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ja«, erwiderte Mizzi, »wenn du mal ihre Position überdenkst, dann kann man auch

      Verständnis aufbringen. Wichtig ist, daß ihr miteinander redet und versucht, euch zu verstehen.«

      Steffi lachte kurz auf. »Das endet immer damit, daß ich verstehen muß, was die Mutti und die Großmutter wollen. Mich verstehen s’ aber nicht.«

      »Jetzt laß uns nimmer über ungelegte Eier reden«, schlug Mizzi vor, »laß uns lieber losziehen.«

      »Wo wollen wir denn hin…?«

      »Ins Café ›Mozart‹?«

      Steffi nickte. »In Ordnung. Hier in der Nähe ist sonst eh nix. Da ist das ›Mozart‹ schon ganz okay.«

      »Was würdest du denn vorziehen?«

      Steffi zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, jedenfalls würd’ ich gern mal wohin gehen, wo ich noch nicht war.«

      »Besuch mich doch mal in Mittenwald«, schlug Mizzi vor. »Mittenwald ist echt schön, nach

      Garmisch ist’s nur ein Katzensprung und auch sonst ist es nett da.«

      »Echt?« Steffi war sofort Feuer und Flamme. »Das wär’ ja super. Also ich würd’ glatt kommen.«

      »Und ich würd’ mich riesig freuen«, antwortete Mizzi. »Wenn du magst, dann kannst sogar ein bissel bei uns helfen.«

      »Helfen…?« Steffi wußte

      nicht, wie Mizzi das gemeint hatte.

      »Na, ein bissel zur Hand gehen halt«, erklärte diese. »Wir haben hunderte von Anfragen.«

      »Anfragen? Wie soll ich das verstehen?«

      »Na ja«, antwortete Mizzi, »viele wollen halt bei dem berühmten Clemens Haubner lernen. Und zwar nicht nur Kochen, sondern auch Service oder was weiß ich. Die Namen Clemens Haubner und ›Werdenfelser Stuben‹ gelten halt was in der Gesellschaft.«

      »Ist das wirklich so?« Steffi sah Mizzi ungläubig an.

      Die nickte. »Ja, es ist so. Was meinst du, wer bei uns alles verkehrt? Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Film und Fernsehen. Du hast keine Ahnung, was die Leute alles anstellen, um einen Tisch bei uns zu bekommen. Da hörst du manchmal die bekanntesten Showstars jammern wie die Esel.«

      »Das kann ich mir gar nicht vorstellen…!«

      »Oje.« Mizzi lachte. »Ich könnt’ dir da Dinge ausplaudern.«

      »Erzähl mal…!« Steffi sah sie neugierig an.

      Mizzi schüttelte den Kopf. »Von wegen. Eines ist in der Gastronomie ganz wichtig. Man muß verschwiegen sein. Über einen Gast plaudern heißt, ihn nicht ernst zu nehmen. Das machst du zwei oder drei mal, dann kommen keine guten Gäste mehr. Höchstens solche, die möchten, daß man über sie redet. Dann provozieren s’ irgendwas und hoffen, daß du wieder mal gesprächig bist.«

      Steffi nickte. »Das versteh’ ich schon. Wer bei euch verkehrt, das sagst auch nicht?«

      Mizzi verzog ein wenig das Gesicht, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, auch das bleibt ein Geheimnis.«

      Steffi lächelte. »Ich hätt’ nicht gedacht, daß du so konsequent bist.«

      »Anders geht’s nicht«, erwiderte Mizzi. Dann sah sie auf die Uhr. »Und jetzt laß uns fahren.«

      Reichlich zwanzig Minuten später betraten sie das Café in der Oberstdorfer Innenstadt.

      »Viel los ist nicht heut’ abend, oder?« Mizzi sah Adrian fragend an.

      Der schüttelte den Kopf. »Momentan nicht, aber in einer Stunde kann es schon ganz anders aussehen.«

      »Das ist wahr«, erwiderte Mizzi. »Ist wer da, den wir kennen?«

      Adrian dachte kurz nach, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, nicht, daß ich wüßt’.«

      »Komm«, sagte Mizzi daraufhin zu Steffi, »laß uns irgendwo Platz nehmen. Bis wer kommt, den wir kennen, haben wir genug Gesprächsstoff.«

      Die beiden waren keine fünf Schritte gegangen, da sah Steffi Rainer Bald an einem Tisch sitzen. Er hatte das Kinn aufgestützt und sah gedankenverloren aus dem Fenster.

