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in dem Gewölbe, und die Pistolen in ihren Fäusten waren auf Matt und ihn gerichtet. Die Tür in das Gewölbe verbarrikadierte der dicke Hafenkommandant Selim Güngör. Er war mit einer doppelläufigen Pistole bewaffnet, sein Vollmondgesicht hatte keinen freundlichen Ausdruck mehr, sondern zeigte harte Unnachgiebigkeit.

      Matt Davies hatte sich inzwischen auch umgedreht und fragte verblüfft: „Was soll das denn?“

      „Das würde mich auch interessieren“, sagte Dan grimmig. Er schaute zu Mehmed Kymet. „Können Sie uns das erklären, Señor?“ fragte er eisig. „Nennt man das hier Gastfreundschaft oder was?“

      Der dicke Kaufmann lachte scheppernd. „Gastfreundschaft? Russischen Halsabschneidern gegenüber?“

      Matt und Dan wechselten einen Blick.

      „Die halten uns für Russen“, sagte Matt kopfschüttelnd, „diese Idioten.“

      „So ist es“, sagte Dan, „für russische Halsabschneider, die sogar spanisch sprechen!“

      Sie führten ihren Dialog in der englischen Sprache, was Kymet nicht paßte. Er wollte wissen, was sie gesagt hätten, und wenn sie meinten, einen krummen Trick aushecken zu können, dann sollten sie lieber gleich ihr letztes Gebet sprechen – falls sie jemals beten gelernt hätten.

      „Jetzt bleiben Sie mal ganz sachlich, Señor Kymet“, sagte Dan O’Flynn gelassen, „und beantworten Sie mir eine Frage: Kennen Sie einen einzigen Russen, der die spanische Sprache beherrscht?“

      Der Dicke stutzte. Dann erwiderte er: „Ja, Sie beide!“

      „Mann, ist das eine Logik“, entgegnete Dan. „Aber außer uns kennen Sie keinen, nicht wahr?“

      „Was wollen Sie damit sagen?“

      „Ganz einfach“, erwiderte Dan. „Wir sind Engländer, aber keine Russen. Für Engländer liegt es nahe, die spanische Sprache zu erlernen. Für Russen gilt das nicht. Ich bezweifle überhaupt, ob es russische Verbindungen nach Spanien oder spanische nach Rußland gibt. Vollends absurd ist der Gedanke, russische Schwarzmeer-Piraten – denn um die handelt es sich doch wohl, wenn Sie von Halsabschneidern sprechen – würden sich der Mühe unterziehen, die spanische Sprache zu erlernen. Können Sie mir geistig folgen?“

      „Werden Sie nicht unverschämt!“ schnappte der Dicke wütend und begann ein Palaver mit dem Hafenkommandanten, von dem Matt und Dan leider nichts verstanden, weil die beiden türkisch sprachen. Oder bulgarisch.

      „Wollen wir versuchen, durchzubrechen?“ fragte Matt unternehmungslustig. Er und Dan O’Flynn waren Draufgänger, aber genauso wie der Kutscher-Trupp unbewaffnet. Matt verfügte zwar über seinen mörderischen Haken, doch gegenüber elf Pistolen, die auf sie gerichtet waren, hatte auch er nicht den Hauch einer Chance.

      Dan schüttelte den Kopf. „Hat keinen Zweck, Matt. Diese Bastarde haben die besseren Karten.“

      „Fragt sich, ob sie die ausspielen“, meinte Matt ein bißchen verächtlich. Er meinte damit die Pistolen.

      „Das auszuprobieren“, erwiderte Dan, „kann zu häßlichen Löchern in der Haut führen. Besser, wir versuchen’s mit Diplomatie.“

      Matt grinste hart. „Bei diesen Holzköpfen?“

      Dan wandte sich auf spanisch wieder an den dicken Kaufmann.

      „Darf man sich erkundigen“, fragte er, „was Sie veranlaßt, uns für russische Halsabschneider zu halten?“

      Der dicke Kymet schnaubte: „Lächerliche Frage! Ihr Kapitän ist der berüchtigte Igor Samoilow. Sie gehören zu seiner Verbrecherbande. Ihre Dubas ist an diesen Küsten bekannt wie ein bunter Hund …“

      Er konnte nicht weitersprechen, weil Matt Davies und Dan, O’Flynn schallend lachten.

