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Heimat-Heidi Staffel 4 – Heimatroman. Stefanie Valentin
Читать онлайн.Название Heimat-Heidi Staffel 4 – Heimatroman
Год выпуска 0
isbn 9783740980597
Автор произведения Stefanie Valentin
Жанр Языкознание
Серия Heimat-Heidi
Издательство Bookwire
Rainer winkte ab. »Die Geschichte mit ihr und Uwe hat wie ein Katalysator gewirkt, absolut reinigend. Im Endeffekt bin ich froh, daß alles zu Ende ist. Biggi und ich, das hat vorne und hinten nicht gepaßt.«
Mizzi sah Rainer unentwegt an. Sie hätte am liebsten seine Hand genommen, aber sie traute sich nicht.
Rainer hatte seinen Whisky inzwischen ausgetrunken. Er grinste Mizzi an und fragte, ob sie auch einen wolle?
Das hübsche Mädchen schüttelte den Kopf. Sie sah Rainer hinterher, wie er zu Adrian an die Theke ging und kurz darauf mit einem doppelten Whisky zurückkam.
»Hast du dich wirklich vor mir gefürchtet?« fragte er, wobei ein gequältes Lächeln seine Mundwinkel umspielte. »Ich meine, du mußt dich gefürchtet haben, sonst hättest ja nicht solchen Wert darauf gelegt, schon im Vorfeld gegen was vorzugehen, was noch gar nicht stattgefunden hatte. So was tut man nur, wenn man vor dem Gegenüber richtig Schiß hat, wenn du verstehst, was ich meine…!«
Mizzi hatte plötzlich Tränen in den Augen, die Rainer jedoch nicht sah. Der Whisky hatte sein Denken und Fühlen derart benebelt, daß er nicht mitbekam, wie Mizzi sich verlegen eine Träne aus den Augenwinkeln wischte.
»Bei Frauen hab’ ich einfach kein Glück«, redete Rainer drauflos, »entweder gerat’ ich an die falschen oder sie mögen mich nicht. Das ist zwar schad’, aber nicht zu ändern.«
Mizzi wäre am liebsten gegangen, sie konnte nicht mit ansehen, wie Rainer sich betrank, um sich seine Situation nicht vergegenwärtigen zu müssen. Mizzi war sich auch sicher, daß sie recht gehabt hatte mit ihrer Vermutung, daß Rainer jemand suchte, weil er ein emotionales Vakuum auszufüllen hatte.
Doch Mizzi ging nicht. Sie hörte zu, wie Rainer vor sich hin plapperte, sah, daß er sich einen Whisky nach dem anderen holte und wie er schließlich betrunken dasaß und einschlief.
Mizzi konnte nur mit Mühe ihre Tränen zurückhalten, aber wenn jemand sie gefragt hätte, warum sie weine, sie hätte keine Antwort geben können.
Sie ging zu Adrian und sagte, was mit Rainer sei, wollte ihn mit zurück zum Bergerhof nehmen.
»Kennst du ihn?« fragte der Betreiber des »Mozart«.
Mizzi nickte.
»Er trinkt jetzt seit drei Tagen«, sagte Adrian. »Irgendwann steht er dann auf und geht.«
»Was heißt, er geht…?« fragte Mizzi. »Er wohnt im Bergerhof, und bis dahin sind’s…!«
»… zu Fuß gut zwei Stunden für ihn«, erwiderte Adrian, »ich weiß.«
»Du meinst, er geht jede Nacht zu Fuß von da weg zum Bergerhof…?« Mizzi konnte es nicht glauben.
Doch Adrian nickte. »Ja, das tut er.«
»Warum tut er das?« wollte
Mizzi wissen.
»Er hat eine Enttäuschung erlebt«, antwortete Adrian.
Mizzi nickte. »Ich weiß, seine Freundin hat…!«
Adrian schüttelte den Kopf. »Das belastet ihn nicht. Ein Madel hier hat ihn ziemlich rüde behandelt.«
Mizzi spürte, wie ihr Herz heftiger zu schlagen begann. »Hat er das gesagt?«
Adrian nickte. »Ja, er war in ähnlichem Zustand wie jetzt. Er erzählt nichts, nur kurz bevor er einschläft. Dann schläft er eine Stunde und dann…!«
»… dann geht er zu Fuß den Berg hinauf zum Bergerhof«, murmelte Mizzi.