      »Du«, sagte sie zu Mizzi, die bereits einen Tisch im Visier hatte, »da vorn sitzt wer, den ich kenn’. Er macht im Moment im Bergerhof Urlaub. Der ist nett. Voriges Jahr konnt’ man gut mit ihm quatschen, dieses Jahr ist er irgendwie nicht auf der Höhe.«

      Mizzi blieb abrupt stehen, als sie Rainer erkannte. Doch ein Zurückweichen gab es nicht, weil er sie im gleichen Moment sah.

      »Sollen wir uns zu ihm setzen?« fragte Steffi, die keine Ahnung hatte, daß Mizzi und Rainer sich kannten.

      »Hallo«, grüßte der, als die beiden Mädchen an seinem Tisch waren.

      »Hallo…!« Steffi lächelte ihn freundlich an. »Das ist Mizzi, hast du was dagegen, wenn wir uns ein wenig zu dir setzen?«

      Rainer schüttelte den Kopf, sein Blick war auf Mizzi fixiert. Er stand kurz auf und setzte sich erst wieder, als die beiden Mädchen Platz genommen hatten.

      »Mizzi ist in einem der Nachbartäler zu Hause«, begann Steffi zu erklären, »sie arbeitet aber in den ›Werdenfelser Stuben‹ in Mittenwald und…!«

      »Rainer und ich kennen uns«, unterbrach Mizzi das junge Mädchen. »Rainer war schon bei uns und… und er hat mir einiges am PC geholfen.«

      »Aha…!« Steffi sah beide einen Moment an, dann stand sie auf. »Wenn ihr euch kennt, kann ich euch ja alleine lassen. Eben sind zwei Schulfreunde gekommen, ich geh’ mal zu ihnen. Okay?«

      Mizzi nickte. »Geh nur…!«

      Dann saßen die beiden alleine am Tisch und vermieden einmal, sich anzusehen und zweitens redeten beide kein Wort.

      Bis Mizzi sich räusperte.

      »Ich möcht’ mich bei Ihnen entschuldigen«, sagte sie. »Was ich letztens gesagt hab’, das war ziemlich dumm und…!«

      »Wieso?« Rainer schüttelte den Kopf. »Wieso war es dumm, wenn stimmte, was Sie gesagt haben? Sie haben sich Unannehmlichkeiten erspart, und das ist schließlich völlig legitim.«

      Mizzi sah Rainer an, der ihrem Blick immer noch auswich.

      »Es war trotzdem nicht richtig«, erwiderte sie, »ich hab’ dich nämlich verletzt. Und das wäre nicht nötig gewesen.«

      Ganz unbewußt hatte sie ihn zum ersten Mal geduzt.

      Rainer lachte kurz auf. »Das macht mir nichts aus. Offenbar ist es in, mich zu verletzen. Ich halt’ schon allerhand aus. Was macht das, was Sie gesagt haben, wenn ich weiß, daß mein bester Freund mit meiner Partnerin geschlafen hat? Da ist es doch quasi eine Erholung, wenn ich nicht mit mehr belastet werd’.«

      »Das… das mit Ihrem Freund und Ihrer… also das hab’ ich nicht gewußt…!« Mizzi war zum Sie zurückgekehrt.

      »Soll ich Ihnen was zu trinken mitbringen?« Rainer hatte sein Glas ausgetrunken und wollte zur Theke, um sich bei Adrian neu einschenken zu lassen.

      Mizzi schüttelte den Kopf. Sie war völlig durcheinander, wußte nicht, was sie tun und sagen sollte.

      Rainer verschwand und blieb einen Moment an der Theke stehen, als er zurückkam, brachte er sich ein Glas Whisky mit; bis dahin hatte er Wein getrunken.

      »Was halten S’ denn davon«, hörte Mizzi sich sagen, »wenn wir beide so tun, als würden wir uns jetzt grad’ kennengelernt haben?«

      Rainer zuckte mit den Schultern. »Wozu soll das gut sein?«

      »Wir könnten ganz unbefangen miteinander sein…!«

      Rainer trank einen Schluck, dann lachte er. »Unbefangen bin

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