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beschäftigt, darüber nachzudenken, ob dieser Zeitpunkt denn nun schon gekommen sei, als dass sie sich noch auf ihr Thema einlassen konnten. Andere wollten aus Rücksicht auf mich „nichts falsch machen“ und öffneten die Augen viel zu früh – oder gar nicht.

      Empfehlung:

      Eine zeitliche Richtschnur entspannt Patient und Therapeut. Und diese kann entweder mit dem Muskeltest individuell festgelegt werden oder aber mit der pauschalen Vorgabe von zehn Minuten.

      Ich kann aus den Erfahrungen der 25 Jahre, in denen ich das Stress Release in der Praxis anwende (davon mehr als 20 Jahre in der hier beschriebenen Weise), und aus den Rückmeldungen der von mir ausgebildeten Therapeuten keine Situation ableiten, in der das Stress Release kontraindiziert wäre oder damit ein Risiko eingegangen würde. Die einzige Frage, zu der ich nicht über genügend Erfahrung verfüge, ist die, wie es sich mit einem solchen „synchronisierenden“ Einfluss auf das Gehirn bei Patienten mit Anfallsleiden verhält. Bei den wenigen, die ich in meiner Praxis entsprechend behandelt habe, ist nie ein Anfall ausgelöst worden, aber das genügt nicht für eine Verallgemeinerung.

      Hinsichtlich psychischer Reaktionen gehe ich davon aus, dass ein Stress Release als solches niemals die Befindlichkeit verschlimmern kann, mit der ein Patient gekommen ist. Dies erscheint mir wichtig zu erwähnen, weil es auch Neurofeedback-Verfahren wie das EMDR gibt (Eye Movement Desensitization and Reprocessing – zu Deutsch etwa: Augenbewegungs-Desensibilisierung und Wiederaufarbeitung), bei denen zum Beispiel über Augenrotation bestimmte Erinnerungen geweckt und sogar forciert werden sollen – was durchaus unangenehm sein kann. Das Stress Release, wie ich es praktiziere, greift jedoch immer nur das auf, was zuvor schon aktiv ist. Dies ist allerdings eine rein empirische Schlussfolgerung; ich möchte anregen, sie auch neurophysiologisch zu untermauern!

      Damit kann das Stress Release ohne Bedenken einem großen Kreis von Patienten zugutekommen, einerseits in der wiederholten Akut- und Selbsthilfe, andererseits und hauptsächlich aber in seiner nachhaltigen Wirkung, tatsächlich „Knoten zu lösen“, die von den Fesseln alter emotionaler Verarbeitungsweisen befreien. Diesen Knoten auf die Spur zu kommen macht somit die wesentliche Vorarbeit für eine tiefgreifende Wirkung des Stress Release aus.

      Da wir beim Stress Release eine neurophysiologische Wirkung erreichen wollen, stellt sich die Frage, wie es gut gelingen kann, die dafür erforderlichen Zentren in Aktion zu bringen. Dieser „Zuarbeit“, die im Stress Release ihre physiologische Krönung findet, wenden wir uns nun zu.

      Ich gehe davon aus, dass die erwünschte Tiefenwirkung beim Stress Release auf unterschiedliche Weise gefördert werden kann. In meiner Kinesiologieausbildung hatte ich zahlreiche mögliche Begleitmaßnahmen des Stress Release kennengelernt, beispielsweise Augenrotationen, Farbbrillen, gleichzeitiges Halten von Meridianpunkten, gleichzeitige Reizung neurolymphatischer Zonen, Auflegen von Bach-Blütenessenzen auf den Körper, Wiederholung von Affirmationen, Düfte, Töne und mehr. Praktisch sah das unter Umständen so aus, dass während des Berührens der Stirnbeinhöcker (oder anderer Reflexpunkte) der Patient zugleich durch eine Farbbrille schaute und mit den Augen rotierte, dass von ihm selbst oder vom Therapeuten Affirmationen gesprochen wurden, dass bestimmte Zonen am Körper durch Reiben aktiviert wurden oder Ähnliches.

      Wie bereits erwähnt hinderte mich die Kombination meiner vollen Hausarztpraxis und meines schlechten Gedächtnisses oft daran, schnell einmal auf diese erlernten „Bausteine“ zuzugreifen, sodass der Reihe nach immer mehr von ihnen verloren gingen. Hier nun möchte ich der angekündigten Erklärung nachgehen, wieso ich davon ausgehe, dass meine derart reduzierte Version des Stress Release mit dem alleinigen Halten der Stirnbeinhöcker den komplexeren Verfahren im Ergebnis ebenbürtig ist. Dazu fallen mir nur zwei Möglichkeiten ein: Entweder die „vergessenen“ Elemente sind überflüssig oder etwas anderes, etwas Gleichwertiges ist an ihre Stelle getreten.

