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Du wirst ihn noch kennenlernen, er ist sehr nett.«

      Julia dachte nicht daran, nun von Torsten zu Marius überzuwechseln, aber als guter Freund war er ihr willkommen. Er strahlte eine Ruhe aus, die sie jetzt gut gebrauchen konnte.

      Christine wurde jeden Tag auf dem laufenden gehalten. Auch jetzt, als Patrick im Bett lag, rief Julia ihre Freundin an. Christine erfuhr nun, daß Torsten in Julias Leben keine Rolle mehr spielen würde. Julia konnte das schon sehr glatt über die Lippen bringen und achtete darauf, daß ihre Stimme sie nicht verriet.

      »Ich hätte nicht gedacht, daß es doch nichts Ernstes ist. Komisch, dabei täusche ich mich in dir so selten…«, erwiderte Christine verwundert.

      Julia kämpfte mit sich. Aber letztendlich siegte die Angst, daß sie sich auf eine lange Diskussion einlassen mußte. Christine würde sich von einer weiblichen Stimme am Telefon nicht einschüchtern lassen, sondern Aufklärung verlangen. Und dasselbe von ihr erwarten.

      »Na gut, es gibt schließlich noch mehr Männer. Mach dir nichts daraus. Jetzt ist erst einmal die Hauptsache, daß ihr wieder auf die Füße kommt.«

      »Thomas will uns zu einer vierzehntägigen Reise einladen, die Kinder und mich. Er kommt auch mit.«

      Das verschlug Christine für einen Moment die Sprache. Dann holte sie tief Luft. Julia sah ihre Freundin jetzt genau vor sich. Sie runzelte bestimmt die Stirn und versuchte dahinterzukommen, was das bedeuten konnte.

      »Willst du damit etwa sagen, daß ihr wieder zusammenkommt?« fragte sie dann mit düsterer Stimme.

      »Nein, aber daß wir vielleicht Freunde werden könnten.«

      »Meine liebe Julia, dann gebe ich dir mal einen Rat. Kläre das gleich mit ihm, von vornherein. Ich glaube nicht, daß er dich als Schwester sieht. Ihr werdet am Strand liegen, du in einem süßen Bikini, nee, nee, eher würde ich einem Tiger über den Weg trauen.«

      »Unsinn, das weiß er genau.«

      »Julia, sei nicht so naiv!«

      »Ich bin nicht naiv. Thomas will nichts mit mir anfangen.«

      »Und wie stellt sich das dann für die Kinder dar? Meinst du nicht, daß zumindest Nele glauben wird, daß ihr wieder eine richtige Familie werdet?«

      Julia wollte schon verneinen, aber dann dachte sie daran, wie Nele reagiert hatte.

      Angst überfiel sie mit solcher Macht, daß sie am liebsten sofort ins Krankenhaus gestürzt wäre, um Nele zu erklären, wie es sein würde.

      »Ich sehe, du beginnst nachzudenken«, unterbrach Christine ihre innere Panik.

      »Ich werde morgen mit ihr reden.«

      »Na, dann viel Glück. Ich finde es wunderbar, wenn Thomas mit den Kindern verreist. Du kannst bestimmt sicher sein, daß er gut aufpaßt nach dem Schock. Aber du solltest tunlichst verzichten, oder dir allein eine schöne Reise vornehmen.«

      »Meinst du wirklich, daß es nicht anders geht?«

      »Absolut.«

      »Na gut, ich werde noch einmal darüber nachdenken…«

      »Aber schnell, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist.«

      Julia war sehr nachdenklich, als sie das Gespräch beendete. Wahrscheinlich hatte Christine recht mit ihrer Vermutung, daß Thomas nicht nur an ein freundschaftliches Verhältnis dachte. Er war ein sinnlicher Mann, wenn er seine Arbeit einmal vergaß.

      Nein, Julia war sich ganz sicher, daß sie diesen Weg nicht mehr gehen wollte. Sie hatte Thomas einmal geliebt, aber das war vorbei. Nicht einmal für die Kinder würde sie wieder mit ihm zusammenleben wollen. Auch nicht, wenn es keinen Torsten gegeben hätte.

      Na, wenigstens diese Klarheit hatte sie. Julia lächelte leicht resigniert über sich selbst. Ihr Leben war ganz schön durcheinander geraten.

      Im Geschäft gab es am nächsten Tag nicht allzuviel zu tun. Julia hatte etwas Zeit und beschloß, gleich ihr Gespräch mit Thomas zu führen. Es lag ihr etwas auf dem Magen, sie wollte es hinter sich haben.

