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Seewölfe Paket 24. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 24
Год выпуска 0
isbn 9783954399925
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Old O’Flynn fiel ein, daß er auf diese Art und Weise mit seiner Rechnerei nicht weiterkam. Schließlich hatte ihm Mary ja etwas Wichtiges verschwiegen.
„Äh, wann, ich meine, wann soll denn das passiert sein mit uns und so?“ stotterte er. „Ich meine – wann …“
„Genau vor zwei Monaten“, sagte Mary. „Seit zwei Monaten habe ich nichts mehr gehabt.“
„Was hast du nicht gehabt?“
Die rothaarige Snugglemouse war fast den Tränen nahe.
„Kein Dingsbums!“ schrie sie. „Stell dich nicht so dämlich an, du alter Bock, du weißt genau, was ich meine!“
„Was für ’n Dingsbums denn?“ stammelte der Alte verwirrt. „Was ist denn das schon wieder?“
„Bist du so dämlich, oder tust du nur so, Mister O’Flynn? Ich habe das seit zwei Monaten nicht gehabt, was eine Frau sonst immer einmal im Monat hat. Kapierst du das endlich?“
„Äh, langsam“, brummelte der Alte, „das ist alles so verwirrend. Du hast zweimal das nicht gehabt, was einmal im Monat – oder umgekehrt? Äh, verdammt, das soll einer kapieren. Da ist ja die Rechnung mit dem Pfahlhaus einfacher. Du mußt nämlich wissen, daß ich mindestens sechs Pfähle …“
Diesmal funkelten die Augen der Snugglemouse so intensiv und gefährlich, daß Old O’Flynn vorsichtshalber das Genick einzog. Seine bessere Hälfte war mächtig empört und so in Braß, wie er sie seit langem nicht mehr erlebt hatte. Ihre Stimme wurde zu einem schrillen Diskant, vor dessen Intensität Donegal zurückwich.
„Deine Pfähle interessieren mich einen Dreck, du Holzklotz! Seit zwei Monaten war nichts mehr, und du faselst dummes Zeug durch die Gegend. Finde dich, verflucht noch mal, endlich damit ab, Vaterfreuden entgegenzusehen.“
„Kann nicht sein“, behauptete Donegal stur. „Außerdem ist das ganz natürlich, wenn das mal ausbleibt. Das lag nämlich an den vielen Aufregungen der letzten Tage und Wochen.“
Und dann begann er aufzuzählen, wobei er erneut die Finger zu Hilfe nahm.
„Da war Arauas Tod, dann der Untergang der Schlangen-Insel, dann der Untergang von Coral Island, dann die Schnapphähne, und dann war da noch …“
„Gar nichts war!“ brüllte Mary wild. „Du faselst Quatsch, Mister O’Flynn!“ Immer wenn sie in Braß war, redete sie Donegal mit Mister O’Flynn an.
„Und du faselst auch Quatsch“, fuhr Old O’Flynn auf. „Ich kann das einfach nicht glauben, Miß Snugglemouse.“
Jetzt ging es los, wie Martin verstört feststellte.
„Was heißt hier Miß Snugglemouse?“ schrie sie empört. „Ich bin eine O’Flynn und ganz legal mit einem dämlichen Ochsen wie dir verheiratet, mit einem sturen Bock, der an nichts weiter denkt als an seine verdammte Pinte. Bau sie doch aus dem Holz, das du in deinem Schädel hast, Mister O’Flynn! Das reicht aus, um noch ein ganzes Dorf zu bauen – und noch ein paar Schiffe dazu.“
Sie zitterte vor Empörung und Ärger, aber Old O’Flynn war mit seinen Nerven auch schon fast auf den Planken, und jetzt wurde er gallig und giftig. Zum einen sah er sich bei seinem „Rutschenbau“ ernsthaft gestört, und zum zweiten sollte er einfach so übergangslos Vater werden. Väterchen Old O’Flynn, was? Das mußte er erst einmal durch den Hals kriegen.
„Ich bin viel zu alt dazu, um Vater zu werden!“ brüllte er fuchtig. „Jawoll, verdammt noch mal, ich bin nicht mehr der Jüngste.“
Er wollte es partout nicht wahrhaben, daß er noch einmal Vater wurde, wie Mary verzweifelt feststellte. Der eigensinnige Kerl stritt einfach alles ab. Es war zum Verzweifeln mit ihm. Da fiel kein liebes Wort, da war kein stolzes Lächeln. Stur und eigensinnig beharrte er darauf, daß er nicht Vater wurde.
