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und seine Freunde oder Partnerin materiell unterstützt. Frauen haben unter dem Herrscher-Einfluss guten Zugang zu ihrem Animus und können ihre männliche Seite offen leben.

      Umgekehrt

      Der Grat zwischen Fürsorge und Dominanz ist sehr schmal und bei einer umgekehrten Karte wird er (oft schmerzlich) überschritten. Wir erleben hier eine festgefahrene Beziehung, in der die Gefühle geringschätzig behandelt und zugunsten von Kontrolle über den anderen niedergehalten werden. Wir pochen dann stur und selbstgerecht auf unseren eigenen Vorstellungen, unterdrücken die Weiblichkeit in uns oder beim Partner und machen sie zu unserem Schatten, statt mit ihr zusammen ein Team zu bilden. Oft haben wir Angst vor dieser Seite, die wir aus der Herrscherkraft gesehen als chaotisch und unkontrollierbar erleben. Daher steht auch der Herrscher wie schon die Herrscherin in einigen Fällen für einen ungelösten inneren Konflikt mit einem Elternteil - in diesem Falle dem Vater.

      Magie und Spiritualität

      So sehr die Herrscherin auf emotionale und zyklische Weise an die Spiritualität herangeht, so sehr macht der Herrscher dies auf strukturierende und lineare Art. Eigentlich ist die Magie und Spiritualität nicht sein Bereich, da sie sich in ihrem Wesen seiner Hauptfunktion, der linearen Strukturgebung, entzieht. Er kann sie daher nur erfahren, indem er sie organisiert und durch Hierarchien und Gesetze weltlich macht. Und das ist auch seine Aufgabe. Er sorgt für den Rahmen, in dem unsere spirituelle Entwicklung stattfindet. Er verwirklicht die patriarchalischen Religionen, die der Hohepriester ersonnen hat, und baut im Außen den passenden Tempel zum inneren Glaubensmodell. Auf einer alltäglichen Ebene lässt er uns die verschiedenen religiösen Wege kritisch prüfen und dann beharrlich den Weg, für den wir uns entschieden haben, verfolgen. Ebenso kann er dafür stehen, dass wir uns bemühen, innerhalb einer Glaubensrichtung eine einflussreiche Position zu erlangen. Oft deutet er auch darauf hin, dass wir der Spiritualität in unserem Leben derzeit keine große Bedeutung beimessen, sondern uns vornehmlich mit weltlichen Angelegenheiten wie Karriere, gesellschaftlichem Status oder Familienplanung befassen.

      Umgekehrt

      Unter dem Einfluss der umgedrehten Karte lehnen wir sämtliche Strukturen ab, wir rebellieren gegen organisierte, hierarchische Religionen und suchen eine Art spirituelle Anarchie. Oder wir benutzen die Glaubensinhalte einer Religion ausschließlich, um damit unsere irdische Position auszubauen - indem wir beispielsweise unseren Einfluss auf andere Menschen oder unsere finanziellen Mittel vermehren, ohne die Inhalte der Glaubens- oder Religionsmodelle ernst zu nehmen oder unserer inneren Stimme zu folgen. In einem aus der Sicht des Herrschers kontraproduktiven Sinn sind wir im Bereich der verkehrten Energien bisweilen sogar sehr kreativ (allerdings ohne es zu merken), zumindest aber kämpferisch und aggressiv.

      V Der Hohepriester

      Dogma, Tradition, Moral

      Der Hohepriester steht in einem komplementären Verhältnis zum Herrscher. Wenn dieser ein Symbol der kontrollierenden Autorität des Patriarchats darstellt, dann repräsentiert jener den religiösen Überbau, unter dessen schützendem Dach das in der Welt dominierende Prinzip des Herrschers überhaupt erst gedeihen kann. Je mehr er seine eigenen Gefühle unterdrückt, umso mehr muss er sie auf dem Umweg der Unterdrückung der Gefühle anderer in Form von Glaubensmodellen ausleben. Wie wir sehen, befriedigt der Inquisitor sich selbst, indem er das Gesetz zur Unterdrückung anderer instrumentalisiert, um das in sich selbst Unterdrückte loszuwerden. Besessen von seinem inneren Dämon, verwechselt er den Umstand seiner persönlichen Herrschaft mit den Gesetzen göttlicher Allmacht, und aus der Angst vor Verlust der Kontrolle vernichtet er alles, was ihm in der Außenwelt bedrohlich erscheint. Die hierarchisch aufgebaute Glaubensarchitektur gibt ihm Sicherheit und Macht und gruppiert die Gläubigen um ein verbindliches Konzept der Wahrheit, das in der Dualität von Gut und Böse den letzten Ratschluss göttlicher Weisheit formuliert. Da er seinen Gott aber nur so erkennen kann, wie er seiner eigenen Vorstellung entspricht, kann er diesem Gott, der sich aus dem Bewusstsein seiner Bilder nährt, niemals als lebendigem Gott begegnen. Darum ist ihm hinter der Maske des Wissens das Leben fremd: Er vermag nicht zu sehen, dass der Teufel, den er in sich selbst verdrängt, ihm von außen umso häufiger begegnet.