      „Das Lachen wird Ihnen schon noch vergehen!“ schrie der Dicke zornig. „Und wenn Sie gedacht haben, auch Burgas überfallen zu können, dann haben Sie sich getäuscht! Wir werden Ihre ganze Bande hinter Schloß und Riegel bringen und Sie alle dem Richter vorführen. Danach werden Ihre Köpfe rollen – wie sich das für Mordbrenner, Frauenschänder und Halsabschneider gehört!“

      „Ein Punkt in Ihrer phantasievollen Geschichte stimmt“, sagte Dan O’Flynn, und er war immer noch erheitert. „Die Dubas, mit der wir Ihren Hafen angelaufen haben, gehörte einem gewissen Igor Samoilow und seiner Horde wüster Strolche. Wir gerieten mit den Kerlen oben im Hafen von Varna aneinander. Dabei erlaubten wir uns, seine Dubas für uns zu beschlagnahmen. Unsere Dubas war nämlich kleiner und hatte auch ein paar Schäden in der Beplankung.“ Dan grinste. „Sie können uns allenfalls vorwerfen, einen nicht ganz legalen Tausch vorgenommen zu haben. Aber das wäre ja wohl ein Witz – angesichts dieser Samoilow-Rabauken.“

      „Erstunken und erlogen!“ stieß der Dicke hervor.

      „Vorsichtig, Kymet!“ sagte Dan scharf. „Wir Engländer lassen uns nicht als Lügner beschimpfen. Umgekehrt halte ich Sie und Ihren Hafenkapitän für reichlich schwachsinnig. Außer der Dubas haben Sie nicht den geringsten Beweis für Ihre Behauptungen. Kennen Sie diesen Samoilow überhaupt persönlich?“

      „Nein!“

      „Na also: Woher wollen Sie dann wissen, daß es sich bei unserem Kapitän um Igor Samoilow handelt? Aber ich kann diesen Kerl beschreiben. Er ist ein stiernackiger, blonder Mann mit wasserhellen Augen und einem Amboßkinn. Unseren Kapitän für diesen Mann zu halten, fasse ich nicht nur als Unverschämtheit, sondern mehr noch als Beleidigung auf. Wenn Ihre Miliz nicht wäre, würde ich Ihnen die entsprechende Antwort erteilen, Sie Narr!“

      Der Dicke wollte etwas darauf erwidern, aber der Hafenkapitän schaltete sich ein und redete drauflos. Der Dicke nickte und sagte zu den beiden Arwenacks: „Der Hafenkapitän will wissen, wie Sie ins Schwarze Meer gelangt seien und was Sie hier wollen?“

      „O Gott!“ Dan O’Flynn verdrehte die Augen. „Ob Sie’s glauben oder nicht, wir sind zu Fuß und mit Maultieren ans Schwarze Meer gestoßen, und zwar vom Tigris her, auf dem wir unser Schiff, eine Galeone, bei einer Naturkatastrophe verloren. In Batumi besorgten wir uns eine Dubas, nämlich jene, die wir in Varna zurückließen. Und was wir hier wollen, ist ebenfalls schnell erklärt. Wir suchen einen Weg ins Mittelmeer, um nach England zurückkehren zu können. Wir vermuten, daß es einen solchen Weg gibt, haben aber kein Kartenmaterial, und bisher hat uns niemand sagen können, ob es zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer eine Verbindung gibt. Aber vielleicht können Sie uns darüber aufklären. Dann sind Sie uns schon morgen los, wenn wir den Proviant übernommen haben.“

      Der Dicke übersetzte Dans Antwort dem Hafenkapitän, und dann palaverten die beiden wieder. Der Miene des Hafenkapitäns war zu entnehmen, daß er Dan O’Flynn für einen ausgekochten Lügenbold hielt.

      „Der nimmt uns unsere Geschichte nicht ab“, sagte Matt erbittert. „Wäre ja auch zu schön gewesen. Ich glaube, da können wir uns das Maul fusselig reden, die bleiben bei ihrer vorgefaßten Meinung.“

      „Ist ja auch ’ne abenteuerliche Geschichte“, sagte Dan mit Galgenhumor.

      Jetzt erklärte der dicke Kymet: „Der Hafenkapitän glaubt Ihnen nicht – und ich auch nicht. Man kann nicht mit einer Galeone den Tigris hinaufsegeln …“

      „Doch“, unterbrach ihn Dan, „zumindest bis Assur. Von da ab sind wir mit Kamelen getreidelt.“

      „Ach ja?“ sagte der Dicke höhnisch. „Und über die vergletscherte Bergwildnis sind Sie dann ans Schwarze Meer geflogen, nicht wahr?“ Er schüttelte den Kopf. „Sie hätten Märchenerzähler werden sollen, mein Freund!“

      „Sie können jeden einzelnen Mann unserer Crew darüber befragen“, entgegnete Dan wütend, „er wird Ihnen nichts anderes berichten.“

      „Natürlich“, erklärte der Dicke spöttisch, „und zwar deswegen, weil Sie sich genau über Ihre Märchengeschichte abgesprochen haben!“

      Dan O’Flynn war drauf

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