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der Form, denn beide sind nur die eine (unvollständige) Seite des allumfassenden Stirb-und-Werde-Prozesses, damit sich das Stirb durch den schöpferischen Willen immer wieder ins Leben gebären kann. Mutter zu sein bedeutet auch, sich mit den Emanationen der Herrscherin zu verbinden und sich im kollektiven Spiegelbild an jenen Punkt zu stellen, an dem wir die Göttin sehen, wenn wir in den Spiegel blicken. Diese Übertragung als die folgerichtige Projektion unseres Wollens zu entlarven, ist uns bis heute aber nicht bewusst, was sich am Bild der Großen Mutter zeigt. Über Jahrtausende hinweg wurde aus der Reproduktion der eigenen Art, dem natürlichsten Vorgang aller Lebewesen, ein Mythos geboren, der überwiegend zur Glorifizierung des einen Pols einer sich gegenseitig bedingenden Dualität geschaffen wurde. Somit spiegelt diese Karte eines der grundlegendsten menschlichen Bedürfnisse wider: den Wunsch nach Herabrufung einer göttlichen Kraft, die die Form des Menschen segnet und erhört. Im Lauf der Geschichte hat die Chronik das Bild der Mutter exakt an die Stelle gerückt, an der wir sie anbeten können, ohne zu merken, dass wir uns zwingen, ständig genau dahin zu blicken, wo sie uns in der Projektion unserer Selbstliebe aus dem Spiegel unserer kollektiven Vorstellung entgegenschaut. Die einzige Macht, die unser Mutterbild aus der anerzogenen Position entfernen würde, wäre die Verschiebung der Wahrnehmung selbst. Doch da wir ihre Brille auf unserer Nase nicht verrücken können, weil wir ohne sie den Sinn des Lebens nicht verstünden, erkennen wir in ihr auch den Fokus der kollektiven Ausrichtung auf unsere Welt, was in den nächsten Karten zu den Geboten von Kirche und Gesellschaft führt.

      Deutungen

      Allgemein

      Geist (Magier) und Seele (Hohepriesterin) brauchen den physischen Leib, um durch ihn als Werkzeug wirken zu können. Die Herrscherin repräsentiert diesen Körper und unser materielles Erleben auf Erden. Was der Magier aus den Botschaften der Hohepriesterin mental zu fassen vermag, das brütet sie aus und gebärt es ins Leben. Sie ist die Rote Göttin im dreifaltigen Kreislauf unseres Erdendaseins: Herrin über Geburt, Leben und Tod. Sie ist die Erdmutter, die wachsen und gedeihen lässt und jede physische Form aus sich hervorbringt. Zugleich herrscht sie in ihrem dunklen Aspekt über den Tod und führt uns in Gestalt der Schwarzen Göttin gnadenlos vor Augen, dass alles auf Erden vergänglich und in ständiger Veränderung ist. Sie ist die Meisterin über Wachstum und Kreativität, Kennerin und Dompteurin ihrer verschiedenen Persönlichkeitsanteile, die sie in ihrer ganzen Fülle und zum Wohl des Ganzen zu dirigieren weiß. Im Alltag bringt sie uns zumeist Lebensfreude, Sinnlichkeit und Wärme ins Leben. Wir fühlen uns genährt und behütet, genießen die Gegenwart und erfreuen uns an der Fülle dessen, was das Dasein uns schenkt. Wir können ihrer Kraft überall in wild wachsender, unbändiger Natur begegnen, in den vier Jahreszeiten, die wir jedes Jahr aufs Neue durchleben, genauso wie in einer opulent ausgestatteten und mit Hingabe inszenierten Opernaufführung. Denn sie liebt nicht nur das Leben, sondern in ihrer Funktion als Kaiserin selbstverständlich auch die großen Auftritte. Mit ihr sprühen wir vor Kreativität und können mit Freude die körperlichen Genüsse und sinnlichen Freuden des Alltags zelebrieren. Zugleich haben wir eine starke Selbstsicherheit, sind uns unserer eigenen Fülle und unseres inneren Reichtums bewusst und wissen ihn im Alltag klug und trotzdem freigebig einzusetzen.

      Beruf und Finanzen

      Im Beruf sorgt die Herrscherin für unser Wohlergehen, und mit großem Elan und viel Kraft gehen wir an unsere täglichen Aufgaben heran. Unsere Tätigkeit ist beglückend und durch die mitreißende Energie aus ihrem Baucherleben wird uns eine Zeit himmlischer Fülle und Lebensfreude zuteil. Neue Projekte oder ein Berufswechsel werden unseren Alltag bereichern, denn es ist ihre Aufgabe, neues Leben hervorzubringen und großzuziehen. Intuitiv verheißt sie eine Phase voller Schöpferkraft und Unterstützung für die Verwirklichung von kreativen Ideen. Als Unternehmensleiterin oder Chefin in einer Branche, die mit Natur oder Aufzucht und Pflege in Verbindung steht, ist sie in ihrem Element. Manchmal erscheint die Karte auch als Hinweis auf eine uns wohlwollende weibliche Vorgesetzte oder eine andere Frau aus unserem Arbeitsfeld, die einen wohltuenden Einfluss auf unser Leben hat. Für unsere Finanzen wirkt sich die Herrscherin ebenfalls günstig aus: Es fällt uns leicht, an Geld zu kommen, damit umzugehen und es zu mehren.

