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geben. Ebenso fordert sie uns auf, nicht nur auf den Verstand und die Leistung zu achten, sondern mehr auf unser inneres Gefühl zu hören und ihm den Platz einzuräumen, den es braucht.

      Umgekehrt

      Erscheint die Hohepriesterin auf dem Kopf, kann es mit den Emotionen allerdings schnell ein bisschen zu viel des Guten werden. Wir lassen uns zu stark von den Gefühlen leiten und bringen zu wenig von dem, was in unserem Inneren passiert, nach außen. Oder wir unterdrücken unsere Empfindungen und agieren nur nach Vernunftgründen. In beiden Fällen sind wir nicht im Einklang mit unserer inneren Stimme, sondern leben und handeln zu einseitig oder extrem. In helfenden und spirituellen Berufen kann die umgekehrte Hohepriesterin dafür stehen, dass wir die Freude und das Feeling für unseren Beruf zumindest zeitweise verlieren oder nicht mehr fühlen können.

      Liebe und Beziehung

      Da diese Karte die Verbindung der Realität zur inneren Gefühlswelt ausdrückt, können wir ermessen, wie sehr unser äußeres Empfinden in den Gefilden unbewusster Träume verwurzelt ist. Auf alle Fälle spüren wir bei Menschen, denen wir begegnen, sehr schnell, was sie uns bedeuten. Wir können auf jemanden treffen und wissen intuitiv, dass diese Person in unserem zukünftigen Leben eine wichtige Rolle spielen wird. Da die Hohepriesterin dual ist und die Nacht zu ihr gehört wie der Tag, kann dies im Erleben genauso gut zu schmerzhaften Verstrickungen wie auch zu heilenden und glücklichen Verbindungen führen. Sie stellt das Material aus der Seele zur Verfügung, und der Verstand (die konkrete Zielsetzung aus Sicht des Magiers) entscheidet, wie er es anwenden will. Die Karte zeigt unsere innere Bereitschaft an, die Impulse des anderen aufzunehmen bzw. sich einfach der inneren Kraft zu überlassen, die uns in der Liebe und der Sexualität leiten kann. Darüber hinaus schenkt sie uns die Fähigkeit, mit seherischer Kraft über unsere Projektionen hinaus zu ertasten, was in unserem Partner vorgeht, und zwar auch in den Teilen, die er selbst nicht sehen kann. In Beziehungen zu anderen verleiht uns die Hohepriesterin die schöne Gabe, wichtige Prozesse heilend zu unterstützen, und verbindet damit eine Zeit, in der wir uns liebevoll von unseren Gefühlen leiten lassen, für neue Erfahrungen offen sind und mit anderen Menschen gerne unsere Empfindungen teilen und erfahren wollen.

      Umgekehrt

      Aus umgekehrter Sicht leben wir nicht in Kontakt mit unserer inneren Quelle. Möglicherweise agieren wir total aus unserem Bewusstsein heraus und beachten weder unsere Intuition noch andere Botschaften der Hohepriesterin. Dann haben wir uns in der Ego-Kontrolle, und Hingabe zu anderen ist uns nur bedingt oder gar nicht möglich. Vielleicht wollen wir auch die Hinweise, die sie uns zu Fragen schickt, die Liebe und Beziehungen betreffen, nicht hören, weil wir uns vor den Veränderungen fürchten, die diese mit sich bringen könnten. Oder wir befinden uns so tief in unserer eigenen Innenwelt, dass der Kontakt zum Gegenüber nicht richtig hergestellt werden kann. So hängen wir unseren Träumen, Gefühlen und Projektionen nach und vernachlässigen sowohl das Handeln im Außen als auch die Realität der Beziehung.

      Magie und Spiritualität

      Magie und Spiritualität sind ihr Revier - in diesen Gebieten ist die Weiße Göttin zuhause. Sie ist die Führerin in unsere Seele und unsere Kontaktstelle zu unserem inneren Quell der Weisheit, aus dem wir schöpfen können. Deshalb deutet die Karte auf starke mediale Fähigkeiten hin, die wir weiter entwickeln sollten, um die Botschaften, die wir empfangen, uns und anderen Menschen zugänglich zu machen. Sie weist ebenso darauf hin, dass wir uns - von unserem Gefühl geleitet - einem spirituellem Weg oder einem weisen Menschen öffnen und uns mit tiefer Hingabe auf ihn einlassen können. Manchmal kann sie auch eine Frau verkörpern, eine Hexe oder Seherin, der wir begegnen und die uns hilft, auf unserem Weg voranzukommen. In jedem Falle steht sie für eine Zeit, in der wir viele innere Bilder und Botschaften erhalten, die uns führen. Sie weiß, wie alles miteinander verbunden ist, das wir in uns tragen. So folgen wir intuitiv ihrem Weg, wenn wir zu uns selbst finden wollen - selbst wenn sie uns nicht nur die hellen, sondern auch die dunklen Bilder ins Bewusstsein schickt. Doch im aufrechten Zustand der Hohepriesterin können wir beide Seiten zulassen, ihnen offen begegnen und die Bereicherung, die unser Leben dadurch erfährt, vertrauensvoll annehmen.