       Baphomet — Tarot der Unterwelt

      Karte

      Der Tarot ist als Spiegelbild einer inneren Kosmologie die kultivierte Form einer ursprünglich intuitiv erfahrenen inneren Struktur, die sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt, und der Hohepriester, der das Verlangen darstellt, außen zu finden, was er innen sucht, ist ein Zeitreisender, der die Inkarnation einer aus der Zukunft stammenden Seele im Körper eines in der Gegenwart gefangenen und von der Sehnsucht nach Gott getriebenen Kosmonauten darstellt, d.h., er versucht seine Sehnsucht nach Gott in die Welt zu schicken, um Gott draußen zu finden und dessen Bild wieder in die Seele zurückspiegeln zu können, damit er den Menschen seine eigene Botschaft im Namen Gottes verkünden kann. Er sucht die Identifikation mit Gott, also erschafft er sich ein Bild von ihm und nimmt es in seinen Besitz. So erlangt er mit Hilfe seiner Vorstellung Macht über das Bild, das er Gott nennt - das aber im Grunde das Bild des Teufels ist (das zeigt das Bocksgehörn auf seiner Stirn). Er spürt in sich die Kraft, die Welt der Menschen mit der Heimat der Götter verbinden zu können, denn die Fragen der Menschen in Bezug auf die Herkunft und den Zweck ihres Seins sind der Nektar, aus dem ihm seine innere Souveränität erwächst. Dabei ist er sich allerdings der Basis seiner Funktion als Mittler zwischen den Unsicherheiten der Fragenden und seiner scheinbaren Sicherheit (die nur aus den Fragen der anderen erwächst) nicht wirklich bewusst, denn wie könnte er seinen eigenen Prägungen auch entfliehen, die den würfelartigen Sockel bilden, auf dem er steht. Er sieht letztlich das, was er sehen kann, durch den Filter der Sicht, wie Gesehenes auszusehen hat, damit es wahrgenommen und interpretiert werden kann. An dieser Stelle laufen zwei Energiestränge zusammen, die sich im Denken und in der Selbstdefinition des Hohepriesters nicht trennen lassen.

      Zum einen kann er als Überwacher gesellschaftlicher Prägungen von einem sozialen oder religiösen System zur Kontrollierung und Sicherung kollektiver Inhalte berufen sein. Alle Antworten, die von ihm in der Ausübung dieses Amtes gegeben würden, wären dann unerheblich und inhaltlich belanglos, da es lediglich die Phrasen aus der Sichtweise einer von der Allgemeinheit geschaffenen öffentlichen Position wären, um die Menschen auf die Frage nach dem Sinn und Zweck des Lebens mit nichts sagenden Antworten abzuspeisen. In dieser Rolle verkörpert der Hohepriester eine mit der Gesellschaft verschmolzene Einheit, um die entscheidende Frage zu verhindern: Ist es möglich, dass es keine absolute Wahrheit gibt? Der reifere geistige Lehrer jedoch, wie er als Bild in den Herzen der geplagten Menschen existiert, führt sie an die Quellen des frischen Wassers: Was du suchst, ist das, was sucht! Die erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit prädestiniert ihn als Kanal der Sehnsüchte und Nöte der Menschen. Er ist der Kenner der geheimen Worte, um die Schlösser zur Heilung des Körpers und der Seele zu öffnen. In Momenten der Kraft, wenn die Inspiration und die Übertragung des Kollektivs auf ihn wirken, vermag der Hohepriester unvorstellbare Zusammenhänge herzustellen und wirksam zu machen. Er macht sich die Fragen der Menschen zu Eigen und ist auf der Suche nach Antworten und Riten, die seine Antworten magisch unterstreichen.

      Der zweite Energiestrang liegt in der Kanalisierung der Kräfte, die er bei anderen auslösen kann. Es ist die suggestive Macht, die Wünsche der Menschen an seine eigenen Ziele zu binden. Auf der Karte wird diese Wirkung durch das goldene Licht im Solarplexus und in den unteren Chakren des Hohepriesters symbolisiert. Dieser Glanz strahlt in seinen Worten ein so starkes Gefühl von Sicherheit und Wissen aus, dass man ihm nicht nur den Sendboten religiöser Inhalte, sondern auch die Rolle des Messias glaubt. Deshalb taucht die Frage auf: Ist er der Erfüllungsgehilfe des Teufels und somit der Teufel selbst, der in der Absicht des Geistes, alles wieder in die Erkenntnis des Ganzen zurückzuholen, die Menschen für das Verdrängen seiner wahren Person verspottet? Das ergäbe einen Sinn, denn solange der Hohepriester

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