Adrian nickte. »So ist es…!«
*
»Ist das auch Hanna?« Josie zeigte auf ein mit wenigen Strichen skizziertes Mädchenportrait und sah dann Sebastian an.
Der nickte.
»Und wer ist Hanna?« fragte Josie daraufhin.
Die beiden waren seit Tagen unzertrennlich, das heißt zum Schlafen und Frühstücken war Josie nach wie vor im Bergerhof, aber dann erschien Sebastian und holte sie ab. Aus dem Umstand, daß sie sich ineinander verliebt hatten, machten beide kein Geheimnis, und Sebastians Mutter freute sich darüber, denn sie kam mit Josie bestens klar.
Josie sah Sebastian fragend an, noch immer hatte er keine Antwort auf ihre Frage, wer Hanna sei, gegeben.
Plötzlich wußte Josie, daß Hanna in Sebastians Leben eine große Rolle spielte oder gespielt hatte. Zuerst wollte sie ihre Frage wiederholen, doch dann sagte sie sich, daß Hanna nicht ihr, sondern Sebastians Problem sei, deshalb wechselte sie das Thema.
»Ich hab’ mit meinem Bruder gesprochen«, sagte sie. »Stell dir vor, er erinnert sich an dich.«
Sebastian brauchte einen Moment, um den Gedankenwechsel nachzuvollziehen.
»Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte er.
»Doch«, erwiderte Josie, »er hat gesagt, du hättest ihm vor allem Gesichter vorgelegt. Alles Gesichter ein- und desselben Mädchens.« Daß sie das Thema im Endeffekt doch nicht gewechselt hatte, fiel ihr erst jetzt auf.
Es dauerte eine Weile, bis Sebastian antwortete.
»Das stimmt«, sagte er dann. »Mir ist es damals nicht aufgefallen. Eigentlich bis heute nicht, bis du es eben gesagt hast. Komisch…!«
Josie spürte plötzlich, daß sie jetzt nachfragen mußte.
»Was war denn mit Hanna?« fragte sie. »Das Mädchen auf den Skizzen war doch Hanna, oder?«
Sebastian nickte. »Ja, das Mädchen war Hanna. Ich hab’ sie gekannt seit dem Kindergarten. Wir sind quasi zusammen groß geworden.«
Josie sah den jungen Maler mit großen Augen an, sie meinte zu spüren, wie seine Gedanken bei Hanna waren, und sie fühlte so was wie Eifersucht.
»Hanna war zwanzig, als sie starb«, fuhr Sebastian fort. »In meinen Augen war sie das hübscheste Mädchen, dem ich je begegnet bin. Bis sie Krebs bekam. Binnen drei Monaten gab es sie nicht mehr. Ich… ich war monatelang im Denken und Handeln völlig gelähmt. Ich meinte, nicht mehr atmen zu können.«
»Hast… hast du sie geliebt?« fragte Josie, ihre Stimme klang sehr leise.
Sebastian überlegte lange. »Vor zwei Wochen noch hätte ich gesagt, daß Hanna die Liebe meines Lebens war.«
»Heute nicht mehr…?« Josies Herz schlug plötzlich heftiger als sonst.
Sebastian schüttelte den Kopf. »Heute weiß ich, daß ich einer Erinnerung nachgehangen bin, ich habe die Erinnerung an Hanna geliebt, nicht sie. Als sie krank wurde, da… da hab’ ich gar nicht gewußt, was Liebe ist. Ich war auf Hanna fixiert. Plötzlich stand fest, daß sie nimmer lang zu leben hatte.«
Josie sagte lange gar nichts, dann ging sie zu Sebastian, nahm seine Hand und zog ihn an sich. Eine ganze Weile standen sie eng umschlungen beisammen, dann legte sie eine Hand unter seinen Kopf und zog ihn zu sich herunter.
»Ich würd’ dir gern was sagen«, flüsterte sie in sein Ohr.
»Was denn…?«
»Ein bissel fürcht’ ich mich«, hauchte Josie.
»Warum?«
»Weil’s vielleicht ein bissel kühn ist.«
»Kühn zu sein, ist meist was Gescheites.« Sebastian hatte plötzlich einen trockenen Mund.
»Ich würd’ dir gern sagen, daß ich dich lieb hab’«, murmelte Josie, »irgendwie hab’ ich’s gewußt, als ich dich zum ersten Mal gesehen hab’.«
*
»Heidi…?«
»Ja?«
»Mizzi