      Da viele kinesiologische Techniken nicht nur theoretisch sinnvoll und praktisch bewährt, sondern auch physiologisch belegt sind, kann „überflüssig“ nicht die passende Erklärung sein. Also liegt es nahe, dass ich (unbewusst?) etwas anderes an ihre Stelle gesetzt habe, das letztlich in etwa dieselbe Wirkung hat.

      Wenn eine Absicht kinesiologischer Interventionen darin liegt, die richtigen Gehirnareale anzuregen, dann muss ich das wohl auf einem anderen Weg ebenfalls erreicht haben. Wie könnte das geschehen sein? Was trage ich in meinen Sitzungen mit Patienten dazu bei, die richtigen Nervenzellen anzuregen?

      Meine Art, als Ärztin und Psychotherapeutin mit dem Patienten in Resonanz zu kommen, ist das Gespräch: Ich gehe auf ihn ein, versuche, ihn zu verstehen, und baue ihm damit Brücken, sich selbst und seine Möglichkeiten besser zu erkennen. Mir lag es schon in meiner früheren Hausarztpraxis mehr am Herzen, dass ein Patient verstand und sich nicht einfach nur verhielt, egal, ob es um Diabetes oder Rückenschmerzen, um Medikamenteneinnahme oder um Seelennöte ging. Kein Röntgenbefund und kein Laborwert spricht von sich aus zu einem Kranken. Erst das Gespräch über die Befunde verschafft dem Betroffenen einen Zugang und bezieht sein Bewusstsein mit ein – was erst recht eine entscheidende Voraussetzung dafür ist, in der seelischen Entwicklung seinen eigenen Weg zu finden.

      Das Gespräch mit dem Patienten und die Beziehung zu ihm steht also bei mir immer im Mittelpunkt und jede Art von technischen und methodischen Hilfsmitteln ordne ich dem unter.

      Rein neurophysiologisch gesehen dürfte es also verschiedene Wege geben, im Gehirn Resonanz zu erzeugen. Das funktioniert mit kinesiologischen Elementen ebenso wie im reinen Gespräch und es gibt vermutlich noch zahlreiche andere Anregungen für die beteiligten Hirnareale – vielleicht durch Töne (Klangschalen, Musik), Fotos des Patienten oder selbstgemalte Bilder und vielerlei mehr.

      Dass ich etliche Elemente meiner kinesiologischen Ausbildung schlichtweg vergessen hatte, hat somit zu einer wertvollen Erkenntnis geführt:

      Methodische Freiheit

      Das Stress Release als solches (also das Halten der Stirnbeinhöcker) kann vielfältig genutzt und in verschiedene Arbeitsweisen integriert werden. Voraussetzung für einen hohen Wirkungsgrad ist die Anregung bestimmter neuronaler Rückkopplungen zu einem bearbeiteten Thema. Diese Resonanzen löst die Kinesiologie durch zahlreiche reflektorische Maßnahmen aus; andere Impulse und Zugänge sind aber ebenso gut möglich. Zu diesen gehört insbesondere eine tiefergehende Gesprächsführung. Somit haben Therapeuten die Wahl, wie sie das Stress Release der eigenen Arbeitsweise und gegebenenfalls der Akzeptanz der Patienten anpassen; sie sind nicht auf ein bestimmtes methodisches Vorgehen festgelegt.

      Gesprächsresonanz

      Da das Gespräch bei jeder therapeutischen Begleitung ein verbindendes und allgemeingültiges Element ist, möchte ich einigen Aspekten desselben noch etwas mehr Aufmerksamkeit schenken, speziell mit Blick auf die Resonanz. Denn nicht jedes Gespräch ist gleichermaßen geeignet, den Patienten „bei sich ankommen“ zu lassen und „den springenden Punkt“ seines Problems zu erfassen, um die Entwicklung in eine neue Richtung anzustoßen. Einige Gesprächselemente haben sich in unseren Ausbildungen als besonders geeignet erwiesen, eine Thematik auszuloten, zu verdichten und das Verständnis für die „psychischen Fehlschaltungen“ zu öffnen, die im Stress Release in neue Bahnen geleitet werden sollen. Ein paar solcher „Schlüsselelemente“ möchte ich als Anregungen kurz vorstellen.

      Natürlich braucht ein Mensch, der mit Seelennöten in die Praxis kommt, in erster Linie Raum zum freien Reden und als Therapeuten werden wir zunächst uneingeschränkt anhören, was der Patient mitbringt – zum einen, damit er seine Last mit-teilen kann, zum anderen, um ihn kennenzulernen. Und in der einen oder anderen therapeutischen Begleitung mag das Von-der-Seele-Reden unter empathischer Zuwendung bereits der bestmögliche Weg zur Heilung sein.

      Andererseits habe ich in meiner Praxis oft genug gehört, dass Menschen sich unsicher und sogar unverstanden fühlten,

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