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Spaß mit euch machen? Hölle, wenn ich das Wasser hätte, würde ich es ganz bestimmt mit euch teilen.“

      „Das erzähl’ lieber deinen Freunden“, sagte Finnegan verächtlich. „Die kaufen es dir ab. Aber uns kannst du nicht verschaukeln, klar?“

      „Vorsichtig, Finnegan …“

      „Ihr würdet uns nicht einen Tropfen abgeben, wenn die Pütz euch gehören würde. Ihr seid ein schlimmes Trio, das weiß ich gut genug, Piet Reuter, und wenn ihr nicht eine gehörige Portion Respekt vor uns hättet, wären wir längst von den Haien zerrissen worden, nicht wahr?“ Finnegan stemmte die Fäuste in die Seiten. „Möchtest du ein Tänzchen mit uns wagen? Na los, ich warte. Hol dir das Wasser, wenn du dich traust.“

      Paddy Rogers war plötzlich auf den Beinen und richtete sich dicht vor Reuter zu seiner vollen Körpergröße auf.

      „Ich warte auch“, sagte er gelassen.

      Reuter rührte sich nicht vom Fleck, doch er wagte nicht, die beiden Engländer anzugreifen, auch mit Martens und Pravemanns Unterstützung nicht. Jetzt, da es ums eigene Überleben ging, hätte Reuter zwar eine Menge riskiert, doch der Einsatz war ihm immer noch zu hoch. Es war ein Wagnis, Finnegan und Rogers direkt anzugehen. Lieber wartete er eine bessere Gelegenheit ab. Die würde sich schon noch bieten.

      Jan Marten war ein starker Kerl, aber vor Paddy Rogers schreckte er zurück, denn er wußte, wie dieser Mann zuschlagen konnte. Man hatte dies im Vordeck der „Zeland“ bei einer Auseinandersetzung sehen können – seinerzeit hatte Rogers einmal drei Kerle, die ihm eine kleine Flasche Whisky gestohlen hatten, nach Strich und Faden verprügelt, so sehr, daß ihnen Hören und Sehen vergangen war. Statt sie dem Profos zu melden, hatte er sich lieber auf seine Art Genugtuung verschafft.

      Seit jenem Tag waren ihm die Hochachtung und der Respekt der gesamten Crew gewiß gewesen. Pravemann hatte regelrecht Angst vor Rogers, wenn er dies auch gut verbarg. Kurzum, alle drei Holländer hatten Grund genug, die offene Auseinandersetzung mit dem Bullen zu meiden.

      Und Jack Finnegan? Der war auch ein harter und gefährlicher Kämpfer, das wußten sie. Drei gegen zwei, dieses Verhältnis täuschte über die wahre Kräfteverteilung: Reuter, Marten und Pravemann riskierten, selbst zu den Haien befördert zu werden, wenn sie mit den bloßen Fäusten auf die Engländer losgingen.

      Etwas anderes wäre es gewesen, wenn Messer und Säbel zur Verfügung gestanden hätten. Aber die gab es nun mal nicht. Die einzige Waffe auf der Plattform war die Verstrebung, mit der Rogers gegen die Haie gekämpft hatte, und die gehörte nach wie vor den beiden Engländern. Da konnte Pravemann es sich noch so sehr wünschen, beispielsweise Rogers ein Messer in den Rücken zu schleudern – dieses Verlangen würde sich nicht erfüllen lassen, solange sie auf dem Mars verweilen mußten.

      Jack Finnegan nahm die Pütz und stellte sie an den Rand der Plattform. Das war eine zusätzliche Herausforderung. Er wollte prüfen, wie groß Reuters Mut war.

      „So“, sagte er. „Wenn ihr es jetzt wagt, auch nur einen Versuch zu unternehmen, um euch die Pütz zu holen, stoße ich sie ins Wasser, damit ihr sie ja nicht kriegt, ihr drei Käsefresser.“

      „Jetzt gehst du zu weit“, sagte Piet Reuter leise.

      „Ich? Du hättest gestern lieber nicht so dreckig lachen, sondern uns besser helfen sollen.“

      „Du kannst uns deswegen nicht sterben lassen, Finnegan.“

      „Tue ich das? Noch seid ihr hübsch lebendig, soweit ich erkennen kann.“

      „Finnegan, laß doch mal vernünftig mit dir reden.“

      „Das hört sich schon besser an.“

      „Das Gequatsche hat keinen Zweck“, sagte plötzlich Jan Marten. „Geben wir’s diesen Bastarden!“

      „Halt dich zurück“, warnte Reuter. Er wußte, daß Martens Gerede nur eine leere Drohung war, aber er hoffte, dessen Worte ausnutzen zu können, um seinen eigenen Sätzen den nötigen Nachdruck zu verleihen.

