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gekriegt, doch schließlich hatte der Alte klein beigegeben.

      Ob Old O’Flynn nun tatsächlich in die Zukunft blicken konnte oder nicht, ob seine Visionen und Gesichter etwas Wahres bargen oder doch nur Hirngespinste waren – egal, es war passiert, sie saßen in der Klemme wie noch nie und konnten nichts mehr daran ändern.

      Nie hatte der Seewolf eine schmählichere Niederlage erlitten, nie hatte man ihn auf gemeinere Weise um ein Schiff gebracht. Jeden Höllensturm, jedes Gefecht hätte er akzeptiert, nicht aber die Falle des Ali Abdel Rasul, in die er mit Blindheit geschlagen, getappt war.

      Ali war seinen eigenen Teufeleien erlegen. Doch das verhalf Hasard zu keinerlei Genugtuung. Weiterhin quälte er sich mit Selbstvorwürfen. Wie hatte er nur so verblendet sein können, so leichtfertig?

      Jetzt, da er immer wieder darüber herumgrübelte, erschien es ihm unbegreiflich. Zwar hatte ihn sein Entdeckerdrang dazu getrieben, in den Kanal der Ptolemäer und schließlich in den Kanal der Pharaonen zu fahren, um durch den Kanal des Necho in den Großen und Kleinen Bittersee und danach ins Rote Meer zu gelangen, doch er hätte frühzeitig ahnen müssen, daß Alis Gerede von einem Seeweg nach Indien nur eine Mär gewesen war.

      Teuer mußte er für diesen Fehler bezahlen. Die „Isabella VIII.“ war schon jetzt ein Wrack, dem Untergang endgültig geweiht, hier endeten alle ihre Fahrten und Abenteuer. Zweimal hatte sie die Welt umrundet und ausgerechnet hier sollte sie so unrühmlich abdanken.

      Und die Schätze aus den Gräbern der Pharaonen, die Hasard bei der Reise durch Ägypten zusammengetragen hatte? Die lagen jetzt – zusammen mit Ali Abdel Rasul – unter den Felsen begraben, und da würden sie auch bleiben, denn mitnehmen konnten Hasard und seine Männer nur das Allernötigste. Eines Tages konnte man zurückkehren, um den immensen Schatz zu heben – doch wer wußte schon, ob sich eine entsprechende Expedition jemals zusammenstellen ließ und man den Platz wiederfinden würde? Die Wüste wanderte und sah überall gleich aus. Vielleicht würden die gewaltigen Dünen bald auch die Felsen völlig zudecken.

      Der Seewolf befand sich in einem verheerenden Zustand der Niedergeschlagenheit. Es würde einiger Zeit bedürfen, um mit der ganzen Sache ins Reine zu gelangen. Vor sich selbst stand er zunächst wie ein Versager da, er ersparte sich nicht die schärfste Kritik.

      Gemeinsam mit den Männern stieg er vom Achterdeck auf den Sandhaufen hinunter, der das Hauptdeck überlagerte.

      Sie bückten sich und begannen mit den Händen zu graben.

      Es war eine scheußliche Plackerei, die nur unter viel Schimpfen und Fluchen voranging. Sie alle wühlten mit ihren Händen, zweiundzwanzig Männer und zwei Jungen, ja, selbst Arwenack ahmte „seine Menschen“ nach und grub mit seinen Vorderpfoten – doch immer wieder rutschte Sand in die Tiefe ab und drohte das entstehende Loch ganz zuzuschütten.

      So und nicht anders mußte es Sisyphus ergangen sein, jenem legendären Straßenräuber der alten griechischen Sage, der in der Unterwelt zur Strafe für seine verübten Schandtaten einen immer wieder zurückrollenden Stein auf einen Berg schieben mußte – eine sinnlose Anstrengung, eine vergebliche Arbeit.

      Doch die Männer schufteten verbissen weiter und gönnten sich keine Ruhepause. Hasard stieg schließlich in die Grube hinunter und setzte seine Anstrengungen von unten fort, was eigentlich noch mühsamer war, denn er konnte den Sand nicht einfach zur Seite oder nach hinten fortschaufeln, sondern mußte ihn erst hochwerfen zum Rand des Loches, wo Ben, Shane, Carberry, die O’Flynns und die anderen ihn in Empfang nahmen und weiter fortbeförderten.

      Endlich stieß Hasard auf einen Widerstand unter seinen Füßen.

      „Hört auf zu lästern“, sagte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ich glaube, wir haben doch die richtige Stelle erwischt. Wenn ich mich nicht gewaltig irre, stehe ich auf dem Dollbord einer unserer Jollen.“

      Diese Nachricht wurde mit Jubel begrüßt, sie gab den Männern einen zusätzlichen Anreiz und spornte sie zu schnellerem Arbeiten an.

