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Hering.“

      „Deshalb bin ich als Haremswächter auch ungeeignet“, sagte der Kutscher kühl. „Außerdem ist dieser Kymet bestimmt kein Menschenhändler.“

      Stenmark und die Zwillinge stimmten ihm zu, aber Mac beharrte auf seiner Meinung. Weiter brachte sie das jedoch nicht. Außerdem stellten sie fest, daß sie unbewaffnet waren. Nur Stenmark hatte sein Bordmesser dabei. Aber viel nutzte das auch nicht.

      Sie sahen keine Möglichkeit, sich selbst aus dem Gewölbe zu befreien, jedenfalls vorerst nicht. Vielleicht konnten sie etwas unternehmen, wenn man ihnen Essen brachte.

      Außerdem wußten Hasard und die Kameraden, wohin sie gegangen waren. Wenn sie nicht zurückkehrten, würde Hasard reagieren.

       4.

      Eine Stunde nach dem Abmarsch der fünf Mannen mit dem kleinen Achmed meinte Hasard zu Ben Brighton, es würde allmählich für deren Rückkehr Zeit.

      „Der Kutscher braucht doch nicht eine Stunde, um Proviant einzukaufen!“ sagte er.

      „Du weißt, daß er immer sehr gründlich ist“, entgegnete Ben. „Er überprüft eben genau die Ware, die er einkauft.“

      „Na ja“, sagte Hasard vage und starrte hinüber zu den Häusern und zu der Gasse, in der die Arwenacks verschwunden waren.

      Inzwischen hatte sich die Szenerie auch etwas belebt. Ein paar Milizsoldaten waren zu sehen, aber auch Frauen, die mit Besen die Plätze vor den Häusern fegten, einige alte Männer, die auf Bänken vor den Häusern saßen und schwatzten, sowie spielende Kinder. Um die Dubas kümmerte sich niemand. Am Strand legten zwei Fischer die Netze zusammen. Irgendwo bellte ein Hund. Burgas war ein Bild des Friedens.

      Auf der Dubas waren die Ladeluken geöffnet. Carberry hatte eine Mehrfachtalje an den achteren Gaffel anschlagen lassen, mit der sie den Proviant an Bord schwenkten und in den Proviantraum abfieren konnten. Alles war bereit. Die Mannen warteten an Deck und dösten ein bißchen.

      Es war Carberry, der sich darüber aufregte, daß ihn Smoky angähnte.

      „Mach’s Maul zu!“ grummelte er. „Da kann man ja bis hinten in deinen Rachen sehen.“

      „Brauchst ja nicht hinzuschauen“, sagte Smoky träge.

      „Man schaut aber hin, wenn einer das Maul so weit aufreißt.“

      „Auch gut. Mich stört’s nicht.“

      „Aber mich.“

      „Das ist dein Bier.“ Smoky ließ sich nicht erschüttern.

      „Du könntest beim Gähnen ruhig deine Flosse vors Maul halten“, sagte Carberry grollend, „wie sich das für einen Gentleman gehört. Manieren sind das hier! Gähnst du bei deiner Gunnhild auch wie ein Nilpferd?“

      „Das geht dich einen feuchten Staub an, Mister“, sagte Smoky etwas lebhafter.

      Neben Smoky saß Pete Ballie mit angezogenen Knien am Schanzkleid und grinste zu Carberry hoch.

      „Hast du schlechte Laune, Mister Profos?“ fragte er.

      Carberry grunzte etwas Unverständliches, drehte sich um und stiefelte zur Ladeluke. Er blickte nach unten, schaute dann zu der Talje hoch, entdeckte dort seinen Sir John, der halb am Schlafen war, und erspähte den weißlich-grauen Klecks auf der Talje. Sir John hatte sie bekleckert. Er mußte ja auch mal, nicht wahr?

      Carberry zuckte zusammen, fuhr herum und blaffte Pete Ballie an: „Fier die Talje ab, Mister Ballie!“

      „Warum das denn?“

      „Weil sie gesäubert werden muß, verdammt noch mal!“

      „Von mir?“

      „Von wem denn sonst? Oder spreche ich nicht mit Mister Ballie? Bist du vielleicht Mister Miller oder Mister Applepie oder was?“

      „Nicht daß ich wüßte.“ Pete Ballie schaute zu der Talje hoch.

