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Weg zur Schmiede, aber Hilda hielt ihn fest.

      „Falki, lass dein Schwert hier, dann kann ich Alfger etwas verkloppen.“

      Falki gab ihr sein Holzschwert, mit den Worten: „Ich drück dir die Daumen, Alfger ist heute ziemlich heftig!“

      Sölvi, der am Rand saß, weil er grade keinen Partner hatte, rief Hilda zu: „Kannst auch mir mir kämpfen, Alfger hat genug, der schwitzt ja schon.“

      Abends wartete Hilda ungeduldig auf Falki, weil sie unbedingt mit ihm über ihre Idee reden wollte. Falki kam wirklich erst spät aus der Schmiede und wie Steinar, sah auch er zum gruseln schwarz aus; nur noch das Weiß der Augen leuchte in seinem Gesicht. Als Mutter Hilda ihn hinausschickt, zum Waschtrog, maulte er: „Soll ich erst wütend mit dem Magen knurren, wie ein alter Bär, damit ihr mit meinem Hunger Mitleid habt?“

      Mutter Hilda legt noch etwas nach und sagt mit gespieltem Ernst: „Du bekommst schon noch etwas zum Essen, aber erst, wenn du noch einen Eimer frisches Wasser geholt hast.“

      Vater Ernir grinste über das ganze Gesicht; so gefiel ihm sein Sohn. Aber laut sagte er: „Soll dir erst die Bärentatze auf dem Hintern klopfen, damit der Dreck abfällt?“

      Da lachen alle und Falki lief grinsend, sein Gesicht zu waschen und noch frisches Wasser zu holen. Als sie beim Essen saßen, redeten sie darüber, wie jeder so den Tag verbracht hatte und Falki erzählte dabei, wie interessant die Arbeit in der Schmiede war. Nach einer Weile schüttelte Mutter Hilda verwundert den Kopf, als sie sah, welche Unmengen von Brot, Trockenfisch und gekochten Äpfeln sich Falki in den Mund stopfte. Sie lehnte sich an Ernirs Schulter und lächelte glücklich. „Ich kann mir keine bessere Familie wünschen.“

      „Hihi, auch wenn ich so oft Löcher in den Strümpfen habe?“, kicherte Hilda und Falki nickte dazu mit vollem Mund.

      Als sich später alle zum Schlafen hingelegt hatten, rutschte Hilda ganz dicht an Falki heran und flüsterte ihm ins Ohr: „Falki, ich habe da eine Idee.“

      Falki brummelte nur: „Mmm, pfff.“

      „Falki, ich möchte auch brüten, so wie die Vögel.“

      Falki, der schon fast im Traumland war, war plötzlich wieder hellwach und setzte sich auf. „Was, du willst brüten?“

      „Psst, ja brüten“, flüstert Hilda, weil ich ja die Gänse gesehen habe, bei Steinar und das war so schön. Und auch überall im Fjord brüten die Vögel. Das ist doch bestimmt ganz einfach. Die sitzen nur so da, auf ihren Nestern und dann kommen die kleinen Küken aus den Eiern. Ich glaube, das kann ich auch.

      Falki flüsterte zurück: „Soll ich dir von Steinars Gänsen ein Ei klauen? Und wo willst du denn brüten, auch auf der Wiese?“

      Dann lacht Falki belustigt. „Na klar sollst du brüten, haha und eine ganze Schar Enten oder Gänse wird dir dann, durchs Dorf, hinterherlaufen.“

      „Nein, keine Enten“, flüstert Hilda, „ich möchte schon etwas anderes ausbrüten, und es sollen auch nicht so viele Küken sein, also ein Ei reicht schon.“

      „Schwesterchen, lass mich jetzt schlafen“, murmelt Falki nun schon wieder schläfrig.

      „Das Ziehen am Blasebalg hat mich wirklich müde gemacht. Ich spüre meine Arme kaum noch. Morgen rede ich mit Alfger und dann lassen wir uns einfallen, was für ein Ei wir für dich beschaffen. Schlaf jetzt, Schwesterchen.“

      „Gute Nacht, Falki.“

      Einen Augenblick später stieß sie Falki noch einmal an und raunt ihm ins Ohr: „Falki, ich weiß, was ich für einen Vogel ausbrüten möchte. Ich möchte ein Rabenei haben. Ja, ich will einen kleinen Raben ausbrüten. Du willst ja mit Alfger reden; holt ihr mir dann eine Rabenei?“

      Hilda lauschte, aber an Falkis Atemzügen merkte sie, dass er schon schlief.

       HILDA UND DAS RABENEI

      Falki stand unschlüssig, mit seinem Bogen in der Hand, vor der Hütte und überlegte, wann der passende Moment wäre, Hilda seine Neuigkeit mitzuteilen.

