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und erhalten würde, luftdicht abgeschlossen wie die Gräber der Pharaonen. Aus war der Traum von einer ruhmreichen Entdeckung und Erforschung des kürzeren Seeweges nach Indien und von einer aufsehenerregenden Heimkehr nach England. Nie wieder würde das stolze Schiff unter vollem Zeug über die Weltmeere segeln, und dieser Gedanke erfüllte die Seewölfe mit Trauer.

      Sie fühlten sich mit ihrem Schiff verwachsen, es war ihr treuer Gefährte auf großer Fahrt gewesen, hatte ihnen Schutz und Verteidigung in oft ausweglos erscheinenden Situationen geboten. Mit der „Isabella“ waren sie mehrfach in der Neuen Welt gewesen, mit ihr hatten sie die gesamte Südsee durchkreuzt, waren im geheimnisvollen China gewesen, im rätselhaften Südland, in Indien und Afrika – und nun mußten sie sie aufgeben.

      Ihre Stimmung war miserabel, ihr Tun erschien ihnen wie ein Verrat. Die Enttäuschung über den Verlust ihres Schiffes saß ihnen tief in den Knochen – und die Wut über sich selbst, weil sie einem Phantom nachgejagt und einem ausgekochten Schlitzohr aufgesessen waren.

      So war es nicht Hasard allein, der sich wegen dieser Niederlage am liebsten selbst geohrfeigt hätte. Auch die Crew bereitete sich die bittersten Vorwürfe.

      Dreck, dachte Blacky, verfluchter Mist, man hätte Hasard rechtzeitig warnen müssen. Aber wir, was haben wir getan? Ein bißchen gemurrt haben wir, aber dann sind wir doch alle auf den Bastard Ali Abdel Rasul reingefallen.

      Wie die blutigen Anfänger haben wir uns benommen, dachte Smoky grimmig, da hat es auch nichts mehr genutzt, daß wir Ali, diesen Hund, nach Strich und Faden verprügelt haben und er jetzt endlich verreckt ist.

      Wir stecken bis zum Hals in der Scheiße, sagte sich Matt Davies im stillen, und es genügt nicht, kräftig mit den Beinen zu strampeln und mit den Armen zu rudern. Hier wieder rauszukommen, wird noch verdammt teuer. Aber wir Affenärsche haben ja selbst schuld.

      Dies alles wollte erst einmal verkraftet sein, und ihre Gefühle lagen im heftigen Widerstreit miteinander.

      Hasard, der auf der achteren Ducht seiner Jolle saß und die Ruderpinne bediente, drehte sich noch einmal um und sandte einen letzten Blick zur „Isabella VIII.“ zurück. Eine Hand schien sich um sein Herz zu schließen, eiskalt und erbarmungslos, doch er wehrte sich dagegen und schüttelte sie ab.

      Rasch wandte er sich wieder seinen Männern zu.

      „Hört mal her“, sagte er. „Ich weiß, wie euch zumute ist, aber ihr solltet den Kopf nicht hängen lassen.“

      „Mir ist zum Heulen zumute, ehrlich, Dad, Sir“, sagte Philip junior.

      „Mir auch“, pflichtete sein Bruder ihm sofort bei.

      „Aber dazu besteht kein Grund“, sagte der Seewolf mit fester Stimme. „Haltet euch vor Augen, daß nunmehr endgültig die Heimreise nach England beginnt. Nur daran sollt ihr denken, an nichts anderes. Alles andere hat keinen Sinn.“

      „Aye, Sir“, murmelten die Männer.

      „Und wir alle sind doch fest entschlossen, in England eine ‚Isabella IX.‘ auf Stapel legen zu lassen, eine neue ‚Lady‘, ein besseres und größeres Schiff als unsere echte ‚Isabella‘, nicht wahr? Oder hat jemand was dagegen?“

      „Verdammt, nein, Sir!“ rief Big Old Shane. „Ich will auf der Stelle von dieser Ducht kippen und in dem Scheißkanal hier ersaufen, wenn es nicht unser aller Verlangen ist, so bald wie möglich wieder ein anständiges Schiff unter die Füße zu kriegen.“

      „Jawohl“, sagte auch Ferris Tukker.

      „Und wenn wir auch die Schätze nicht mitnehmen konnten, sind wir doch andererseits auch nicht mittellos“, sagte Hasard und klopfte mit der Hand gegen den Gürtel, den er wie alle anderen um die Hüften trug.