      „Ah, da sitzt ja deine Krachente!“ Er schaute genauer und kniff die Augen zusammen. Dann wanderte sein Blick zu Carberry, und er sagte: „Für deinen Schnattergeier bist du verantwortlich, Mister, nicht ich. Wenn der eine Talje als Lokus benutzt, dann sieh zu, wie du das geregelt kriegst. Ich bin jedenfalls nicht euer Putzer, damit das klar ist.“

      Aus Carberrys breiter Brust drang dumpfes Grollen. „Für die Bordtiere ist die ganze Mannschaft verantwortlich, Mister Ballie!“

      „Na und? Gehörst du nicht zur Mannschaft, oder wie seh ich das?“

      „Sehr richtig!“ bestätigte Smoky grinsend. „Und statt der Mannschaft mit gutem Beispiel voranzugehen, sollen wir plötzlich den Lokusreiniger für diesen Mister John spielen – nur weil sein Herrchen unfähig ist, seinen Krakeeler rechtzeitig aufs Töpfchen zu setzen!“

      „Absolut unfähig“, bekräftige Pete Ballie. „Bis auf den heutigen Tag hat er es noch nicht fertiggebracht, seine Quakeule überhaupt ans Töpfchen zu gewöhnen.“

      „Er hat noch gar kein Töpfchen!“ rief Smoky. „Nie hat er sich darum gekümmert. Das ist vielleicht eine Erziehung! Kein Wunder, daß das arme Tier überall seine Haufen hinsetzt.“

      „Überall!“ tönte Pete Ballie. „Du sagst es, Smoky! Neulich fand ich einen Haufen in meiner Koje. Und was habe ich getan? Ich habe den Haufen weggeräumt – ohne großes Geschrei, ohne ein Wort darüber zu verlieren.“

      „Ha! Wo ich schon überall Haufen gefunden und ohne viel Aufhebens beseitigt habe!“ rief Smoky. Und es folgte eine Aufzählung, aus der hervorging, daß Sir John keinerlei Hemmungen bezüglich seiner Platzwahl hatte. Sogar in der Kohlsuppe hatte eine Ablage stattgefunden.

      Carberry kriegte kein Bein an Deck. Die Kerle standen wie ein Mann gegen ihn. Er war auf Glatteis marschiert, als er Pete Ballie zugemutet hatte, die Talje zu säubern. Das begriff er selbst, und so fierte er stumm die Talje ab, um eigenhändig die Reinigungsprozedur vorzunehmen.

      Dafür wurde er von Sir John angemeckert, der sich offenbar auf der Talje wohlgefühlt hatte.

      „Halt deinen verdammten Schnabel!“ blaffte er sein Sir Jöhnchen an, das sich beleidigt auf den Vormast verzog und ihn einen „besengten Hirsch“ nannte.

      Carberry hätte ihm am liebsten einen Belegnagel oder einen Stiefel hinterhergeworfen.

      Pete Ballie gab noch keine Ruhe.

      „Dein Liebling hat dich eben einen ‚besengten Hirsch‘ genannt, Mister Carberry“, sagte er ein bißchen hinterhältig. „Wie findest du das?“

      „Interessiert mich nicht“, knurrte Carberry. „Außerdem hat er nicht mich, sondern dich gemeint, und da hat er voll ins Schwarze getroffen. Besengt bist du sowieso, und wie ein Hirsch siehst du auch ohne Geweih aus, vor allem, wenn du mit deinen Ohren wedelst!“

      „So! Dein Taljenbekacker hat also mich gemeint“, schnaubte Pete Ballie. Er stieß Smoky an. „Was hältst du davon?“

      „Gar nichts. Er hat den Profos gemeint. Der hat ihn ja auch angelabert, er solle seinen Schnabel halten. Und wenn es hier das Abbild eines besengten Hirsches gibt, dann bist du das bestimmt nicht, Pete.“

      „Sondern?“

      „Dreimal darfst du raten!“

      „Ach – den meinst du!“ rief Pete Ballie.

      „Genau den“, sagte Smoky.

      Und beide blickten impertinent feixend zu Carberry. Bei dem kam die Galle schon zu den Ohren raus.

      „Ihr habt wohl lange nicht mehr euer eigenes Geschrei gehört, was, wie?“ fauchte er.

      „Zuletzt als Büblein, Mister Profos“, sagte Pete Ballie freundlich. „Ich versteh gar nicht, daß du dich so aufregst! Hast du dich geärgert?“

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