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viele Zuckerwürfel zwischen zwei Fingern halten könne. Ich zeigte ihr einfach, wie man diesen Trick durchführte, und begab mich anschließend zurück zu meinem Tisch. Meine Mom gab zwar an, peinlich berührt gewesen zu sein, doch es war eine großartige Anekdote und sie liebte es, sie zum Besten zu geben.

      Die Vorstellung meiner Mom von Disziplin war eher ungewöhnlich. Ihre Bestrafungen waren kreativ. Einmal wollte ich Devil Dogs, eine Art Cremeschnitte, zum Abendessen. Ich schrie, ich bettelte, flippte komplett aus und wollte nichts anderes als diese cremige, künstlich erzeugte Süßspeise essen. Mom gab schließlich nach, sagte aber, dass ich zumindest zwölf Devil Dogs essen müsse, wenn ich sie wirklich zum Abendessen haben wollte. Mir kam es so vor, als hätte ich den Junkfood-Jackpot geknackt – bis ich mir schließlich den dritten Devil Dog in den Mund zu schieben versuchte. Mir wurde langsam schlecht und letzten Endes übergab ich mich quer über das ganze Badezimmer hinweg. Mom fragte mich schließlich, ob ich jemals wieder Devil Dogs zum Abendessen haben wolle. Ich glaube, dass ich seither nie wieder einen gegessen habe. Bereits der zweite süße Snack, den ich von meiner Liste streichen konnte.

      Sie hatte keine Angst davor, sich lächerlich zu machen, falls es die Situation erforderte, um ihren Standpunkt zu demonstrieren. Einmal nahm sie meinen Cousin Johnny mit, um Godzilla – er nannte ihn Godzillabones – im Kino zu sehen. Er drehte aus irgendeinem Grund komplett durch, als sie beide das Kino wieder verließen. Sie warf sich sofort auf den Boden und zog ihren eigenen Wutanfall durch, um Johnny zu schockieren und zu zeigen, wie kreativ – und effektiv – ihre Disziplinierungsmaßnahmen waren.

      Einige der Einlagen, die Mom für witzig hielt, konnten mitunter auch unheimlich sein. Sie war richtig gut darin, Leute nachzumachen, was mir üblicherweise sehr gut gefiel, weil es mich zum Lachen brachte. Allerdings mochte ich es nicht, wenn es die Hexe aus Schneewittchen war. In diesem Zeichentrickfilm hatte die Hexe dieses entsetzliche und erschreckende Kichern, das meine Mom eins zu eins nachmachen konnte. Sie tat das dann völlig willkürlich und es verängstigte mich nach Strich und Faden. Ich flehte sie an, damit aufzuhören. Sie kicherte allerdings noch ein wenig weiter – länger jedenfalls, als mir lieb war. Ich liebte ihre Fähigkeit, jemanden nachzuahmen, und ich sehe mein eigenes diesbezügliches Talent als ein Geschenk von ihr an, doch sobald sie mit dieser Stimme loslegte, begann ich zu schreien: „Du bist meine Mutter, du bist meine Mutter!“ Sie tat einfach das, wonach ihr gerade war – und sie liebte die Aufmerksamkeit. Ich glaube nicht, dass Mom je begriff, dass ich mich tatsächlich und ehrlich fürchtete. Später erzählte sie davon und betonte voller Stolz, dass ich immer wieder gerufen hätte, dass sie meine Mutter sei.

      Während dieser Jahre kam meine Modelkarriere so richtig in Schwung. Mom war meine Managerin, allerdings war sie kaum das, was man eine typische „Bühnenmutter“ nennen würde. Sie fragte mich, ob ich an einem Engagement interessiert sei, und ließ mich dann einfach mein Ding machen. Sie nahm mich nie ins Kreuzverhör, wie es hinter verschlossenen Türen gelaufen war, sondern wartete ab, bis ich freiwillig mit Informationen herausrückte. Ich bin mir sicher, dass sie liebend gerne Rückmeldungen bekommen hätte, doch kann ich mich nicht daran erinnern, dass sie mich je dazu gedrängt hätte. Wenn ich einen Job nicht bekam, diskutierten wir einfach, was wir nun stattdessen mit der freien Zeit anfangen würden.

      Es kam sehr oft vor, dass wir durch die Tür des Aufzugs hindurch hören konnten, wie Eltern ihre Kinder anschrien oder sogar schlugen. Wir hörten oft das Weinen und wie es immer schwächer wurde, als sich der Lift von uns weg und in Richtung Erdgeschoss entfernte. Ich verstand nie, warum Moms ihren Kindern Sachen wie Fahrräder versprachen, wenn sie einwilligten, zu solchen Terminen zu gehen.

      Wenn ein Kind kein Model sein wollte, dann sollte es das auch nicht sein müssen. Meine Mutter bestach oder zwang mich nie, zu einem Vorsprechen zu gehen oder zu arbeiten, wenn mir nicht danach war. Natürlich, ich war ziemlich jung und stellte mich kaum einmal gegen meine Mom, aber ich erinnere mich nicht daran, unter Druck gesetzt worden zu sein, etwas zu tun, wozu ich keine Lust hatte. Mom gab mir das Gefühl, dass die Entscheidung ganz bei mir läge. Sie sagte, dass ich jederzeit aufhören könnte. Ich wollte selbstverständlich nichts anderes, als sie glücklich zu machen, weshalb ich mich fast nie weigerte, etwas zu machen. Egal, was für ein Tag es war, wenn ich gesagt hätte, dass ich einen Job doch nicht machen wollte, hätte Mom den Stromstecker des Telefons gezogen oder wäre mit mir in den Central Park geflüchtet. Das erzürnte die Klienten und Agenturen, aber machte mich ironischerweise nur begehrter. Nein ist schon ein mächtiges Wort.

