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hatte und deren Männer in Väterkarenz gegangen waren, wollten mir diese mit dem Hinweis, ihre Privatsphäre wahren zu wollen, nicht für ein Interview vermitteln. Grundsätzlich hatte ich bei den Vätern den Eindruck, dass sie sich freuten und sogar richtig stolz waren, von ihren Erfahrungen als Vater in Karenz berichten zu können.

      Ergänzt werden die Erzählungen der Frauen und Männer mit vielen statistischen Quellen, vor allem von der Statistik Austria, für internationale Vergleiche von Eurostat, dem europäischen Pendant zur Statistik Austria, und von der OECD.

      Die Reihenfolge der Kapitel ergibt sich aus der Gewichtung, die die Frauen und Männer den Themen beimaßen. So kommt es, dass zum Beispiel dem Willen der Frauen zur Unabhängigkeit und dem Thema „Traut euch“ breiter Raum gegeben wird. Tatsächlich sprachen alle Interviewpartnerinnen darüber, dass Frauen im beruflichen Kontext mehr Mut haben sollten, den nächsten Schritt zu wagen. Die unterschiedlichen Fähigkeiten von Frauen und Männern wurden von den Frauen immer wieder angesprochen. Das soll nicht als „Biologismus“ verstanden werden. Die Frauen in Führungspositionen sprachen aber wiederholt von ihrer Beobachtung, dass gemischte Teams aus Frauen und Männern bessere Ergebnisse erzielten, eben weil Frauen und Männer oft unterschiedliche Wahrnehmungen haben und anders agieren.

       DIE RECHNUNG GEHT AUF

       Der Erfolgsfaktor an den Schalthebeln der Macht: wenn Frauen und Männer zusammenarbeiten. Zahlen und viele Belege zeigen, dass Unternehmen mit gemischten Teams erfolgreicher sind. Menschenfreundliche Arbeitsplätze gesucht: Zufriedene Mitarbeiter*innen sparen Unternehmen immense Kosten. Und: Die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern zeigt, wie viel Geld der Volkswirtschaft fehlt und dass die Rechnung auch für die Frauen nicht aufgeht, Stichwort: Altersarmut. Was es braucht, damit mehr Frauen an gute Jobs und in Führungspositionen kommen und Männer in Väterkarenz gehen können. Fazit: Die Rechnung geht für alle auf, wenn Frauen und Männer in der Wirtschaft und zu Hause die gleichen Chancen haben.

       ERFOLGSFAKTOR FRAUEN IN GEMISCHTEN TEAMS

      Warum kommen nicht mehr Frauen in Führungsetagen und warum achten Unternehmen nicht mehr darauf, dass sie hochqualifizierte Frauen einstellen, menschenfreundliche Arbeitsplätze anbieten, die ihnen weniger Fluktuation bescheren – alles Faktoren, die Geld bringen bzw. einsparen?

      In der Wirtschaft haben Zahlen, Daten, Fakten die größte Bedeutung. Das ist auch gut so. Schwierig wird es, wenn sogenannten weichen Faktoren wie zum Beispiel Diversity, also gemischten Teams, immer noch wenig Stellenwert beigemessen wird, obwohl seit vielen Jahren von namhaften Institutionen vorgerechnet wird, dass sie ein entscheidender Erfolgsfaktor in der Wirtschaft sind.

      Da wird tagein, tagaus in der Controlling-Abteilung, im Einkauf, im Marketing, kurz: in allen möglichen Bereichen eines Unternehmens, gerechnet, wie Einsparungen getätigt und Verkaufszahlen erhöht werden können, um den Erfolg desselben zu steigern.

      Dass mehr Frauen in Führungspositionen ein wesentlicher Erfolgsfaktor sind, lässt sich zahlenmäßig belegen, wird aber in vielen Unternehmen nach wie vor nicht wahrgenommen, so dass nicht einmal der Versuch unternommen wird, diese Situation zum Besseren zu verändern – absichtlich?

       AUSGANGSLAGE: DIE ZAHLEN

      Der 2006 in Deutschland gegründete Verein FidAR (www.fidar.de) setzt sich dafür ein, dass mehr Frauen in Aufsichtsräte kommen. Es wird eine Quote von mindestens dreißig Prozent gefordert. Die Gründerinnen stellen fest, dass das „eines der zentralen Zukunftsthemen der Wirtschaft und Gesellschaft“ sei. Es werde damit erreicht, „überholte Muster und Strukturen aufzubrechen, hochqualifizierten Frauen den Weg in verantwortungsvolle Positionen zu ebnen und die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu erhöhen“. Das heißt, es geht hier nicht nur um den wichtigsten Wert, nämlich Gerechtigkeit, und um das Menschenrecht der Gleichbehandlung von Frauen und Männern, sondern es geht auch ganz einfach um messbaren Erfolg. Und der stellt sich nachweislich ein, wenn Frauen und Männer gemeinsam in Teams und an den Schalthebeln der Macht agieren.

