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es zuvor vereinbart worden war.

      Ein Problem hatten die Männer allerdings noch, und das war der Ruderschaden an der „Golden Hen“. Ein auf den ersten Blick lächerlich erscheinender Schaden, denn sie war „nur“ von einem Hai gerammt worden.

      Diesen Blauhai hatten Tümmler gejagt, attackiert und gerammt, bis der Blauhai, blind vor Schmerz, in das Ruderblatt der „Golden Hen“ gekracht war. Das Ruderblatt war geborsten und nicht mehr zu gebrauchen. Das war die augenblickliche Lage an diesem Morgen in der Eight Miles Bay von Great Abaco.

      Der grauhaarige Schiffsbaumeister Hesekiel Ramsgate wollte sich noch einmal persönlich den Ruderschaden ansehen. Mulligan hatte das neue Ruderblatt einschließlich der Beschläge bereits in Arbeit.

      Als er von der „Wappen“ auf die „Golden Hen“ überstieg, erwarteten ihn die Männer bereits.

      Jean Ribault schien etwas nervös zu sein, wie Hesekiel nach einem schnellen Blick feststellte. Aber auch die anderen Le Vengeurs fühlten sich ohne Ruder gar nicht wohl. Kein Wunder, dachte Hesekiel, ein Schiff ohne Ruder ist nicht mal mehr ein halbes Schiff.

      „Bin gespannt“, sagte Jean Ribault nach der Begrüßung, „ob du auch der Ansicht bist, daß wir irgendwo aufslippen müssen. Mulligan meinte, das könne nicht unter Wasser repariert werden. Himmel, ich werde schon ganz kribbelig bei dem Gedanken, wir müßten jetzt mit dem Notruder ins Gefecht ziehen. Dann sind wir völlig wehrlos.“

      „Sind ja auch noch ein paar andere Schiffe da“, sagte Hesekiel trocken. „Die nehmen dich dann schützend in die Mitte.“

      „Wie die Herde ihr Junges, was?“

      „So ähnlich“, sagte Hesekiel lächelnd. „Das kriegen wir schon wieder hin. Wie sieht es denn aus?“

      Er betrachtete sich das Ruderblatt, mit dem Mulligan emsig beschäftigt war und das jetzt an Deck der „Golden Hen“ lag.

      „Eine recht üble Sache“, meinte Mulligan. „Aber das betrachten wir uns besser von der Jolle aus.“

      Sie enterten in die Jolle ab und verholten sie nach achtern zum Heck. Auch Jean Ribault war dabei. Sein Gesicht war immer noch kummervoll verzogen.

      „Hier ist der Bursche wie ein Irrer hineingerast“, erklärte Mulligan. „Das Blatt ist total zerschmettert worden. Ich habe mir den Schaden auch weiter unterhalb angesehen, als ich tauchte. Die Ruderbeschläge und Ruderösen, einschließlich der Fingerlinge, sind teilweise aus dem Holz gebrochen oder total verbogen.“

      Hesekiel lehnte sich weiter vor und tastete die Stelle ab. Durch das klare Wasser erkannte er etwas verzerrt, aber eindeutig den Schaden.

      „Ja, die Fingerlinge, die die Beschläge und Ösen miteinander verbinden, sind tatsächlich stark in Mitleidenschaft gezogen. Das läßt sich unter Wasser nicht reparieren, beim besten Willen nicht.“

      Ramsgate strich über seinen grauweißen Bart und sah noch einmal nachdenklich auf die Ösen und Fingerlinge. Dann schüttelte er nachdrücklich den Kopf.

      „Er hat recht“, sagte er zu Ribault. „Ich bin auch der Ansicht, daß die ‚Golden Hen‘ gekielholt werden muß, wenn wir ihr ein neues Ruder einsetzen.“

      „Hast du nicht einen anderen Trick auf Lager?“ fragte Jean.

      „Nein, leider nicht. Das ist unumgänglich, Jean. Glaube mir, ich habe einen Blick dafür. Du kannst aber auch noch warten, bis Ferris Tucker hier ist, und dir dann seine Ansicht anhören. Sie wird mit Sicherheit nicht anders ausfallen.“

      „Nein, ich glaube euch selbstverständlich. Ich dachte nur an die bevorstehende Heidenarbeit, wenn wir aufslippen.“

      „Die ist leider damit verbunden.“

      Ribault fand sich damit ab, aber es paßte ihm nicht. Die Karavelle mußte geleichtert werden, denn sie hatte noch die Schätze der Caspicara-Flores-Halunken an Bord, außerdem Pulver- und Weinfässer sowie zwölf Culverinen. Bis das alles von Bord ist, dachte er schaudernd, vergeht eine Ewigkeit.

