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Individuum die Leukozyten zu einer derartigen Aktivität stimulieren lassen, dass die Keime aufgefressen werden und zugleich ein Serum produziert wird, das den Körper immun gegen die Aktivitäten dieser Krankheitskeime macht.63 Bei pulmonalen Leiden kann bewiesen werden, dass Tuberkulose als Krankheit mit dem Nervensystem zumindest korreliert. Der physiologische trophische Einfluss ist in irgendeiner Weise vom pulmonalen System abgeschnitten, sodass das pulmonale System eine leichte Beute für die verheerende Aktion der Tuberkulosekeime wird. Mithin sind kontraktile Zustände des Brustkorbs häufig mit Schrumpfungen oder Vagusstörung verbunden, die im Kontext vertebraler Dislozierungen oder Druck auf den Vagus im oberen Thoraxbereich festgestellt werden. Es gibt zahlreiche Lungenkrankheiten, die Verwüstung unter der Menschheit angerichtet haben, angefangen von einer schlichten Stauung, einer bronchialen Entzündung bis hin zu einer Infiltration des gesamten Lungengewebes. All diese Entzündungszustände werden durch eine Störung des Blutflusses verursacht, die von verspannten Muskeln des Thorax, der Dislozierung von Rippen oder der Verhärtung der spinalen Muskulatur im Bereich der thorakalen Wirbelsäule abhängen, wobei letztere eine exzessive Stimulation oder Hemmung der pulmonalen Nerven hervorrufen. Die eben genannten mechanischen Ursachen stören die normalen respiratorischen Aktionen, verhindern das Einatmen und damit die hinreichende Sauerstoffaufnahme und Kohlenstoffdioxidabgabe. Ebenso wird ist die Trophizität des Lungengewebes von den Hindernissen betroffen. Zur Beseitigung der Ursachen wird auf die Manipulation der spinalen Muskeln im thorakalen Bereich zurückgegriffen; sie behebt die Kontrakturen, richtet gesenkte Rippen wieder auf, hemmt bewusst die Spinalnerven im oberen thorakalen Bereich, um die vasomotorische Aktivität zu regulieren und stimuliert im Kontext mit der Lungentrophizität die pneumogastrische Aktivität.

      Kopfschmerzen schließen nahezu immer einen Druck auf die Hirnnerven ein, wobei ein durch einen dislozierten Atlas oder Axis bzw. eine vertebrale Dislozierung irgendeiner Art im oberen zervikalen Bereich ausgeübter Druck auf das Rückenmark vorliegt. Asthmatische Zustände werden gewöhnlich in Verbindung mit thorakalen Kontrakturen und Restriktionen festgestellt, die die Aktivität und Versorgung des pulmonalen Nervensystems stören und dadurch die normale respiratorische Aktivität verhindern. Diese erfordert die Aktivität der Muskeln und Nerven sowie Ausdehnungen der Brust, was durch das Anheben, Expansion und Rotation der Rippen und Rippenbefestigungen in Verbindung mit dem Zwerchfell bewirkt wird.

      Die Medikamententherapie gründet ihre Materia medica auf der Pathologie, Symptomatologie und Pharmakologie in deren Beziehung zu Chemie, Physik und Physiologie. Die Anwendung der Pharmakologie ist wesentlich empirisch und dem Körpersystem fremd. Die osteopathische Therapie gründet ihre Materia medica auf den chemischen, physischen und vitalen bzw. physiologischen Funktionsprinzipien des normalen Körperorganismus im Verhältnis zur anomalen funktionellen Aktivität derselben Prinzipien im Krankheitsfall. Gesundheit stellt somit die normale funktionelle Aktivität dar, während Krankheit die anomale funktionelle Aktivität des Organismus bzw. seiner Zellen bezeichnet. Während also die Medikamententherapie innerlich oder äußerlich anorganische Heilmittel anwendet, repräsentiert Osteopathie eine angewandte funktionelle Biologie, Physiologie und Anatomie auf Grundlage angewandter mechanischer Physik und Chemie.

      Die Osteopathie behauptet, sowohl vorbeugend als auch heilend zu wirken. Sofern sie korrekte Physiologie repräsentiert und alles von physiologischen Beweisen abhängt, sollte der praktizierende Osteopath ein Allgemeinarzt im besten Sinne sein. Seine Funktion in der Gesellschaft besteht in der Begleitung der Familie, sodass bei der Pflege der Kinder die skelettale Struktur und die physiologische Funktion der Organe des Körpers bei jedem Missgeschick angepasst und in einem korrekten Zustand gehalten werden können. Ein Kind kann mit einer dislozierten anatomischen Struktur oder verkehrten physiologischen Funktionen geboren werden. Diese Dislozierungen können durch die Geburt des Kindes hervorgerufen worden sein.64 Sofern ein Kind nicht nur die Geburt überleben, sondern auch zukünftig ein glückliches Leben genießen soll, müssen sie bereits in der Kindheit behandelt werden. Pathologische Befunde in dieser Lebensphase sind für vieles vom Unglück und Elend der späteren Jahre verantwortlich und erzeugen so viele Krankheiten, die mit dem Tod enden, bevor das Erwachsenenalter erreicht ist.

