Скачать книгу

und nicht mit Füßen treten. Auch nicht mit frommen Füßen. Erst einmal darf es sein. Erst einmal darf ich es angstfrei wahrnehmen. Darf es beobachten, darf es wachsen lassen. Ohne es direkt als »gut« oder »schlecht« zu bewerten. Irgendwann wird der Tag kommen, an dem ich klarer sehe – möglicherweise werde ich dann auch manches behutsam entfernen müssen.

      In dieser Woche will ich das Neue, das von Gott kommt, nähren und schützen. Womit könnte ich es nähren? Welche Menschen, welche Bücher, welche Bilder, welche Musik könnten ihm Nahrung geben? Vor wem muss ich es schützen? Wer würde dieses Neue vielleicht mit Stumpf und Stiel ausrotten, weil es ihm zu bedrohlich erscheint? Was tut diesem neuen Pflänzchen gut, was schadet ihm? Ich will es mit liebevoller Aufmerksamkeit beobachten.

      Zum Thema Wenn Neues wächst finde ich in der Bibel folgende Texte: Jesaja 42,5 - 9; Jeremia 4,3; Matthäus 9,16 - 17; Matthäus 13,24 - 30; Markus 4,1 - 20;Apostelgeschichte 10,9 - 23; Epheser 4,22 - 24.

       Füreinander einstehen

       Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.

      GALATER 6,2

      Heute feiern wir in der Gemeinde Abendmahl. Wir stellen uns in kleinen Gruppen zusammen und teilen unter uns das Brot und den Wein. Leise Musik läuft im Hintergrund und untermalt das feine Gemurmel – Worte der Ermutigung und Verheißungen, die wir uns gegenseitig zusprechen. Selten empfinde ich die Gemeinschaft und unsere Zusammengehörigkeit so stark wie beim Abendmahl. Bei aller Unterschiedlichkeit stehen wir füreinander ein, gehören zusammen, sind ein Leib. Als ich mich umsehe, bleibt mein Blick an einer Frau hängen, die sich nicht zu einem dieser Kreise gestellt hat, sondern an ihrem Platz sitzen geblieben ist. Ich weiß auch, warum. Sie lebt, wie man in frommen Kreisen zu sagen pflegt, in Sünde. Leidet selbst daran, kämpft, kann nicht loslassen. Hinkt auf beiden Seiten und geht daran kaputt. Will vertrauen und schafft es nicht. Weiß, dass die Wege, die sie geht, nicht gut sind, aber verlässt sie trotzdem nicht. Deshalb ist sie sitzen geblieben und nicht zum Abendmahl gekommen. Mit versteinertem Gesicht und Tränen in den Augen sitzt sie da. Ausgeschlossen, allein, ohne Worte der Ermutigung und der Verheißung. Mir zerreißt es schier das Herz. Wenn jemand hier in diesem Raum ein Stück von Jesus braucht, dann sie. Ohne weiter zu überlegen, nehme ich das größte Stück Brot, das ich finden kann, vom Teller und reiße es entzwei. Während alle anderen in tiefer Andacht versunken sind oder fröhlich ihr Brot vor sich hinmümmeln, husche ich schnell zu ihr hinüber, reiche ihr das Stück Brot und flüstere ihr zu: »Hier, ich geb dir was von meinem Brot ab – das reicht für uns beide.« Kurz nehme ich sie in den Arm, genauso kurz wiege ich sie einen Moment hin und her, bevor ich wieder auf meinen Platz zurückkehre.

      Wenn sie schon der Vergebung nicht glauben kann, dann soll sie meinen Glauben an die Vergebung haben. Wenn sie schon die Freiheit im Moment nicht ergreifen kann, dann soll sie meine Freiheit haben. Wenn sie schon nicht vertrauen kann, dann gebe ich ihr von meinem Vertrauen ab. Wenn sie im Moment nicht die Kraft zu Gehorsam und Konsequenz findet, dann soll Jesus eben meinen Gehorsam nehmen.

      Ich gebe ihr, was sie nicht hat, und hoffe, dass es für uns beide reicht. Für einen Moment bleibe ich andächtig und mit gesenkten Augen stehen. Dann wage ich aber doch einen vorsichtigen Blick in Richtung Jesus. Er sieht etwas verwirrt aus (kein Wunder, das Ganze ging ja auch so was von schnell), dann guckt er etwas ungläubig, und um seine Mundwinkel beginnt es verräterisch zu zucken. Ich glaube, wenn wir jetzt nicht im Gottesdienst wären, würden wir beide in schallendes Gelächter ausbrechen …

       In dieser Woche will ich darauf achten, ob es Menschen in meinem Umfeld und in meiner Gemeinschaft gibt, die ich mit meinem Glauben und mit meinem Gebet unterstützen kann. Ich will ihnen abgeben von dem, was ich empfangen habe, und ihnen zur Verfügung stellen, was sie im Moment nicht zur Verfügung haben. Vielleicht hilft ihnen das über eine Durststrecke hinweg.