      Seine Mutter und Schwester saßen auf der Bank, an der Hauswand und strickten emsig, wobei es bei Hilda eher einem Kampf mit dem Faden und den langen Nadeln ähnelte. Falki wusste, dass Hilda das Stricken überhaupt nicht mochte und er sie jetzt vielleicht erlösen könnte. Fast jeden Morgen, wenn nichts Wichtigeres erledigt werden musste, versuchte die Mutter der Tochter die Kunst des Strickens beizubringen. Falki staunte immer wieder über die Strickkünste der Mutter. Stricken, das war etwas, das er nie begriff, wie aus dem ständigen Verschlingen von Fäden etwas Sinnvolles wie Strümpfe entstehen konnten. Er hatte es einmal probiert, aber mehr als ein paar Knoten haben seine Finger mit den Nadeln nicht zuwege gebracht.

      Einen Moment lang überlegte er noch, dann entschied er, dass er Hilda vom ungeliebten Stricken erlösen wollte. Er und Alfger hatten nämlich auf ihren Streifzügen entlang der Berge, bei den Dreien ein Rabennest entdeckt. Weil ihm Hilda vor ein paar Nächten ins Ohr geflüstert hatte, dass sie unbedingt ein Rabenei haben wollte, war diese Entdeckung natürlich ungeheuer wichtig und Falki lachte in sich hinein. Er stellte sich Hilda als Rabenmutter vor, wie sie mit einem Schnabel ihr Rabenjunges fütterte und er rief: „Hilda, Hiiiiildaaa, Schwesterchen!“

      Endlich wandte sie ihm den Kopf zu. Hilda schaute mit verzweifeltem Gesicht auf und ließ den Strickversuch auf ihren Schoß sinken.

      Die Mutter schaute Falki an und runzelte die Stirn. Sie ließ einen richtigen Wortschwall los: „Lass doch mal das Mädchen in Ruhe. Hilda soll sich auf das Stricken konzentrieren. Wenn ihr Mann später nicht ohne Socken herumlaufen soll, wird es Zeit, dass sie endlich lernt, wie Strümpfe gestrickt werden. Aber vor allem muss sie sich selber Strümpfe stricken, weil ich ja gar nicht mehr mit dem Stopfen der Löcher nachkomme.“

      Sie holte tief Luft und schimpfte weiter: „Ihre Strümpfe sind doch ständig zerlöchert, weil unsere kleine Strumpfhilda ohne Schuhe durch das Dorf rennt. Nicht wahr, Töchterchen?“

      Bei den letzten Worten lächelte sie schelmisch und zwei kleine Grübchen zeigten sich auf ihren Wangen.

      „Oooh Mama, nicht schon wieder“, und Hilda zog gekränkt einen Flunsch, wie immer, wenn man sie Strumpfhilda nannte.

      „Na gut, dann sage ich eben, meine große Strumpfhilda. Du bist ja nun auch schon zehn Jahre alt, also ein großes Mädchen, und nicht mehr lange, dann wirst du eine Frau sein. Doch wenn du nicht stricken kannst, wird dich wohl kein Mann wollen.“

      „Doch, Mama, ich kenne einen, der wird mich auch ohne diese doofe Strickerei wollen. Das ist nämlich Alfger.“

      Dann schaute sie Hilfe suchend zu Falki. Sie war über jede Ablenkung von dieser anstrengenden Arbeit dankbar. Viel lieber rannte sie mit Falki und den anderen Jungen durch das Dorf oder ging mit ihnen auf Entdeckungen in die nahe gelegenen Wälder. Hilda wusste sofort, dass Falki etwas Wichtiges auf der Seele hatte. Er grinste sie so herausfordernd an.

      „Ja, Falki, was hast du“, fragte sie schnell. „Brauchst du mich, willst du jemanden verhauen und brauchst meine Hilfe?“

      „Nein, da würde ich dann doch lieber Alfger, oder Arnor als Hilfe mitnehmen, aber wir haben was ganz Wichtiges entdeckt, etwas ganz, ganz Wichtiges!“

      Hildas Augen wurden immer größer und Mutter Hilda guckte schon leicht besorgt drein.

      „Habt ihr irgendwelchen Unsinn vor, ihr Lauseköpfe?“

      „Nein, nein“, beeilte sich Falki zu sagen, „Wir haben nur etwas Schönes im Wald entdeckt, etwas sehr Wichtiges für Hilda.“

      „Wer ist wir? Nun mach, sag schon“, ermunterte ihn die Mutter.

      „Ja, aber ihr dürft es niemanden sagen, es ist wirklich ganz geheim“, und nach einem kurzen Zögern fuhr Falki in geheimnisvollem Ton fort: „Alfger und ich haben ein Rabennest entdeckt, und Hilda will doch einen

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