      Seltsamerweise erhielt ich nur wenig Jobs in der Werbung. So warb ich zwar für Heftpflaster der Firma Johnson and Johnson sowie für die Puppe Holly Hobbie, doch schon bald schien es, als wäre mein Aussehen nicht „amerikanisch“ genug. Ich wurde oft mit der Begründung abgewiesen, dass ich zu „europäisch“ wirken würde. Wann immer ich aber einen Job bekam, wusste ich, dass ich – egal, was kommen würde – meinen Spaß haben würde, und sich auch meine Mutter freuen würde. Es war als eine Win-win-Situation.

      Ich lernte schon früh: Je netter ich zu den Erwachsenen war, desto liebenswürdiger verhielten sie sich mir gegenüber. Es war alles nur so zum Vergnügen während dieser Jahre – oder zumindest kam es mir so vor.

      Ich ging zur Grundschule in Manhattan, während ich arbeitete, und verpasste kaum einmal einen Tag, um zu modeln. Bei manchen der größeren Trips verpasste ich vielleicht einen Freitag. Sogar als ich ein wenig älter wurde, behielt Mom diese Regel bei. Wenn die Agentur anrief und sagte, dass wir ein Shooting um zehn Uhr vormittags an einem Donnerstag hätten, antwortete Mom, dass das toll wäre und wir um 15 Uhr erscheinen würden. Wenn sie dann Druck auszuüben versuchten, erklärte sie, dass es okay wäre, ein anderes Kind zu engagieren, wenn sie mich nicht haben wollten. Aber ich wäre eben nicht verfügbar, bevor die Schule nicht um 14 Uhr 40 aus wäre. Während die anderen Kinder Sport betrieben und sich zum Spielen verabredeten, wurde ich für unterschiedliche Kataloge fotografiert. Ich kann nicht sagen, dass es mir etwas ausmachte, mich nicht mit Sport zu beschäftigen beziehungsweise nicht dazu gezwungen zu werden, meine Zeit getrennt von meiner Mutter zu verbringen.

      Ich habe viele tolle Erinnerungen an diese frühen Jahre. Einmal wurde ich für eine Werbung als Jean Shrimptons Tochter gecastet. Mom sagte immer, dass ich ihr ähnlicher sähe als jedes andere Model und jede andere Schauspielerin. Mom fand sie wunderschön und hielt ihr Gesicht für perfekt symmetrisch.

      In den nächsten Jahren modelte ich für Werbungen und Kataloge von Firmen wie Macy’s, Sears and Roebuck, Bloomingdale’s, Alexander’s, McCall’s und Butterick. Jedes Mal, wenn ich einen Vorstellungstermin hatte, hielt sich Mom im Hintergrund. Auf dem Set war meine Mutter keine, die ihre Anwesenheit zu sehr betonte. Sie umschwirrte nie das Kreativteam oder gab mir ungefragt Ratschläge. Zwar entging ihr nichts und sie hatte zu jedem eine Meinung, doch damals war sie eher subtil und teilte ihre Einschätzungen nicht mit mir.

      Unser Leben war aktiv und lustig. Wir verfolgten im Grunde genommen beide eine richtige Karriere. Ich modelte und Mom managte. Als ich zehn wurde, wurde es allerdings unumgänglich, dass ich mir eine breiter aufgestellte und glaubwürdigere Vertretung suchte. Mom sah sich bei zahlreichen verfügbaren Modelagenturen um und war offenbar nicht einverstanden mit dem, was sie vorfand. Sogar damals schon hatte sie hohe Ansprüche und wollte sich mit nichts zufrieden geben, was in ihren Augen gewöhnlich oder pöbelhaft wirkte.

      Da sie auch privat in vielen Fotostudios und Künstlerateliers verkehrte beziehungsweise Freunde in der Kosmetik- und Haarpflegebranche hatte, kannte sie die Besten im Geschäft. Jene Models, die ihr gefielen, schienen allesamt von der Ford Modeling Agency vertreten zu werden, und sie wusste, dass sich alle angesehenen Werbefirmen dort nach Models erkundigten. Ford war eine Agentur, die über ein solches Prestige und solchen Einfluss verfügte, dass Mom entschied, es wäre die einzige geeignete Vertretung für ihr kleines Mädchen.

      1974 betreute Ford Models noch keine Kinder und hatte auch gar nicht vor, diesen Bereich in den bereits florierenden Betrieb einzugliedern. Allerdings hatten wir ein Ass im Ärmel. Eileen und Jerry Ford, die die Agentur gegründet hatten, kannten meinen Vater aus diversen gesellschaftlichen Kreisen. Außerdem stellten sie Models für Aufträge von Revlon zur Verfügung und ebendort arbeitete mein Vater mittlerweile als Verkaufsleiter.

      Ich erinnere mich, dass meine Mutter

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