       Vielleicht bin ich aber im Moment auch selbst der Bedürftige, der von jemand anders in der Gemeinschaft mitversorgt werden muss. Dann will ich Scheu und Scham ablegen, mich mitteilen und dankbar annehmen, dass jemand anders seinen Glauben und seine Beziehung zu Jesus mit mir teilt und sich schützend vor mich stellt. So lange, bis ich wieder auf eigenen Füßen stehen kann.

      Zum Thema Füreinander einstehen finde ich in der Bibel folgende Texte: 2. Mose 17,8 - 13; Psalm 133; Sprüche 17,17; Römer 15,1 - 3; 2. Korinther 8,13 - 14; Galater 6,2; Hebräer 13,16.

       Gebet

       Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. Macht es nicht wie sie, denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr bittet.

      MATTHÄUS 6,7 - 8

      Du vollkommene, schützende Macht im Himmel, bergend, sorgend, Dich kümmernd, stark. Du bist für mich besonders, kostbar und einzigartig. Ich wünsche mir, dass all das Gute, Vollkommene und Heilbringende von Dir sich umsetzt und verwirklicht in meinem Leben und in meinem Umfeld. Bei Dir und in Deinem Reich ist es schon da. Hier bei mir möchte ich noch manches wachsen sehen.

      Ich bin bedürftig und abhängig von Dir. Ich lebe hier in dieser Welt und brauche manches zum Überleben, zum Wachsen und um guter Dinge zu sein. Bitte versorge mich mit dem Nötigen und darüber hinaus mit allem, was ich ganz persönlich zum Leben brauche.

      Zu diesem Leben gehört es, dass ich schuldig werde. An mir selbst, an anderen, an Dir. Ich bin nicht perfekt, sondern habe und mache Fehler. Bitte entschuldige mich. So tue ich es bei meinen Kindern, wenn sie Fehler machen und versagen. Immer wieder aufs Neue verzeihe ich ihnen – weil ich sie liebe. Diese Liebe ist ein kleines, zartes Abbild Deiner Liebe zu mir. Wie viel größer und umfassender ist Deine Liebe und Bereitschaft, mir zu vergeben!

      Undenkbar für mich, dass Du mich in Situationen bringst, die mir zum Fallstrick werden könnten. Undenkbar, dass Du mich in eine Lage bringst, in der ich Gefahr laufe, Deine Hand loszulassen. Stattdessen möchte ich von Dir erwarten, dass Du alle unerlösten Anteile in mir, alles, was noch unfrei, gebunden und verkrustet ist, mit Deiner heilenden und Leben spendenden Hand berührst und freisetzt.

      Das alles ist Dir möglich, weil alles Dir gehört, alle Überwinderfähigkeit von Dir kommt und Du ein einzigartiger, vollkommener Herrscher bist.

       In dieser Woche will ich die Worte des »Vaterunser« meditieren. Ich will die einzelnen Aspekte dieses Gebetes in mir hin und her wenden, sie mit eigenen Worten, Gedanken und Gefühlen füllen und diese in mein Leben mit hineinnehmen.

       Diese Woche will ich meine Gebetszeit sehr schlicht halten. Ja, vielleicht ist für mich sogar ein »Wörterfasten« dran, weil ich mir angewöhnt habe, meine Gedanken endlos lange vor Jesus auszubreiten. In meiner Stillen Zeit bin ich abgedriftet in ein ständiges Kreisen um die Probleme meines Lebens in Form von Beten, Beten und nochmals Beten. So ist die Gebetszeit keine Quelle mehr, die mich nährt und aus der ich Kraft gewinne, sondern zum Aderlass geworden, der mir noch meine letzten Reserven nimmt.

      Vielleicht schreibe ich am Anfang der Woche meine Kümmernisse auf, lege sie in einen Umschlag und schiebe sie Jesus kurz rüber, wenn ich mit ihm zusammen bin. Und dann bekenne ich nur noch: »Dein ist das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit.« Dann könnte ich noch ein schönes Musikstück hören oder ein schönes Bild betrachten, um der Größe Gottes in meinem Herzen ein Bild und einen Klang zu geben. Mit dem Bild im Herzen und dem Klang der Ewigkeit im Ohr mache ich mich dann an mein Tagwerk.

      Zum Thema Gebet finde ich in der Bibel folgende Texte: 2. Mose 14,13 - 14; Psalm 131; Prediger 5,1; Matthäus 7,7 - 11; Römer 8,26; Philipper 4,6; Jakobus 5,16 - 18.

       Jesus in seiner Passion nahe sein

       Die Wächter trieben ihren Spott mit Jesus. Sie schlugen ihn, verhüllten ihm das Gesicht und fragten ihn: Wer hat dich so

Скачать книгу