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und 3.) nicht der radikal nat. soz. Richtung angehört hat. Ich habe den beiden meine Mitarbeit zugesagt.

      Ich trat bald darauf in der Sache mit einem gewissen Longin, Beamter in der BH in Villach (= NS-Bezirksleiter Hubert Longin – J. S.), und mit dem Odilo Globocnik in Klagenfurt in Verbindung. Auch mit dem Kommerzialrat Haslacher (= der Unternehmer Franz Haßlacher, 1884 – 1951, u. a. Vizepräsident der Creditanstalt, Präsident des „Ständestaatlichen Holzwirtschaftsrates“ und Präsident der österreichischen Sägeindustrie – J. S.) hatte ich diesbezüglich einige Verhandlungen, und zwar dürfte ich 1 bis 2 mal in Klagenfurt beisammen gewesen sein und einmal hat er mich zuhause besucht.

      Mit Globocnik war ich 3 mal in Wien, und zwar glaublich das 1. Male mit einem Auto in Begleitung meiner Frau, meines Bruders samt Frau. Ich wurde mit dem Auto von meinem Hause von Globocnik abgeholt, fuhr dann zuerst mit ihm nach Villach, wo ich meinen Bruder samt Familie abholte und von dort weiter über Klagenfurt nach Wien.

      Das zweite und 3. Mal fuhr ich mit dem Globocnik mit dem Zuge nach Wien. Die Auslagen für das Auto und den Zug habe ich selbst aus eigener Kasse getragen.

      In Wien haben wir mit Ing. Reinthaller, Radetzkystraße 14 oder 17, in den Amtsräumen der Deutschen Verkehrgewerkschaft verhandelt. Reinthaller gab uns anlässlich unserer Vorsprachen Aufklärungen über den Stand der Verhandlungen mit der Regierung und gleichzeitig Weisungen bezüglich des Verhaltens der einzelnen Mitglieder in den Bundesländern. Hauptsächlich sollten wir auf die nationale Befriedigung hinarbeiten.

      Das in meinem Besitz gefundene Schreiben datiert mit 22. 10. 1934, dem auch das Schreiben des Ing. Reinthaller, datiert mit 17. Oktober, angeschlossen war, erhielt ich durch die Post in meine Wohnung zugestellt. Die Unterschrift ist mir unbekannt, doch dürfte der Schreiber der Sekretär des Ing. Reinthaller sein,

      Den vorläufigen Vorschlag für die Mitglieder des nationalen Führerrates für Kärnten erhielt ich glaublich im Dezember 1934 ebenfalls durch die Post. Die Aufstellung dürfte meiner Meinung nach durch den RA Dr. Günther erfolgt sein. Seither habe ich mich mit der Sache nicht mehr beschäftigt, und habe auch meine Teilnahme im engeren Landesausschusse des Führerrates wegen finanzieller Schwierigkeiten abgelehnt.

      Ob Globocnik im Laufe der vergangenen Jahre in Italien, Schweiz oder Deutschland war, ist mir unbekannt. Er hat mir auch während unserer Reisen nach Wien, obwohl wir über verschiedene Sachen sprachen, hievon nichts erzählt. Ich weiß nur so viel, dass er im Laufe des Herbstes einmal nach Jugoslawien hätte fahren sollen, doch wurden damals zwei andere Herren hinuntergeschickt, und zwar Dr. Günther und Ing. Geil (= Ing. Albert Gayl – J. S.).

      Die Mutter und die Schwester des Odilo Globocnik sind mir flüchtig bekannt. Der Oberst Michner ist mir persönlich aus den Abwehrkämpfen bekannt. Ich dürfte ihn seit meiner Abreise von Klagenfurt, d. i. seit Juli 1933, wahrscheinlich nicht mehr gesprochen haben. Seine Tochter Margarete kenne ich nicht.

      Dass die Familie Globocnik im Besitz von größeren Geldbeträgen war, ist mir nicht bekannt. Globocnik hat mir einmal während der Fahrt mitgeteilt, er habe von seinem früheren Dienstgeber eine Abfertigung in der Höhe von einigen Tausend Schilling erhalten. Er erzählte mir auch, dass er seinerzeit seine Mutter unterstützt hat, weil sie damals keine Pension erhielt.“

       Mit der Familie Rainer verbindet Globocnik bald eine enge Freundschaft.