      Umgekehrt

      Das fruchtbare Wachstum wird bei der Umkehrung der Karte zu einem wilden Wuchern. Im Finanziellen neigen wir dazu, uns zu viel zu kaufen und uns mit unnützem Besitz zu beschweren. Während unserer Arbeit sind wir maßlos und überschätzen unsere körperlichen wie auch kreativen Kräfte. Oder wir erleben das Gegenteil und haben plötzlich keine Energie mehr zur Verfügung, fühlen uns erschöpft und ausgepowert, weil wir im Vorfeld zu übermäßig waren. In ihrer Liebe zum dramatischen Erleben kann die verkehrte Herrscherin bei der Arbeit aus jeder Kleinigkeit ein Drama bzw. eine Tragödie inszenieren und damit so viel Chaos hervorbringen, dass gesunde Produktivität nicht mehr möglich ist. Oder sie zeigt uns eine Frau in unserem beruflichen Umfeld an, die auf uns diese Wirkung hat.

      Liebe und Beziehung

      Im Fegefeuer der Liebesglut lässt die Kaiserin die Libido züngeln und die Lustflammen sprießen. Deshalb erleben wir eine Phase der Sinnesfreude und genießen das, was wir uns gegenseitig geben können. Oft deutet die Karte auf neue Ziele hin, die in einer Verbindung zu positiven Veränderungen führen. Dies kann sich auf der seelischen Ebene als schöpferisches Erleben genauso wie auf der physischen als tatsächliche Schwangerschaft und Geburt eines Kindes manifestieren. Mit der Herrscherin geht es uns körperlich gut, wir fühlen uns energievoll und gesund. Ihre Energie hat mit unserem Solarplexus zu tun, durch den jegliche Kreativität frei fließen muss, damit wir sie zur Welt bringen können. Somit rät sie uns, auf unseren Bauch zu achten und ihn liebevoll zu behandeln: mit dem, was wir essen, und dem, worüber wir uns ärgern. Frauen können jetzt die nährende, liebevolle Seite ihrer Weiblichkeit in Beziehungen gut ausleben, während Männer in den Zeiten, in denen die Urmutterkraft in ihrem Leben wirkt, die Möglichkeit nutzen können, ihren Kontakt zu ihrer inneren Anima zu stärken und tiefer in ihr Leben zu integrieren.

      Umgekehrt

      Umgedreht ist die Liebe zu Besitz ergreifend geworden und erstickt dadurch die Freiheit und das Leben in unseren Beziehungen. Die Fähigkeit der Herrscherin, in Liebe zu geben und zu empfangen, tritt über ihre Schranken hinaus und führt zu einem Übermaß an Zuwendung. So verliert sie den Bezug zu ihrem eigentlichen Wesen und verstrickt sich in Gefühlen von Besitzgier und Eifersucht aus Angst, dass alles vergänglich ist und der eben lieb gewonnene Mensch genauso wieder verloren werden kann.

      Die Karte bedeutet auch, dass wir unsere und die Grenzen anderer in Beziehungen nicht richtig wahrnehmen und akzeptieren können. Nicht selten weist sie uns auf einen inneren Konflikt hin, eine unerlöste Mutter-Thematik, die uns gerade in die Quere kommt und zu Verstrickungen in unseren Beziehungen führt.

      Magie und Spiritualität

      Auch im spirituellen Erleben zeigt uns die Herrscherinnenkraft eine Zeit der Fülle, des Wachstums und der Veränderungen an. Vielleicht finden wir neue Einsichten oder Wege, mit denen wir in unserer Realität Wichtiges bewirken können. In jedem Fall öffnet sie uns dafür, in unseren Entwicklungspfad viel Liebe und Kreativität einfließen zu lassen. Ebenso sendet sie uns die Aufforderung, unserer Körperlichkeit mehr Aufmerksamkeit zu schenken, und stärkt unser Bewusstsein für die zyklische Ausrichtung allen Lebens auf Erden. Sie hilft uns, den Kreislauf von Geburt und Tod mit liebevoller Gelassenheit und Würde anzunehmen und im Rahmen unserer Möglichkeiten zu gestalten. Die Herrscherin kann auch für Zeiten stehen, in denen wir uns auf unserem Weg der Erkenntnis stark mit unserer Weiblichkeit auseinandersetzen oder in denen es sehr wichtig ist, uns zu erden. Wir fühlen uns mit der Natur verbunden und viele neue Wege und Antworten kommen in unserem Inneren einfach zu uns, wenn wir ins Grüne gehen und uns ihrer Energie nicht verschließen.

      Umgekehrt

      Steht die Herrscherin auf dem Kopf, dann will sie all ihren spirituellen Reichtum für sich behalten und ihn nicht ins Leben gebären aus

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