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gewinnen und in die oberen Etagen des Managements drängen und immer mehr Männer gerne den Familienpart übernehmen, erzeugt Reibung. Doch werden Frauen immer noch viel zu selten in die Vorstandsetagen gelassen – die Zahlen dazu sind nachgerade erschreckend – und Männer müssen um ihren Arbeitsplatz fürchten, wenn sie auch nur erwähnen, in Väterkarenz gehen zu wollen. Dabei wäre der Rechtsanspruch, ja die Verpflichtung zur Väterkarenz für alle Männer ein Schlüssel zu mehr Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft. Das zeige ich im Kapitel „Die neuen Männer: Väter in Karenz“.

      Der Mann arbeitet und die Frau kümmert sich um die Kinder, das ist nach wie vor das Familienmodell, das in unserem Kulturkreis allgemein bekannt, gewohnt und akzeptiert ist. Alles andere entspricht nicht einer „normalen“ Familie: Um diese Heteronormativität zu relativieren, habe ich auch queere Paare mit Kindern interviewt. Wie diese Menschen damit umgegangen sind und wie sie die traditionellen Rollenbilder für Frauen und Männer am Ende doch wieder eingeholt haben, erzähle ich im Kapitel „Frauen sind Mütter – und sonst nichts?“.

      Und wenn eine Frau bereit ist für die Topposition, dann stößt sie auf ein Hindernis, das durch die gesamten Führungsetagen, aber auch in andere Bereiche der Wirtschaft wabert: den Unconscious Bias, die unbewusste Voreingenommenheit. Eine Managerin dazu:

       „Ab einer bestimmten Ebene ist die Vorstellung von Führung männlich. Und ich glaube, das ist noch nicht einmal bewusst.“ (Thea R.)

      Im Kapitel „Mut! Traut euch! Niemand klopft an eure Tür, geht selbst!“ fasse ich die Aussagen von Frauen zusammen, die es bis ganz nach oben geschafft haben. Sie erklären hier, was frau tun kann, um den Weg durch das Labyrinth und durch gläserne Decken nach oben zu finden – wenn sie will. Denn das ist die Erkenntnis aus den Erzählungen dieser Frauen: Viele Frauen müssen dazu überredet werden, einen Job mit mehr Verantwortung zu übernehmen. Und einige Sackgassen im Labyrinth haben wir Frauen selbst in unseren Köpfen. Wir sind aber durchaus in der Lage, diese zu vermeiden. Mehr dazu in den Kapiteln „Mach deine Sache gut und rede davon! Leistung zeigen.“ und „Gläserne Decken“.

      Immer mehr Frauen machen sich selbstständig und gründen ein Unternehmen. Auch bei ihnen ist das durchschnittliche Einkommen im Vergleich zu dem der Männer wesentlich geringer. Mehr dazu im Kapitel „Frauen und Geld“. Praktisch alles, was hier beschrieben wird, gilt auch für Unternehmerinnen, ich beleuchte auch immer deren spezifische Situation. Von meinen Interviewpartner*innen ist ein Drittel selbstständig – darunter zwei Männer. Mehr darüber im Kapitel „Unternehmerin sein“.

      Wohlgemerkt: Es geht mir nicht darum, dass alle Frauen Karriere machen und alle Männer in Karenz gehen sollen. Es geht mir nicht um Gleichmacherei der Geschlechter. Es geht mir auch nicht um Selbstoptimierung mit dem Ziel, sich den Normen der Wirtschaft und der Gesellschaft anzupassen. Jeder Mensch ist einzigartig, ist mit einem unverwechselbaren Set an Fähigkeiten und Talenten auf die Welt gekommen. Die Welt braucht jedes einzelne dieser Talente. Meine ernst gemeinte Botschaft an Frauen und Männer lautet: Macht das, was ihr gerne tut, denn dann seid ihr am besten. Lasst euch nicht durch sozial konstruierte Rollen, die euch euer Geschlecht oder andere Merkmale aufzuzwingen versuchen, einschränken. Mehr dazu im Kapitel „Was will ich wirklich“. Dabei können Frauen in Führungspositionen auf ihre Art weiblich bleiben. Und Männer sollen auf ihre Art Mann sein können, wenn sie ihr Baby im Tragetuch tragen. Die Menschen, die ich für dieses Buch interviewt habe, zeigen, dass Lebens- und Arbeitsformen jenseits von Rollenklischees möglich sind.

      Die Themen, die in diesem Buch besprochen werden, ergaben sich aus den Erzählungen meiner Interviewpartner*innen. Keines davon ist von mir vorgegeben oder vorher konzipiert worden. Mehr über die Vorgehensweise im Kapitel „Methode“.