      Die Osteopathie stellt als notwendiges Prinzip auf, dass Gesundheit etwas Natürliches ist65 und dass Krankheit und Tod zwischen Wiege und hohem Alter unnatürlich sind. Um dies zu beweisen, fordert der Osteopath ein Schlachtfeld und eine faire Chance, um zu zeigen, dass seine Behauptungen physiologisch korrekt sind. Er fordert das Recht auf legitime Anwendung der Prinzipien der physiologischen Medizin. Bei ihm handelt es sich nicht um einen Christlichen Wissenschaftler, und er hat nichts mit einem Geistheiler zu tun. Er glaubt, dass der Geist im Leben der bestimmende Faktor ist, der Geist stellt das leitende Element im Kontext des Körperorganismus dar. Doch glaubt er nicht, in der Geistheilung könne ein Wundermittel für alle Krankheiten der Menschheit gefunden werden. Krankheiten, die den Körper betreffen, sind keine Geister mit phantomartiger Erscheinung. Dass sie zu real sind, um noch bewiesen werden zu müssen, belegt die ganz auf der strukturellen und funktionellen Fehlanordnung beruhende osteopathische Symptomatologie. Sogar im Fall mentaler Krankheiten stellen wir fest, dass sie mit vergleichbaren anatomischen und physiologischen Fehlanpassungen, Dislozierungen oder hypertrophischen Zuständen verbunden sind. Selbst Geisteskrankheiten können beeinflusst werden, sobald diese anomalen Zustände beseitigt worden sind.

      Physiologie erklärt und bestimmt psychologische Prozesse. Denn die wahre Psychologie gründet in der Physiologie. Mentale Zustände und Aktivitäten dienen lediglich als Veranschaulichungen und Offenbarungen physiologischer Beziehungen und Zustände. Psychische Befunde werden im Rahmen des Studiums und der Diagnose mentaler und neurologischer Krankheiten dargestellt. Die Physiologie des Gehirns, des Rückenmarks und des gesamten Nervensystems liegt am Fundament jeder wahren Theorie des Lebens – ob wir nun das physische Leben betrachten, das erhalten, verlängert und in Krankheitszuständen behandelt wird, oder das normale oder anomale mentale Leben oder gar das höhere sittliche und spirituelle Leben. Sofern Physiologie in allen ihren Bedeutungen gelehrt wird, verschafft sie uns ein Verständnis der Funktionen eines differenzierten menschlichen Lebens, das aus einer Anzahl an Organen besteht, die alle unabhängig und doch miteinander vereinigt sind, um ein einzelnes Leben in Einklang und Harmonie zu erschaffen und zu erhalten. Betreten wir den höheren Bereich der Psychophysiologie, stellen wir fest, dass der Geist die bestimmende Kraft ist und dass in einem gesunden Leben nur ein gesunder Geist einen kräftigen Status des Körpers als Grundlage für Gesundheit und Glück sicherstellen kann.66 Obgleich wir anscheinend rein körperliche Krankheiten behandeln, dürfen wir den Bereich mentaler Krankheiten nicht vergessen und auch nicht, dass diese mangelnde mentale Gesundheit beseitigt werden muss, bevor die Heilung des Körpers überhaupt möglich ist. Höchstwahrscheinlich beeinflusst jeder aktive Vorgang im Nervensystem den gesamten menschlichen Organismus. Daraus ergibt sich, sodass eine konstante Aktivität der Nervenzellen existieren muss, die von kontinuierlichen Impulsen begleitet wird, welche in besagte Zellen eintreten und sie verlassen. Dies bezeichnet die Basis für eine Kontinuität bewusster Erfahrungen. Und es begründet, warum jedem Menschen bei der Geburt nicht nur ein Körper, sondern auch ein Geist verliehen wird, der die Grundlage des mentalen Charakters und der Entwicklung darstellt. Sobald der Mensch vom Anfangspunkt seiner Entwicklung aus startet, wird diese weitgehend durch Umweltzustände und Erziehungsprozesse bestimmt. Sogar das Ausmaß an Willenskraft wird kulturell verstärkt, sodass dessen Hemmung in hohem Maße von erzieherischen Einflüssen abhängt, die – vor allem bei der Ausbildung des Zentralen Nervensystems – durch das Nervensystem übermittelt werden.

      Die mentale Entwicklung hängt somit im Hinblick auf Gutes oder Schlechtes bzw. auf Gesundheit oder Krankheit des Geistes von diesen erzieherischen Einflüssen unter Kontrolle des physiologischen Nervengewebes ab. Darin liegt der Schlüssel der osteopathischen Arbeit bei mentalen Krankheiten. Dieselben oder zumindest analogen Ursachen für körperliche Krankheiten können auch mentale Krankheiten hervorrufen, da sie eine Störung des neuronalen Mechanismus einschließen, der, wie eben gezeigt, die wesentliche physiologische Basis von Geist und mentaler Aktivität ist. Bewusstheit67 ist nicht das Produkt intrazellulärer Veränderungen, da uns selbst das Wissen um all die dort stattfindenden Prozesse keine Bewusstheit verschaffen würde. Manche haben eine Energie irgendeiner Art als Ursache für Bewusstheit identifiziert. Doch Energie bezeichnet eine physikalische Eigenschaft, durch

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