Скачать книгу

ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

      LUKAS 9, 62

      Jesus gebraucht ein Bild aus der Landwirtschaft. Ein Bauer geht über das Feld und hält die Pflugschar, die von zwei Ochsen gezogen wird. Mit klarem Blick und dem Einsatz seiner Körperkraft sorgt er dafür, dass die Ochsen gerade gehen und so die Furchen gerade werden. Sein ganzer Einsatz ist gefragt, und am Ende gelingt es: Der Acker wird vorbereitet für die Aussaat und somit für die Ernte. Wenn die dann eingebracht wird, ist die Zukunft gesichert.

      Genauso ist es mit dem Reich Gottes, sagt Jesus. Doch was bedeutet dieser Begriff, den er immer wieder verwendet? Dass Jesus damit kein geographisches Territorium meint, ist klar. Und dass es auch nicht einfach um den Himmel geht, wird bei genauem Lesen der Bibel ebenfalls klar. Was also ist gemeint?

      Gottes Reich, das bedeutet Gottes allumfassende Herrschaft, den Bereich, wo er uneingeschränkt regiert, die Wirklichkeit, in der seine heilschaffende Kraft sich durchsetzt. Immer, wenn von „Gottes Reich“ die Rede ist, ist das etwas Gutes, Heilsames und Befreiendes. Hier kann sich Gottes guter Plan entfalten, hier können Friede, Gerechtigkeit und Liebe sich ausbreiten.

      Mit Jesus bricht diese neue Wirklichkeit in unsere Welt ein. Wo er auftaucht, werden Menschen heil. Wen er berührt, der wird gesund. Um Jesus herum entsteht eine neue Gemeinschaft. Menschen, die mit Gott und miteinander versöhnt sind. All das sind Zeichen für Gottes heilsame Herrschaft. Hier bricht Gottes Reich schon an.

      Jesus sucht nach Mitarbeitern. Nach Menschen, die als seine Nachfolger zu Trägern der Gottesherrschaft werden. Die mithelfen, dass Gottes guter Wille sich überall durchsetzt. Dazu braucht es ein ungeteiltes Herz, einen klaren Blick und festen Willen. Jesus sucht Leute, die geschickt sind für diese Aufgabe. Menschen, die die Hand an den Pflug legen und nicht zurückschauen.

       So muss es sein!

       Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.

      GALATER 6, 2

      Was Paulus hier den Christen in der Region Galatien schreibt, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Die Last des anderen tragen. Sich für den Nächsten engagieren, sich für ihn zu interessieren – das sind christliche Grundtugenden.

      Und doch macht der Brief deutlich, dass schon bei den frühen Christen der Haussegen manchmal schiefhing. Dass Gemeinde nicht immer den Himmel auf Erden bedeutete. Im Abschnitt vorher warnt Paulus die Galater davor, miteinander zu streiten. Fast satirisch sagt er: „Wenn ihr euch aber untereinander beißt und fresst, so seht zu, dass ihr nicht einer vom andern aufgefressen werdet!“ (Galater 5, 15)

      Deutlich stellt er seinen Lesern zwei grundlegend verschiedene Lebenswege vor Augen. Der eine besteht darin, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein und vor allem an sich selbst zu denken. Aus dieser Lebenseinstellung kann nur Streit resultieren. Denn der andere wird auch zuerst seinen eigenen Vorteil suchen. Paulus nennt dies „Leben nach dem Fleisch“. Gemeint ist damit ein Leben, geprägt von Egozentrik, Selbstbezogenheit, Gleichgültigkeit gegenüber den anderen und mangelndem Respekt vor Gott.

      Der andere Lebensweg stellt Gott in den Mittelpunkt und damit dann auch den Nächsten. „Leben nach dem Geist“, so nennt Paulus diesen Entwurf. Gemeint ist der Geist Gottes, der unser Fühlen, Denken und Handeln erneuern kann.

      Das ist das „Gesetz des Christus“. Es ist nichts anderes als ein Leben, das sich an Jesus orientiert. So wie er sich den Menschen zuwandte, können und sollen auch wir uns unseren Mitmenschen zuwenden. Die Lasten der anderen mitzutragen gehört einfach dazu. So sollen wir leben. So muss es sein. Dass auch wir dabei nicht zu kurz kommen, das verspricht Jesus uns: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ (Matthäus 6, 33)

       Mehr als ein neuer Pass

       So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.