      „Richtig!“ rief Ben Brighton vom anderen Boot herüber. Ihm gelang sogar ein Lachen. „Jeder von uns trägt ein kleines Vermögen, und damit wäre unsere Heimreise nach England schon so gut wie gesichert!“

      „Ho!“ schrie der Profos. „Also haben uns die Pharaonen, diese halbverwesten Stockfische und eingewickelten Mumien, am Ende doch noch was genutzt! Beim Henker, Männer, wir könnten uns sogar eine kleine Flotte bauen lassen, wenn wir wollten!“

      Die Männer stießen Pfiffe aus und johlten. Jawohl, es war noch nicht alles verloren, sie brauchten sich selbst nicht aufzugeben, und es hatte keinen Zweck, die Dinge in einem zu sentimentalen Licht zu sehen. Schließlich war die „Isabella VIII.“ kein Wesen, sondern nur ein großer Kasten aus Holz und Eisen, der irgendwann sowieso gesunken wäre, im Sturm oder in einer Schlacht.

      Die Männer berührten ihre breiten, von Will Thorne genähten Ledergürtel, deren Innentaschen Perlen und Goldstücke bargen. Diese Geste brachte Glück, und sie würde ein gutes Omen für die Zukunft sein.

      Diese Ansicht teilte sogar Old Donegal Daniel O’Flynn, der sonst das, was vor ihnen lag, gar nicht schwarz genug malen konnte.

      Die „Isabella VIII.“ versank im Sand, sie war von den davonsegelnden Booten aus nun nicht mehr zu erkennen. Somit gehörte ein Stück „Seewölfe-Geschichte“ der Vergangenheit an, doch neue Abenteuer warteten auf Hasard und seine Männer, und er konnte noch froh sein, daß es keine Verluste in den Reihen seiner Crew gegeben hatte.

      2.

      Die Dunkelheit rückte mit großen Schritten an und warf sich auf das Land Ägypten, als wolle sie es überraschen und überwältigen. Der Wind aus Norden nahm bald zu und pfiff über die Dünen und kahlen Felsen der Wüste. Er trieb wieder feinen Sand in die harten und verkniffenen Gesichter der Männer, und unwillkürlich duckten sie sich auf den Duchten ihrer Boote, denn sie befürchteten den Ausbruch eines neuen Sandsturms.

      Wie so ein Sandsturm verlief, hatten sie ja nun schon zur Genüge erlebt. Nach einem neuerlichen „Wüstenorkan“, wie Carberry das Wetter nannte, stand ihnen nicht der Sinn, aber sie wußten natürlich, daß sie den Unbilden der Natur keinen Einhalt gebieten konnten.

      Es nahte jedoch kein Sandsturm, sondern in dieser Nacht vom 20. auf den 21. Mai wurden sie von den Ausläufern eines schweren Wetters erreicht, das von Norden her gegen die nordafrikanische Küste brandete. So war der Andrang der Sandmassen relativ gering. Richtig beängstigend war der Vormarsch der Dünen nur, wenn er aus der Wüste heraus erfolgte, also von Osten oder von Süden.

      Rasch legte sich die Unruhe der Männer, es bestand keine Gefahr, daß auch dieser Teil des Kanals zuwehte, vorläufig jedenfalls nicht. Vielmehr konnten sie die Ausläufer des Sturmes wahrnehmen und mit ihren Booten unter Höchstfahrt nach Westen segeln, so schnell, wie sie in ihren kühnsten Erwartungen nicht zu hoffen gewagt hatten.

      „Geigt voran die Kähne!“ schrie Carberry im Jaulen des Windes. „Vorwärts, vorwärts, nutzen wir’s aus! So eine Gelegenheit kriegen wir so schnell nicht wieder!“

      „Stimmt genau“, meinte im zweiten Boot Ferris Tucker und grinste. „He, Ben, weißt du eigentlich, wie weit es noch bis zu der Gabelung ist, an der wir den Seitenarm des Nils passiert haben?“

      „In Meilen natürlich nicht“, erwiderte Ben Brighton.

      „Etwa siebzig, achtzig Meilen!“ schrie Hasard aus seinem Boot herüber. Er hatte jedes Wort verstanden. „Wenn wir weiterhin Glück mit dem Wind haben, sind wir morgen abend bereits in dem Delta-Arm!“

      „Na, Gott sei Dank“, sagte der Kutscher. „Wenn wir den erst mal erreicht haben, geht alles viel leichter. Dann haben wir die Strömung, für den Fall, daß der Wind mal wieder einschläft.“

      „Und wir brauchen kaum einen Finger zu krümmen“, meinte Dan O’Flynn. „Das wird so ein richtiger Spaziertörn, bei dem wir uns endlich mal wieder ausruhen können.“

      „Sag das nicht zu früh“, warnte Gary Andrews.

      „Hör auf“, sagte Stenmark. „Wir werden ja wohl nicht immer vom Pech verfolgt sein.“

      „Bestimmt nicht“,

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