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weiter, du verdammter Hugenotte“, sagte Sirona höhnisch grinsend. „Das bißchen Wassertragen ist noch gar nichts. Ich wette, du sehnst dich noch danach, Wasser tragen zu dürfen, wenn du erst gefoltert wirst. Du weißt doch, daß man dich foltern wird?“

      Jean Ribault gab keine Antwort. Er nahm das Schulterholz auf und trug das Wasser zum Graben hinüber. Er hatte die Eimer kaum auf den Schultern, als ihm der hinterhältige Kerl ein Bein stellte.

      Jean Ribault sah es im letzten Augenblick, fing sich und konnte gerade noch vermeiden, daß das Wasser überschwappte. Dieses Spielchen schien den Bastard köstlich zu amüsieren, denn er lachte sich halbtot.

      Don Lope wollte ihn also zuerst restlos zermürben, und dann foltern lassen, überlegte er. Das war die feine Tour des ehrenwerten Don Lope, ihn zum Sprechen zu bringen, denn er wollte alles über den Seewolf erfahren.

      Jean Ribault wußte aber auch, daß er nichts sagen würde, selbst unter der Folter nicht. Also würde er danach ein Krüppel sein, ein menschliches Wrack, falls er die Tortur überhaupt lebend überstand.

      Schon heute nachmittag war ihm klargeworden, daß er fliehen mußte. Er hatte nicht die Absicht, sich von diesem Sadisten zerbrechen zu lassen. Wenn ihm die Flucht gelang, fand er vielleicht auch eine Möglichkeit, seine Männer zu befreien.

      Vielleicht, so überlegte er, ergab sich die Gelegenheit, Don Lope als Geisel zu nehmen. Dann hatte er ein gutes Faustpfand.

      Es war unerträglich heiß und stickig. Aus den nahen Sümpfen stiegen die unzähligen kleinen Plagegeister auf, die in kleinen Wolken heranschwirrten, sich gierig auf die Männer stürzten und ihr Blut saugten. Die Stiche brannten und juckten höllisch.

      Zu diesem Zeitpunkt sah Ribault, daß die „Goldene Henne“ auslief – unter spanischer Flagge. Die anderen sahen das ebenfalls und knirschten vor hilfloser Wut mit den Zähnen.

      Auch die Aufpasser und Sklavenschinder wurden einen Augenblick abgelenkt und starrten grinsend zu dem Schiff.

      Ribault kam an Fred Finley vorbei, der eine Lore vor sich herschob. Jegliche Unterhaltung zwischen den Gefangenen war verboten, sonst setzte es Prügel, aber Jean sah eine winzige Chance.

      Die Schienen führten an jenem Weg vorbei, den die Wasserträger gehen mußten, um ihre beiden Wassereimer in den Graben zu kippen, der zur See hin floß.

      „Ich versuche, heute abend abzuhauen“, raunte Jean Ribault.

      Fred Finley nickte nur ganz unmerklich, denn jetzt drehte sich einer der Aufpasser um und musterte Ribault. Mit unbewegtem Gesicht ging der Franzose weiter.

      Genau das hier würde sein geplanter Fluchtweg werden – jener Weg zum Graben. Leider standen dort immer zwei Aufpasser, die die Eichstriche kontrollierten und nachsahen. Aber dennoch rechnete sich Jean Ribault eine Chance aus, mit den beiden Kerlen fertig zu werden. Sie würden mit dem Überfall ganz sicher nicht rechnen.

      Was hatte er noch zu verlieren? Die Antwort darauf brauchte er sich gar nicht erst zu geben. Er hatte nur noch etwas zu gewinnen, und daher wollte er alles auf eine Karte setzen.

      Aus den Augenwinkeln sah er, daß Fred Finley dem loreschiebenden Roger Lutz etwas zuflüsterte.

      Aha, es wird schon weitergegeben, dachte Jean. Dann würden es die anderen ja ebenfalls bald wissen.

      Roger Lutz, der harte Kämpfer, den die meisten Frauen unwiderstehlich fanden, war ebenfalls zum Loreschieben eingeteilt worden und hatte Glück gehabt, denn das war noch die leichteste Arbeit.

      Am heutigen Vormittag hatte er noch Schlamm schaufeln müssen, am Nachmittag hatte man ihn an den Loren eingesetzt.

      „Kapitän haut heute abend ab“, wisperte Finley, als er mit Roger Lutz auf gleicher Höhe war. „Weitersagen“, fügte er noch aus den Mundwinkeln hinzu.

      Roger Lutz verbiß sich das Grinsen. Fein, daß der Kapitän flüchten will, dachte er. Wenn er es nicht tat, würden sie ihn brechen, bis er restlos fertig war. Er nahm sich vor, genau aufzupassen. Vielleicht konnte er seinen Kapitän noch begleiten. Diese Aussicht erfüllte ihn mit heller Freude.