      Sie erreichte ihn im Büro. Er schien sich über ihren Anruf zu freuen.

      »Thomas, ich muß mit dir über diesen Urlaub sprechen.«

      »Ja, was ist denn? Hast du einen bestimmten Wunsch, wohin wir fahren sollten?«

      »Nein, nein, du verstehst mich falsch. Ich wollte dir sagen, daß ich mich freue, wenn du mit den Kindern fährst, aber ich komme nicht mit.«

      Schweigen. Julia merkte, wie er überlegte, was das bedeuten sollte.

      »Ist es dir so unangenehm, mit mir zu verreisen? Früher hast du dir das gewünscht.«

      Julia mußte an Christines Worte denken. Es stimmte, Thomas dachte wirklich daran, eine Neuauflage zu starten.

      »Früher hätte ich das. Aber heute muß ich ganz klar sagen, daß ich mich freuen würde, wenn du dich um die Kinder kümmerst, aber mich schließt das nicht mehr mit ein. Wir beide sind geschieden, und dabei soll es auch bleiben.«

      Wenn sie sich nun doch täuschte? Wenn er jetzt lachen oder sagen würde, daß er an so etwas nicht im mindesten gedacht habe? Das wäre peinlich. Aber Julia stand zu ihren Worten und wartete gespannt auf seine Antwort.

      »Ich glaube, Nele hofft auf etwas anderes. Sollte sie jetzt nicht wichtiger sein? Sie glaubt sicher, daß wir wieder zusammenfinden werden. Und warum sollte es nicht so sein? Ich war ein Idiot, als ich nur meine Arbeit im Kopf hatte. Das habe ich schon lange begriffen. Ich habe erlebt, wie ein Kollege plötzlich von einer Minute zur anderen an einem Infarkt starb. Er hat das Leben auch immer auf morgen verschoben. Das soll mir nicht passieren. Du solltest also nicht vorschnell urteilen und uns eine Chance geben.«

      »Ich verstehe, was du meinst. Ich freue mich für dich, daß du jetzt klüger bist. Aber ich habe damit nichts zu tun. Wenn Nele einen falschen Eindruck hat, werde ich heute mit ihr reden.« Julia wunderte sich über ihre Festigkeit. Sie würde nicht erlauben, daß Nele sie zu etwas drängte, was sie ganz sicher nicht wollte. Bei aller Rücksicht auf sie.

      »Das ist bestimmt nicht der richtige Augenblick, um ihr die Hoffnung zu nehmen. Sei doch froh, daß sie sich so freut. Nach allem…«

      Ausgerechnet er nahm den Unfall zum Anlaß, um sie unter Druck zu setzen? Julia lag schon eine bissige Antwort auf der Zunge. Wäre er wirklich so geläutert, hätte er Nele nicht allein gelassen. Aber sie sprach es nicht aus.

      »Tut mir leid. Nein, Thomas. Ich komme nicht mit. Wirst du trotzdem fahren?«

      »Muß ich wohl. Ich habe es versprochen.«

      »Wenn du es nicht gern tust, solltest du es lassen. Die Kinder merken das.«

      »Ich tue es gern. Mach dir keine Gedanken um mich.«

      »Gut. Dann ist das also klar. Tut mir leid, daß ich dich enttäusche. Aber ich dachte, ich müßte das klarstellen.«

      »Natürlich.«

      Thomas war sauer. Julia kannte seinen Tonfall. Aber das war in Ordnung, falls er sich wirklich Hoffnungen gemacht hatte, dann mußte er jetzt enttäuscht sein.

      Puh, wie schwierig das alles war!

      Noch viel schlimmer würde es sein, Neles Hoffnungen zu zerstören. Aber gleich heute mußte Julia mit ihrer Tochter sprechen. Sie würde nicht kneifen.

      Nele saß im Bett, als Julia hereinkam. Wieder ein Fortschritt, der sie glücklich machte.

      »Wie geht es dir, Schatz?«

      »Gut. Ich hab nur noch Kopfschmerzen, aber ich bekomme etwas dagegen. Papa bringt mir heute Reiseprospekte mit. Er sagt, ich darf aussuchen, wohin wir fahren.«

      »Fein. Darüber wollte ich auch gerade mit dir sprechen.«

      »Wieso?«

      Sofort hörte Julia Mißtrauen

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