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Seewölfe Paket 26. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 26
Год выпуска 0
isbn 9783954399949
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
De Escobedo schüttelte unwillig den Kopf. „Unmöglich. Viel zu verfrüht und voreilig. Nein, so geht das nicht.“
„Warte“, sagte Bastida. „Es ist wichtig, diesen Leuten in der Residenz die Zähne zu zeigen, ehe sie Gelegenheit haben, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.“
„Zum Beispiel?“
„Sie könnten Ausfälle unternehmen.“
„Sie haben doch keinen, der sie befehligt“, erwiderte de Escobedo. „Marcelo, dieser versoffene Hund, liegt flach und kann keine Initiative ergreifen.“
„Wir müssen damit rechnen, daß jemand seinen Posten übernimmt“, wandte Bastida ein. „Irgendwas hecken sie bestimmt aus. Wir müssen ihnen zuvorkommen.“
„Ich habe aber keine Leute mehr“, sagte de Escobedo mit einer Stimme, die dem Dicken auf die Nerven ging. „Was soll ich denn tun? Ich kann sie doch nicht herbeizaubern. Sie sind alle weggelaufen.“
Bastida lehnte sich zurück und wippte ein wenig mit seinem Stuhl. „Ich werde dir beweisen, daß ich doch ein bißchen zaubern kann.“
„Du bist verrückt.“
„Bist du sicher?“
„Also gut“, sagte de Escobedo. „Nun laß die Katze schon aus dem Sack. Spann mich nicht länger auf die Folter. Wie lautet deine Idee? Was hast du vor?“
„Ich werde dir zeigen, warum ich, Gonzalo Bastida, der ungekrönte König aller Ratten von Havanna bin“, entgegnete der Dicke lachend. „Du hast es eben selbst angedeutet, mein lieber Alonzo. Ja, ich kriege die Kerle zusammen. Ich brauche nur zuzupacken, und schon habe ich sie. So einfach ist das.“
De Escobedo lamentierte weiter herum, daß alles ziemlich aussichtslos sei, aber der Dicke wischte seine Einwände vom Tisch. Bastida schritt zur Tat. Er stieß einen Pfiff aus – und prompt erschienen seine vier Leibwächter in dem Hinterzimmer.
De Escobedo betrachtete Cuchillo, Gayo, Rioja und Sancho nicht ohne Unbehagen. Diese Kerle waren ihm nicht geheuer. Wenn man nicht aufpaßte, eckte man mit ihnen an. Sie taten bedingungslos das, was Bastida ihnen sagte. Es empfahl sich nicht, einen Mann wie den Dicken zum Feind zu haben. Und es war auch wenig ratsam, seinen Gorillas zu verstehen zu geben, daß man sie für schwachköpfige Narren hielt.
Cuchillo, der schlankste und geschmeidigste Kerl des Quartetts, lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand.
„Was gibt’s denn?“ erkundigte er sich.
Gayo, der Bullige, polkte mit dem Finger in einer Zahnlücke herum.
„Ist was nicht in Ordnung?“ fragte er und warf dabei de Escobedo einen drohenden Blick zu.
Rioja kaute auf irgendwelchen Speiseresten herum. Sancho grinste, als habe er bereits begriffen, um was es ging. In Wirklichkeit hatte er nicht die geringste Ahnung, was der Dicke von ihnen wollte.
„Es gibt Arbeit“, erklärte Bastida. „Wie viele Kerle befinden sich zur Zeit in meiner Kneipe?“
„Na, so an die drei, vier Dutzend“, erwiderte Cuchillo.
„Wie viele davon sind Soldados?“ wollte Bastida wissen. Er hatte jetzt seinen typisch eiskalten, lauernden Blick, der verriet, daß er etwas im Schilde führte.
„Fünf oder sechs“, erwiderte Cuchillo, der im Denken immer der Schnellste von den vieren war.
„Der Rest ist Freiwild“, sagte Bastida grinsend. „Einige wollen sicherlich noch ihre Beute bei mir absetzen. Daraus wird vorläufig nichts. Ich kaufe erst heute nachmittag wieder. Jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht.“ Er begann zu lachen, und sein dicker Bauch lachte hüpfend mit.
Die Leibgarde lachte ebenfalls. De Escobedo hielt es für angebracht, auch ein dünnes Grinsen aufzusetzen. Das Lachen drang laut und schallend in den Schankraum hinüber, und einige Gäste fragten sich, was Bastida eigentlich feierte – seine guten Geschäfte oder den Aufstand, der in Havanna herrschte. Hätten sie geahnt, daß es ihnen jetzt an den Kragen ging, hätten sie schleunigst das Weite gesucht.
