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mal mit dir reden…!«

      Einen Moment war es still am anderen Ende der Leitung, dann sagte Heidi: »Es geht um Steffi, oder? Du weißt was und willst es mir jetzt ganz vorsichtig beibringen.«

      »Schmarrn«, erwiderte Mizzi, »die Steffi ist okay, um die mußt du dir keine Sorgen machen.«

      »Um was geht’s denn?«

      »Frag besser um wen’s geht…!«

      »Also, um wen geht’s?«

      »Um mich.«

      »Um dich?« Heidis Stimme klang erstaunt.

      »Ja«, murmelte Mizzi, »es könnt’ sein, daß ich Blödsinn gemacht hab’ und ich weiß net so recht, wie ich’s anstell’, um da wieder herauszukommen.«

      »Du hast Blödsinn gemacht?« entgegnete Heidi. »Das kann ich mir gar net vorstellen.«

      »Es ist aber so…!«

      »Dann komm her«, sagte Heidi. »Es läßt sich immer alles aus der Welt schaffen. Wenn ich dir dabei helfen kann, dann tu’ ich es

      gern.«

      »Wann kann ich kommen?«

      »Wenn du willst, sofort.«

      »Dann bis gleich«, erwiderte Mizzi und legte den Hörer zurück auf die Gabel.

      Nicht viel später war sie da. Heute sah sie lange nicht so schick aus wie letztens, was Heidi sofort auffiel.

      »Was ist denn passiert?« fragte sie, wobei sie allerhand vermutete.

      Mizzi atmete tief durch. Sie zeigte mit einer Kopfbewegung zur Terrasse. »Ist da was frei, wo wir uns ungestört unterhalten könnten?«

      Heidi nickte. »Sicher. Ein Teil ist abgetrennt, da wären wir ganz ungestört.«

      »Dann laß uns da hingehen«, erwiderte Mizzi.

      »Ich hol’ uns was zu trinken«, sagte Heidi, »geh schon mal vor und nimm Platz. Es ist der Terrassenteil hinterm Haus, du mußt unter dem Rosenbogen hindurch.«

      Mizzi saß auf einem Stuhl und sah verträumt in die Bergwelt, als Heidi mit einem Tablett voller Getränke kam.

      »Was magst denn?« fragte

      sie. »Apfelschorle, Mineralwasser, Saft oder was?«

      »Apfelschorle, ist schon recht«, antwortete Mizzi.

      »Dann schieß mal los«, sagte Heidi, »über was wolltest denn unbedingt mit mir reden? Du hast gesagt, daß du Blödsinn gemacht hast. Wie denn?«

      Es dauerte eine Weile, bis Mizzi den Anfang fand. »Ich hab’ mich verliebt«, sagte sie dann.

      Heidi schenkte gerade Schorle aus. Mitten in der Bewegung hielt sie inne und starrte Mizzi an. »Du hast dich verliebt? Ist das alles?«

      Mizzi lachte kurz auf. »Wart es erst mal ab. Ich dummes Gör’ hab’ dann die erstbeste Gelegenheit abgepaßt, um dem Mann, in den ich mich verliebt hab’, vorweg eine Abfuhr zu erteilen.«

      »Wie kann man denn vorweg eine Abfuhr erteilen?«

      »Wenn man jemand klarmacht, daß er erst gar keinen Versuch der Annäherung unternehmen soll«, antwortete Mizzi.

      »Und das hast du getan?«

      Mizzi nickte.

      »Obwohl du in ihn verliebt warst?«

      »Da hab’ ich’s vielleicht noch net so richtig gewußt.«

      »Aber inzwischen weißt du es?« Heidi sah Mizzi zweifelnd an.

      Doch die nickte. »Ja, inzwischen weiß ich es.«

      »Und wer ist der Glückliche?«

      Mizzi nestelte an ihrer Tasche, nahm ein Papiertaschentuch heraus und putzte sich die Nase.