      „Immer ruhig Blut und setzt euch wieder“, sagte Pravemann. „Was soll denn das Ganze? So erreichen wir gar nichts. Irgendwann schlafen unsere Freunde ja doch wieder ein. Dann sehen wir, wie sich das regeln läßt.“

      „Irrtum“, sagte Finnegan höhnisch. „Wir schlafen mit einem geschlossenen und mit einem wachen Auge. Hätte ich sonst vielleicht den Regen bemerkt?“

      Reuter trat zu Marten und Pravemann zurück. Sie raunten sich untereinander etwas zu, wiesen auf die Engländer und schienen zu beratschlagen. Was sie sprachen, konnten Finnegan und Rogers nicht verstehen.

      Finnegan und Rogers verschränkten die Arme vor der Brust.

      „Laß dich von denen bloß nicht ins Bockshorn jagen“, sagte Finnegan verhalten. „Sie können gar nichts tun. Immer hübsch ruhig bleiben, Paddy.“

      So belauerten sich die beiden Parteien gegenseitig wie wilde Tiere – und unten im Wasser lauerten weiterhin die Haie. Jedem der fünf Männer war klar: Wer bei einem eventuellen Kampf von der Plattform flog, dem war nicht mehr zu helfen.

      Jack Finnegan lag für einige Zeit mit seinen eigenen Gefühlen im Widerstreit, dann entschied er sich, wenigstens den Versuch einer Einigung zu unternehmen. Er brach das tödliche Schweigen, das auf der Plattform herrschte.

      „Eigentlich ist es idiotisch, was wir hier treiben“, sagte er. „Wir könnten, wenn wir wollten, Ruhe und Frieden walten lassen. Wollen wir es nicht probieren? Ich meine, das wäre in unserem Interesse, denn wenn wir den Haß weiterhin schüren, wird der Mars für uns fünf bald zur Hölle.“

      „Wie klug er redet“, sagte Pravemann höhnisch. „Richtig gebildet, was? Er hätte das Zeug zum Bordkaplan.“

      Finnegan ließ sich durch diese Worte nicht beeinflussen. „Wir müssen ganz einfach zusehen, so lange wie möglich durchzuhalten. Vielleicht taucht irgendwann ja doch ein Schiff auf. Je mehr Zeit vergeht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit. Leuchtet euch das nicht ein?“

      „Doch“, erwiderte Piet Reuter. „Aber dann rück’ jetzt auch mit dem Wasser heraus, Finnegan. Ich hab’ nämlich Durst.“

      „Nein.“

      „Also sind wir wieder da, wo wir angefangen haben?“

      „Nicht ganz“, sagte Finnegan. „Wir teilen das Wasser ein. Ihr habt also eine Chance, euren Anteil doch noch zu erhalten. Nur nicht sofort – ihr hättet euch ja heute nacht satt trinken können. Warum habt ihr’s nicht getan?“

      „Warum hast du uns nicht geweckt?“ fragte Reuter aufgebracht.

      „Weshalb hast du nicht aufgepaßt?“

      So ging es hin und her, aber im Verlauf des hitzigen Gesprächs wurde mehr und mehr deutlich, wer die eigentliche Autorität auf der Plattform war: Finnegan. Er allein war imstande, den Überblick zu bewahren und die schiffbrüchige Gruppe zu leiten. Er blieb kühl und gelassen und offenbarte seinen harten Kern, der ihn nicht aufgeben ließ. Schließlich mußten Reuter, Marten und Pravemann seinen Vorschlag bezüglich des Wassers akzeptieren, es blieb ihnen nichts anderes übrig.

      Somit war der Streit zwischen den beiden Parteien vorläufig auf einem ruhenden Punkt angelangt. Jeden Augenblick aber konnten die Reibereien von neuem beginnen.

      Am nächsten Tag, dem vierten auf der Marsplattform, trieb aus der gesunkenen „Zeland“ ein Bootshaken auf. Die fünf Männer kauerten am Rand der Marsplattform und betrachteten das Ding, als handle es sich um eins der Weltwunder der Antike, dabei war es doch nur ein simpler Haken, dem bei normalem Betrieb an Bord eines Schiffes kein Mensch übertriebene Aufmerksamkeit geschenkt hätte.

      „Den könnten wir gebrauchen“, sagte Piet Reuter.

      „Ja“, pflichtete Jack Finnegan ihm bei. „Als Waffe gegen die Haie. Wer entert mit mir ab?“

      „Ich natürlich“, erwiderte Paddy Rogers.

      „Nein,

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