Gonzalo Bastida hieb mit der Faust auf den Tisch, daß Flasche und Gläser wackelten. Das Lachen verstummte. Der Dicke musterte seine Kerle und sagte mit leiser, gefährlich klingender Stimme: „Sämtliche Kerle werden sofort rekrutiert. Wer nicht pariert, kriegt gehörig was aufs Maul. Wir brauchen Leute für den Sturm auf die Residenz. Alles klar?“
„Alles klar“, erwiderte Cuchillo.
„Dann fangt an“, sagte der Dicke. Er beschrieb eine herrische Geste. Cuchillo, Gayo, Rioja und Sancho rückten ab und betraten den Schankraum. Sie rieben sich grinsend die Hände. Die Aufgabe, die Bastida ihnen soeben erteilt hatte, war ganz nach ihrem Geschmack.
3.
Cuchillo griff sich sofort zwei Kerle, die an einem Ecktisch saßen und ihren Wein in Gesellschaft zweier grell geschminkter Señoritas becherten. Die Kerle begriffen nicht recht, wie ihnen geschah. Im Nu hatte Cuchillo sie hochgehievt und in den hinteren Bereich des Raumes befördert.
„So!“ fuhr er sie an. „Jetzt ist Schluß mit der Sauferei! Bleibt hier stehen!“
„Moment mal!“ protestierte einer der beiden, ein Kerl mit wüsten Narben im Gesicht. „Was soll das heißen?“
„Daß es Arbeit gibt“, entgegnete Cuchillo. Er drehte sich um, marschierte an einen anderen Tisch und holte sich den nächsten „Rekruten“.
„Seid ihr übergeschnappt?“ brüllte der Narbige.
Gayo, Rioja und Sancho erteilten den „Soldados“, die sich in der Kaschemme befanden, knappe Befehle. So packten auch die „Soldados“ mit zu. Kerl für Kerl wurde in die hintere Raumecke transportiert. Unruhe entstand. Die Kerle prallten gegeneinander, fluchten und randalierten. Sie schrien wild durcheinander.
„Hört auf, ihr Schweine!“ brüllte einer. „Ihr habt sie wohl nicht mehr alle, was?“
Rioja rammte ihm die Faust in den Magen.
„Wie hast du uns genannt?“ fragte er drohend.
Der Kerl krümmte sich und schnappte japsend nach Luft. Der Narbige wollte ihm zu Hilfe eilen, doch Gayo nahm ihn in einen brutalen Knebelgriff. Der Narbige zappelte, trat auf der Stelle und jaulte wie ein Straßenköter.
Die „Señoritas“ entfernten sich kreischend von den Tischen. Sie begriffen schneller als die rekrutierten Kerle, was die Stunde geschlagen hatte. Mit hastigen Schritten flohen sie zu ihren Kammern und brachten sich in Deckung. Wenn erst die Fäuste flogen und die Messer blitzten, konnte es für einen Rückzug zu spät sein. Plötzlich herrschte eine ausgesprochen ungesunde Atmosphäre in Bastidas Kaschemme.
Gonzalo Bastida erschien hinter der Theke. Neben ihm war, im Halbdunkel nur schwer zu erkennen, Alonzo de Escobedo. Bastida donnerte seine Faust auf die Theke und brüllte: „Herhören!“
Einer der „beschlagnahmten“ Kerle versuchte gerade, sich Sanchos Griff zu entwinden. Aber Sancho trat ihm kräftig in den Hintern. Auch dieser Kerl zog es vor, keinen Widerstand mehr zu leisten.
Die Kerle verstummten allmählich.
„Aufgepaßt“, fuhr Bastida fort. „Schreibt euch hinter die Ohren, was ich euch jetzt sage. Ich werde es nicht wiederholen. Vorläufig kaufe ich keine geplünderte Ware mehr.“ Vielleicht heute nachmittag wieder, dachte er, aber er hütete sich, es laut zu verkünden. Die Kerle mußten nachhaltig beeindruckt werden. „Das Geschäft und auch die Zapfhähne in meiner Schenke werden erst wieder eröffnet, wenn die Residenz gefallen ist!“ teilte er der Versammlung barsch mit. „Basta!“
„Was?“ heulte einer