      Ribault näherte sich inzwischen den beiden Aufpassern.

      „… bald Schluß für heute“, hörte er den einen murmeln. „Kotzt mich an, den ganzen Tag hier rumzustehen. Gehst du nachher mit in die Hafenkneipe? Wir lassen mal ein bißchen die Puppen tanzen.“

      „Klar gehe ich mit“, versicherte der andere. „Ist ja nicht mehr lange bis zum Sonnenuntergang.“

      Aha, bei Sonnenuntergang oder kurz davor werden also die Arbeiten eingestellt, dachte Jean Ribault. Das war ja schon bald der Fall. Dann konnte er seinen Plan in die Tat umsetzen.

      Ihm war auch aufgefallen, daß die Aufpasser jetzt lustloser und unaufmerksamer geworden waren. Klar, sie hatten ebenfalls die Nase voll und freuten sich auf den bevorstehenden Feierabend, damit sie in die Hafenkneipen von St. Augustine ziehen konnten, um ihr Geld auf den Kopf zu hauen. Darauf waren sie ganz scharf.

      Er trat zwischen sie und blieb stehen, bevor er das Wasser in den Graben leerte.

      Sie linsten träge auf den Eichstrich und grinsten, als er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht bückte. Wieder spürte er jeden einzelnen seiner Knochen, außerdem brannte sein Rücken wie Feuer, wo ihn die Hiebe getroffen hatten.

      Sehr aufmerksam, aber völlig unauffällig sah er sich die beiden Kerle an und achtete darauf, wie sie standen. Das prägte er sich genau ein, denn darauf baute er seinen Plan auf.

      Als das Wasser in den Graben plätscherte, drehte sich einer der Kerle um und trat Ribault mit dem Stiefel in die Kehrseite.

      „Beweg dich schneller, du Hundesohn!“ brüllte er.

      Der Franzose schluckte hart. Na warte, dachte er. Der Tritt wird dir noch verflucht sauer aufstoßen.

      Er nahm das Trageholz auf und kehrte wieder zurück.

      Weiter drüben schufteten O’Leary und seine Schwefelbande, die Halunken, denen sie eine Menge Ärger zu verdanken hatten. O’Leary, der ehemalige Bootsmann des füsilierten Sir John Killigrew, gab bei den Kerlen den Ton an und kujonierte auch mit Vorliebe die beiden ferkelgesichtigen Söhne des verblichenen Alten von Arwenack.

      Sieben Hochwohlgeborene waren auch dabei, aber die hatten schon seit langer Zeit unter dem rohen und brutalen Patron O’Leary nichts mehr zu lachen. Außerdem sahen die edlen Herren wie die Schweinchen aus, dreckig, verkommen und kaputt von der körperlichen Arbeit waren sie. Und das bißchen zu essen, was sie erhielten, um nicht zusammenzuklappen, das fraß ihnen der Bootsmann mit der größten Selbstverständlichkeit weg und mästete sich auf ihre Kosten.

      Ja, dachte Jean Ribault, die feinen Herren hatten sich die Jagd auf den Seewolf auch anders vorgestellt und kamen jetzt nicht mehr klar, denn körperliche Arbeit war für sie vormals ein Fremdwort gewesen.

      Jean Ribault bedauerte die Halunken nicht. Sie hatten sich den ganzen Ärger selbst eingebrockt und konnten von ihm aus daran ersticken.

      Er preßte die Zähne zusammen. Gerade über ihn fielen die Mückenschwärme mit Vorliebe her, denn sein Körper war mit angetrocknetem Blut bedeckt, und das zog die Viecher mit aller Gewalt und in ganzen Scharen herbei.

      Als die Sonne im Westen über dem stickigen Sumpfgebiet stand, stiegen Myriaden tanzender Schwärme auf und suchten sich ihre Opfer. Vermutlich war das mit ein Grund, warum die Arbeiten kurz vor Sonnenuntergang eingestellt wurden. Dann hielten es selbst die Aufpasser nicht mehr aus, denn da übernahmen die Moskitos das Feld.

      Während er das Schlammwasser in die Eimer füllte, beobachtete er aus den Augenwinkeln die Aufpasser. Sie unterhielten sich und sehnten den Feierabend herbei. Jetzt wurden sie auch etwas nachlässig.

      Er sah auch Roger Lutz an einer Lore hantieren, aber er dachte sich nichts dabei, obwohl sich Roger mit der Lore ziemlich schwertat. Er räumte ein bißchen Dreck von den Schienen und schob dann weiter.

      Als die Eimer bis an den Eichstrich

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