Mary schniefte ein wenig. Sie ging nach unten in die Pantry, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, und ließ ihn allein neben der Pantry stehen.
Voller Wut nahm sie einen Kochtopf vom Haken und knallte ihn auf die Planken der kleinen Anrichte. Es schepperte und dröhnte.
Old O’Flynn blieb auf beiden Ohren taub. Er war schon wieder am Rechnen, wie viele Pfähle er brauchte.
3.
Als Mary nach einer Weile wieder an Deck erschien, hatte sie die große Bratpfanne in der Hand, hievte eine Pütz Wasser hoch und begann die Pfanne zu schrubben. Old O’Flynn kriegte nur einen äußerst giftigen Blick ab.
Während sie emsig an der Pfanne herumschrubbte, blickte Old Donegal mißmutig über das Wasser. Seine Laune war dahin, er brummelte etwas in seine Bartstoppeln.
„Na, hast du jetzt alles überdacht?“ fragte Mary leise. „Kann man wieder mit dir reden?“
„Mit mir kann man überhaupt nicht reden“, knirschte Donegal sauer. „Schon gar nicht über Vaterfreuden und so ’n Scheiß, weil ich nämlich zu alt dazu bin.“
Mary nahm einen neuen Anlauf, aber der alte Zausel hatte jetzt ausgesprochen schlechte Laune.
Mit sanft klingender Stimme sagte sie: „Es ist aber so, Donegal. Das kommt für dich vielleicht unerwartet, und du mußt damit erst fertig werden.“
„Ich bin schon fertig!“ brüllte Old O’Flynn. „Nämlich mit Gott, der Welt und allem anderen.“
„Kann ich verstehen, überhaupt wenn ich dein Gesicht betrachte. Das sieht aus wie der erste Wagen einer Geisterbahn!“
Vorn am Bug bedauerte der Bootsmann Martin lebhaft, daß er nicht mehr weiterkonnte. Am liebsten hätte er sich verdrückt, denn jetzt ging der Zirkus offenbar wieder von vorn los. So nahm er den Schwabber und benäßte hingebungsvoll und grinsend die Galionsfigur am Bug.
Das mit der Geisterbahn ging dem Alten doch merklich auf die Nerven. Er war stocksauer, denn damit hatte ihm die Snugglemouse ein hartes Ding verpaßt.
„Vielleicht wird das auch ein Geist, von dem du dauernd quatschst!“ schrie er mit knallrotem Schädel. „Ein heiliger Geist, was? Aber was immer das auch wird, ich bin jedenfalls nicht der Vater. Weiß der Satan, wer das war!“
Mary glaubte, sich verhört zu haben. Ihr Gesicht wurde hart und wild. Jetzt verstieg sich Donegal sogar noch dazu, seine Vaterschaft zu leugnen oder anzuzweifeln. Das war zuviel des Guten. Das hätte er nie und nimmer sagen dürfen. Ihr Temperament ging mit ihr durch. Auch sie war jetzt knallrot angelaufen.
„Sag das noch einmal!“ fauchte sie wild.
„Das sag’ ich noch hundertmal!“ keifte Old O’Flynn. „Tausendmal sag’ ich das sogar – und noch mehr, wenn’s sein muß!“
„Und das ist dein voller Ernst, Mister O’Flynn?“
„Mein voller Ernst ist das.“
Da explodierte die rothaarige Frau mit der Reibeisenstimme. In wilder jäher Wut hob sie die Eisenpfanne und knallte sie Old O’Flynn kraftvoll über den Schädel.
Es donnerte so laut, als sei ein Gong geschlagen worden. Martin Correa zuckte so heftig zusammen, als hätte das Ding ihn getroffen.
„So, das ist dein Geist!“ schrie Mary.
Aber das hörte Old O’Flynn kaum noch. In seinem Schädel fand eine bestialisch laute Detonation statt, und dann flogen Millionen bunter Sternchen an ihm vorbei, eins feuriger und farbiger als das andere.
Er wankte und wackelte und setzte sich dann total benommen auf die Planken. Die Welt bestand nur noch aus einem vielfältigen Reigen buntschillernder Dinger, die ihn pausenlos umkreisten.
Mary schmiß wütend die Bratpfanne hin, schluchzte laut auf und verschwand