      EPHESER 2, 19

      Es ist eine traurige Wirklichkeit: Millionen Menschen in unserer Welt sind staatenlos. Durch Umstände, die außerhalb ihrer Macht liegen, durch Kriege, Flucht und Vertreibung finden sie sich irgendwo auf der Erde vor, staatenlos, heimatlos, oft ohne Rechte.

      Für solche Menschen ist es ein großer Tag, wenn sie endlich einen Pass und mit ihm alle dazugehörigen Rechte bekommen. Endlich sind sie mit den anderen gleichberechtigt! Endlich können sie frei reisen, können all das tun, was alle anderen auch tun. Ein neuer Pass ist für sie wie eine Eintrittskarte in eine neue Lebenswirklichkeit. Ganz neue Möglichkeiten tun sich auf. Sie sind wieder wer!

      Im ersten Jahrhundert waren die Rechte ebenfalls ungleich verteilt, ja, es war noch schlimmer. Da gab es freie römische Bürger, da gab es Ausländer, Unfreie, Leibeigene, Sklaven. Im Brief an die Christen in Ephesus nimmt Paulus diese Situation als Ausgangsbasis. Und jetzt erklärt er, was wir durch unsere Verbindung mit Jesus Christus geschenkt bekommen. Nämlich einen ganz neuen Status: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen!“

      Das ist noch mehr wert als ein neuer Pass in einem der vielen Staaten auf unserer Erde. Diese Zusage bedeutet die Bürgerschaft in Gottes ewigem Reich. Hier gibt es keinen Unterschied zwischen den Menschen. Frauen, Männer, Angehörige aller Nationen und Völker, Staatenlose, Arme, Reiche, sie alle sind eingeladen, ihren Platz einzunehmen an Gottes Tisch.

      Für uns ist zunächst wichtig, dass wir selbst die Einladung zur Himmelsbürgerschaft annehmen. Ganz persönlich. Und dann: Dass wir sie weitergeben an andere. Denn Gott lädt wirklich alle ein. Und drittens: Dass wir uns einsetzen für die, die in dieser Welt rechtlos und heimatlos sind. Alles drei gehört zusammen.

       Gottes Bankensystem

       Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen, und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.

      LUKAS 12, 48

      Auf den ersten Blick liest sich diese Aussage von Jesus fast wie eine Forderung aus einem Parteiprogramm. Die Reichen, denen viel gegeben ist, müssen mehr zahlen als die anderen. Die, die wenig haben, müssen nur wenig abgeben. Das Prinzip scheint einleuchtend. Je nach Besitzstand und nach Parteibuch wird man wohl dieser Aussage zustimmen oder sie ablehnen.

      Wer jedoch genau hinhört, merkt, dass Jesus hier etwas ganz anderes meint. Es geht ihm nicht um ein allgemeines Prinzip, nach dem die politischen und sozialen Probleme in der Welt gelöst werden sollen. Vielmehr spricht er seine Nachfolger an, direkt und persönlich. Ihnen will er ihre Verantwortung deutlich machen. Sie sollen erkennen, dass sie reich beschenkt sind und dass daraus eine Verpflichtung erwächst. Wir denken zuerst an unsere Gaben: Musikalität, Verkündigung oder Seelsorge.

      „Wem viel gegeben ist … “ Was Jesus hier aber vielmehr meint, sehen wir in einer anderen Begebenheit. Er war eingeladen zu einem Essen im Haus eines Pharisäers. Plötzlich erschien eine Frau von zwielichtigem Ruf. Sie war in die Feier eingedrungen, hatte sich vor Jesus niedergeworfen und – gegen alle Etikette – seine Füße geküsst, mit ihren Tränen benetzt und zu allem Überfluss auch noch mit ihren Haaren getrocknet. „Wem viel vergeben ist, der liebt viel … “ (Lukas 7, 47) Das war der Kommentar, den Jesus damals seinem Gastgeber, dem Pharisäer Simon, gab. Der hatte sich äußerlich korrekt verhalten, doch ohne echte Liebe.

      Das jedoch ist Gottes Hauptwährung: Seine Liebe, die er ohne jede Vorbedingung in uns investiert. Und die er dann mit Rendite wieder zurückhaben möchte. Nicht für sich, sondern für die anderen Menschen. Ihnen sollen wir unsere Liebe schenken und somit Gottes Investition in uns vervielfältigen.

      

Скачать книгу