      „Die anderen packen ja mit an“, sagte Ramsgate, als hätte er Ribaults Gedanken erraten. „Es sind genügend Leute da, und es treffen auch noch etliche ein.“

      „Na schön. Jetzt stellt sich nur die Frage, wo wir das Schiffchen flachlegen.“

      „Auch dafür werden wir einen Platz finden. Kehren wir erst einmal an Bord zurück.“

      Nach einem letzten Blick auf den Ruderschaft zogen sie sich mit der Jolle wieder an die Backbordseite zurück und enterten auf.

      Hesekiel Ramsgate betrachtete lange Zeit nachdenklich den weißen, makellosen Strand der Bucht. Er warf dem in Gedanken versunkenen Franzosen einen schnellen Blick zu.

      „Ich glaube, hier bietet sich einiges an“, sagte er bedächtig.

      Jean Ribault nickte, griff zum Kieker und musterte ebenfalls den Strand der Eight Miles Bay, die im Nordosten vom Cherokee Sound begrenzt wurde.

      Der Strand war von hinreißender Schönheit, mit Palmengruppen durchsetzt und teilweise dichtem Baumbestand der Abakoskiefern. Landeinwärts stieg das Land sanft an.

      Interessiert ließ er seinen Blick weiterwandern, bis er den Kieker in die nordöstliche Richtung hielt.

      Hesekiel musterte ihn von der Seite.

      „Die Bay bildet dort oben offenbar eine hakenförmige Halbinsel“, murmelte Jean Ribault, „und der Haken wiederum scheint nach Südwesten umgekrümmt zu sein.“

      „Scheint sich um ein geschütztes und fast lauschiges Plätzchen zu handeln“, sagte Ramsgate. „Vielleicht sollten wir uns das einmal aus der Nähe ansehen, um uns ein Urteil bilden zu können.“

      „Ja, das sehen wir uns an – jetzt gleich.“

      Jean Ribault setzte den Kieker ab und blickte in die Bucht. Neben ihm war Don Juan de Alcazar aufgetaucht. Auch der Spanier, der seit kurzer Zeit dem Bund der Korsaren angehörte, sah lange dorthin.

      „Kann ich euch begleiten?“ fragte er. „Ich würde mir das auch gern einmal ansehen.“

      „Selbstverständlich.“

      Auch Roger Lutz wollte mit.

      Ribault sah zu der „Empress“ hinüber, auf der Old O’Flynn und Martin Correa hockten. Während Martin etwas ausbesserte, hockte der alte O’Flynn völlig selbstvergessen da und starrte Löcher in die Luft. Er blickte so angestrengt in den Himmel, als würden die Englein dort einen lieblichen Reigen tanzen. Ganz verzückt sah der Alte aus, fast verträumt.

      Er schaute auch nicht auf, als Mary O’Flynn an Deck erschien und ihn etwas fragte. Er nahm die drei Frauen, Gotlinde, Gunnhild und seine eigene, überhaupt nicht zur Kenntnis. Auch als Gotlinde und Mary in die Jolle stiegen, blickte er nicht auf.

      „Wir segeln mal zur Nordostseite hinüber“, sagte Ribault zu Old O’Flynn. „In zwei Stunden sind wir wieder zurück. Wir suchen nach einem Platz zum Aufslippen.“

      Old O’Flynn stierte weiterhin Löcher in den blauen Himmel. Offenbar tanzten die unsichtbaren Englein immer noch Reigen.

      „He, Donegal!“ rief Jean Ribault.

      Die resolute Mary O’Flynn, geborene Snugglemouse, rothaarig, langmähnig und mit einer prächtigen Reibeisenstimme ausgestattet, winkte lächelnd ab.

      „Der hört heute nichts, Jean!“ rief sie hinüber. „Er sitzt offenbar auf seinen Ohren oder ist taub geworden. Ich verklare ihm schon seit einer Weile, daß wir ein paar Langusten fangen wollen, aber das hat er auch nicht kapiert.“

      Ribaults bemerkte, daß Mary O’Flynn heute von einer selten gesehenen Fröhlichkeit und Aufgekratztheit war. Sie strahlte vor Lebenslust, und in ihren Augen stand ein eigenartiges Funkeln, wie Jean es noch nie an ihr gesehen hatte. Sie war ganz anders als sonst – vielleicht, weil Old Donegal heute auf seinen Ohren saß?

      Na ja, ein bißchen

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