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die Perlen der Südsee machten die Seewölfe reihenweise schwach. Hasard fand, daß es allmählich Zeit wurde, etwas zur Hebung der allgemeinen Moral zu unternehmen.

      Er teilte Big Old Shane und Old O’Flynn ein, um an Bord die Ankerwachen abzulösen, und schickte die Zwillinge mit.

      Die beiden protestierten, doch es nutzte ihnen nichts.

      Kinder hatten um diese Zeit in den Kojen zu liegen, kriegen sie zu hören. Ihrer Meinung nach konnte da ruhig mal eine Ausnahme gemacht werden, zumal sie überhaupt nicht müde waren. Aber alles Reden half nicht: Big Old Shane packte sie kurzerhand am Schlafittchen und beförderte sie ins Boot, das sie unbarmherzig vom Ort des Festgeschehens entfernte.

      Dort hatte die schöne Nuami Smoky inzwischen zu einem Mondscheinspaziergang überredet.

      Der Decksälteste erinnerte jetzt gar nicht mehr an einen Felsen – oder allenfalls an einen schwankenden. Kawa, Rum und Nuami waren etwas zu viel des Berauschenden gewesen. Smoky hatte Schlagseite. Ein Nebelschleier lag über seinen Augen und verwischte die Umgebung. Er verstand nicht mehr so genau, was ihm Nuami zärtlich zuflüsterte, und der Einfachheit halber nickte er zu allem.

      Daß ihn die braunhäutige Schöne in das kleine Dorf führte, wunderte ihn nicht weiter: wahrscheinlich wollte sie es ihm zeigen.

      „Sehr hübsch“, murmelte er, obwohl er nur noch ziemlich verschwommen etwas sah.

      Als er sich wenig später in einer der Hütten wiederfand, wußte er nicht ganz genau, wie er hereingelangt war. Nuami wollte offenbar mit ihm allein sein.

      Prächtig, prächtig, dachte er. Aber was wollte dieser komische Kerl mit der Kette aus Haifisch-Zähnen hier? Der Medizinmann, vermutete Smoky. Oder der Dorf- Schane.

      Nuami tuschelte mit ihm in ihrer Heimatsprache. Der Alte nickte, Nuami griff nach Smokys Hand, fuchtelte ihm mit einer weißen Blüte vor der Nase herum, und wenn er sie richtig verstand, forderte sie ihn auf, ihr die Blume hinter das Ohr zu stekken.

      Smoky fand Nuamis Ohr sehr hübsch, mit oder ohne Blume. Etwas ungeschickt befolgte er ihren Wunsch, da er Blume und Ohr doppelt sah und ein paarmal danebengriff. Was dann noch kam, daran konnte er sich später nicht mehr so genau erinnern. Der Medizinmann murmelte lange Sprüche, die Blüte spielte eine Rolle – und Smoky ließ alles geduldig über sich ergehen, da er sich sagte, daß man Sitten und Gebräuche anderer Leute respektieren solle.

      Als sie wieder zurück in Richtung Strand spazierten, wirkte Nuami sehr zufrieden.

      Smoky hatte sich von dem Zwischenspiel in der Hütte eigentlich etwas ganz anderes versprochen, aber seine Gedanken waren nicht mehr klar genug, um darüber zu grübeln.

      Allmählich, fand er, wurde es Zeit, mal wieder einen zu zwitschern. Dann konnte man ja zusehen, daß man eine volle Buddel ergatterte, Nuami einen weiteren Mondschein-Spaziergang vorschlagen …

      An diesem Punkt wurden seine Träumereien jählings unterbrochen.

      Irgendwo ertönte ein schriller, tremolierender Schrei. Andere Stimmen fielen ein, wurden zum gellenden Kriegsgeheul, und in der nächsten Sekunde schien auf der Insel die Hölle loszubrechen.

      Die Kannibalen der Nachbarinsel griffen an – diesmal nicht, um Mädchen zu entführen, sondern um Köpfe zu erbeuten: die Köpfe von Weißen, die als Tauschmittel besonders begehrt waren.

      Ganz plötzlich waren sie da. Ein Schwarm von Auslegerbooten schoß hinter einer vorspringenden Klippe hervor und legte im nächsten Augenblick bereits an. Das Kriegsgeschrei, mit dem sich die Wilden selbst anfeuerten, trug weit über das Wasser, und auf der „Isabella“ waren Philip und Hasard wie der Blitz an Deck.

      Big Old Shane brüllte dem alten O’Flynn zu, die „dreimal verdammte Drehbasse“ klarzumachen, damit man die Katamarane zu Treibholz verarbeiten könne. Dans Vater hatte zwar ein Holzbein und ging an Krükken, aber er war ein Kerl aus Granit und Eisen und konnte immer noch mit jeder „dreimal verdammten Kanone“ fertigwerden, daß es eine Pracht war.

