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Kraft und Schwachheit, Erfolg und Versagen, Leben und Tod –, kann uns nur noch stärker verbinden mit Jesus, der Alles in Allem ist.

       Worte, die das Leben erneuern

       Wenn ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.

      JOHANNES 8, 31 - 32

      Es war die Aufgabe der Jünger von Jesus, seine Aussagen auswendig zu lernen und sie zu verstehen. So taten es damals alle Schüler. Da die meisten keine Bücher besaßen, versuchten sie, sich alle Lerninhalte einzuprägen. Am Ende ihrer Ausbildung konnten sie lange Texte fehlerfrei aus dem Gedächtnis wiedergeben.

      Um dieses Auswendiglernen zu erleichtern, gab es verschiedene Methoden. Meist erklärte der Rabbi ein Thema und fasste am Ende das Gesagte noch einmal in einem Merksatz zusammen. Das sehen wir auch bei Jesus. Die Bergpredigt enthält genau diese kurzen, auf das Wesentliche reduzierten Merksätze.

      Die Evangelien sind voll von solchen verdichteten, zugespitzten Aussagen von ihm. Seine Schüler lernten sie auswendig und konnten sie Jahre später noch genau wiedergeben. Deshalb sind die Aussagen in den Evangelien verlässlich. In ihnen sind die wirklichen Worte von Jesus überliefert.

      Ein Jünger lernte die Lehraussagen seines Meisters auswendig. Wenn wir heute Schüler von Jesus sein wollen, sollten wir das genauso halten. Natürlich sind wir in einer anderen Situation als damals. Jeder von uns hat zumindest eine Bibel. Aber die Frage ist, was wir damit tun. Es kommt darauf an, dass die Worte von Jesus wirklich in uns Raum haben, in unserem Denken und in unserem Herzen. Das ist ein Training, das das ganze Leben umfasst.

      Das ist unsere Herausforderung: Dass wir die Worte von Jesus in uns bewahren. Dass wir „in seinen Worten bleiben“. Das ist in Wirklichkeit keine lästige Pflicht. Denn die Worte von Jesus sind voller Kraft und Wahrheit. Was Jesus seinen Nachfolgern als Wegweisung anvertraut, eröffnet den Weg zu einem Leben voller Freude und Liebe. Jesu Worte erneuern unser Leben und zeigen uns den Weg zur Freiheit.

       Kein schönes Gebet

       Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.

      PSALM 22, 3

      Nein, das ist kein schönes Gebet. Es eignet sich nicht für erhabene Augenblicke im Gottesdienst. „Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.“ Resignation liegt in diesen Worten, ja, Verzweiflung. Wie eine Endabrechnung mit Gott, so klingen sie. Es bringt ja doch nichts, zu beten, zu schreien, zu hoffen. Du, Gott, schweigst! Da ist keine Antwort, die in meine Nacht hinein zu hören ist.

      Dass der Psalmbeter, David, nun nicht seinerseits das Gespräch abbricht, muss einen Grund haben. Es ist sicher nicht seine Glaubensstärke und auch nicht, dass er seine Worte nicht so ernst meint oder seine Verzweiflung nur vorspielt. Seine Klage kommt aus tiefstem Herzen. Er ist vollkommen am Ende: „Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volke. Alle, die mich sehen, verspotten mich, sperren das Maul auf und schütteln den Kopf.“ (Psalm 22, 6) So klagt er. Er ist umgeben von Feinden, ausgeliefert, unfähig, sich selbst zu verteidigen.

      Doch etwas hält ihn in aller Verzweiflung. Es ist die Erfahrung, die sich in den beiden Eingangsworten ausdrückt: „Mein Gott!“ Das bleibt, wenn nichts mehr bleibt: Die Gewissheit, dass allem Anschein zum Trotz Gott sein Gott ist. Mitten in der Angst, ja in der Todesnot, ist Gott noch da.

      Kein Wunder, dass Jesus am Kreuz diesen Psalm betete. Auch in der Todesnot blieb Gott, sein Vater, sein Gott. So ist dieses Gebet ein Zeugnis von Vertrauen und Zuversicht mitten in der größten Verzweiflung.

