf ihre primäre Ursache hin zurückverfolgt: in die regionalen organischen Bereiche des Rückenmarks, in die regionalen Plexus und sympathischen Ganglien. Sekundäre Organzentren werden in Abhängigkeit von den großen primären Zentren der Vitalität und Lebenskraft im Gehirn lokalisiert. Die Manipulation versucht jene organischen Aktivitätszentren, trophischen Aktionen und regionalen Kontrollen zu erreichen, die von der Disharmonie der Funktion, der Modifikation der Struktur und der Desorganisation der Lebenskräfte betroffen sind, um so die normale Aktivität wiederherzustellen.

      Die osteopathische Manipulation hat das experimentelle Stadium verlassen und ist inzwischen als Heilungssystem bewiesen. Sie führt zu guten Resultaten, weil sie die Natur nutzt und unterstützt. Die gesamte Natur ist schwanger mit Kraft und die Kraft der Natur ist aufgrund ihres natürlichen Ursprungs am heilsamsten. Alle Kräfte des Körpers wirken quasi regenerativ, sodass keine Massage oder Medikation bzw. irgendeine Art künstlicher Behandlung erforderlich ist, sondern lediglich die Nutzung der im Labor der Natur verborgenen Heilmittel. Auf diese Weise und auf dieser Grundlage sind Assimilationen ohne Verfremdung möglich. Heilmaßnahmen, die die Lebenskraft des Organismus ansprechen und Schädigendes beseitigen, können jederzeit akzeptiert werden. Die Bezeichnung Osteopathie wurde der neuen Wissenschaft aufgrund der Tatsache verliehen, dass die Dislozierung der Knochen den ersten Platz in der Kategorie jener Ursachen oder Läsionen einnimmt, die Krankheitszustände hervorrufen. Wie jede andere Bezeichnung, die einer neuen Wissenschaft verliehen wird, umfasst sie selbstverständlich nicht alles, was die neue Wissenschaft ausmacht. Doch sie zeigt schlicht den Anfangspunkt, von dem aus die neue Wissenschaft als Wissenschaft der Diagnose und Therapie und ebenso als Kunst der Diagnose und Therapie startete. Der zugrundeliegende Aspekt ist, dass die Ordnung und Physik des Körpers im Kontext der animalischen Mechanik entwickelt wird. Die orthopädische Chirurgie und die Orthopraxie haben das mechanische Prinzip bei der Behandlung von Verformungen, Schwächen und Mängeln des menschlichen Körpers betont. Die Massage hat auch die mechanische Methode des allgemeinen Reibens und Knetens betont. Die Osteopathie versucht, das mechanische Prinzip bei der Behandlung aller Arten behandelbarer akuter und chronischer Krankheiten zu spezialisieren, indem Druck, Spannung, Schwingung und alle Formen der physischen Stimulation bei ihrer Anwendung auf Muskeln, Knochen, Blutgefäße, Nerven und Körperorgane abgestuft werden, um therapeutische Wirkungen zu erzielen. Darin besteht die Technik der Osteopathie. Spinale Unregelmäßigkeiten betreffen beispielsweise Krümmungen oder Abweichungen der Procc. spinosi aus der vertebralen Linie, die einen Druck auf die Spinalnerven hervorrufen, nachdem diese das Rückenmark verlassen haben und aus der Wirbelsäule austreten. Bei der Entfernung dieser Unregelmäßigkeiten durch mechanische Manipulationen, werden ossäre Unregelmäßigkeiten beseitigt, die Nervenkraft wird von Druck befreit und der betroffene Teil des Körpers somit wieder versorgt. Die anatomische Ordnung des Körpers beruht u. a. auch auf dem knöchernen Gerüst, sodass bei der Anpassung des Gerüsts die Körperspannung, welche Körperschmerzen hervorruft, erleichtert wird.

      Die Osteopathie weist Medikamente als dem Organismus fremd zurück. Der Versuch, ein anorganisches Etwas als ein organisches Sein zur Verfügung zu stellen, wird nicht nur als unnötig, sondern sogar als schädlich für den Organismus betrachtet. Dies folgt aus der Tatsache, dass die Natur selbst im Organismus ein gut ausgestattetes Labor zur Verfügung stellt, welches aus Prozessen, Kräften, Funktionen, strukturellen und physiologischen Beziehungen sowie organischen chemischen Verbindungen besteht, die genügen, um allen wahrscheinlichen Ursachen von Krankheit zu begegnen. Beispielsweise weiß man von bestimmten Anämieformen, dass sie nicht durch ein Unterangebot an Eisen begründet sind, sondern durch die physiologische Unfähigkeit, den hepatisch gespeicherten Eisenanteil zu nutzen bzw. ihn auszustoßen. Osler schreibt:

      „Eisen ist im Stuhl chlorotischer62 Patienten vorhanden, bevor sie irgendeiner Behandlung unterzogen worden sind, sodass sich die Krankheit nicht aus einem Mangel an vorhandenem Eisen in der Nahrung ergibt.“

      Um diesen Zustand zu heilen, ist die Verordnung anorganischen Eisens nicht nur überflüssig, sondern sogar schädlich, denn dadurch mehren sich jene Abfallstoffe, die über das exkretorische System ausgestoßen werden, und führen zu einer übermäßigen Aktivitätszunahme der sekretorischen Funktion. Bunge behauptet, dass Schwefel in der Nahrung die Assimilation des organischen Eisens verhindere. Die Sulfide, die bei der Fermentation produziert werden, hemmten die Assimilation. Die Verordnung von anorganischem Eisen gilt als Förderung einer Verbindung dieses Eisens mit den Sulfiden, um dem normalen organischen Eisen eine Verbindung mit der Hämoglobinsubstanz zu erlauben. Hierbei handelt es sich jedoch schlicht um eine Theorie, und sie ermangelt des Beweises. Die klinische Erfahrung hingegen hat bewiesen, dass die korrekte Vorgehensweise im besagten Fall, bei dem das Eisen durch das System nicht assimiliert, sondern als Abfall ausgestoßen wird, darin besteht, die Fehlernährung auszugleichen. Dies kann nicht durch die Erhöhung des Anteils an anorganischem Eisen, sondern allein durch Unterstützung jener physiologischen Prozesse erreicht werden, die zur Blutbildung im Kontext der Assimilation von Eisen in organischer Form beim neu gebildeten Hämoglobin in den roten Blutkörperchen nötig sind. Hierdurch wird verhindert, dass das im System gespeicherte Eisen versehentlich als Abfall ausgeschieden wird.

      Bei Fieberzuständen ist es im Kontext mit dem neurologisch kontrollierten vasomotorischen System und dem System der Temperaturregulierung möglich, durch Beeinflussung der betreffenden Nervenfasern und -zentren eine Fieberkontrolle zu bewirken. Dabei werden die Nervenkraft- und die Blutversorgung über die vasomotorischen Prozesse beeinflusst, denn insbesondere über das vasomotorische System ist es möglich, die Zirkulation von frischem und nährstoffreichem Blut aufrechtzuerhalten, um so die Verwüstungen seitens der Mikroorganismen zu hemmen. Durch Stimulieren der weißen Blutkörperchen werden jene Phagozyten aktiviert, deren Aufgabe in der Zerstörung der Mikroorganismen besteht und die durch das Fieber bzw. durch die Produktion chemischer Verbindungen lethargisch gemacht worden sind. Diese Überlegungen machen die Injektion von Serum auf der Grundlage der modernen Serumtherapie

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