      Außerdem hatte er Unterstützung. Die Zwillinge brachten den Culverinen und Drehbassen der „Isabella“ hingebungsvolles Interesse entgegen. Jetzt fanden sie endlich einmal Gelegenheit, Lunten und Wischer vorzubereiten und zu beweisen, daß sie durchaus kräftig genug waren, um Pulver und Blei zu mannen.

      Sie fanden das viel spannender als das Fest am Strand.

      Noch lieber wären sie allerdings dort drüben dabeigewesen. Da flogen nämlich jetzt die Fetzen. Die Kanibalen stürmten dem Festplatz am Strand zu, und in ihr Kriegsgeschrei mischte sich ein donnerndes „Arwenack“ von den Seewölfen.

      Lanzen flogen.

      „Deckung!“ schrie Hasard, packte die erschrockene Luana und riß sie mit, als er sich in den Sand fallen ließ. Eine Sekunde später sprang er schon wieder auf und überzeugte sich mit einem raschen Rundblick, daß niemand durchbohrt worden war. Die Angreifer hatten wohl geglaubt, mit ihren rumbeseligten Opfern leichtes Spiel zu haben. Was die Menge des konsumierten Rums betraf, lagen sie mit ihrer Schätzung nicht einmal so weit daneben. Aber das gellendes Kriegsgeschrei genau die richtige Medizin war, um sämtliche Seewölfe schlagartig zu ernüchtern, konnten sie schließlich nicht wissen.

      Sie begriffen es im nächsten Augenblick.

      Da wurde ihnen dann auch klar, daß es ein schwerer Fehler gewesen war, ihre Lanzen zu schleudern, statt für den Nahkampf aufzubewahren. Eine Chance, die Waffen wieder aufzuheben, erhielten sie nicht. Die Seewölfe gingen ihrerseits zum Angriff über, und schon ihr dröhnendes „Arwenack“ genügte, um den Insulanern die Haare zu Berge stehen zu lassen.

      Der Kutscher schnappte sich einen leeren Bratspieß.

      Die anderen bückten sich nach den herumliegenden Lanzen, da für sie kein Anlaß bestanden hatte, schwer bewaffnet bei einem Fest zu erscheinen. Die meisten Angreifer mußten sich inzwischen mit Keulen begnügen, also benutzten auch die Seewölfe wie auf eine geheime Verabredung die erbeuteten Lanzen als Schlaginstrumente.

      Immer noch unter gellendem Kriegsgeschrei prallten die Fronten aufeinander.

      Diejenige der Insulaner geriet sofort ins Wanken. Ihre Angriffswelle brandete zurück und verlor entschieden an Wildheit. Hasard pickte sich den Anführer der Horde heraus und bediente ihn mit einem sauberen rechten Haken, der ihn im Überschlag rückwärts zwischen seine Kumpane beförderte.

      Der Kutscher wehrte mit dem Bratspieß eine der letzten Lanzen ab, die daraufhin zu Bruch ging. Die schweren Keulen, die die Angreifer schwangen, waren als Waffen durchaus nicht zu verachten, hinterließen beachtliche Beulen und eine Menge blauer Flecke, doch das stachelte den Kampfgeist der Getroffenen erst so richtig an.

      Die Südsee-Schönen hatten sich zurückgezogen, aber nur, um eilends ihr „Donnerrohr“ herbeizuschaffen.

      Smoky begegnete ihnen, als er gerade durch das Gestrüpp brach und den Palmengürtel erreichte. Nuami begann sofort, aufgeregt mit ihren Gefährtinnen zu schnattern. Smoky warf einen wilden Blick in die Runde, um sich schon mal einen Gegner auszusuchen. Der wurde ihm im nächsten Augenblick sozusagen auf dem Tablett serviert. Der hatte sich nämlich eine rechte Gerade von Edwin Carberry eingefangen, torkelte rückwärts und landete in Smokys Armen.

      Smoky drehte ihn herum, stufte ihn als halb bewußtlos ein und vollendete das Werk mit einem nahezu sanften linken Haken. Da er den Burschen nicht in seinem Rücken haben wollte, schleuderte er ihn dorthin, wo er hergekommen war.

      Das Kriegsgeheul der Angreifer klang schon merklich gedämpfter, da die Insulaner ihren Atem anderweitig brauchten. Schritt für Schritt zogen sie sich zurück. Die Seewölfe setzten nach. Die meisten von ihnen hatten die ungewohnten Lanzen längst wieder weggeworfen und verließen sich auf ihre Fäuste. Die Tatsache, daß sie so mir nichts, dir nichts auf den klaren Vorteil einer tödlichen Waffe verzichteten, war vollends dazu geeignet, die Angreifer zu verwirren.

      Das donnernde Krachen, das im nächsten Moment von der „Isabella“ herüberdröhnte, untergrub endgültig die Kampfmoral der Insulaner.

      Der

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