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Bushälfte am Fenster.«

      Keene rannte zur Tür, während er über Funk nach seinem Partner rief. Einen Augenblick später schoss der andere Polizist aus der Herrentoilette, die Finger noch am Reißverschluss seiner Hose. Bevor Keene die Halle verließ, sah Blackshaw, wie dessen Hand nach seiner Dienstwaffe griff. Rufus Colquette würde garantiert eine interessante Nacht haben.

      Blackshaw saß auf dem Rücksitz des ersten Taxis in der Reihe, noch bevor der Fahrer richtig wach geworden war. »Hauptbahnhof, bitte.«

      Der Fahrer, ein angegrauter, älterer Mann, dessen enorme Ausmaße mit dem Sitz verschmolzen zu sein schienen, fragte: »Main Street oder Staples Mill?«

      »Union Station in D.C.«

      »Das sind aber ‘n paar Stunden Fahrt und nicht gerade billig. Gleich da drüben fahren Busse … und dann hätten wir auch noch Züge in diese Richtung.«

      Blackshaw zog eine Menge Bargeld aus seiner Cargotasche. »Weiß den Tipp zu schätzen. Ich würde jetzt aber gern losfahren.«

      Der Fahrer sah das Geld und sagte: »Hör mal, Kumpel, ich krieg’ garantiert keine Gäste für die Rückfahrt. Nicht vom Bahnhof in D.C. nach hier, okay? Das reißt mir den ganzen Abend auseinander.«

      Blackshaw sah den Fahrer einen Augenblick lang an und sagte dann: »Mach‘ den Taxameter an und fahr los. Die Summe kannst du verdoppeln, wenn wir ankommen.«

      Als Blackshaw über seine Schulter aus dem schmierigen Heckfenster schaute, setzte sich das Taxi endlich in Bewegung. Er konnte gerade noch hören, wie sich die Sirenen der Polizei und vielleicht auch eines Krankenwagens dem Bus-Terminal näherten.

      Dann sah er, wie Officer Keene und sein Partner aus der Busbahnhofshalle rannten und sich eilig auf dem Fußweg und dem North Boulevard umschauten. Wo war Rufus Colquette? Die Cops sollten ihn doch schon längst in Verwahrung haben, doch sie standen offenbar mit leeren Händen da. Sie konnten Colquette doch unmöglich verfehlt haben.

      Blackshaw hatte Keene sogar sein Wegwerf-Handy überlassen, nachdem er zuvor die kurze Anrufliste gelöscht und das Gerät sorgfältig abgewischt hatte. Vielleicht hätte er auch Colquettes Handy mitnehmen sollen, aber der Junge hätte aufwachen und ihn dabei erwischen können. Blackshaw hatte sein Mobiltelefon aus einer Drogerie in D.C. Es würde also nicht zu ihm zurückzuführen zu sein. Aber wie hatten Keene und sein Partner diese Verhaftung nur vermasseln können? Es hätte ein Kinderspiel sein sollen und nun standen diese Cops auf der Straße und reckten ihre Hälse auf der Suche nach dem Typen, der mit ihnen gesprochen hatte. Sie suchten nach Blackshaw. Nicht zum ersten Mal, an diesem Abend, kam ihm der Gedanke, dass er sich auf seine eigene Art und Weise um Colquette hätte kümmern sollen. Oder, dass er sich besser einfach um seine eigenen Angelegenheiten gekümmert hätte.

      Der Taxifahrer entdeckte die Polizisten nun auch im Rückspiegel, bremste ab und sagte: »Oh man. Das ist aber viel Polizei. Vielleicht sollte ich anhalten und fragen, was da los ist und ob ich vielleicht helfen kann.«

      »Sie haben schon ‘nen Fahrgast hier hinten.«

      »Vielleicht vervierfachen wir dann einfach den Fahrpreis.«

      Blackshaw las den Namen des Fahrers auf dessen Ausweis, lehnte sich nach vorn und sprach leise: »Wir verdoppeln, Thomas Jacobs, so wie vereinbart. Das ist doch ziemlich gut, oder nicht? Du nimmst dein Geld, bedankst dich bei mir, hältst den Mund und brauchst dich dafür auch nicht für den Rest deines Lebens fragen, wann ich dich besuchen kommen werde.«

      »Man, immer mit der Ruhe!«

      »Oder ich könnte dein Taxi auch selbst fahren und du darfst in der Zwischenzeit im Kofferraum liegen, bis sie die Karre irgendwann aus dem Potomac ziehen.«

      Jacob riss vor Schreck die Augen auf. »Ach du Scheiße, man!«

      »So viele Möglichkeiten, TJ.« Dann, aus dem Nichts heraus, hörte sich Blackshaw plötzlich schreien: »ICH MUSS SOFORT NACH DC!«

      Das Taxi beschleunigte und für den Rest der Fahrt gab es keine weiteren Diskussionen mehr über Geld, den Tod oder Sonstiges.