      Die Zahlen der Studienabgänger*innen in Österreich belegen, dass mittlerweile mehr als die Hälfte der Abschlüsse in allen außer den technischen Fächern von Frauen gemacht werden (mehr dazu im Kapitel „Mach deine Sache gut und rede davon! Leistung zeigen.“). Aber schon beim Uni-Personal zeigt sich das Missverhältnis von Lehrenden und Studierenden, und das ist in Deutschland ähnlich: Nur rund zwanzig Prozent der Professor*innen sind weiblich.

      In Österreich – und auch sonst überall – sind die Führungsetagen in der Wirtschaft nach wie vor in Männerhand: Der Anteil der Geschäftsführerinnen in den Top-200-Unternehmen lag 2017 bei nur 8,4 Prozent. Der Anteil der Frauen in den Aufsichtsräten der Top-200-Unternehmen lag bei 18 Prozent, hier greift die gesetzlich vorgeschriebene Quotenregelung von dreißig Prozent (unter bestimmten Bedingungen).1 In der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) gibt es unter den CEOs nur drei Prozent Frauen. International sieht es nicht besser aus, hier sind es 2016 3,6 Prozent.2 Dabei sind in vielen Branchen mehrheitlich Frauen angestellt, vor allem im Dienstleistungsbereich. Das heißt, dass die Realität der arbeitenden Bevölkerung in den Entscheidungsgremien nicht abgebildet ist. Ein gutes Beispiel dafür ist die Interessenvertretung der Wirtschaft, die Wirtschaftskammer, die alle Unternehmerinnen und Unternehmer mit Gewerbeschein, davon die Hälfte Frauen, obligatorisch vertritt: Ihre Führungsgremien bestehen zu achtzig Prozent aus Männern und nur zu zwanzig Prozent aus Frauen.

      Quellen: Frauen.Management.Report.2018 der AK Wien, Statistik Austria

      In politischen Ämtern ist der Anteil von Frauen im Bürgermeisteramt am geringsten: nur 7,6 Prozent der Gemeinden in Österreich haben eine Bürgermeisterin. In Deutschland ist es nur unwesentlich besser: Hier bekleideten 2017 8,2 Prozent Frauen das Amt, dabei waren es zehn Jahre zuvor noch mehr.4 Auf Bundesebene in Österreich ist der Anteil von Frauen etwas besser, im österreichischen Nationalrat sitzen 31 Prozent Frauen.5

      Wenn es um den Vergleich des Gender-Gap mit anderen Ländern geht, liegt Österreich knapp im Durchschnitt, ist manchmal im letzten Drittel oder bei den letzten fünf zu finden.6 Im „Global Gender Gap Report“ des Weltwirtschaftsforums liegt Österreich an 57. Stelle von 144 untersuchten Ländern. Hier schneidet das Land besonders schlecht bei der Partizipation von Frauen in Führungspositionen in der Wirtschaft und in der Politik ab. Ein Armutszeugnis für eine hochentwickelte westliche Industrienation mitten in Europa. Der einzige Wert, bei dem Österreich im internationalen Vergleich gut dasteht, ist der hohe Anteil von Frauen in der universitären Ausbildung.7

      Traurig: Wenn die Entwicklung in Österreich so langsam voranschreitet wie bisher, werden nicht einmal unsere Urenkelinnen die Gleichberechtigung erleben.

       GEMISCHTE TEAMS VON FRAUEN UND MÄNNERN SIND ERFOLGREICHER ALS HOMOGENE TEAMS. DAS IST MESSBAR

      Das ist die wirtschaftliche Seite des Gender-Gap: Das Weltwirtschaftsforum untersucht seit 2006 den globalen Gender-Gap unter 144 Ländern auf der Welt. Es trifft eine klare Aussage:

      “The World Economic Forum has found a clear correlation between a country’s gender gap and their competitiveness.”8

      Das Weltwirtschaftsforum hat vorgerechnet, dass Länder, die in den Bereichen Gesundheit, Ausbildung, Wirtschaft und Politik Parität zwischen Frauen und Männern herstellen, Steigerungen ihres Bruttoinlandsprodukts erzielen. Für Österreich wären das umgerechnet bis zu 27 Milliarden Euro.

      Eines der bekanntesten Beispiele in Österreich für ein erfolgreiches gemischtes

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