      Die Aussage Hubert Klausners kann am Sachverhalt nichts mehr ändern – das Misstrauen gegen die „Aktion Reinthaller“ ist groß, man traut den Nazis nicht über den Weg. Globocnik wird des Hochverrats für schuldig befunden und zu sechs Monaten (183 Tagen) Haft verurteilt. Unklar ist, wie lange er tatsächlich im Gefängnis ist – die Indizien deuten darauf hin, dass er noch vor dem Ablauf der gesamten Strafe entlassen wird und sofort wieder seine Untergrundaktivitäten aufnimmt. Es gelingt ihm, sich parteiintern immer stärker zu profilieren. Sein neuer „Spezi“ ist der knapp ein Jahr ältere Friedrich Rainer (1903 – 1947), der Sohn eines Lehrers aus St. Veit an der Glan, promovierter Jurist und Notar in Klagenfurt, auch er SS-Angehöriger und Mitarbeiter des „Sonderdiensts“. So wie Globus ist auch Rainer bei Gauleiter Hubert Klausner gut angeschrieben, man trifft sich in Klausners „Villa Alpenheim“ in Latschach am Faaker See; zu diesem engen Kreis gehören auch der Landesbeamte Wladimir von Pawlowski (1891 – 1961), der Sohn des Bezirkshauptmanns von Spittal an der Drau und Propagandaleiter des Gaus, sowie der schon oben von Klausner erwähnte Villacher Bezirksleiter Hubert Longin. Die Gruppe um Klausner, bald auch als „Kärntner Gruppe“ bekannt, gewinnt mit ihren Ansichten rasch an Gewicht; immer stärker kristallisiert sich auch der Gegensatz zur Politik von Hauptmann Josef Leopold (1889 – 1941) heraus, der seit dem 29. Januar 1935 Landesleiter der NSDAP ist und den Kurs der illegalen Nazis vorgeben möchte. Auf zwei „Führerbesprechungen“ in Villach im Sommer 1935, bei denen Rainer als politischer Referent auftritt und Globocnik als Organisationsreferent fungiert, wird bereits der Vorschlag diskutiert, Hubert Klausner in das Amt des Landesleiters zu hieven – Klausner, der den Vorsitz bei diesen Treffen führt, lehnt jedoch ab. Globus und „Friedl“ Rainer sind von nun an im Führerkader der österreichischen NSDAP feste Größen.

       Entspannung beim Tischtennisspiel im Garten der Rainers, vermutlich im Frühjahr 1936.

      Als Klausner und auch Rainer 1935 für einige Zeit ins Gefängnis wandern, ist es Globocnik, der für einige Zeit, angeblich von Budapest aus, die Parteiagenden führt. Nach seiner Rückkehr kann er sich jedoch nur kurz in Freiheit bewegen – ein Versuch, in Wien unterzutauchen, scheitert kläglich: Am 22. August 1935 meldet sich in Wien ein „Versicherungskaufmann“ Odilo Globocnik unter der Adresse Wiedner Hauptstraße 59/​2/​7 an; bereits wenige Tage später, am 29. August 1935, wird er über Ersuchen des Bundespolizeikommissariates Klagenfurt von Beamten der Bundespolizeidirektion Wien neuerlich verhaftet und nach Klagenfurt überstellt, man wirft ihm vor, unter dem Decknamen „Schlagg“ von einem gewissen Emil Klauer einen „größeren Geldbetrag“ für „NSDAP-Propagandazwecke“ übernommen zu haben. Wieder lautet die Anklage auf „Hochverrat“ und wieder beträgt das Strafausmaß, verhängt am 29. August 1935, sechs Monate Haft, davon wird ihm „infolge einer Amnestie für 70 Tage Strafaufschub gewährt“.

      Der „neue Weg“ der Kärntner Gruppe sieht in der „Anschlussfrage“, dem großen Ziel der Nazis, eine „evolutionäre“ Lösung vor – eine Strategie, für die das Abkommen der Schuschnigg-Regierung mit Hitler vom 11. Juli 1936 zu einem Wendepunkt wird. Das Deutsche Reich verpflichtet sich darin zwar, sich nicht mehr in die inneren Angelegenheiten Österreichs einzumischen, dafür muss Schuschnigg jedoch ein verhängnisvolles Zugeständnis machen: Vertreter der „Nationalen Opposition“ sollen zur politischen Mitarbeit herangezogen werden – der verstärkten Infiltration öffentlicher Stellen mit Nationalsozialisten und NS-Sympathisanten ist damit Tür und Tor geöffnet; mit dem „betont nationalen“ Nachrichtenoffizier Edmund Glaise-Horstenau und Dr. Guido Schmidt, dem Kabinettsvizedirektor von Bundespräsident Miklas, ziehen zwei Vertrauensleute der Nationalsozialisten in die Regierung ein. Während Schuschnigg in einer Rundfunk-Sondersendung noch über die „Wiederkehr normaler freundnachbarlicher Beziehungen“ und den „wertvollen Beitrag zur Sicherung des europäischen Friedens“ jubelt, rüsten sich die Nazis zu neuem Kampf, nicht zuletzt begünstigt durch die im Juliabkommen vereinbarte Amnestie für inhaftierte Parteigenossen.

      Für Globocnik und seinen Freund Rainer ist die Stunde der ersten großen Bewährung gekommen: Da alle anderen leitenden Funktionäre noch im Gefängnis sitzen, empfängt sie am 16. Juli 1936 der „Führer“ persönlich am Obersalzberg. Das Treffen ist ursprünglich schon für den 10. Juli festgesetzt, durch einen „Verständigungsfehler“, wie Globocnik in seinem Memorandum von 1938 meint, verschiebt Hitler den Termin, spricht aber am 10. Juli mit Edmund Glaise-Horstenau, dem Beauftragten Schuschniggs, von dem er die in einem streng vertraulichen Gedächtnisprotokoll festgehaltene Zusage erhält, dass die Regierung in Wien in Zukunft die „nationale Opposition“ einbinden würde. Bei dieser

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