      Oft ist in diesem Buch die Rede von „den Männern“, die es so und so machen, und „den Frauen“, die es anders machen. Ich will Stereotype und Rollenklischees nicht noch verstärken. Ich gebe aber wieder, was mir Frauen in Führungspositionen berichtet haben, und da hat sich die Erzählung der Unterschiede von Frauen und Männern durch alle Interviews gezogen. Eine Gesamtschau ergibt, dass es offensichtlich so ist, dass sich Frauen und Männer in vielen Fällen unterschiedlich verhalten und auch unterschiedlich ausgeprägte Fähigkeiten mitbringen. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Es sind aber genau diese Unterschiede unter den Menschen, die gemischte Teams so erfolgreich machen.

      Dieses Buch möchte Mut machen. Diese Erzählung zieht sich durch das gesamte Buch. Es zeigt Wege, wie Frauen, die das wollen, beruflich weiterkommen und unabhängig werden können. Aus den Interviews mit Frauen, die es ganz nach oben geschafft haben, können sie vieles für sich mitnehmen.

      Und dieses Buch bringt die Erfahrungswelten von Männern nahe, die in Väterkarenz gegangen sind und das als Bereicherung empfunden haben, obwohl sie dadurch einige unangenehme Konsequenzen zu tragen hatten, was nicht sein sollte.

      Von den scheinbar kleinen Herausforderungen des täglichen Lebens bis zu den großen Herausforderungen der Menschheit auf dieser Erde: Am besten können wir sie gemeinsam bewältigen, mit unseren unterschiedlichen Fähigkeiten und Herangehensweisen, Frauen und Männer, Junge und Erfahrene, Menschen verschiedener Kulturkreise.

      Ich wünsche ihnen allen den Mut, jenseits von gesellschaftlichen Rollenklischees und sozialer Beobachtung Wege zu suchen, die ihnen entsprechen. Es gibt so viele Möglichkeiten, das zu tun, zum Wohle aller.

       METHODE

      Das Herzstück dieses Buches sind Zitate aus über fünfzig Interviews mit Frauen in Führungspositionen und Männern in Väterkarenz.

      Als gelernte Historikerin (Mag.a phil., Universität Graz) bin ich mit der Methode der Oral History, der mündlichen Geschichte, vertraut. Im Wesentlichen besteht sie aus der Führung von Interviews mit Menschen aus bestimmten Bereichen, die für die Untersuchung von Interesse sind. Das Gesagte wurde transkribiert und nicht wesentlich überarbeitet, so dass die aufgeschriebenen Erzählungen sehr authentisch sind. Es ist die Absicht dieses Buches, Menschen zu Wort kommen zu lassen, die etwas tun, was immer noch ungewöhnlich, aber von gesellschaftlichem Interesse ist. Denn wenn mehr Menschen den Mut hätten, Ungewöhnliches zu tun, gäbe es mehr Gleichberechtigung in dieser Gesellschaft, so meine These.

      Von November 2016 an führte ich dreißig Interviews mit Frauen in Führungspositionen, der zweiten Managementebene, mit Vorständinnen und Vorstandsvorsitzenden oder Unternehmerinnen. Es waren Frauen darunter, die schon Ministerinnenposten innehatten. Ihr Wunsch, anonym zu bleiben, brachte es mit sich, dass ihre Kurzbiografien zum Teil nur sehr allgemein gehalten werden konnten. Denn in manchen Branchen gibt es so wenige Frauen in Führungspositionen, dass sie bei näheren Angaben gleich erkennbar wären. Deshalb werden alle Frauen aus der Finanzwirtschaft, deren Zitate anonym bleiben sollen, als Vorständinnen beschrieben, obwohl zwei von ihnen Vorstandsvorsitzende sind.

      Die Hälfte der Frauen, die ich interviewt habe, sind selbstständige Unternehmerinnen. Das Alter der Frauen liegt zwischen Mitte zwanzig und siebzig Jahren.

      Es war die leichtere Übung, Interviews von Frauen in Führungspositionen für dieses Projekt zu bekommen. Ich erhielt nur Zusagen. Zwar wurde das Treffen in den übervollen Terminkalendern von den Assistentinnen manchmal mehrfach verschoben, aber immer kam es zustande. Ich bin den Interviewpartnerinnen sehr dankbar, dass sie mir oft mehr als geplant von ihrer kostbaren Zeit schenkten. Den Frauen war es offensichtlich wichtig, die mit ihrer Rolle als weibliche Führungspersönlichkeiten verbundenen Erfahrungen weiterzugeben.

      Nicht

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