      Umgekehrt

      Die umgedrehte Karte zeigt, dass wir uns nicht getrauen, uns unserer inneren Stimme anzuvertrauen, vielleicht gerade aus Angst vor den tiefen seelischen Abgründen. Wir vertrauen weder unseren Eingebungen noch denen der anderen. Deshalb sind wir blockiert und handeln im Außen gar nicht oder im falschen Moment. Möglicherweise erhalten wir Angebote und Anregungen im unbewussten Bereich, die wir aber nicht wagen anzunehmen. Oder wir sind überhaupt nicht bereit, uns mit solchem esoterischen oder religiösen Kram zu befassen, und lassen unsere Spiritualität verkümmern. Je stärker unsere Sensibilität und unser inneres Verlangen danach ist, unseren Weg zu finden, umso heftiger werden wir dieses Bedürfnis bekämpfen. Oft suchen wir dann Halt in einem durchstrukturierten Glaubensmodell, das uns die Verantwortung abnimmt und unsere intuitiven Eingebungen stellvertretend für uns ablehnt oder verteufelt.

      III Die Herrscherin

      Lebenskraft, Wachstum, Mutterschaft

      Die Rote Göttin

      Während der Magier die energetische Entladung des innersten, noch gestaltlosen Lebensfunkens ausdrückt und die Hohepriesterin das noch ungeformte Selbst ist, in dem Wachstum und Entwicklung ruhen, sorgt die Herrscherin für die materielle Manifestation des Lebens im Selbst und seine Geburt in die Polarität. Denn erst die Geburt trennt das Sein vom Nicht—Sein und die Manifestation vom Potenzial. Ursprünglich ist für das Neugeborene die Mutter die ganze Welt. Sein Ich ist noch vollständig mit dem verschmolzen, was man das innere Bild der Großen Mutter nennt. Als Kinder der Großen Mutter wiederholen die Wesen den ursprünglichen Sündenfall, der die Vertreibung aus dem Paradies nach sich zog. Dadurch ist jedes Wesen vom Paradies auf eine doppelte Weise getrennt: einerseits durch das - verborgene oder halbverborgene - Gefühl der Schuld, sich von der nährenden Geborgenheit der Mutter entfernt zu haben, und andererseits durch die Angst, von der Mutter aus Strafe für den Diebstahl der verbotenen Bewusstseinsfrucht wieder verschlungen zu werden. Denn es ist die Mutter, die jenes erstmals im Garten Eden sich manifestierende menschliche Ich will! wieder zunichte macht, indem sie die Seele zwingt, es im Augenblick des physischen Todes aufzugeben! So ist es unvermeidlich, dass das Ego des Magiers im ständigen Kampf mit der alles in sich aufnehmenden Herrscherin liegt.

       Baphomet — Tarot der Unterwelt

      Karte

      Die Herrscherin regiert über die Zyklen des Lebens. Sie ist die Große Mutter, aus der alles Leben geboren wird und zu der es am Ende seines Zyklus wieder zurückkehren muss. Ihre Aufgabe ist es, den ursprünglichen Entstehungsimpuls ins Leben strömen zu lassen, und sie tut das, indem sie sich selbst im heiligen Schöpfungsakt der Geburt krönt. Lustvoll bindet sie sich an die Erde und bringt sich um nichts, was das Leben voll und stark werden lässt: Liebe, Vertrauen, Wachstum, Berührung, Verschmelzung und Erfüllung. Sie trägt einen Tatzelwurm auf dem Kopf, der wiederum einen Wurm im Maul trägt, der seinerseits mit dem Schwanz des Drachens verbunden ist. Und dass die Form des Menschen mit der Sicht der Schöpferin korrespondiert, zeigt der Schweif des Uroboros, der durch Augen und Mund des vergänglichen Adams führt. Dieser wächst wie ein Wurmfortsatz durch sein Gesicht, wie eine unendliche Zelle, die auf die Realität des Menschen übergreift. Jedes einzelne Bewusstsein, als Teil des Kollektiven, hat die Erinnerung an die Göttin im Bild der Urmutter bewahrt. Im Grunde wohnt jedem Individuum der vitale Antrieb der Herrscherin inne, sich in seinem Leben schöpferisch zu entfalten. Es ist das menschliche Verlangen, die Sehnsucht nach der Urquelle durch das Hervorbringen eigener Geschöpfe zu stillen. In ihr werden alle Hoffnungen und Wünsche sichtbar, die in die Gesellschaft einfließen wollen, denn in

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