      KAPITEL 10

      Timon Pardue lachte in sich hinein, als der Hubschrauber sich wieder in die Luft erhob. Ihre Verabschiedung war geladen gewesen von beißender, fiebriger Aufregung, auch wenn die Handschläge höflich geblieben waren. Adele hatte genau den richtigen Zug gemacht, als sie eine Flasche Jack Daniels aus ihrer übergroßen Handtasche gezogen und sie ihm mit einem vielsagenden feuchten Kuss auf seine Lippen überreicht hatte. »Ich seh’ dich dann morgen, Großer.«

      Pardue verfolgte den Hubschrauber auf dem Weg zum Horizont mit den Augen und bemerkte dann einen Hitzeschleier in der Ferne. Doch dieser war nicht dem Wetter zuzuschreiben. Es war ein großes Feuer, aber kein brennendes Gebäude. Es war eine großflächige Landschaft, die dort in Flammen stand.

      KAPITEL 11

      Endlose Zugverbindungen und die anschließende Taxifahrt von Tucson nach Bisbee hatten Blackshaw unangenehm müde gemacht, aber er war dennoch nicht erschöpft. Er fühlte sich von der bevorstehenden Arbeit eher belebt. Bevor er in das Taxi gestiegen war, hatte er einen Abstecher zur Waffenmesse im Tucson Convention Center gemacht, wo bares Geld immer noch wahre Wunder vollbringen konnte, um ihn mit den Werkzeugen seines Handwerks auszustatten. Er hätte von Richmond oder Washington, D.C. aus herfliegen können, aber bei der Sicherheitskontrolle hätte er wichtige Dinge eingebüßt, die er gern behalten wollte. Die Bersa Thunder .380 hätte er noch relativ einfach ersetzen können. Sein Satelliten-Telefon hingegen, ein Modell, das nur von wenigen Regierungsagenten genutzt wurde, wollte er gern behalten, ohne sich vor irgendwelchen Beamten dafür rechtfertigen zu müssen.

      In Bisbee war Blackshaw nach einem Besuch beim Textildiscounter, gefolgt von einem Ausflug zum Elektronikhandel, nun komplett ausgerüstet. Er nahm sich deshalb jetzt ein Zimmer im Bisbee Grand Hotel. Blackshaw war nicht der Typ, der sich von alten Detektivgeschichten davon überzeugen lassen hatte, in schäbigen Absteigen unterzukommen. Denn diese Art von Unterkünften wurden in jeder Stadt immer am genauesten unter die Lupe genommen. Alkohol, Drogen und Verzweiflung in den schlimmen Vierteln hielten die Polizei immer wachsam und auf Trab. Wahre, ungestörte Anonymität war hingegen ein Privileg der Wohlhabenden. Geld zu haben und zu wissen, wie und wo genau es auszugeben war, verlieh einem Privatsphäre. Die Polizeibehörden kümmerten sich schon um das kriminelle, gewalttätige Element. Die Reichen wurden hingegen dem FBI und den Geschworenengerichten überlassen. Unschuldig und über jeden Verdacht erhaben zu sein, war ganz und gar nicht das Gleiche.

      Blackshaw betrat nun das Zimmer und beschränkte das Auspacken darauf, das Tablet und das GPS-Gerät, das er erstanden hatte, aufzuladen. Der Satfon-Akku war zum Glück noch voll. Nach einer Dusche legte er sich auf das riesige Bett.

      Als er wieder aufwachte, war es draußen bereits dunkel. In nur wenigen Augenblicken reanimierte, arrangierte und organisierte er seine Wut und seine Ängste zu der Persönlichkeit, die ihn zu der Stadt Bisbee, Arizona, geführt hatten.

      KAPITEL 12

      Malthys fand, dass Pardue als Partner durchaus einen zweiten Blick wert war. Auch wenn es vielleicht nicht funktionierte, wollte er doch sein Möglichstes tun, die Situation in den Griff zu bekommen, falls die Sache aus dem Ruder lief. Es war durchaus möglich, dass der ehemalige Sheriff perfekt war, so wie er gerade in der Wildnis schmollte. Grandioses Selbstmitleid konnte nämlich nützlich sein, solange er damit Malthys Kontrolle seiner eigenen Anhänger nicht überschattete. Aber was trieb der alte Mann da mit dieser Ausschussware aus der Armee? Pardues sonstige Campingausrüstung hatte ausgesehen, als wenn sie direkt aus einem Outdoorladen stammte.

      Alles, was Malthys wollte, war die Freiheit, sich der amerikanisch-mexikanischen Grenze nähern zu können, ohne eine Schießbudenfigur für Rancher zu werden. Pardues Situation war deshalb ein Geschenk des Himmels. Dressler, Cutlip und Congreve waren ganz

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