      Ben und Ferris sprangen zu Hasard hinunter und unterstützten ihn. Bald waren in gemeinsamem Bemühen zwei Duchten und ein Stück des Dollbordes freigelegt, und schon wenig später wurden die Konturen des Bootes sichtbar.

      Der Sand lastete schwer auf der Jolle, es war keine leichte Sache, sie halbwegs freizugraben. Selbst mit vereinten Kräften konnten die Männer sie nicht herausziehen, es war, als hielte der Klammergriff eines Giganten das Boot fest.

      Endlich aber ragte die Jolle wie das noch nicht fertiggestellte Werk eines Bildhauers aus den Sandmassen hervor, und jetzt konnten die Männer anpakken und unter lauten Hauruck-Rufen das Fahrzeug zu sich heranzerren.

      Sobald sich das Boot am Ufer des zugewehten Kanals befand, begannen die Männer, auch die zweite Jolle auszugraben. Wieder dauerte es verhältnismäßig lange, bis sie wenigstens das Holz unter sich fühlten, doch dann ging es schneller mit der Arbeit voran, wozu vielleicht auch Carberrys Gebrüll beitrug. Er bediente sich der schönsten Flüche aus seiner riesengroßen Sammlung, auf englisch und auch auf spanisch, und fast war es für wenige Augenblicke wieder so, als purre er die Crew durch sein Wettern an die Schoten und Brassen, um das nächste Segelmanöver an Bord der „Isabella“ durchzuführen.

      Als endlich auch das zweite Boot dem Sand abgerungen war, teilte Hasard seine Mannschaft in zwei Gruppen, und so hoben sie die Jollen an und transportierten sie zu jener Stelle des Kanals, wo dieser noch Wasser führte.

      Hasard rechnete überschlagsmäßig nach, wie lange es wohl gedauert hätte, den aus dem Sand ragenden Teil des Achterkastells auseinanderzumontieren und aus den Planken ein Floß zu bauen. Ferris Tucker hatte recht, sie hätten dazu genauso lange, wenn nicht noch länger gebraucht. Im Endeffekt war es weitaus günstiger, zwei Jollen, statt eines so primitiven Behelfsfahrzeugs zu haben. Folglich hatte er die richtige Entscheidung getroffen.

      Sie ließen die Boote zu Wasser und hatten es geschafft. Jetzt konnten sie den noch verbleibenden Teil des Nachmittags dazu nutzen, wenigstens noch ein Stück in westlicher Richtung voranzugelangen.

      Hasard ordnete die Gruppen neu. „Ich leite die eine Abteilung“, sagte er zu den Männern. „Ben die andere. Hasard und Philip, ihr bleibt bei mir, außerdem begleiten mich Dan O’Flynn, Shane, Gary Andrews, Batuti, Matt Davies, Ed Carberry, Stenmark, der Kutscher und Blacky. Ben, du hast also Ferris, Pete Ballie, Al Conroy, Smoky, Sam Roskill, Bob Grey, Will Thorne, Old Donegal, Jeff Bowie, Bill und Luke Morgan unter deinem Kommando.“

      „Aye, Sir“, sagte sein Erster Offizier und Bootsmann.

      „Und was wird aus Arwenack?“ fragte Philip junior, einer der Zwillinge.

      „Der bleibt natürlich bei uns“, erwiderte Dan O’Flynn.

      Der Schimpanse hockte denn auch schon zwischen Dan und Batuti auf dem Sand und wartete darauf, daß man in die Boote kletterte. Sir John, der Papagei, saß wie üblich auf der Schulter des Profos’, und somit war von vornherein geregelt, welcher Gruppe er zugeteilt war.

      Die Männer stiegen in die Boote und begannen, die Masten zu richten. Die Reise konnte losgehen, sie warteten nur noch auf das Kommando des Seewolfs.

      Die Boote legten vom Ufer ab und glitten nach Westen davon. Bei dem beständig wehenden Nordwind setzten die Männer die Segel, eine zügige Fahrt war ihnen vorerst gesichert. Jede Jolle verfügte über ein trapezförmiges Großsegel und eine Fock, die für einen recht beachtlichen Schub sorgten.

      „Bei halbem Wind westwärts“, sagte der Kutscher. „Das hört sich fast poetisch an, nicht wahr?“

      „Du mit deinen schlauen Sprüchen“, brummte Carberry. „Bete lieber, daß wir nicht absaufen, das ist viel wichtiger.“

      Allerdings – beide Boote waren ziemlich überfüllt und hatten starken Tiefgang, hart an der Grenze des Zumutbaren. Irgendwie ging dies alles aber doch, und so begannen einige der Männer schon aufzuatmen, da ihnen der anstrengende, an Kraft und Nerven zehrende Marsch durch die Wüste erspart blieb.

      Sie alle aber warfen immer wieder wehmütige Blicke zur „Isabella“

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