      »Das ist es ja grad’«, sagte sie. »Ich hab’ da allerhand Porzellan zerbrochen.«

      »Kenn’ ich ihn?« Heidi sah Mizzi fragend an.

      Die nickte. »Sicher kennst du ihn.«

      »Wer ist es…?«

      »Rainer Bald…!«

      »Wer?«

      »Rainer Bald«, antwortete Mizzi. »Er wohnt doch hier bei dir, hast du das schon vergessen?«

      »Bei allen guten Geistern«, murmelte Heidi.

      Mizzi spürte den besonderen Unterton in deren Stimme und sah sie aufmerksam an.

      »Wieso sagst du bei allen guten Geistern?« wollte sie dann wissen.

      »Rainer ist abgereist«, antwortete Heidi.

      Mizzi wurde kreidebleich. »Wie bitte…?«

      Heidi nickte. »Ja, vor zwei Stunden etwa ist er abgereist.«

      »Das darf nicht wahr sein.«

      Mizzi hatte die Augen geschlossen.

      »Das allein ist aber noch net das Ärgste…!«

      Mizzi bemühte sich krampfhaft, Haltung zu bewahren, was ihr schwer genug fiel.

      »Was ist denn außerdem noch?« fragte sie schließlich.

      »Er ist gefahren wie er gekommen ist«, antwortete Heidi.

      »Was heißt das…?«

      »Er ist mit Biggi abgereist«, antwortete Heidi. »Und wie es ausgesehen hat, haben sie sogar wieder miteinander geredet. Das haben sie bis gestern nicht getan…!«

      *

      Rainer Bald war auch in jener Nacht wieder aus Oberstdorf vom Café »Mozart« zu Fuß hinauf zum Bergerhof im Grottental gegangen. Ausgenüchtert kam er dort an, und noch in der Nacht beschloß er, am Morgen nach Hause zu fahren.

      Er tauchte sehr zeitig beim Frühstück auf, was er schon seit Tagen nicht mehr getan hatte und sagte zu Biggi, daß sie sich unterhalten müßten.

      Biggi hatte jede Aggressivität verloren, sie nickte, und als Rainer vorschlug, gemeinsam zurück nach Stuttgart zu fahren, da stimmte sie sofort zu.

      Eine Stunde nach dem schweigend zu Ende gebrachten Frühstück hatten sie alles abgewickelt, sich von Luise und Heidi verabschiedet, und fuhren los. Für Ulla und Rainer sowie für Josie ließen sie ein paar Zeilen zurück, und baten Heidi, ihren Mitgereisten zu erklären, daß sie der gegebenen Umstände wegen abgereist seien.

      Bis zur Autobahn verlief die Fahrt schweigend, dann begann Biggi zu weinen.

      »Ich hab’ alles falsch gemacht«, sagte sie, »aus einer Laune heraus hab’ ich unsere Beziehung aufs Spiel gesetzt. Ich hab’ mich nachher aber nicht mal schlecht gefühlt. Erst das Wissen darüber hat mir dann ein schlechtes Gewissen beschert und mich aggressiv sein lassen.«

      Rainer schwieg dazu.

      »Was hat dich denn darauf gebracht, daß ich… daß ich eine Affäre hatte?« Biggi sah Rainer fragend an.

      »Wenn wir zusammen schliefen, hast du es plötzlich nur noch mit Kondom getan«, antwortete Rainer.

      Biggi schloß für einen Moment die Augen. »Das war’s also…!«

      Rainer zuckte mit den Schultern. »Was soll’s. Es ist mühsam, heute darüber zu reden. Vielleicht ist es gut, daß alles so gekommen ist.«

      »Wie meinst du das?«

      »Nun«, antwortete Rainer, »wir hätten noch jahrelang so weitergemacht und wären nicht auf die Idee gekommen, daß bei uns nichts mehr stimmt.«

      »Meinst du das im Ernst…?«

      Rainer nickte. »Total im Ernst.«

      »Und du bist mir nicht mehr böse…?«

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