      Der ganze Psalm ist ein alttestamentlicher Blick auf Jesus. Jesus ist es, der in allem Leiden und sogar durch den Tod hindurch an Gott festhielt. Er ist es, der durch seine Auferstehung neues Leben in die Welt brachte. Seit er den Tod überwunden hat, können auch wir Hoffnung haben in den Todesnächten unseres eigenen Lebens.

       Lernen und lehren

       Die da lehren, werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne des Himmels für immer und ewig.

      DANIEL 12, 3

      Lehrer sind ja nicht überall beliebt. Fast jeder hat Geschichten über seine Lehrer zu erzählen. Gute und weniger gute, witzige und seltsame. Aber auch ermutigende. Viele erinnern sich voller Dankbarkeit an manche Lehrer, die sie geprägt haben. Und selbst da, wo nicht so gute Erfahrungen mit Lehrern erzählt werden, lebt die Vorstellung, dass Lehrer eigentlich all dieses sein sollten: Vorbilder und Wegweiser, Wissensvermittler und Wegbegleiter, Mentoren und Förderer, ja sogar, wenn möglich, Freunde. Da, wo Lehrer das wollen und anstreben, und auch, wenn es nicht immer gelingt, ist ihr Lohn Dankbarkeit und Anerkennung.

      Es gibt sie, die Sehnsucht nach Lehrern, die andere „zur Gerechtigkeit weisen“. Auch heute suchen gerade junge Leute nach solchen Vorbildern, nach Menschen, die sie an die Hand nehmen und die durch ihr Vorbild und ihre Worte zeigen, wie das Leben gelingen kann.

      Wir haben die Chance und den Auftrag, solche Menschen zu werden. Als Nachfolger von Jesus, als seine Jünger. Schüler von Jesus zu sein und von ihm zu lernen ist der Weg, auf dem wir selbst Durchblick auf das bekommen, was wirklich zählt. Unser Denken, unser Handeln und auch unser Fühlen werden erneuert, wenn wir Jesus zu unserem Lebensmeister machen, wenn wir uns ihn zum Lehrer und Vorbild nehmen.

      Von Jesus zu lernen, das ist ein lebenslanger Prozess. Dazu braucht es das immer neue Studium der Evangelien, die uns sein Leben vor Augen führen. Wenn wir seine Worte und seine Werte in uns aufnehmen und uns darum bemühen, sie in unserem Leben umzusetzen, dann können wir auch selbst zu glaubwürdigen Vorbildern und Lehrern werden. Zu Menschen, die nicht nur angelesene Weisheiten von sich geben, sondern das anderen weiterschenken, was für sie selbst zum Weg des Lebens geworden ist.

       Wahrer Reichtum

       Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.

      MATTHÄUS 6, 19 - 21

      Hunderte Menschen hatten sich um Jesus versammelt. Gespannt lauschten sie seinen Worten. Wir können sie heute noch lesen, in der Bergpredigt. Jesus sprach über das Leben. Über das alltägliche und über das ewige Leben. Darüber, wie unser Leben gelingen kann. Er sprach von Hoffnung und Freiheit, von Glaube und Liebe. Mittendrin sprach er auch über Geld: „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“

      Es geht Jesus um unser Herz. Denn da fängt alles an. Das Herz, das bedeutet das Zentrum des Menschen, unser Fühlen, Denken und Wollen. Woran denken wir am meisten? Worum machen wir uns Sorgen? Wonach streben wir? Eine ehrliche Antwort zeigt uns, was uns wirklich wichtig ist.

      „Geld regiert die Welt.“ Dieser Satz gründet auf Erfahrung. Geld regiert das Leben vieler Menschen. Egal, ob sie Geld haben oder nicht. Das Streben nach Geld und die Sorge um Geld können uns gleichermaßen im Griff haben. Doch die Gleichsetzung von Reichtum und Glück erweist sich als trügerisch. Nicht die Geldmenge, die wir besitzen, entscheidet darüber, ob wir unglücklich oder glücklich sind, sondern welchen Stellenwert das Geld in unserem Leben hat.

      Jesus warnt nicht nur davor, dass wir uns vom Streben nach Reichtum bestimmen lassen, sondern zeigt uns auch einen neuen Weg. Den neuen Schatz, nach dem es sich zu streben lohnt. Dazu braucht es eine Erneuerung unseres Herzens durch sein Wort. Bei Jesus finden wir

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